Hallo, liebe Pilz- und Naturfreunde,
so oder so gehe ich gerne in den Wald - egal, ob da nun Pilze sind oder nicht, das erwarte ich gar nicht.
Aber ein paar Ansprüche habe ich schon: ich möchte entweder etwas (fast) "Neues" sehen (noch nie oder sehr selten gesehen) oder etwas besonders "Schönes" oder etwas besonders "Interessantes" (was dann gar nicht schön sein muss) - oft gelingt sogar der "Hattrick" ...
Fünf Minuten von der Haustür weg, da ist er schon, der Wald - aber, aber: trockene Südhanglage, doch auch mit tiefen Einschnitten, die dauerhafter feucht sind. "Oben" (200-250 m höher) ist es meist in puncto Pilz interessanter - und die Nordhanglage jenseits von "oben" ist eigentlich nur in Verbindung mit einer Autotour sinnvoll und dann insgesamt zeitaufwendiger.
Ab Mitte Mai, nach dem ersten Blütenrausch, machen sich sogar die pflanzlichen Highlights rar, alles so grün, so mittelgrün, so dunkelgrün, sogar das Licht im Wald ist grün.
Und dann sieht man so was:
01_uralte Schmetterlingstrameten (Trametes versicolor), auf Buchenholz, sehr hell, grau bis grünlich (mit Algen) mit wenigen farbigen Akzenten, sehr seltsame Wuchsform, fast stielartig verlängert im Ansatz.
Hier habe ich mal das Grün an der "Wurzel gepackt" und (fast) mit Rumpf und Stumpf herausgezogen (obwohl die Pilze eindeutig - nicht nur in diesem Licht - grünlich sind) und die bläulichen und rötlichen Bänder betont, den Vordergrund zusätzlich abgedunkelt (weil es mir hier nur auf die Form ankam).
Einer meiner "üblichen" Wege zieht sich nach dem ersten Waldstück an einer Wiese entlang (im Moment fast ohne Blumen), aber im Gebüsch am Waldrand fängt nun
02_der Wald-Ziest (Stachys sylvatica) an zu blühen
03_die Hundsrose (Rosa canina) ist in Knospe
04_und aufgeblüht
05_das Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum) legt auch los
06_die gemeine Schmerwurz (Dioscorea communis, Tamus communis), männliche Pflanze, windet sich um sich selbst
07_der Holunder (Sambucus nigra) fehlt natürlich nicht (das muss so dunkel ... und so mittig)
In mittlerer Höhenlage befindet sich ein - von Buchen umzingeltes - kleines Nadelholzareal, mit überwiegend jüngeren Tannen (auch einige Fichten, sowie angepflanzte Schwarz-Kiefern sah ich dort vor kurzem - noch nie darauf geachtet), wo ich schon mal interessante Pilze gesichtet hatte. Aber gar nichts (offensichtlich) Pilziges zu sehen da, aber
08_Fichtenspargel (Monotropa hypopitys), nicht nur einer, ist auch wieder da, dort wo im Herbst die Seifenritterlinge sind
09_der Springfrosch (Rana dalmatina) springt!!! ... mir an den Arm ... und dann sitzt er da, und ich kann ganz nah heran ... goldener "Lidschatten" und rosa (!) Füße ... und ich kann auf "Hautfühlung" gehen (so kühl!!!) --> beim Frosch könnte es sich auch (oder eher) um Rana temporaria (Grasfrosch) handeln
Ein Stück noch weiter, der Weg, der zieht sich ... hier ist die Erde feucht ... und das Holz ist morsch.
10_morsches Totholz, teils orange, teils dunkelrot verfärbt, noch mit Rhizomorphensträngen von Armillaria (Hallimasch)
11_und das erste "Baiser" in diesem Jahr, Stäublingsschleimpilz (Enteridium lycoperdon)
Kleine Stippvisite am Rhein, an einem kleinen ufernahen Pfad liegt eine Weide umgestürzt im Wasser. Im Oktober hielt ich sie für (fast) tot, aber welch ein Irrtum. Damals fand ich auf der "Innenseite" des offenen Wurzelbereichs einen einzelnen kleinen hellen Pilz mit bräunlichem Hut, hellen Lamellen, vergänglichem Ring und dunkelbr. Sporenpulver, möglicherweise Agrocybe aegerita (den hatte ich nicht gezeigt, keine gute Doku). Ich bin gespannt, ob da noch mal was kommt.
Also jetzt: die Weide lebt und auf ihr lebt
12_ein Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), schon älter und sowieso unerreichbar.
