Leucoagaricus aus Blumentopf

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.773 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Florian1986.

  • Hallo zusammen,


    letzte Woche hat mir eine Kollegin einen Pilz mitgebracht, der bei ihr in einem Blumentopf gewachsen ist. Gattungsmäßig bin ich bei Leucoagaricus gelandet. Haut das hin und hat vll. jemand eine Idee zur Art? Wenn ich Bilder aus dem Netz vergleiche, dann scheint mir Leucoagaricus  leucothites vom Habitus ganz gut zu passen.



    Nun zu den Angaben:



    Beschreibung Hut:
    - Durchmesser: 7cm
    - Farbe: Weiß mit blaß-braunen Schüppchen
    - sonstige Auffälligkeiten: Huthaut gut abziehbar, fast bis zur Hutmitte


    Beschreibung Fruchtschicht:
    - Lamellenfarbe: Weiß
    - Lamellenanwuchs am Stiel: Würde ich als angeheftet beschreiben
    - sonstiges Auffälligkeiten: Sehr dichstehend mit Zwischenlamellen, unter der Lupe nicht glatt, sondern leicht gezähnelt


    Beschreibung Stiel:
    - Länge: 9 cm, Dicke: 1 cm
    - Beschaffenheit der Oberfläche: Glatt
    - Konsistenz: Fest
    - Beschreibung von eventuell vorhandenem Ring: einfach, häutig herabhängend
    - Stielbasis: Schiefknollig/keulig
    - sonstiges: Innen im unteren Bereich teils hohl, bei Verletzung (Druck) unterhalb des Rings gelb-braun verfärbend.


    Beschreibung Geruch: (langsam riechen, Zeit lassen!):
    angenehm, "typischer Pilzgeruch" wie bei Zuchtchampignons


    Beschreibung Geschmack:
    Nicht probiert


    Beschreibung Färbeverhalten:
    s. Beschreibung des Stiels. Keine oder nur sehr langsame Reaktion der Huthaut.


    Beschreibung Ökologie und Fundumstände:
    Im Blumentopf gewachsen ("Begleitpflanzen" kann ich erfragen).


    Hier zu den Bildern (Leider nicht optimal, da ich nur ein Handy zur Hand hatte):





    Vielen Dank und viele Grüße,
    Florian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Florian,


    ja das mit den weißen ""Leucoagaricussen" ist schon so eine Geschichte. L. leucothites s.l. passt auf alle Fälle; aber ob und wie die Arten getrennt werden, ist noch unsicher.


    Pablo z.B. synonymisiert den Komplex meines Wissens (und das vollkommen zurecht).


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Was Stefan schreibt, ist nicht ganz richtig. Ich selbst synonymisiere gar nichts, ich gucke mich nur um, welche Autoren was synonymisieren und folge dann denen oder auch nicht. Je nach dem, wie sich ein Fund einordnen lässt. ;)
    Das Non Plus Ultra momentan bei den Egerlingsschirmlingen sind die Forschungsarbeiten von Else Vellinga. Da diese im Gröger Band 2 stark berücksichtigt werden, bestimme ich Egerlingsschirmlinge eben nach Gröger (weil mir die Veröffentlichungen von Vellinga selbst zu dem Thema nicht zugänglich sind).


    Das Problem bei der Sache: Ohne Mikromerkmale (Huthaut, Sporen, Cheilos) wird's schwierig. Aber nicht unbedingt unmöglich.


    Was mich bei diesem Fund irritiert, sind die Flecken am Stiel unterhalb des Ringes.
    Findet da eine verfärbung nach Berührung statt? Wenn ja ist es für die Bestimmug absolut wesentlich.
    Und zwar Folgendermaßen:
    - kein Gilben, kein Röten, nur Bräunen oder garkeine verfärbung
    - nur gilbend und dann bränend
    - Rotfärbung in irgendeiner Weise auch mit dabei.


    Je nach dem kommt man zu einem anderen Ergebnis.
    Leucoagaricus leucothites sollte eine Art sein, die maximal leicht bräunt, niemals gelb und / oder rot verfärbt.
    Eine gilbende Art (ansonsten makroskopisch +/- identisch zu L. leucothites) wäre L. holosericeus. Diese wird aber bei Gröger zu L. leucothites gestellt, was bedeuten würde, daß der eben auch gilben darf. ich kann nciht sagen, was da nun Gültigkeit hat.


