Hallo,
letzte Woche habe ich mehrere kleinere Exemplare eines mir bisher unbekannten Porlings gefunden.
Siehe das letzte Bild, Nr. 47 hier
Fakten:
Juni 2015, Nordwest-Schweiz, bei Riehen (nahe Hörnli-Friedholf) im unbewirtschafteten Naturwald, Westhanglage
liegendes Laubtotholz (entrindet, geschwärzt, bemoost, eventuell Hainbuche wg. des unregelmäßigen Stammquerschnittes, vielleicht aber auch Esche, Eiche, Bergahorn, Buche ... jedenfalls sind das die häufigsten Bäume dort)
in einer Asthöhlung und darunter, mehrere Exemplare, teilweise dachziegelartig verwachsen, keine deutlichen resupinaten Anteile festgestellt, kein "knolliges" sondern eher "leistenförmiges" Wachstum am Anfang
Größte Exemplare ca. 4 cm breit, 2 cm abstehend, an Anwachs etwas über 1 cm dick, relativ schwer (Größen-Gewichtsverhältnis)
Oberfläche höckerig, warzig, leicht samtig (ohne sichtbare Haare) unzoniert, keine Riefung, in heller gelblich-orange-brauner Färbung
Zuwachskante weder wulstig noch scharf, sondern sehr unregelmäßig und im frischen Zustand weißlich,
Trama (Fleisch und Röhren) und Porenseite farblich wie Oberseite
Pilz im frischen Zustand minimal eindrückbar und relativ leicht ablösbar, im frischen Zustand teils zäh durchreißbar, teils bröselig durchbrechbar (kein guter Zustand, Insektenbefall, es krümelt "Sägemehl") trocken sehr zäh und hart, im angefeuchteten Zustand nicht durchbeißbar.
Trama etwas faserig
Röhren bis 6 mm lang
Poren ca. 2 pro mm, am Rande etwas feiner, sehr unregelmäßig, etwas in die Länge gezogen und ansatzweise labyrinthisch
Geruch im frischen Zustand: angenehm, etwas süßlich-aromatisch, auch leicht saure Komponente, auch "Fenchel" könnte man hineininterpretieren, trifft es aber nicht ganz
Geschmack: säuerlich
KOH 20 %: sehr schnelle und starke Dunkelfärbung (braun-schwarz)
schwächere Laugenlösung (Natriumhydrogencarbonat) : immer noch deutliche und sofortige Reaktion (etwas schwächer)
Erst habe ich versucht, die mir bekannten Porlinge passend zu machen, geht nicht, glaube ich.
Die größte Ähnlichkeit in Farbe und Poren finde ich bei Trametopsis cervina (da ist aber die Kante scharf, die Oberseite haarig striegelig mit bleibenden nach vorne gerichteten Strukturen), der ganze Pilz etwas anders im Wachstum und die Porenunterseite noch deutlicher labyrinthisch und intensiver gefärbt. Im Vergleich zum gefundenen Pilz reagieren meine Trametopsis-Stücke deutlich verzögerter auf KOH 20% und so gut wie gar nicht auf schwächerer Lauge.
Meine Vermutung hier geht in Richtung Antrodia malicola (wurde ja in den letzten Jahren doch schon mehrfach gefunden und hier im Forum gezeigt, den Artikel bei den Westf. Pilzbriefen habe ich auch gelesen) - was meinen die Porlingsspezis?
Was nicht so schön passt, ist, dass es keine resupinate Anteile gibt (oder ich habe sie übersehen).
Und natürlich ist mir klar, dass man makr. keine eindeutige 100 % Aussage bekommen kann, aber an einer Einschätzung wäre ich interessiert.
01 am Stamm der von links unten diagonal ins Bild geht, aber ganz hinten
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