Lachnum cf. clavigerum (Hakenloses Himbeer-Weißhaarbecherchen)

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.782 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Lachnum cf. clavigerum (SvrÄek) Raitv. (1985) (an Rubus idaeus)
    Hakenloses Himbeer-Weißhaarbecherchen


    Wie und wo fange ich an?
    Es gibt Arten, die sind sogar häufig, aber man findet dazu keinen Namen, mit dem man zufrieden sein könnte.


    Die folgende Lachnum-Art würde sicherlich jeder bei sich im Gebiet finden, wenn er denn etwas Geduld hätte und gerade jetzt mal ein paar feuchte tote liegende Himbeer-Ruten vom Vorjahr inspizieren würde (sagen wir 10 feuchtliegende Ruten an 3 verschiedenen Himbeerstandorten und dann sollte er aufgespürt sein).


    Ok., heute geht es den meisten fortgeschrittenen Pilzlern wohl eher darum, was Seltenes zu finden und an die Pilzkartierung weiterzugeben. Seltene Sachen sind "in".


    Was ich allerdings feststellen muss: gerade bei kleinen Becherchen ist noch so viel ungesagt und ungeklärt, selbst die scheinbar simpelsten Arten haben massenhaft Diskusionsbedarf.


    Naja, Pilze ohne Namen machen eben doch weniger Spaß, weil, man hat nichts zum Abrechnen.


    Genug Gedanken.
    Jetzt ohne großen weiteren Kommentar meine heutige Sonntags-Beschäftigung, angefangen frühs mit der Zielsetzung, eben genau diese Art zu finden:



    Mikro:






    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Diese Pilze gibt es ja anscheinend nicht nur bei Lachnum und Mollisia. Also diese Funde, die irgendwie so ein bisschen zu einer Art passen, aber eben doch nciht wirklich. Und zu keiner gültigen Beschreibung dann so ganz passen.
    Interessant, daß es dabei dann so durchaus häufige Arten gibt.
    Aber wenn man's richtig überlegt: Es ist nicht verwunderlich. Ob es so ist, wie du schreibst, kann ich nciht sagen.
    Ich selbst zum Beispiel lasse oft von den ganz kleinen die Finger, da ist alles so winzig drin und dann auch noch oft sehr verzwickt mit der Bestimmung. Vor allem, weil es ja auch kaum umfassende, gute Literatur gibt.
    Manchmal packt es mich, aber oft führt der Bestimmungsversuch ins Nirvana.
    Nur warum man das kartieren muss...
    Vielen reicht es wahrscheinlich zu sagen: Hier, sieht ganz grob so aus, Substrat passt, schnell mal 20 (unreife oder überreife) Sporen vermessen, passt auch zu den in PdS, kann man also so kartieren, ein Name mehr für die Liste. X/


    Oder noch besser: Am besten kartiert und dokumentiert man echt nur noch ganz, ganz seltene Funde.
    Wenn dann in 10 Jahren niemand mehr die normalen Arten kartiert hat, macht die ausgiebige Untersuchung eines ganz normalen Lachnum virgineum wieder viel Freude, weil die Art ja seit längerer Zeit verschollen war. ;)


    Aber vielleicht ist das alles etwas zu sarkastisch.
    Gestern trat ich zufällig in eine nasse Wegspur. Lea sagt: "Guck mal, viele gelbe Punkte."
    Dann habe ich mich mal langgemacht und bin liegen geblieben. Eine ganze Weile. Und hätte noch Stunden liegen blieben können.
    Und das Fatale: Ich habe nur einen Bruchteil der dort auf kleinstem raum wachsenden Arten angeguckt. Eine Peziza, eine Melastiza, eine Scutellinia, dabei Scutellinia crucipila und Hymenoscyphus pseudoalbidus nur aus dem Augenwinkel "bestimmt". beim sichten der Bilder fallen dann noch mehr Punkte auf. Noch viel kleinere zwischen den Größeren. In schwarz, in gelb, in weiß und in rot, in braun und in ocker.
    Auf Matsch, an Moosen, an Detritus von Ahorn, Eschen, Hainbuche und Birke, an Pflanzenresten, Grashalmen, Fruchtschalen, Insektenleichen...
    Ein Pilzfan alleine kann das unmöglich bearbeiten. Ein paar größere PIlze habe ich eingesteckt und hoffe, daß ich die in der Woche irgendwie rausbekomme. Mehr ist nicht drin.
    Und das ist irgendwie schade.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Du siehst da ganz viel richtig oder zumindest so, wie ich es als richtig empfinde.