    Die beschriebenen "Hutschuppen" kann ich hier nicht erkennen.
    Wenn da tatsächlich etwas schuppig ist, dann sollten sowohl : leucothites als auch L. holosericeus ausscheiden.
    Das führt eher zu leucoagaricus subcretaceus. Also zu em, was sich breitenbach und Kränzlin in Pilze der Schweiz darunter vorstellen. Bei Gröger wäre das Leucoagaricus carneifolius (bei anderen Autoren wäre L. carneifolius wieder was anderes und mit L. leucothites zu synonymisieren) und im Sinne weiterer Autoren auch Leucoagaricus cinerascens (was eigentlich eine südeuropäische Art mit anderen Zystiden ist).


    Ist nicht ganz einfach aufzudröseln.



    LG, Pablo.


  • Hallo Stefan, Hallo Pablo,


    ich sehe schon, das ist schwierig :) . Die Verfärbung nach Berührung hatte ich ja oben beschrieben, ob man das Anfangsstadium nun als gelb oder feinstes hellbraun bezeichnen kann, das weiß ich nicht. Gilben im Sinne einiger Agaricus-Arten ist es auf jeden Fall nicht :thumbup: .


    Zu den Hutschuppen: Die sind leider wirklich nicht gut zu sehen. Auch "live" sind sie nur ganz fein, vll. am besten mit "flockig-rissig-abgesetzt" zu beschreiben. Der Begriff "schuppig" ist wahrscheinlich dafür zu stark. Falls da noch mal ein Exemplar nachkommt kann ich gerne nochmal versuchen, das besser festzuhalten. Wenn ich es mit Bildern im Netz vergleiche, dann passt das ganz gut zu dem Exemplar, das hier rechts im Bild gezeigt ist: HIER .


    Vielen Dank und viele Grüße,
    Florian

  • Hallo Florian,


    bei den weißen Leucoagaricüssen ist der Weisheit letzter Schluss wohl noch nicht erreicht. Rein von der Optik hätte ich allerdings nichts gegen L. leucothites.
    Hast Du ein Exsikkat? Wenn Du willst kann ich mir das mal angucken, wenn Du mir das Teil vorbei bringst. Ich sitze im Phil 1 (Du findest mich Uni-Telefonverzeichnis)...


    Beste Grüße
    Harald

  • Hallo Harald,


    meine Kollegin war leider etwas vorschnell mit dem Entsorgen (warum wird man eigentlich schräg angeschaut, wenn man den Mülleimer im Büro durchsucht? Die Erklärung "ich suche nach Pilzen" hilft da übrigens auch nicht viel weiter :D ). Falls nochmal etwas nachkommt melde ich mich :) .


    Viele Grüße,
    Florian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Florian!


    So wie du die Verfärbung beschreibst, glaube ich auch an L. leucothites.
    Wenn man eine Verfärbung zur Trennung heranziehen will, dann sollte diese schon deutlich sein; muss nicht so stark auftreten, wie bei manchen Anischampis, aber eben doch erkennbar und +/- unmittelbar auftreten.
    Bei der Huthaut kann man auch argumentieren, daß Witterungseinflüsse schon mal die Sache etwas aufrauhen, dann könnte das auch passen.
    Aber wenn mal wieder ein Exemplar kommt, ist es in jedem Fall gut, den an Harald weiterzugeben. Da ist er in guten Händen. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Mittlerweile habe ich ein Exemplar von Florian bekommen. Was interessant ist, ist die Verfärbung nach Berührung, die aber allenfalls phantasievolle Anflüge von gelb hat und eigentlich mehr braun ist. Die Mikroskopie kann man im Wesentlichen außer Acht lassen, weil die bei den infrage kommenden Arten so gut wie identisch sind, mit einer weiten Spanne z.B. bei den Sporenmaßen, wenn man verschiedene Literatur zu Rate zieht.
    Einfach wird die Sache, wenn man mit GRÖGER oder der FUNGA NORDICA bestimmt, dann wirds Leucoagaricus leucothites. Wenn ich den LUDWIG zur Hand nehme, tendiere ich eher zu L. holosericeus, wegen der Verfärbung und des recht stattlichen Wuchses. Diese Art wird aber gängigerweise (so auch bei GRÖGER und FN) als Synonym zu leucothites gehandelt.
    L. carneifolius sieht etwas anders aus und den schließe ich deswegen aus. Die Art kenne ich aus eigener Erfahrung und habe sie im TINTLING 92 vorgestellt.


    Beste Grüße
    Harald