Amanita strobiliformis = Fransiger Wulstling

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 11.463 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Amanita strobiliformis (Paulet ex Vittad.) Bertill.
    Fransiger Wulstling
    Synonyme:
    - Agaricus strobiliformis Paulet ex Vittad.
    - Amanita solitaria var. strobiliformis (Paulet ex Vittad.) Constantin & L.M. Dufour



    Familie: Amanitaceae
    Ordnung: Agaricales
    Klasse: Agaricomycetes



    Hut: kann sehr groß werden (bis 25cm breit); jung halbkugelig, später ausgebreitet; Hutrand ungerieft; Velum in großen Placken, Fetzen und in Fransen (trocken einigermaßen schwer abzuwischen), recht beständig, lange am Hutrand hängend; Farbe der Huthaut weißlich bis ockerfarben, Velum meist weiß


    Stiel: meist kräftig, weißlich, mit reichlich flockigem, weißem Velum; Velum selten als kompletter Ring ausgebildet (dieser dann aber oberseits gerne gerieft), sondern mehr als wattige, abwischbare, fast kleiige Flocken; Stielbasis knollig, meist mit einem oder mehreren Velumgürteln, Knolle meist rübenartig verlängert und so etwas wurzelnd


    Lamellen: relativ gedrängt, untermischt; am Stiel meist angeheftet (seltener frei); weiß bis blassocker (wenn vertrocknet); Schneiden meist beflockt


    Fleisch: weiß, relativ weich aber in Hut und Stiel meist gut dickfleischig; ohne besonderen Geruch und Geschmack


    Speisewert: essbar, wohlschmeckend


    Sporenpulver: weißlich


    Vorkommen: Sommer bis Herbst auf kalkhaltigen Böden an wärmebegünstigten Standorten, gerne in offenem Gelände wie Parks, Friedhöfe, Gärten, Weg- und Straßenränder; recht hitze- und trockenheitsresistent; Mykorrhiza mit Laubbäumen (gerne Linde, Rotbuche, Hainbuche, Eiche); in Deutschland relativ weit verbreitet, aber nur stellen weise etwas häufiger; eventuell aber im Zuge des Klimawandels in der Ausbreitung begriffen, so tritt er vermehrt auch in größeren Städten (warmes Mikroklima) auf Grünflächen mit geeignetem baumbestand auf.


    Verwechslungen: Mit anderen Wulstlingen, aufgrund der sehr charakteristischen Merkmale aber in Mitteleuropa (!) kaum zu verwechseln. Am ehesten noch mit Amantia solitaria / echinocephala (Spitzschuppiger Wulstling), dessen Velumreste auf dem Hut und an der Stielbasis allerdings ganz anders geformt sind (pyramidenartige Stacheln).
    >Amanita strobiliformis und solitaria im Vergleich<
    Der Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina) hat eine völlig anders geformte Stielbasis.
    Der Graue Wulstling (Amanita excelsa) sieht unter Umständen recht ähnlich, hat aber weniger beständiges Velum, das auch nicht so fransig am Hut hängen bleibt. Sein Ring ist regelmäßiger ausgebildet und oberseits regelmäßig gerieft.
    Der Pantherpilz (Amanita pantherina) hat ebenfalls anderes Hutvelum, seine Stielbasis sieht anders aus und ist nicht rübenförmig wurzelnd.
    Der Kegelhütige Knollenblätterpilz (Amanita virosa) hat meist keine oder kaum Velumreste am Hut, seine Stielbasis steckt in einer häutigen Scheide.
    Der Kammrandige Wulstling (Amanita eliae) ist ein deutlich schmächtigerer Pilz mit deutlich gerieftem Hutrand.



    Bilder:





    Vergleichsvorschläge:
    >Amanita solitaria = Igelwulstling<
    >Amanita citrina = Gelber Knollenblätterpilz<
    >Amanita excelsa = Grauer Wulstling<
    >Amanita pantherina = Pantherpilz<
    >Amanita virosa = Kegelhütiger Knollenblätterpilz<
    >Amanita eliae = Kammrandiger Wulstling<

  • Hallo Beorn,


    wieder einmal eine sehr schöne Doku!


    Nicht unerwähnt lassen sollte man evtl. noch, dass Amanita strobiliformis in einzelnen Großstädten wie z.B. Köln oder auch Hannover mittlerweile ein häufiger Stadtpilz geworden ist und in den Parks und Grünstreifen Tilia als Mykorrhizapartner bevorzugt:







    Sowohl am Rheinufer in Köln als auch um den Maschsee herum in Hannover kommen die Fruchtkörper jedes Jahr in großer Zahl, und das gerne auch bei anhaltender Hitze und Trockenheit.


    LG, Gábor

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gábor!