    Zitat


    Nur warum man das kartieren muss...
    Vielen reicht es wahrscheinlich zu sagen: Hier, sieht ganz grob so aus, Substrat passt, schnell mal 20 (unreife oder überreife) Sporen vermessen, passt auch zu den in PdS, kann man also so kartieren, ein Name mehr für die Liste.


    Ja, irgendwie sind wir wohl alle so ein bisschen die Artenjäger
    Und so verschieden die Menschen sind, so verschieden sind eben auch die Qualitätsanforderungen, die sie sich selbst stellen, auch bei der Kartierung. Da gibt es die Schnellbestimmer und die Zauderer.


    Wöllte man für die Kartierung warten, bis man alles ganz genau und völlig ohne Zweifel weiß, also ganz ganz sicher ist, bräuchte man sicherlich mehrere Leben.
    Kartierung ist schon interessant, aber irgendwie komme ich mitunter zu der Erkenntnis, dass sie häufig nichts aussagt oder schlimmer noch, sogar das Falsche.
    Also Fälblinge und Wasserköpfe sind äußerst selten, und der Rote Fliegenpilz und der Perlpilz sind sehr häufig.
    Weiße Lamellenpilze insgesamt sind selten, auch,wenn man ständig über sie stolpert.


    Zitat


    Ein Pilzfan alleine kann das unmöglich bearbeiten.


    Nein, kann er nicht. Er kann lediglich einen kleinen Beitrag leisten.


    Zitat


    Art.... zu keiner gültigen Beschreibung ..... ganz passen.
    Interessant, daß es dabei dann so durchaus häufige Arten gibt.


    Fällt eben nur dem auf, der sich tief reinkniet.
    Für andere wird der Pilz nach Schlüsselweiche "B" benannt, weil eben "A" noch weniger zutrifft.


    Selbst ertappe ich ich mich ja auch immer wieder. Von mykologischen Gattungsbereichen, von denen ich keine Ahnung habe, denke ich, die Bearbeiter sollen doch mal auf dem Teppich bleiben und nicht so viel splitten und neue Arten, Varietäten und Formen kreieren. Das ist doch der normale Variationsspielraum!


    Und in dem pilzigem Bereich, wo ich mich zu Hause fühle, denke ich dann: "Ja fällt denn niemandem auf, dass man die trennen muss? Das sind doch völlig verschiedene Arten, die kann man doch unmöglich zusammenlassen!"


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Ein Artenjäger bin ich ja auch irgendwie. Aber ich kartiere eher wenig, meist nur für meine eigene, private Dokumentation.
    So kann ich mir immer das rauspicken, wo ich gerade Lust drauf habe, wo ich mir eine kleine Chance auf Erfolg verspreche. Und ich kann mir Zeit lassen. Kann komplett durchbestimmen, makroskopische und Mikroskopische merkmale aufnehmen, so umfassend wie möglich, vergleichen, recherchieren.
    Selbst da kommt nicht immer was raus am Ende, da fehlt mir die Erfahrung und die Literatur.


    Nur bin ich nicht der einzige, dem das so geht. Und diesen Punkt zu akzeptieren, ist halt wichtig.
    Röhrlinge sind zu 90% nach dem Pareys nicht bestimmbar, zu 60% nicht nach Pilze der Schweiz (bzw. es gibt halt ein falsches Ergebnis).


    In anderen Bereichen und Gattungen wird es noch verzwickter.
    Faserlinge, Conocyben, Tintlinge, Filzgewebe, Galerinas (um nur mal ein paar Lamellenpilzgattungen zu nennen):
    Ist meistens gar nicht mit "Standardwerken (PdS, GPBWs) zu bestimmen.
    Porlinge ohne Ryvarden? In den kniffligen Bereichen und Gattungen keine Chance.
    So setzt sich das fort.
    Und in deinem Bereich wird es ganz verzwickt, weil da viel Literatur herumgeistert, die sehr unzuverlässig ist.
    Trotzdem: Soll der begeisterte Naturfreund und Kartierer nun die Hände in den Schoß legen und nur noch Fliegenpilze aufschreiben? Aus meiner sicht nicht. Aber wenn man es ganz genau macht, dann kann man ja auch in der Kartierung ein cf dazusetzen und vielleicht eine Notiz hinterlassen, nach was man bestimmt hat. Also sowas wie: Entoloma cf. rhodopolium ss. Krieglsteiner / Gminder (GPBWs). Das würde schon mal einige Probleme beim Arbeiten mit solchen Dokumentationen lösen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat

    Trotzdem: Soll der begeisterte Naturfreund und Kartierer nun die Hände in den Schoß legen und nur noch Fliegenpilze aufschreiben? Aus meiner sicht nicht. Aber wenn man es ganz genau macht, dann kann man ja auch in der Kartierung ein cf dazusetzen und vielleicht eine Notiz hinterlassen, nach was man bestimmt hat.


