Täublinge und das "bitter schmecken", "Scharf schmecken"

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.629 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Safran.

  • Liebe Leute, ich habe ja schon msal eine Frage zu diesem Thema gestellt, finde den Beitrag aber nicht mehr. Jetzt meine Frage noch differenzierter.mit mehr Erfahrungen


    Ich stelle immer mehr fest, daß sich das Bitterkeitsempfinden meiner Tochter und mir extrem unterscheidet.


    Füer mich ist das absolut bitterste der Welt Bärentraubenblättertee. Egal wie schlimm die Blasenentzündung ist- es müssen andere Mittel her. Meine Tochter hingegen empfindet den Birkenporling tatsächlich als bitter (nicht fürchterlich, aber deutlich). Damit ich den Birkenporling als nur etwas bitter empfinden kann, muß der Sud schon ziemlich konzentriert sein.


    Bei Schärfe haben wir auch ein anderes Empfinden: Ich reagiere z.B. auf die Schärfe von Setchuanpfeffer relativ schwach, aber dagegen aud die Schärfe von Chillies stärker, bei meiner Tochter umgekehrt


    Bei Täublingen war es bisher so, daß sich da meine Tochter und ich bisher immer halbwegs einig waren. Bei den sicher bestimmten Täublingen, waren bisher die, die scharf oder bitter schmecken sollten, bei uns beiden scharf oder bitter. Die, wo wir uns unschlüssig waren, gab es unterschiedliche Literaturangaben, aber alles im Rahmen des beschriebenen.


    Ich tue mich ja mit der genauen Täublingsbestimmung ziemlich schwer, selbst unter Zuhilfenahme von Reagentien, anererseits gibt es unter den Täublingen sehr leckere , besonders der Frauentäubling, der absolute Lieblingspilz meiner Tochter- o.k. den bekommt man ja noch ziemlich einfach sicher bestimmt.


    Aber was, wenn ich einen Täubling nicht sicher bestimmt bekomme? Auf die Täublingsregeln mag ich mich irgendwie nicht sicher verlassen, obwohl es bis jetzt bei jedem bestimmten Täubling hinkam. Der Birkenporling scheint in seiner Bitterkeit auch unterschiedlich bewertet zu werden. Ich frage mich, ob alle Täublinge von allen bitterkeitsmäßig, schärfemäßig gleich bewertet werden, außer die, wo man wirklich unterschiedliche Angaben findet (die aber alle ungiftig sind).


    Was meint Ihr? Werden die bitteren, scharfen GIFTIGEN von jedem Tester als bitter/scharf empfunden? Bis jetzt kam es bei uns bei jedem bestimmten Täubling hin. Sind die Bitterstoffe gattungsspezifisch? Dann dürfte uns da keine Überraschung blühen (sogar bei den unterschiedlich bewerteten konnten wir beide eine sehr leichte Bitternote feststellen, aber auch von Pilz zu Pilz unterschiedlich.
    Ein Täubling, den ICH als Morgenrottäubling bestimmt hatte (aber nicht ganz sicher) war im ersten Test unauffällig (bei uns beiden) , nach der Zubereitung aber etwas bitter, er wurde dann verworfen.


    Bis auf beim Birkenporling, der ja punkto Bitterkeit unterschiedlich bewertet wird, habe ich bei meinen Tests jeden Pilz, der bitter sein soll, als bitter empfunden. Ich habe echt nur deswegen schon Pilze auf Bitterkeit getestet(natürlich nur die, wo es zulässig ist), auch wenn ich das nicht zur Bestimmung brauchte.


    Was meint Ihr dazu?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Safran,


    so ganz verstehe ich den Sinn deiner Anfrage nicht.


    Wenn du einen Täubling nicht sicher bestimmen kannst, dann lass ihn halt weg; den musst du dann nicht essen.


