Wieder eine Psathyrella ?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.826 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen


    Heute fand ich wieder in meinem Wunderpappelwald einen coolen Pilz.
    Er wuchs direkt auf der Erde mitten im Pappelwald und so sieht er aus (Mikroskopiert wurde nur die Lamelle):


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    9. Sind das Kristalle oder was sind das für stachelartige grüne Teile ?


    10.
    Basidien 4-Sporig


    Sporengröße :
    7-8 x 4 µm


    Könnte das wieder eine Psathyrella sein ?


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben,
    die einzig mögliche Antwort ist: Ja.
    Ohne genauere Mikromerkmale geht da nix, insbesondere ohne Cheilo- und Pleurozystiden und wenigstens ein grobes Sporenmaß. Die Untersuchung von Basidien und Lamellentram kannst du dir statt dessen ersparen. Die grünlichen? Kristalle scheinen an der LTrama zu haften; die ist manchmal inkrustiert.
    Beste Grüße!
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorben!


    Das sollte durchaus eine Psathyrella sein.
    Und ja: Die kleinen Punkte an der Hyphe auf Bild 9 sind Kristalle. Die aber hier kaum bestimmungsrelevant wären. ich nehme an, das ist ein Präparat vom Stiel?
    Es wäre übrigens besser, wenn du bei den Mikroaufnahmen jeweils dazu schreibst, was für ein Stück Pilz du gerade zeigst.
    Es ist sonst schwer einzuordnen.
    Normalerweise müsste bei Psathyrella vieles über die Hymenialzystiden laufen, also Cheilo- und Pleurozystiden, da müsste man wissen, was wie viel vorhanden ist und in welchem Rahemn variiert.
    Bei Sporenmessungen nimmst du idealerweise Sporen aus einem Abwurfpräparat, dann bist du sicher, nur reife Sporen zu haben.
    Du kannst den >Schlüssel auf Andreas Seite< verwenden, auch wenn ich beim ersten Punkt oft schon Schwierigkeiten habe, wenn ich eben kein Velum finde. ;) Aber dann verfolgt man eben beide Optionen.


    Dein Pilz könnte - nach makroskopischem Aussehen und den Sporen - wohl  >Psathyrella candolleana< sein.
    Aber bei diesem Fund bin ich mir nicht sicher, besser mal abwarten, was Andreas dazu sagt.
    Edit: Womit das schon mal erledigt wäre. :)



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen


    Sry, das habe ich vergessen zu erwähnen, ich habe die Lamelle Mikroskopiert :shy: .
    Ich werde es oben ergänzen.


    Andreas :
    Du meinst mit Cheilozystiden diese hier oder ?


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    13.


    @Pablo :
    Ich werde mal einen Sporenabwurf ausprobieren.
    Zu deinem Link da werde ich morgen nochmal zu Stelle gehen, denn ich glaube da war auch eine junge Form, die ich aber nicht fotografiert hatte, weil ich dachte es wäre ein anderer Pilz.
    Mal morgen schauen, aber jetzt wird weiter Mikroskopiert :)


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorben!


    Nach welcher Technik fertigst du den Lamellenpräparate an?
    Weil es ist ja wichtig zu wissen, ob man gerade die Lamellenschneide oder die Lamellenfläche betrachtet.
    Da gibt es mehrere Möglichkeiten:
    - Du machst einen Querschnitt (von der Lamellenbasis bis zur Lamellenschneide). Der sollte halt recht dünn sein, daß du unterm Mikro nichtt mehr groß quetschen musst und du quasi an den Außenseiten das Hymenium hast, dazwischen die Trama und an einem Ende eben die Lamellenschneide.
    So kannst du auch die Lamellentrama beurteilen, das ist hier nicht von Bedeutung, aber bei anderen bestimmungen (wenn's zB um die Gattung geht) schon wichtig.
    - Du trennst mit der Rasierklinge nur die Lamellenschneide ab (also nur die allerobersten 50-100 µm oder so) und schaust dir nur die an. Dann hast du quasi Cheilos "solo" (oder auch nicht, wenn der Pilz halt keine hat, oder mit basidien dazwischen, wenn die Schneide eben nicht steril ist).


    Ich mache in der regel beides, einmal das erste, um die Gesamtheit und die Lamellentrama zu sehen, dann das zweite, um nur gesondert die Cheilos inspizieren zu können.


    PS.:
    Wenn alle Bilder im letzten beitrag nur die Lamellenschneide zeigen, dann hast du auf Bild 11 sterile, blasige "Zwischenzellen", die auch wichtig, aber keine cheilos sind. Auf Bild 13 hast du eine Cheilozystide. Es sei denn, das Objekt stammt nicht von der Lamellenschneide, sonder von der lamellenfläche: Dann wäre es eine Pleurozystide.



    LG, pablo.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo


    Ich schneide um ehrlich zu sein einfach ein Stück Lamelle vom Hutansatz und packe sie komplett auf den Objektträger.
    Je nach dem schneide ich sie auch zur hälfte durch, damit es einfacher zu mikroskopieren ist.
    Dachte immer das man es so macht, aber da scheine ich mich wohl geirrt zu haben.