    Genau so ist es und so lassen wir das stehen! Am besten vielleicht noch kurz das "cf." erklären.


    Das, was mich dann aber oft wurmt ist, dass reichlich oft was bestimmt wird und auf Nachfrage die Daten dazu plötzlich weg sind oder die entsprechenden Aufzeichnungen nicht gefunden werden oder man überhaupt keine Zeit hat, lästige Fragen zu beantworten.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Aber gerne:
    "cf." = Abkürzung für lateinisch "conferatur" = frei übersetzt "zu vergleichen mit"
    "ss." = lat. "sensu" = "im Sinne von" (+ Name des Autors / der Quelle)


    Und das andere ist eben menschliche Trägheit. Und sicher auch ein wenig Eitelkeit, wovon die Meisten (ich eingeschlossen) kaum verschont bleiben. Da hatte man sich was so schön zurechtgelegt, und nun soll alles ganz anders sein?
    "O tempora, o mores!" lamentiert es durch die Reihen der Pilzbestimmer. "Warum wird nur alles heutzutage so kompliziert gemacht?
    Kannn nicht alles so bleiben, wie es war?"
    Aber es bleibt doch wie es war. Die Pilze sind immer die selben, abgesehen von langsam verlaufenden evolutionären Prozessen.
    Was sich ändert sind nicht die Pilze, sondern das ist unser Verständnis über sie, über die Arten, Abgrenzungen, lebensweisen, Biochemie, Genetik usw. usf.


    Nur: Wir müssten halt auch darauf schauen, daß wir uns gegenseitig nicht aus dem Blick verlieren.
    Warum machen wir denn das alles, die ganze Forschung, den taxonomischen Aufwand, Mikroskopie und Phyllogenetik?
    Zum Spaß und damit ein kleiner Kreis Eingeweihter sich mit Doktortiteln ausstatten kann? Oder um die anderen Mykologen zu ärgern?
    Alles Quatsch.
    Ums Verständnis geht's in ganz Faust'schem Sinne. Wenn man verstehen will, was das Leben auf diesem Planeten ausmacht, wie es abläuft, was dabei wirklich entscheidend ist und wie es weitergeht und was dahinter steckt, dann geht es nur darum: Erkenntnis, Verständnis...
    ...und Demut davor, wie unfassbar viel wir nicht wissen und nie wissen werden.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Am besten vielleicht noch kurz das "cf." erklären.


    Ähm ja, mein Missverständnis-Gnolm kriegt sich gerade gar nicht mehr ein und die anderen sehen +- so aus:

    Also ich meinte ja, dass man bei der Kartierung dann das eventuell verwendete "cf." erklären soll, also in der vorgesehenen Spalte der Bemerkungen kurz schreiben sollte, warum man das cf. verwendet, z.B., weil die Steinpilzsporen in dieser Kollektion unter ´m Mikro alle lustige Gesichter haben oder so ähnlich.


    VG Ingo W

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    Ou mei!


    Dir hätt ich's eh nicht erklären müssen. Ich dachte (missverstand) so, daß du dir nun Sorgen um Mitleser machst, die mit den Abkürzungen nichts anfangen können.
    Wobei die wahrscheinlich spätestens bei "Ectal - Excipulum" schon ausgestiegen sind. :giggle:


    Naja, ich lag daneben.
    Also in dem Fall müsste das cf wahrscheinlich dadurch entstanden sein, daß der Bestimmer wohl so eine leise Ahnung hat, daß der Pilz woanders möglciherweise anders heißt. Oder eben ja: Ihm ist halt ein merkmal aufgefallen, das nicht so reinpasst. Und das dazuzunotieren wäre schon sehr gut.
    In den meisten Kartierungsprogrammen gibt's ja sowieso eine Spalte für Zusätze, da gehört das rein.
    Also zB wenn man einen Pilz als Inocybe erubescens bestimmt, obwohl auf den Zystiden in Großbuchstaben "INOCYBE FRAUDANS" aufgemalt ist.



    LG, Pablo.