Antrodia #2

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Hier nun also der zweite Antro - Pilz.
    Gefunden am 25.04 in der Viernheimer Heide, nördliche Oberrheinebene, an einem kleinen Kiefernstumpf in einer schattigen Kiefernschonung bei einer Wildschweinmulde. Dort hält sich lokal etwas Feuchtigkeit, ansonsten ist das Gelände mit sandigem ziemlich trocken.
    Die Fruchtkörper sind auch in dem verwitterten Zustand rein weiß, gilben und bräunen nicht, sind nur etwas von Algen bewachsen.
    Der Pilz ist vergleichsweise leicht und weich. Ich würde es nicht wattig nennen, aber er ist bis zu einem gewissen Grad zusammendrückbar und kommt anschließend langsam wieder in die ursprüngliche Gestalt zurück.
    Am Stamm des Bäumchens sitzt ein bis 2mm dickes, gut ausgebildetes "Subikulum", das noch etwas weicher ist als die darauf angeordneten Strukturen.
    Diese Unterlage ist vom Substrat gut ablösbar.
    Hütchen sind gut ausgebildet, dazwischen aber mit ausgeprägten, am Substrat herablaufenden Anteilen.
    Poren recht weit (~1-3/mm), geschlitzt, unregelmäßig langgezogen.
    Sieht in etwa so aus wie meine bisherigen "typischen" Funde von Antrodia albida, ist aber etwas weicher und etwas feinporiger.


    Ich hatte erst nicht erwartet, an so einer verwitterten Gestalt noch etwas aussagekräftiges zu finden, aber Basidien sind da und Sporen ebenfalls, wenn auch recht spärlich.
    Die Sporen messen ~7-9,5 µm und sind zumeist allantoid gebogen. Das allerdings ist in der Zeichnung unten etwas zu überzeichnet, ein wenig schwächer ist die Krümmung eigentlich.
    Zystiden oder Zystidiolen finden sich keine, an den Porenmündungen dünnwandige Hyphidien.
    Röhrentrama mit reichlich sehr dickwandigen Skeletthyphen; einige dickwandige Hyphen würde ich eher "sekeletoide Hyphen" nennen, da diese mit dünnwandigen Hyphen (mit Schnallen) verbunden sind.
    Reaktionen mit Melzer nirgendwo beobachtet.
    Skeletthyphen in KOH unverändert.


    Ein paar Bilder:






    Immerhin bei der Gattung bin ich mir einigermaßen sicher, aber dann?
    Möglicherweise ist der Pilz für eine schlüssige Beurteilung auch einfach zu alt.
    Am ehesten lande ich bei Antrodia ramentacea, aber da will weder die Optik noch die gebogene Form der Sporen zu passen.
    Antrodia heteromorpha sollte ja auch geradere Sporen haben und dürfte ökologisch als montane Species auch nicht passen?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Wolfgang S. alias PiWo (in seinen Forenzeiten) hat mir gemailt.
    Er meint, vielleicht wäre Diplomitoporus flavescens eine gute Möglichkeit.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    • Offizieller Beitrag

    Hallo und Dankeschön an Ingo und Wolfgang!


    Das ist mal eine ziemlich gute Idee. Endlich ein Pilz, bei dem die Sporenform passt.
    Nur zu groß wären die Sporen nun. Ich grüble gerade nach, ob es mit dem Medium zu tun haben kann, aber selbst wenn die in KOH3% etwas aufquellen, macht das wohl kaum 2 µm aus? Jedenfalls hätte ich das noch nie bei einem Pilz so erlebt.
    Was daneben fehlt ist jeder Anflug von ockergelben Verfärbungen der Poren und Oberflächen.
    Inwieweit diese Färbung fehlen darf, mag ich nicht beurteilen.
    Nach zB >dieser Beschreibung< stellt sich mir auch die Frage mit den Skeletthyphen im Subikulum.
    Wenn ich das mit

    Zitat


    skeletal hyphae only common in the trams


    - wobei ich für "trams" lieber "trama" annehme, der Pilz kommt ja nicht nur in Straßenbahnen vor -
    richtig verstehe, dann ist Trama wie neulich diskutiert bei Porlingen im Sinne von Ryvarden nur die Röhrentrama, im Subikulum müssten dann Skeletthyphen "not common" (= nicht gemein / häufig) sein?
    Hier sind sie reichlich vorhanden:


    Und auch hier mag ich fast lieber von Skeletoiden Hyphen sprechen, da die septiert sind; die Septen mit dickwandigen Schnallen, teils als Doppelschnallen ausgebildet, manchmal auch hier wieder dünnwandige an einer Septe aprupt in dickwandige übergehend.
    Lang durchlaufende, unseptierte Skeletthyphen sind aber daneben auch zu sehen. Ebenfalls reichlich vorhanden.
    Ob das irgendwie auch ein Merkmal ein kann, weiß ich nicht. Habe ich nur bislang noch nirgendwo gesehen, aber ich habe bislang ja auch kaum Arten untersucht.


    Fazit: ich muss nochmal hin.
    Um neues Material zu holen (finde gerade keine Sporen zum nachmessen mehr in den Überresten) und um mal den Baumstumpf aufzupulen (Weißfäule vs. Braunfäule).


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    die Kombination an Merkmalen, die du angibst, paßt irgendwie nicht. Deshalb meine Fragen:
    Ist die Hutoberfläche striegelig?
    Ist es wirklich Pinus? Die Rinde erinnert auch an Weide!?


