Hallo.
Dazu jedenfalls artete es eben aus. Zu einer fast panischen und sehr verlustreichen Flucht.
Das Problem war das Wochenende. Bei meinen Eltern am Kaiserstuhl war ich zu Besuch, hatte geplant ein paar Boleten und andere wärmeliebende kalkpilze aufzustöbern. Zweimal bin ich den Kaiserstuhl rauf- und wieder runtergerannt.
Außer drei zertrockneten Täublingen (für mich unbestimmbar) und einem Fransigen Wulstling (Amanita strobiliformis)...
...gab es nichts zu sehen. Drückende Schwüle lastete in der Luft, Gewitter dräuten, lösten sich regelmäßig wieder auf, es wurde noch schwüler...
...kein Tropfen Regen fiel am Wochenende im nördlichen kaiserstuhl. Der Schwarzwald, und Teile von Bayern hatten großes, großes Glück letztes Wochenende.
Aber all das war mir kein Grund zur Flucht. Heiß und etwas ärgerlich, aber gut auszuhalten. Nicht schlimm, geschwitzt hatte ich auch vorher schon mal und keine Pilze hatte ich auch schon mal gefunden.
Die Flucht musste ich heute ergreifen, und das hängt mit dem Wochenende zusammen.
Das ist nämlich so: Wenn ich ein paar Tage nicht genug Pilze sehe, bekomme ich ganz schlimme Entzugserscheinungen. Das mag man niemandem zumuten.
Gestern war ich mal auf dem Friedhof, nach ein paar Filzröhrlingen gucken.
Ohne Erfolg. Noch nicht mal die üblichen Verdächtigen (Champis, Raslinge, Faserlinge) ließen sich dort blicken.
In der Folge quälten mich nervöse Zuckungen, Phantomschmerzen, Übelkeit und Soor, Wahnvorstellungen und Scheinschwangerschaft... Kurz: Pilzentzug.
Nur wenn schon auf dem Friedhof nichts (also: garnichts) zu finden ist, dann sind die Laubwälder hier im planaren Bereich auch leer. Und bis in den Odenwald fahren ist nicht drin.
Eine Lösung musste her, um nicht völlig zu Versteinern oder Schlimmeres, also um den Auswirkungen des Entzugs zu entgehen.
Nässe wird gesucht. Nässe gibt's am Rhein.
Wer geht schon im Sommer in einen Auwald? Im Frühjahr geht man da hin. Wegen den Morcheln. Da es die aber in diesem Frühjahr wie üblich wegen der Trockenheit nicht gab, konnte man ja mal...
Von wegen!
Was es gab, waren Mücken. Solange man in rascher Bewegung bleibt, sind die nicht sehr gefährlich; etwa 10 Stiche in der Minute kann man verkraften. Doch sobald man innehält, aus irgendwelchen Gründen zur Reglosigkeit verdammt ist, geschehen schlimme Dinge. Solche Moskitowolken hatte ich zuletzt in Indien an manchen Orten erlebt. Und so aggressiv!
Das war der Grund für eine überstürzte Flucht nach einer knappen Stunde. Unter schweren Verlusten (sicher mindestens 5 Liter Blut verloren) konnte ich "dem Schwarm" so eben noch entgehen.
Nun, knapp überlebt, zuhause und: Alles halb so wild. Der Pilzentzug war schlimmer. Das hat sich (für die nächsten zwei bis drei tage) abgeschwächt.
Ganoderma applanatum = Flacher Lackporling Ganoderma australe = Wulstiger Lackporling:
Sporen ~ 9 bis 10,5 µm lang (Endospor gemessen)
Coprinellus cf micaceus = Glimmertintling Coprinellus saccharinus = Überzuckerter Tintling:
Wird noch genauer angeschaut. Feinste Häärchen am Stiel hat er schon mal.
Siehe unten
Fomes fomentarius = FomFom:
Mit irgendwelchem Parasitenbefall, die Parasiten bohren winzige Löcher in die Zuwachszone, unter den Hüten hängt feines Gespinst, die Fruchtkörper sind wunderlich aufgeblasen.
Pleurotus cornucopiae = Rillstieliger Seitling:
Volvariella bombycina = Wolliger Scheidling:
Pluteus aurantiorugosus = Orangeroter Dachpilz:
Wer also noch zu trocken hat: Geht mal in die Auwälder. Mit Autanpanzer und Kamera.
LG, Pablo.