In der Nähe ist ein kleiner "Auwald", wenn auch nicht sehr ursprünglich (nach Kiesabbau), einige "Dürrständer" gibt es da, zur Zeit mit Trockenpilzen (Stereum hirsutum etc.), aber was leuchtet da aus der Ferne, auf einem sehr morschen Laubholz (vermutlich Robinie)?
Mmmmh - so unordentlich, so viele Blütenblätter, so viele Brennnesseln (autsch!) - wo ist mein Westentaschen-Akku-Laubpuster/-sauger?
Egal: Dokufotos
13 bis 16_meine bisher größte Ansammlung vom Lachsfarbenen Schleimpilz (Fischeierschleimpilz)(Tubifera ferruginosa), in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, von blasser orange über leuchtend rot zu bräunlich-rot. Deutlich sieht man die weiße faserig erscheinende Unterlage (Subiculum).
Ich hatte zwei Teilchen mitgenommen, vom hellsten und vom dunkelsten Schleimpilz. Beide haben sich zu Hause auf feuchtem Küchenpapier (in einer Box) weiterentwickelt. Zwischen den beiden farblichen Stadien liegen zwei Tage "Entwicklungsunterschied", beide wurden dunkelbraun und dann im stäubenden Zustand wieder heller braun.
Man kann ja mal nach "oben" fahren, und dann in den Wald "nach rechts"- und auch ein bisschen "Blümchengucken".
Mit Blümchen ist erst mal nichts, der Feldweg ist grün, das Gerstenfeld ist grün, so ein bisschen Mohn täte dem Feld optisch nicht schlecht.
Aber vermutlich gereinigtes Saatgut, vernichtendes Know-how, dem "Unkraut" keine Chance.
17_Gerstenfeld - auf der Suche nach der Struktur
18_frische Gerste (Hordeum spec.) ziemlich blau
19_der Wald, teils "hallig" mit wenig Unterbewuchs (vielleicht vielversprechend im Herbst), teils überraschend grasig, aber auch am Holzstapel kein Pilz zu sehen - nur ein schöner roter Käfer, aber der war zu schnell, und ich habe ihn geärgert. (Vermutlich war es Pyrochroa coccinea, der Scharlachrote Feuerkäfer)
Das Auge fällt auf drehbare dicke Äste ... drehen...drehen...drehen
20-21 ein Feuerschwamm, Phellinus cf. ferruginosus (auf entrindetem Laubholz, vermutlich Buche). Nach Seten habe ich nicht geschaut, aber möglicherweise im Detailbild welche gesehen, das kann aber auch eine optische Täuschung sein.
22-24 schon seltsam, davon hatte ich bisher keine Bilder (und den Pilz auch noch nicht bewusst angeschaut), Ziegelrote Kohlenkruste (Hypoxylon rubiginosum), auf (fast vollständig) entrindetem dicken Eschenast.
Auf einer Waldwegkreuzung stand sogar noch Wasser in der Fahrspuren. Meist hatte es in den letzten Wochen an einem Tag pro Woche einmal heftig geregnet. An manchen Stellen war die Erde (unter der Blätterschicht) noch deutlich feucht. Trotzdem kein nennenswertes Pilzwachstum (einen unidentifizierten halben roten Täubling ohne Hutkante und ohne Lamellen zeige ich jetzt nicht) - ich vermute fast, Pilze hängen nicht vom Regen ab, sondern von was ganz ganz ganz anderem, so etwas wie kosmischer Strahlung, Magnetfeldern in der Erde oder auch davon wer sein Tellerchen leergegessen hat oder nicht.
Auf liegendem und stehendem Buchen und Fichtentotholz an besagter Wegkreuzung dann Zuwachs für meine mit unendlich viel Platzangebot versehenen Ordner "FomFom" und "FomPini". Es gab viele Exemplare, aber auch einige, die abgestorben waren (ganz leicht und ganz dunkle Unterseite).
25_Rotrandiger Baumschwamm an Buchentotholz (Fomitopsis pinicola)
26_Rotrandiger Baumschwamm an Fichtenstumpf (Fomitopsis pinicola)
27_Zunderschwamm (Fomes fomentarius) an Buchentotholz
Nach so viel "drögem" Material steht mir der Sinn nach Blüten, aber Fehlanzeige, zumindest nichts, was ich unbedingt (oder schon wieder oder noch einmal) fotografieren "müsste".