    Rein weiße D. flavescens kenne ich nicht, Striegelige auch nicht.


    Die Hyphen in deinen beiden letzten Bildern haben Schnallen und sind trotz Dickwandigkeit natürlich generative Hyphen.


    Makroskopisch erinnert mich dein Porling an Coriolopsis trogii oder Trametes cervina, die auch rein weiß vorkommen kann.


    LG
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Ich sehe schon, der wird immer schwieriger. Gut, dann muss ich eben noch genauer untersuchen. ;)
    Kiefer als Substrat ist sicher, Weiden (Salweide) wachsen auch in der Gegend, die Stümpfe sehen auch ähnlich aus, aber dieser hier war mir an Ort und Stelle schon eindeutig erkennbar. Im Winter saß am selben Stumpf auch Phlebiopsis gigantea.


    Coriolopsis trogii meine ich zu kennen, die ist hier in der Gegend auch ziemlich häufig. Aber eben auch nie so reinweiß, vor allem nicht in der Trama. Auch die Konsistenz ist etwas anders, das Fleisch auch getrocknet irgendwie schwerer.
    Trametes cervina: Vorstellbar. Davon hatte ich nur zwei unzureiuchend untersuchte Funde (also T. cf cervina) im letzten Jahr.
    Aber würden denn dazu die Sporen passen?


    Die Oberseiten der Hütchen sind allerdings striegelig:

    Das hatte ich gar nicht stark berücksichtigt, weil die Fruchtkörper ja insgesamt schon ziemlich verwittert sind.


    Was ich noch nachreichen kann, wäre ein Querschnitt und Reaktion des Kontext auf KOH20%:


    Die Hyphen muss ich mir nochmal angucken. Ich glaube, da sind zwei Typen an dickwandigen Hyphen: Einmal die septierten mit Schnallen (also generativ) und dann aber auch unseptierte, die etwas knorriger und etwas schmaler sind.
    Die werde ich nochmal suchen.
    Könnte das denn wichtig sein?
    Gibt es viele Gattungen, in denen solche dickwandigen, generativen Hyphen mit Schnallen vorkommen?
    Aus aktuellem Anlass fällt mir nur Spongipellis ein (hat ja ganz andere Sporen...).



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ein typischer Vertreter mit sehr dickwandigen generativen Hyphen ist die Gattung Oligoporus. Da paßt dein Fund aber auch nicht.
    Die Sporen könnten bei Trametes cervina passen. Nach Ryvarden 7-9 (10) x 2,5 -3 µm zylindrisch, leicht gebogen. In Sibirien soll die Art an Pinus vorkommen.


    LG
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    T. cervina müsste ja trimitisch sein, also mit Bindehyphen (wenn auch spärlich vorhanden bei der Art)?
    Danach kann ich ja nochmal gezielt suchen. :thumbup:



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Ich hatte dazu einen Artikel von Jahn (Pilzbriefe) im Kopf. Die Zeichnungen dort zeigen ja aber in der Tat nicht direkt Bindehyphen, auch wenn davon die Rede ist.
    Dennoch schaue ich noch mal genauer rein, da sind jetzt noch zu viele Fragen offen.


    Für Sporenbilder von D. flavescens würde ich mich freilich sehr interessieren. :)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    im Bild mal die Sporenform von Diplomitoporus flavescens. Die Länge der Sporen übersteigt nie 7,5 µm und die Breite ist durchschnittlich 2,5(max. 3) µm, je nach dem, wie die Sporen "liegen". Sie sind allantoid, während die Sporen von Trametes cervina zylindrisch und leicht gebogen sind.
    Die Hüte sind feinfilzig und oft durch Algen grün.
    Wie genau ist deine Messung? Hast du dein Mikroskop mal mit einer Messskala kalibriert?
    Vielleicht gibt es doch bei D. flavescens "Alpinos", was mir allerdings nicht bekannt ist.


    Beste Grüße
    Frank


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Danke für das Bild. Die Form kommt schon mal hin.
    Nur das mit der Größe, da knabbere ich schon dran rum.


    Die Messungen bei mir sollten eigentlich schon stimmen. Bislang hatte ich da keinen Grund zur Skepsis, Dinge wurden in der Größe angezeigt, die sie auch laut Buch haben sollten (ich mikroskopiere hin und wieder auch mal was Bekanntes).
    Das Mikroskop habe ich seit Dezember, mit geeichtem messokular. Dem, der es geeicht hat, vertarue ich auch völlig in der Hinsicht.


    Egal, ich kann's ja trotzdem nochmal überprüfen.


    Zudem hatte mir der Fruchtkörper nur recht wenig Sporen zur Verfügung gestellt (etwa ein Dutzend), so daß die Maße nicht wirklich repräsentativ sind. Wenn diese aber die Größe so massiv übersteigen, ist das halt eine Auffälligkeit.


    Hier war's jetzt schön feucht, mal sehen was der Porling so macht zur Zeit.
    Jüngere Fruchtkörper würden vielleicht auch makroskopisch noch ein paar Ideen bringen.



    LG, Pablo.


  • Hier war's jetzt schön feucht...


    Hallelujah!
    Jauchzet und frohlocket!
    Das sind doch mal gute News :thumbup:


    Glückauf dann also.


    LG
    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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