    Dann zu deiner anderen Frage. Schon allein aus statistischen Gründen wird jeder Mensch Bitter- und Scharfstoffe unterschiedlich bewerten. Solche Verteilungen werden im Regelfall mit der einfachen Normalverteilung (Stochhastik; kannst ja mal nach Gauss-Kurve googlen) gut abgebildet. Um zu deiner Frage zurückzukommen; es wird in der Grundgesamtheit der Weltbevölkerung immer Menschen geben, die bestimmte Scharf- und Bitterstoffe nicht oder überdurchschnittlich empfinden. (sind hier nur theorethische Überlegungen; auf die deine spezielle Fragestellung bezogen).


    Wie du und deine Tochter diese Stoffe exlizit wahrnehmen kann ich natürlich nicht sagen...


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo,


    Ich finde die Frage ganz interessant, denn die Täublingsregel soll es ja eben genau ermöglichen, Täublinge zu Speisezwecken zu sammeln ohne dass man den Täubling genau bestimmen muss.
    Ich verstehe daher Safrans Frage so: kann die Täublingsregel jeder anwenden, oder muss man auch hier ausreichend Erfahrung im Erschmecken haben, um auf der sicheren Seite zu sein?


    Daher wird Safran auch betont haben, dass sie sich bei anderen Geschmäckern (Chilis, Bipo etc.) auf Ihren Geschmackssinn verlassen kann. Auch wen Ihre Tochter etwas anderes wahrnimmt, so nehmen beide doch immerhin wiederholbar etwas wahr. Ist man (bzw. die Beiden) dann also ausreichend qualifiziert um Täublinge am Geschmack als essbar / nicht essbar einzustufen?
    Oder ist es wie beim riechen: z.Bsp. Mehl riecht nach Gurke. Hier muss man quasi erst wissen, wie der vorliegende Pilz riechen soll, dann kann man dran riechen und den Geruch dann abspeichern (sozusagen: "...aha, das ist in der Pilzkunde jetzt also Gurkengeruch...", auch wenn man schon vorher weiß, wie eine echte Gurke riecht).


    Ich habe bei einer geführten DGfM-Pilzwanderung auch die Täublingsregel erklärt bekommen, andere Teilnehmer haben dann fröhlich losgeknabbert und sich den Korb gefüllt. Ich habs damals und bis heute gelassen, aus mangelndem Vertrauen in ein korrektes und sicheres Erschmecken.


    Bester Gruuz
    Fips

  • Hallo!


    Eine interessante Frage, die ich mir auch schon gestellt habe.
    Ich persönlich habe aber für mich folgende Antwort gefunden: Wenn im Buch von bitter oder scharf die Rede ist, geht es um den kleinsten, gemeinsamen Nenner. Wenn du merkst, dass deine Empfindung abweicht und du das bei mehreren Funden beobachten konntest aber makroskopisch den Pilz richtig bestimmt hast, liegt es wohl an deinem Geschmackssinn.
    Ich habe auch schon einige Täublinge geschmeckt und konnte beobachten, dass ich Schärfe - wenn richtig bestimmt - bisher authentisch beobachten konnte. Dadurch kann ich später den weiteren Schluss ziehen, dass wenn der Geschmack nicht zur Beschreibung passt, der Pilz vielleicht falsch bestimmt wurde. Auf bitteres habe ich immer sensibel reagiert, auch wenn die Empfindlichkeit zurück geht.


    Der eigene Geschmackssinn ist da wohl ein wichtiger Indikator: Wenn du merkst, dass deine Geschmacksempfindung von der Beschreibung zu oft abweicht, weißt du, dass du anders schmeckst und kannst dich in Zukunft nicht darauf verlassen (richtige Bestimmung vorrausgesetzt).
    Das kann aber muss ja nicht auf dich zutreffen, aus der Ferne ist es ja auch leicht so etwas zu behaupten, so leicht fällt es mir die Geschmacksbestimmung übrigens auch nicht.
    Interessant und wichtig wäre da wohl, dass du mit deiner Tochter untersuchst, welcher von euch mehr von dem beschriebenen Pilzgeschmack/Geruch abweicht?


    Um da auf Fips zurück zu kommen: Ich denke, man muss sich durch wiederholtes riechen/schmecken an die Beschreibung rantasten, quasi einen eigenen "Geschmacks-/Geruchskatalog" anlegen, um die Beschreibung der Gerüche und Geschmäcker auf seine eigenen Sinne anwenden zu können.