Aber im Nachbarort, in Nordhanglage, da fließt ein Bächlein (an wenigen Punkten zugänglich, Stöckchen gedreht, Stöckchen aus Wasser geholt - niente) durch eine interessante Wiesenlandschaft (die dann auch wieder steil nach oben geht und am Hang recht trocken ist - Trockenrasen, unbewirtschaftet. Vielleicht auch interessant im Herbst?)
Ist das grün hier!
Was meinst du, Zauselchen?
28_Zausel: "mmmmpf, mmmpfff, grummmpsss, greppps, GROOOOOUUUUEENSCH MUUUUHHHHSCHTUUU MUUUOOOOAAAAGENNSCH, gremmmppss, mmmpppff, grupfff"
Was hat er gesagt, ich versteh' ihn so schlecht (bovine Lautverschiebung?), und außerdem, mit vollem Maul spricht man nicht!! - "Grunge am Morgen?" ... ahh: "Grün muss du mögen", alles klar!
29_Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Schattenstandort
30_Rotes Leimkraut (Silene dioica), "frischer" Standort
31_Große Sternmiere (Stellaria holostea), "frischer" Standort
32_Behaarter Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), hier rosaliche Blüten, weiß daneben, feuchter Standort am Bach
33_Großes Mädesüß in Knospe (Filipendula ulmaria), feuchter Standort am Bach
34_Warzen-Wolfsmilch (Euphorbia verrucosa), trockener, sonniger Standort
35_Hybrid-Flockenblume (Centaurea spec., jacea x nigra (?)) mit Weichwanze, Hadrodemus m-flavum, trockener, sonniger Standort
36_Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium), trockener, sonniger Standort
So weit, so schön, aber keine Pilze ...
Dann noch, mal eben: Friedhof (Baselland), im oberen Bereich selten gemähte Wiesen und naturnahe Übergänge in waldiges Umfeld
37_können Schnecken eigentlich Farben sehen, alle (viele) saßen auf dem roten Holz, keine auf anderen Flächen, Hain-Schnirkelschnecke (Cepaea nemoralis)
38_Blattfleckenkrankheit an Morus alba pendula (weißer Maulbeerbaum, hängende Form) = komplizierte Namensfindung: "Cercospora" auf Morus = Cercospora moricola = Pseudocercospora mori = weil mit sexuellen Stadien (lt. Internetinfo), sieht zumindest makroskopisch so aus, jetzt: Mycosphaerella mori
Blattoberseite links, Blattunterseite rechts
39_auf der Wiese, ganz oben, am Waldrand, bei Buchen und Lärche, noch blühende (und verblühte) Exemplare vom Großen Zweiblatt (Listera ovata)
40_immer noch auf Friedhofsgelände:
das Rehbraune in der Bildmitte ist ein Reh (Capreolus capreolus), nein, eigentlich 3 Rehe (Mama-Reh und 2 Jungtiere), nur ein Foto möglich ... und wie ist die Kamera eigentlich gerade eingestellt .... zu spät ....
Im angrenzenden Wald war es an dem Tag entsetzlich - entsetzlich dunkel, entsetzlich dunkelgrün-braun.
Habe ich eigentlich die Sonnenbrille auf - nein, habe ich nicht, ich sehe:
41_Eschenstamm mit Efeu und Spinnweben
42_Angebrannter Rauchporling (Bjerkandera adusta), noch klein und frisch, nicht extrem feinporig, aber deutlich schwärzend, an Eichenstumpf
43_Knotige Braunwurz, Scrophularia nodosa, mal geblitzt, das "kam" besser
44_Blutmilchpilz, Lycogala epidendrum s.l., in diversen Stadien (auch geblitzt, "knackiger" und schärfer als das 800 ISO-Bild)
45, 46 Flacher Lackporling, Ganoderma applanatum, an einem liegenden Eichenstamm. Da war 2012 mein Erst- oder Zweitfundort der Art.
Inzwischen ist der Stammanteil, den ich damals fotografierte morsch und abgebrochen, aber die Pilze fruktifizieren an anderen Stellen des Stammes.
47_Porling, unidentified .... ich habe eine Vermutung ... und noch mehr Bilder, siehe Anfrage (kommt gleich --> hier).
Entweder hat er "sich verkleidet" und ich erkenne eine "gängige" Art nicht, oder es ist was "Neues", "Interessantes" (wenn auch nicht unbedingt "Schönes") ---> dank mikroskopischer Unterstützung durch Pablo können wir den Pilz jetzt Antrodia malicola (Hellbräunliche Tramete) nennen.
Das war es mal wieder!