"man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal"
Diesen Spruch höre ich oft, wenn ich mich mit (meist unkundigen) Leuten über Pilze unterhalte.
Und ich muss sagen, der Spruch nervt mich gewaltig. Auch hier im Forum sehe ich ihn.
Zum Glück steht Charlie für Meinungsfreiheit und Toleranz und wird mir meinen Unmut hoffentlich nicht übelnehmen.
Ich bin auch gerne bereit, andere Meinungen dazu zu hören.
Hier mal meine:
1. Alle Pilze kann man nur ein einziges Mal essen - dann sind sie ja gegessen.
Wobei, angesichts der Unverdaulichkeit es theoretisch möglich wäre, denselben Pilz auch mehrmals zu essen.
Ich glaube Walter Pätzold hat diese Möglichkeit mal beim klebrigen Hörnling erwähnt.
Aber wer möchte das schon?
2. Ich bezweifle bei vielen Pilzen ernsthaft, dass man die auch nur ein einziges Mal essen kann.
Eine reife Stinkmorchel oder einen Tintenfischpilz brächte ich wahrscheinlich nicht hinunter.
Und um Porlinge, Kohlenbeeren und ähnliche Leckereien zu essen, müssten die schon sehr weich- und der Esser sehr hartgesotten sein.
3. gemeint sind nun ja aber tödlich giftiger Pilze.
Diese haben aber eine mehr oder weniger lange Latenzzeit, d. h. die Zeit zwischen Mahlzeit und den ersten Symtomen. Und bis zum Ableben vergeht nochmals mehr oder weniger viel Zeit. So vermute ich, dass man Spitzgebuckelte oder Orangefuchsige Rauköpfe und wahrscheinlich sogar Knollenblätterpilze theoretisch mehrmals essen könnte.
Ganz sicher kann man Kremplinge, Grünlinge, Frühjahrslorcheln und ähnliche öfter essen. Aber wie oft?
4. Die Essbarkeit ist auch eine Frage der richtigen Zubereitung und der persönlichen Konstitution.
Um noch einmal W. Pätzold zu zitieren: "je weiter man nach Osten kommt und je älter die Pilzbücher, desto mehr Pilze sind essbar." Und: "früher war man noch härter im Nehmen".
Und zum Schuß die einzige absolut zuverläsige Möglichkeit, wie mal feststellen kann, ob ein Pilz giftig ist:
Essen! Führt das dann zu Gesundheitsstörungen, war er giftig. Stirbt man daran, war er tödlich giftig.
Da das Ergebnis dieses Tests mitunter sehr lange auf sich warten lässt und die Nebenwirkungen meist nicht erwünscht sind, rate ich von dieser Testmethode jedoch dringend ab! (Tierversuche sind noch verwerflicher und zudem unzuverlässig)
Also: man kann viele Pilze essen, aber wenn man dies tatsächlich ohne unangenehme Nebenwirkungen tun möchte sollte man keine dummen Sprücke klopfen, sondern sich damit befassen.
Ich bilde mir ein, viel (und einen mir eigenen) Humor zu haben. Den Spruch oben finde ich einfach nicht lustig.
Das musste ich mal loswerden.
So, jetzt könnt ihr auf mich los gehen.
pilzige Grüße
Alis
PS: kann man den essen?
Der Blechhütige Sektflaschenkorkling. (Bestimmung unsicher, nicht mikroskopiert)
Gefunden weit jenseits seines eigentlichen Habitats.