Chemische Ökologie Höherer Pilze

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.482 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzfreunde,


    ich bin Doktorandin der Uni Bremen und erforsche innerhalb der Arbeitsgruppe um Prof. Spiteller die Chemische Ökologie Höherer Pilze. Infolgedessen isolieren wir chemische Naturstoffe aus Fruchtkörpern und versuchen herauszufinden, weshalb bestimmte Substanzen in den untersuchten Pilzen enthalten sind bzw. welche biologische Wirkung diese haben. Hierunter fallen z.B. die Verteidigungsstrategien von Pilzen gegenüber Fraßfeinden durch eine fungizide, insektizide oder wachstumshemmende Aktivität oder aber auch das Anlocken von potenziellen –žSporenverbreitern–œ durch einen besonderen Duft.
    Mein Arbeitsgebiet ist hierbei die Gattung Laccaria sowie die Art Lactarius glyciosmus-und spätestens nun fangen die Probleme an ïŠ.
    Was erstere betrifft, habe ich Probleme der Bestimmung, da ich mit dem Mikroskop nicht sonderlich geübt bin und die einzelnen Arten makroskopisch schwer voneinander abzugrenzen sind. Eine genaue Bestimmung ist hierbei für mich besonders wichtig, da ich Substanzen gefunden habe, die nicht in allen Arten gleichermaßen vorkommen. So stellt sich hierbei die Frage, ob die gefundenen Verbindungen standortspezifisch oder eher artspezifisch sind.


    Was den Milchling betrifft, hatte ich eine Fundstelle, an welcher allerdings letztes Jahr keine Fruchtkörper aufgetreten sind. Da meine Forschungszeit nur noch begrenzt ist, bin ich darauf angewiesen diesen Herbst neues Forschungsmaterial zu erhalten.
    Wie Sie sehen, habe ich also Probleme mit der Beschaffung taxonomisch einwandfreiem Pilzmaterial und wende mich an Sie mit der Hoffnung, ob Sie mir helfen könnten. Ich wäre sehr traurig darüber, wenn ich entscheidende Fragestellungen in meiner Arbeit nicht lösen könnte, da mir die Frage –žWarum sind bestimmte Verbindungen in Pilzen–œ aus Pilzsicht wichtig ist zu klären.
    Aus diesem Grund bin ich an Folgendem interessiert:
    Fundorte oder Fruchtkörper von
    Laccaria proxima (aus dem Norden und Süden bzw. verschiedenen Fundorten)
    Laccaria laccata (aus dem Norden und Süden bzw. verschiedenen Fundorten)
    Lactarius glyciosmus


    Wenn Sie Lust haben, mir bei meinem Problem behilflich zu sein, würde ich mich freuen, wenn Sie mich kontaktieren würden: h.schrey@uni-bremen.de.


    Ansonsten wünsche ich allen eine erfolgreiche Pilzsaison 2015!
    Beste Grüße,
    ein Pilzfreund.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pilzfreund,


    eine Mail ist bereits unterwegs.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo -Pilzfreund-,


    ein Blick in meine Fundliste sagt mir, ich habe womöglich schon solche Lacktrichterlinge an einem ehemaligen Tagebausee gefunden. Der Hardtsee bei Schönau ist eine gute halbe Stunde von Chemnitz entfernt. Die Funde sind allerdings nicht sicher bestimmt und waren von der Zeit her Anfang November, also nicht Zeitnah. Sollte ich demnächst mal wieder vor Ort sein, halte ich Ausschau.