    Zusätzlich wird die Bodenqualität (hoffentlich der richtige Begriff) den Geschmack und damit die Schärfe/Bitterkeit sicherlich beeinflussen.

    LG,
    thys


    Leicht ist es, auf Silber und Gold zu verzichten und auf die Freuden der Liebe, doch ein Pilzgericht stehen zu lassen, ist schwer.
    (Marcus Valerius Martialis)

    Einmal editiert, zuletzt von thys ()

  • Man sollte vielleicht auch nicht unerwähnt lassen daß man als Kind noch nicht alles schmeckt. Das kommt mit der Zeit. Gleichermaßen verliert man im höheren Alter seinen Geschmackssinn zunehmend und kaut oft nur auf Erinnerungen herum. Das Urteil älterer Menschen bezüglich Geschmack ist daher immer mit großer Vorsicht zu genießen.

  • Danke für die weiteren Kommentare.


    Fips, auf Erfahrungen , wie bei Gerüchen kann man dabei leider nicht aufbauen. Entweder man schmeckt Bitterkeit und Schärfe oder nicht. Wie gesagt, bei allen bisher bestimmten Täublingen kam es hin und ich habe sogar bei denen eine leichte Bitterkeit festgestellt, die nicht von allen Autoren, sondern nur manchen als leicht bitter beschrieben wurden. Der Birkenporling- die Bitterkeit wird ja insgesamt sehr unterschiedlich beschrieben, aber das sind ganz andere Bitterstoffe als bei Täublingen.


    Wenn alle Täublinge die gleichen oder ähnliche Bitterstoffe /Schärfestoffe haben, wäre ich auf der sicheren Seite.


    Thys, nein bei Pilzen weicht mein Empfinden nicht von den Beschreibungen ab. Der Birkenporling wird ja auch allgemein von verschiedenen Personen in der Bitterkeit als sehr unterschiedlich beschrieben.


    Mausmann, ja ich werde älter, aber punkto Bitterkeit hat sich mein Leben lang wohl nichts verändert, aber tatsächlich punkto Schärfe(ich bin unempfindlicher geworden- ganz allgemein- aber das sicher auch wegen der Küche meiner Tochter, mein Töchterchen kocht mit kiloweise Chillis. :cool: Um ihr Essen noch genießen zu können, muß man abgehärtet sein :D Ich räche mich dann mit Szetchuanpfeffer :haue: . Sollte sie auch was für den Grillabend beim Nordtreffen zubereiten, dann könnten Feuerlöscher nötig sein :evil: , aber im Allgemeinen ist sie ganz lieb und nimmt Rücksicht :) . Meine Mutter wurde mit zunehmenden Alter übrigends immer empfindlicher gegenüber Schärfe -da mußte mein Töchterchen schon sehr Rücksicht nehmen.


    Meine Tochter wurde übrigens schon mit einer Vorliebe für Schärfe geboren. Schon mit 3 Jahren fiel sie über Pepperonigläser her, immer mit abwechselndem Kommentaren: "Schaaarf!!!" und kurz darauf "MEEEEEHR!"

  • Hallo Safran,
    Es kommt relativ häufig vor, dass Personen "bitter" überhaupt nicht wahrnehmen können.
    Gruss Stephan

    Ein Pilzler Namens Guschti Frei

    fand im Wald ein Hexenei.

    Voll Gwunder pocht er ein`ge Male

    an die butterweiche Schale;

    ob wohl ein Vogel drinnen sei?


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  • Hallo Safran,
    Es kommt relativ häufig vor, dass Personen "bitter" überhaupt nicht wahrnehmen können.
    Gruss Stephan


    Interessant, danke für die Info (ehrlich, wußte ich echt nicht)aber das ist sicher weder mein Problem noch das meiner Tochter. Wir Können beide BITTER wahrnehmen, nur wir unterscheiden uns halt, WAS wir als bitter wahrnehmen.