Feuchter Wegrand 3: Peziza

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.787 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Folgende Pilzchen fand sich am Sonntag im Odenwald, in einem feuchten Talgrund, wo vom Wanderweg ein verlassener Forstweg abzweigt. Die Fruchtkörper wachsen gedrängt auf dem lehmigen Erdboden, wo sich die Fahrspuren langsam mit Moos und Gräsern bedecken.


    Der Boden ist dort wohl eher kalkig, in der Umgebung stehen Eschen, Ahorn, Rotbuchen (vor allem an den Talhängen), Wildkirsche und vereinzelt in der Umgebung Eichen und Hainbuchen.


    Die jungen Fruchtkörper sind klein und wunderhübsch mit dem tief violetten Hymenium und der weißen, leicht körnigen Außenseite.
    Bei älteren Fruchtkörpern verliert sich die violette Farbe und sie werden schmutzig graubraun.
    Das Fleisch ist wie gewohnt sehr brüchig, rein weiß, verfärbt nicht und gibt keine Flüssigkeit in irgendeiner Farbe ab.




    Die Medulla ist homogen (keine Trennschicht) und besteht größtenteils aus dicken, globosen Zellen:


    Die Elemente der Außenwand sind wenig differenziert, da sind also keine Haare oder Pachyella - artigen Substrathyphen:


    Die Paraphysen sind septiert, apikal teils kopfig, das Pigment liegt innen in kleinen Granula vor:



    Die Sporen sind ellipsoid bis fast spindelig, recht schlank aber variabel; 17-22,5 x 7-10 µm; das Ornament besteht aus isolierten Warzen von unterschiedlicher Größe (aber immer rundlich und ohne Verbindungen), an den Polen sind die Warzen stärker gehäuft und teils größer:


    Alle bisherigen Mikrobilder in H2O, der Vollständigkeit noch die Ascusreaktion in Lugol:


    Nun würde Peziza celtica ja schön passen. Nach >diesem bekannten Schlüssel< passt aber weder die Sporengröße, noch das Pigment der Paraphysen. So käme ich am ehesten bei Peziza howsei raus.
    Was dann wieder so eine nervige Art wäre, zu der sich kaum was an verlässlichem Vergleichsmaterial findet.
    Wenn jemand zu diesem Fund noch weitere Ideen oder Vorschläge hat, immer her damit. Daas wäre mir sehr willkommen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ich komme zum gleichen Ergebnis wie Karl. Die kannst Du als P.lividula abheften.


    Der von Karl verlinkte Schlüssel von Hohmeyer ist wesentlich besser als der von Dir benutzte.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl & Ralf!


    Nochmal ein dankeschön an euch. :thumbup:
    Der Hohmeyer - Schlüssel war eben meine Frühstückslektüre. Der ist wirklich gut, wenn auch schon ein paar Jahre älter.
    Der einzige heikle Punkt in dem Schlüssel ist, wenn ich die Sporenform beurteilen soll.
    Elliptisch bis spindelig ---> Peziza lividula
    nicht spindelig ----> woanders weiterschlüsseln.


    Beim "woanders weiterschlüsseln" lande ich aber auch nicht glatt bei P. howsei, sondern eher bei P. pseudoampelina, was aus verschiedenen anderen Gründen nicht passt.
    Wenn ich aber weitere im Schlüssel angegebene Merkmale zusammennehme, passt zu P. lividula ganz ausgezeichnet, wie sich die Warzen an den Sporenpolen kumulieren. Das also ist wohl mit "pseudoapikulär" gemeint. Das kommt sehr gut hin, denn bei P. howsei sollte das wohl nicht so aussehen (Warzen an den Polen nicht gedrängt, Warzen insgesamt in der Größe einheitlicher).
    Zugegeben, ich sehe bei meinem Fund viele Sporen, die ich eher als elliptisch einschätzen würde. Aber es sind eben doch etliche dabei, die man wohl als spindelig einordnen muss. Ich verstehe dann den Hohmeyer - Schlüssel so: P. lividula = spindelige Sporen generell vorhanden (neben elliptischen Sporen) vs. P. howsei (und weitere Arten ) = Sporen durchgehend elliptisch, keine spindeligen dabei.
    Zudem wird für P. howsei später im Schlüssel angegeben, daß an der Außenseite haarartige Fortsätze vorhanden sein sollten. Solche Elemente habe ich nicht sehen können.


    Das Problem mit dem anderen Schlüssel ist übrigens der Versuch einer Trennung nach der Farbe.
    Als Art mit violetten Farben wird P. howsei ausgeschlüsselt, die nachfolgenden Arten werden abgegrenzt durch "disc brown to darkbrown (sometimes purple tinge)".
    Also habe ich dem weiteren verlauf dort keine Beachtung geschenkt, weil hier ja eindeutig violette Farbtöne vorhanden sind.
    Wenn ich das merkmal in dem Schlüssel ignoriere und trotzdem weitergehe, lande ich auch bei P. lividula.


    Trotzdem: Der Hohmeyer - Schlüssel macht einen besseren Eindruck. Und da erreiche ich die Art auch wesentlich zielstrebiger. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    wenn die Sporen überwiegend spindelig sind, sollte das reichen. Elliptische Sporen können u.U. noch nicht ganz ausgereift, durch äußere Einflüsse verformt, oder an der Stelle zu stark gequetscht sein.


    Bei den Farbangaben zu Peziza verhält es sich zum einen wie bei den Gerüchen (jeder riecht was anderes) zum anderen zeigen viele Peziza eine erstaunliche Variabilität. Farbe ist ein weiches Bestimmungsmerkmal.

  • Hallo Pablo
    ja das ist ziemlich sicher wie die andern schon gesagt haben P.lividula . Ich kenne die Art vom letzten Jahr allerdings ist sie jedenfalls bei mir nicht unbedingt die häufigste Peziza


    LG,Eike

  • Hallo Pablo,


    feine Darstellung einer interessanten und recht seltenen Art! :thumbup:
    Im Rheinland-Pfälzischen Pilzjournal 1995, Heft 5(1), S. 4-31, gibt es eine ausgezeichnete Arbeit von Jürgen Häffner:
    "Pseudoapiculate und apiculate Becherlinge"


    Diese kann ich wärmstens empfehlen.
    Sämtliche Ausgaben dieses Journals findest du hier.
    Für den Artikel musst du 1995/96 Teil 1 + 2 herunterladen.


    Das Funddatum "meiner" Peziza lividula ist 15.09.1993 und nicht 1953 (da war ich noch gar nicht auf dieser Welt :D ).


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, ihr drei!


    Danke für die weiteren Bestätigungen. :thumbup:
    Dank der Häffner - Arbeit kann ich mir auch besser vorstellen, was mit fusoid bis subfusoid gemeint ist. Mit all den Skizzen, das ist schon sehr hilfreich.
    Danke für den Link Nobi.
    Zum zweiten Mal übrigens schon: Die wunderbare Arbeit von Häffner zu Pachyella, die dur mir letztes Jahr verlinkt hast, gehörte ja auch in die Reihe, wenn ich das richtig im Kopf habe.



    LG, Pablo.