    Sehr schöne Bilder! :thumbup:
    Lustig, das mit den Städten und der Linde sagte mir Stefan auch gestern am Telefon nochmal. ich habe das oben ein wenig ergänzt, es ist in der Tat auffällig.
    Mal abgesehen von Funden am Kaiserstuhl kenne ich die art auch aus dem Stadtbereich Mannheim (dort bei Hainbuche) und unter Linde aus einem kleinen Dörfchen zwischen Mannheim und Heidelberg. Aber warm und trocken ist hier ja ohnehin die ganze Region. Außer gestern und heute. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    auch ich kann das mit den Städten und Linden bestätigen. Die folgenden Aufnahmen stammen alle von einem mit Linden bewachsenen
    Grünstreifen inmitten von Wiesbaden.


    Viele Grüße
    Wolfgang





    ----------------------------------------------------
    Ich bin ein fortgeschrittener Anfänger. Meine Einschätzungen zu Bestimmungsanfragen sind mit Vorsicht zu "genießen" !
    Und: Nicht jeder meiner Funde muss unbedingt bestimmt werden, ich freue mich einfach über jedes "Kerlchen"... :gzwinkern:

  • Hallo!
    Vielen Dank für die schöne Dokumentation!
    Hier in Wien wächst Amanita strobiliformis auch gerne bei Linden, im Prater kenne ich bisher zwei Standorte.
    Der auf meinem Foto abgebildete stammt jedoch aus einem Fichtenwald südlich von Wien, was relativ irritierend war. Aber es ist doch einer ??


    VG,
    romana


    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127

    Einmal editiert, zuletzt von romana ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Romana!


    Es sieht - soweit ich das auf Bild beurteilen kann - jedenfalls sehr nach einem Fransigen aus.
    Eventuell stand irgtendwo im Umkreis noch ein kleiner, unauffälliger Laubbaum, oder die Art ist eben nicht ganz so strikt festgelegt.



    LG, Pablo.


  • Hallo Pablo!
    In den GPWB steht, dass er in den Nachbarländern auch unter Pinus gefunden wurde. Vielleicht nimmt er es nicht so genau. Mein Fund stammt jedenfalls aus einem reinen Fichtenbestand, da hab ich mich aunahmsweise mal ordentlich umgesehen, weil ich ihn eben da nicht erwartet habe. Finde ich schon spannend, wie die Pilze da so immer mal wieder oder auch häufiger die 'Regeln' brechen.


    LG,
    romana

    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127

    • Offizieller Beitrag

    Tach.


    Ein paar Fruchtkörper fanden sich letztes Wochenende an verschiedenen Stellen im Kaiserstuhl, wo die Art nicht selten ist. Allerdings immer als Einzelfruchtkörper, von denen der hier der Hübscheste war:

    Bei so frischen Exemplaren kann man die Bestimmung ohne den Fruchtkörper abzumachen oder sonstwie zu beschädigen auch durch einen vorsichtigen griff unter den Hut sicher bestimmen: Das kleiige Velum bleibt einem wie Rahm an den Fingern hängen. ;)
    Fundort in diesem Fall war übrigens zum ersten Mal ein geschlossenes Waldstück auf basischem Lößboden unter Rotbuchen und Eichen und nicht mal in der Nähe eines Wegrandes. Ansonsten war das für mich immer ein "Parkplatz-, Wegrand-, Friedhofspilz".



    LG; Pablo.

  • Da kann ich ja, trotz genügend Fotos, die die Art hier schon dokumentieren, nicht widerstehen, meinen Garten-"Strobi" einzustellen, denn dieser FK war nahezu perfekt ausgebildet.


    1.: Als Baby

    2.: Als Halbstarker

    3.: Als Erwachsener

    Liebe Grüße

    Grüni/Kagi  ==Gnolm7


    120 Pilzchips


    (Stand Nov. 2021=117 -15 Einsatz APR 2021 +4 1000. Beitrag APR +4 Ü200 Punkte im APR +4 Segmentwette =114 (Stand Nov. 2022) -15 Einsatz APR 2022 =99 +5 Gewinn aus Wette mit Suku =104 +5 9.Platz APR 2022 =109 +3 Gnolmkultur-Bonus APR 2022 =112 +7 Zieleinlaufswette APR 2022 =119 -15 Einsatz APR 2023= 104 +4PC Plazierungswette APR23 +3PC Platz 11APR23 +Teamwork-Phahl 3PC +Landungswette APR23 3PC +Gnolmgeschichtenbonus 3PC = 120PC Stand 07.01.24)


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    Meine Zeichnungen und Fotos sind außerhalb dieses Forums
    nicht ohne meine vorherige Genehmigung zu verwenden!


    Grünis/Kagis verrückte Pilzwerkstatt

    Pilze an ungewöhnlichen Orten finden!

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Auch so ein "Wenn-sonst-nix-wächst-Pilz", zwei Exemplare aus dem Waldpark Mannheim von heute, jeweils Einzelgänger (Wegrandpilze, daher ungenießbar), getrennte Mycelien (ca. 200m voneinander entfernt, und beide aller Wahrscheinlichkeit nach mit Hainbuchen Mykorrhiza bildend.



    Durften natürlich beide stehen bleiben.


    PS.: Ich habe mal die letzten Bilder von dir neu eingebunden, Kagi.



    LG, Pablo.