    evtl. Fuchsiger Lacktrichterling (Laccaria proxima)



    evtl. Rötlicher Lacktrichterling (Laccaria laccata)



    viele Grüße,
    Nando

    Seit Ende 2009 bei der Naturfotografie. Aktuelle Kamera: Canon PowerShot SX40 HS, Marumi DHG Achromat +3 Nahlinse und Slik Sprint PRO II. --- Pilzfotos
    -> Bei Beiträgen mit vielen Bildern, hilft oft der Klick mit der mittlere Maustaste auf die Bilder zum Öffnen mehrerer Tabs im Browser.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das ist ein spannendes Thema.
    Ich muss zugeben, daß ich mit der Gattung laccaria mich auch noch nicht wirklich angefreundet habe. Ziemlich kompliziert, vor allem die Arten um Laccaria laccata. Da müsste ich auch erstmal abklären, was da der aktuelle Stand ist. Aber ohne Mikroskopie und aktuelle (!) Literatur ist in der Gruppe eh keine Bestimmung möglich.
    Laccaria proxima ist etwas einfacher, sollte aber zur Sicherheit auch mikroskopisch geprüft sein, wenn es um so ein Projekt geht, wo die exakte Bestimmung der Art so relevant ist.


    Immerhin, der wäre kein Problem, ist in meiner Gegend ein Massenpilz. Auch zu Lactarius glyciosmus kenne ich einen Standort, da lässt sich was machen.


    Interessant wäre zu wissen:
    Womit kannst du am besten Arbeiten?
    Ist Herbarmaterial ok oder brauchst du frisches? Nur Fruchtkörper, oder Fruchtkörper mit Substrat und Mycel?
    Zur Dokumentation gehe ich mal davon aus, daß du mindestens die üblichen Minimalangaben benötigst, also:
    - Funddatum, Finder + Bestimmer
    - Fundort inclusive MTB
    - Bodenbeschaffenheit (Azidität, Humidität, falls möglcih zusammensetzung des Untergrundes)
    - Begeleitbäume am Standort
    - ev. Begleitpilze & Pflanzen
    Gibt es sonst noch nützliche Angaben, die dir weiter helfen?
    Sollten Bilder von den frischen Pilzen und vom Standort dabei sein? Bei kritischen Arten wie L. laccaria & co auch Mikrobilder?


    Kennst du jemanden an der Fakultät oder einen guten Nicht - Uni - Mykologen in der Gegend, die / der auch am Exsikat Funde nachbestimmen kann?



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    ich hab mit Pilzfreund schon per Mail geschrieben. Es müssen frische Fruchtkörper sein. Ich denke mal, sie wird das alles hier nochmal präzisieren.


    Von den unterschiedlichen Varietäten von L. laccata hab ich ihr schon geschrieben. Sag mal hast du außer Laccaria laccata var. pallidifolia noch was anderes aus dem Komplex gefunden?


    Wir (Toffel, Nobi und ich) noch nicht soweit ich weiß.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, nach was ich den Kompex schlüsseln soll.
    Einen Fund (der irgendwie komisch aussah) hatte ich mal nach Funga Nordica untersucht, kam makro- und mikroskopisch zu L. laccata und habe darauf das Werk wieder zugeklappt und den Fund in den UMO - Ordner verschoben. ;)


    Wenn du einen Tip hast, was aktuell Stand der Dinge ist, nach welcher Literatur man zuverlässig schlüsseln kann, dann schreib's am besten hier rein. Das könnte ja hilfreich sein für alle, die bei dem Projekt mithelfen wollen.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    gut, also ich schlüssle nach Gröger Band 1 und dem Schlüssel aus der Zmykol von 1993; was aktuelleres gibts glaub ich eh nicht so wirklich.


    Mykis unterscheidet:


    L. laccata s. l.
    L. laccata s. st.
    L. laccata var. pallidifolia
    L. laccata var. moelleri


    und die sind im Gröger beschrieben und dem anderen Schlüsel beschrieben. ;) Ich bin da pragmatisch und richte mich da nach Mykis. :evil:


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Naja, auf dem Stand müsste ja FN auch sein. GPBWs glaube ich nicht ganz, da werden die beiden Varietäten noch eingeschlossen, L. laccata s. str. ss. Krieglsteiner ist also in Wirklichkeit Laccaria laccata s.l. ;)
    Ich gucke mich mal noch ein bisschen durch, frage vielleicht noch ein paar Leute.



    LG, pablo.