Pilze und Indikatoren

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 6.746 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo liebe Pilzler :)


    Ich hab jetzt schon öfter von KOH & Co. gelesen und beim Stöbern in meinen Büchern hab ich mich gefragt, ob ich damit nicht auch anfangen soll. (Mit der Mikroskopie warte ich mal noch ein bisschen, ich bin zu ungestüm :D auch wenn es ein spannender Bereich und bei vielen Pilzen eine notwendige Bestimmungsmethode ist, ist das für mich nicht die richtige Herangehensweise. Aber was nicht ist, das kann ja irgendwann mal was werden! :P )


    Wäre da der Einstieg in die Arbeit mit Indikatoren sinnvoll? Immerhin bin ich Anfänger, sehe das aber eigentlich nicht als Hindernis.
    Habt ihr dazu vielleicht Links zu Shops, wo ich Benötigtes auftreiben kann?
    Vorschläge für Lektüre oder Info-Seiten im Netz?
    Mit was muss ich überhaupt anfangen?
    Wie gehe ich mit der Lagerung der Stoffe um?
    Fragen über Fragen :/:/


    Auf meiner Suche nach bereits vorhandenen Themen bin ich zumindest auf dieses gestoßen http://www.pilzforum.eu/board/…welches-koh?highlight=KOH wo die Frage KOH 3%/20%/40% behandelt wird. Hilfreich!


    Ich würde mich über jede noch so kleine Info oder Tipp sehr freuen. :)

    LG,
    thys


    Leicht ist es, auf Silber und Gold zu verzichten und auf die Freuden der Liebe, doch ein Pilzgericht stehen zu lassen, ist schwer.
    (Marcus Valerius Martialis)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    also zur Lagerung der Chemikalien allgemein:


    lichtgeschützt und bei Zimmertemperatur.


    Dann sind diese Chemikalien keine "Indikatoren" im eigentlichen Sinne. (Wortglauberei ich weiß; aber Ordnung muss sein ;))


    Hilfreich sind:


    KOH 3% und 20% (stark ätzend)
    Eisen-II-Sulfat als Kristall (Lösung ist instabil)
    Lugol oder Melzer


    dann für spezielle Fragestellungen
    Guajak; Lösung nicht stabil
    Phenol
    Formalin (ist giftig)
    konz. Schwefelsäure (stark ätzend)
    reines Vanillin (kein Vanillezucker!!!)
    Anilin (giftig)...


    Wichtig ist bei der Sache, dass du mit den Chemikalien vorsichtig umgehst; es sind da teilweise Gefahrstoffe dabei.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Karo,


    für uns stellt sich erstmal die Frage, wofür Du denn die Chemikalien benutzen möchtest. Wobei sollen sie Dir genau helfen?


    Möchtest Du eine spezielle Gattung genauer bestimmen oder geht es Dir eher um Speisepilze und ein bisschen "Beifang"?


    Wir selber haben auch eine kleine Giftsammlung hier. Wir benutzen sie im Feld allerdings sehr selten bis nie... ;) ... Sie stehen hier rum und werden bei der genaueren Untersuchung mal eingesetzt - manchmal ist der Inhalt der Fläschchen dann auch schon nicht mehr zu gebrauchen... :/ ...


    Ob es sich für Dich lohnt, können wir natürlich nicht beurteilen. Allerdings geht auch erstmal seeehr viel ohne die Chemie - auch wenn man zur Zeit sehr häufig davon liest :) .


    Liebe Grüße


    Holger und Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karo!


    Ich finde zumindest ein Fläschchen KOH 20% kann sehr hilfreich sein. Das wird auch nicht so schnell gammelig. Auch Melzer (ist für makrochemische Reaktionen besser als Lugol) kann nicht schaden und kostet ja auch nicht viel.
    Alles andere ist schon eher recht speziell. Da lohnt es sich wirklich, erstmal möglichst viel makroskopisch auch ohne Reagenzien zu erforschen.



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    als Biochemiker kann ich Stefan nur zustimmen. Anilin ist krebserregend (Blase), Formalin ebenfalls. Konzentrierte Kaliumhydroxidlösung, egal ob 3% oder 20% führen, wenn sie ins Auge gelangen, zu schwersten Schäden durch Auflösung des Gewebes. Dagegen ist die Schwefelsäure fast schon wieder harmlos, die nur lokal verätzt...
    Wenn keine Erfahrung im Umgang mit Gefahrstoffen vorliegt, würde ich mir vorher Gedanken machen, und mich eventuell bei einem Apotheker oder Chemiker informieren was ich mir ins Haus hole.
    Übrigens ist auch Phenol so giftig, dass man es in der Apotheke nicht unbedingt bekommt selbst bei Nachweis, dass man geschult ist im Umgang mit Gefahrstoffen.
    Viele Grüße
    Thomas

    ==11
    91-10 APR2018=81+5 APR2018 - 10APR2019 = 76 - 10 APR2020 +5 APR2020 = 71 Chips

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Thomas,


    schön, dass ich nicht mehr so allein auf weiter Flur hier stehe; herzlich willkommen "Herr Kollege". :thumbup: Ich möchte hier nur einwas ergänzen. 20%ige KOH auf der Haut ist lediglich unangenehm; konz. Schwefelsäure tut höllisch weh und ist höllisch heiß; ich sprech da übrigens aus Erfahrung. AC-Grundpraktikum ist eine gute Schule für Verätzungen. :evil:


    l.g.
    Stefan

  • Vielen Dank für diesen Thread!
    Viel gelernt daraus.
    Ich werde ich ca. 3 Wochen (oder 5) hier in diesem Thread eine Zusammenstellung von Chemikalien mit aAnwendungszweck einstellen an der ich gerade bastle.
    Mit einigen Fragen und Unklarheiten. Also für Anfänger wie mich.
    Beste Grüße
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    hier ist mal ne schöne Aufstellung zu dem Thema; sogar mit Erklärung des Wirkmechanismus...