    Auch die anderen Bilder 11-13 sind ebenfalls von der Lamelle, also in dem Fall die Lamellenschneide.
    Ich werde später nochmal in ruhe reinschauen.


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorben!


    Bei der Technik ist die Qualität der Bilder umso beeindruckender.
    Wenn du ein ganzes Stück Lamelle unter das Deckgläschen bringst, dürfte das ja ein ganz schön dickes Präparat werden. Die Frage ist dann, wie sehr du das zusammenquetschst. Denn bei starkem Quetschen gehen die Strukturen durcheinander. Dann hast du auch im bereich der Lamellenschneide (mit recht hoher Wahrscheinlichkeit) Pleurozystiden, die eben durch das Quetschen ein Stück gewandert sind.
    Wenn du einen feinen lamellenquerschnitt hast, der sich auch ohne groß zu Quetschen schön durchleuchten lässt, dann sollte sich auch erkennen lassen, wo die Zystiden ihren Ursprung haben (d.h. wo sie entstanden sind).
    Hier mal ein Lamellenquerschnittsbild von Flammulaster granulatus (muss man sich natürlich vorstellen, daß sich die Lamelle nach unten noch weit fortsetzt, ist ja nur ein Ausschnitt):

    Sicher als Cheilozystiden zu beurteilen wären da nur die in dem roten Kasten. Dort lässt sich dann auch erkennen, wo der Ursprung der Zellen ist. Was außerhalb an der Lamelle sitzt, könnte theoretisch schon eine Pleurozystide sein (wenn die Art welche hätte), und solche können sich beim Quetschen natürlich lösen und verrutschen, was die Beurteilung erschwert.


    Das ganz genau zu wissen ist gerade bei Gattungen wie Psathyrella sehr wichtig.


    Natürlich ist das ein ziemliches Gefuddel, solche feinen Schnitte anzufertigen, aber es lohnt sich (bestimmungstechnisch).
    Oft fertigen Pilzfreaks ihre Schnitte sogar unter der Stereolupe an um noch dünner und präziser Schneiden zu können.
    Aber ist doch klar: Woher soll man sowas wissen, wenn man es nicht mal gelesen oder beigebracht bekommen hat?
    Diese Mikroskopiertechniken sind schon auch recht speziell und auch nicht ganz einfach. Und dann eben auch sehr unterschiedlich je nach dem, was für einen Pilz man sich nun anguckt (Becherchen ganz anders als kernpilz ganz anders als Lamellenpilz ganz anders als Rindenpilz ganz anders als Röhrling ganz anders als Porling usw).




    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo


    Ich habe jetzt mal deine Schnittvarianten ausprobiert und denke ich bin fündig geworden.
    Allerdings ist mir der Schnitt nicht gelungen, aber ich denke ich habe die Cheilozystiden und Pleurozystiden gefunden :)


    14.
    Pleurozystiden



    15.
    Cheilozystiden


    Und die Nr.11 und 12 könnten das Paracystidias sein ?
    Ich hatte mir das von dieser Seite hier angeguckt und mit meinem Fund verglichen.
    Achso der Sporenabwurf ist auch gelungen Sporenfarbe ist Braun und die Sporengröße ist unverändert, also
    Sporengröße :
    7-8 x 4 µm


    Zitat


    Aber ist doch klar: Woher soll man so etwas wissen, wenn man es nicht mal gelesen oder beigebracht bekommen hat?


    Ja das stimmt und deshalb bin ich froh das man in diesem Forum Hilfe bekommt und ohne dem Forum hätte ich mir kein Mikroskop angeschafft oder würde versuchen Pilze zu bestimmen :)


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben,
    du kniest dich ganz schön rein, Respekt.
    Pleurozystiden sind klar erkennbar, der Besatz der Lamellenschneide auch: Fast alles blasenförmige Zellen (Parazystiden), Bild 15 könnte zwei abgelöste echte Cheilozystiden zeigen. Damit landet man wieder in des Teufels Beitrag zur Mykologie, der Gruppe um spadiceogrisea. P. kitsiana gehört nicht dazu, hat auch ganz eigenartige, engerlingsförmige Sporen. Mit gutem Gewissen kann ich die Sache nicht eingrenzen; meine Tendenz ist P. fatua.
    Beste Grüße!
    Andreas

  • Hallo Andreas


    Zitat


    du kniest dich ganz schön rein, Respekt.


    Ja klar, sonst kommt man ja auch nicht weiter ;)


    Zitat


    Mit gutem Gewissen kann ich die Sache nicht eingrenzen; meine Tendenz ist P. fatua.


    Okay habe die Art jetzt so mit einem cf. abgespeichert.
    Vielen dank Andreas für die Hilfe :)


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorben!


    Die entscheidende Antwort hast du ja nun schon von Andreas!
    Ich würde dir aber das gleiche Lob aussprechen wollen. So wird das tatsächlich sehr gut. Und du hast da nun eben auch Pleurozystiden, die nahe an der Lamellenschneide sitzen. Um die geht es, sie muss man von Cheilozystiden abgrenzen können. darum ist sauberes Arbeiten so wichtig. :thumbup:



    LG, Pablo.