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo zusammen,
    beim Thema Chemikalien möchte ich eine Frage an die Chemiker stellen. Ich habe mir als neuestes Reagenz Malachitgrün zugelegt. Kann jemand etwas zur Giftigkeit dieser Chemikalie sagen? Das Netz gibt da nur vage Hinweise auf die Gesundheitsschädlichkeit, andererseits soll es als Tierarzneimittel Verwendung finden, ist es da nicht gesundheitsschädlich?


    Es soll in der Pilzmikroskopie hyaline Strukturen (z. B. Anhängsel von Sporen) deutlich anfärben. Dies ist mir damit bisher leider nicht befriedigend gelungen ..., weiß jemand, ob das Präparat vorbehandelt werden muss?


    LG Maren

  • Hallo und erst Mal vielen Dank euch allen für die hilfreichen Antworten!


    Die Frage, was ich damit überhaupt machen möchte, ist wahrscheinlich die wichtigste. Größeres Interesse habe ich an Täublingen, ich meine gelesen zu haben, dass da die Arbeit mit Reagenzien hilfreich ist, allerdings ist hier die Artenvielfalt nicht so groß wie in Kärnten, wo ich mich das erste Mal mit Täublingen auseinandergesetzt habe. Aber es gibt ja noch viel zu erforschen hier in der Gegend!
    Ich könnte mir vorstellen mir 2-3 verschiedene Chemische Stoffe zu holen und ich bin froh, dass die Möglichkeit besteht nicht mit einem Dutzend anfangen zu müssen, das würde mich vielleicht auch ein wenig überfordern. Ich muss auch gestehen, dass ich schon größeren Respekt vor der Handhabung mit solchen Stoffen habe, aber ich denke, wenn man achtsam ist, verringert sich das Risiko, dass etwas schiefgeht. Und die makroskopische Untersuchung und Beobachtung ohne chem. Stoffe macht mir sehr Spaß, das möchte ich lediglich ein wenig erweitern.


    Stefan
    Danke für die Richtigstellung, ich bin ja Laie bzw. Interessierte, dh. ich hab keine Ahnung wie man sowas richtig benennt :D Reagenzien habe ich im Shop gelesen, also wird das wohl passen? :D
    Die Zusammenfassung die du gepostet hast, habe ich auch schon gefunden und wollte eben fragen, ob die Info's ausreichen. Aber wenn du es verlinkst, kann es ja nicht falsch sein ;)


    Dieter
    Ich freue mich schon auf die Zusammenfassung!


    Vielen Dank nochmal, ich finde, das waren gute Ratschläge und jetzt weiß ich auch besser, wo ich damit hin will.

    LG,
    thys


    Leicht ist es, auf Silber und Gold zu verzichten und auf die Freuden der Liebe, doch ein Pilzgericht stehen zu lassen, ist schwer.
    (Marcus Valerius Martialis)

    Einmal editiert, zuletzt von thys ()

  • Hallo,
    ich habe es vor kurzem wieder bereut, immer noch keine Chemikalien zur Täublingsbestimmung bestellt zu haben...
    Letztes Jahr habe ich so gut wie keine (unbekannten) Täublinge gesehen - und dann heißt es ja, manche Reagenzien sind instabil und halten nicht lange (also müsste man manches jedes Jahr neu kaufen - für 2-3 Anwendungen)


    Noch mal zusammengefasst und für Doofe (räusper-räusper, ich meine natürlich Unerfahrene):
    Eisen(II)Sulfat als Lösung instabil, also kauft man die Kristalle?
    Und dann? In Wasser ansetzen? (ohne genaue Waage ? Wie wichtig sind die Mengenverhältnisse ?)
    Guajak , instabil (wie lange hält das? Länger als 1 Jahr?)
    Sulfovanillin, instabil, also kauft man Vanillin? Und dann? Dann braucht man Schwefelsäure? (mischen - wieviel ?) und man braucht dann Leerfläschchen.
    Phenol ist mir ziemlich unsympathisch ... aber es scheint zur Bestimmung unverzichtbar zu sein.
    Wie flüchtig ist das eigentlich, ich meine - atmet man da so manches ein, wenn man damit hantiert - und "verflüchtigt" sich das eventuell durch den Verschluss bei der Lagerung ?

  • Hallo abeja,



    Eisen(II)Sulfat als Lösung instabil, also kauft man die Kristalle?
    Und dann? In Wasser ansetzen? (ohne genaue Waage ? Wie wichtig sind die Mengenverhältnisse ?)


    den Kristall kann man direkt auf dem Stiel des Pilzes (des Täublings) reiben. Die Reaktion soll, glaube ich, sogar zuverlässiger sein als mit der Lösung.


    Zitat


    Sulfovanillin, instabil, also kauft man Vanillin? Und dann? Dann braucht man Schwefelsäure? (mischen - wieviel ?) und man braucht dann Leerfläschchen.


    Man kann die Vanillin-Kristalle direkt in einen Tropfen Schwefelsäure auf dem Deckglas geben. Dazu kann man eine feuchte Nadel nehmen. Anschließend wird das Gemisch erhitzt und das Objekt dazugegeben.


    Viele Grüße
    Steffen