Der Höckersporer - das unbekannte Wesen

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo liebe Freunde der rissigen Höckersporer,


    ich habe erstmal gute Nachrichten: :cool:


    die Pilzsaison geht los; wir haben gestern zu unserer ersten Exkursion der Dresdner mykologischen Fachgruppe die ersten Risspilze gefunden.


    Die weniger gute Nachricht; die lieben kleinen verweigern vehement sich bestimmen zu lassen; ist ja nichts neues. Aber vielleicht könnt ihr mir bitte helfen. :evil:


    Alle Kolletkionen stammen vom Heidefriedhof in Dresden; die Fundorte sind, so weit ich das Einbicken konnte stark mit Koniferen bepflanzt/bewachsen. Meist Kiefer und "exotisches" wie z.B. Thuja usw. Kaum Fichten und Laubbäume. Ich hab übrigens GPBW und Stangl geschlüsselt. im Schüssel von GPBW sind die alle nicht drin, beim Stangl komme ich zwar auf Ergebnisse, die mich allerdings nicht so richtig zufrieden stellen. Deswegen die Anfrage:


    Kollektion 1: Inocybe c.f. fuligeneo-atra


    Auf einer Urnenwiese umstanden von Kiefern (P. sylvestris). Geruch unauffällig, wenn überhaupt relevant, dann schwach spermatisch. weißlich bis rosalicher Stiel, mit sehr kleinem weiß abgesetztem Knöllchen als Stielbasis (ich bin mir bei so was nicht sicher, ob das schon eine Knolle ist oder eine angeschwollene Stielbasis); auf ganzer Länger mit Kaulos bereift; allerdings sind die Kaulos unter der Stielhälfte relativ spärlich vertreten.
    Hut: braun; faserig in der Mitte würde ich schon sagen, dass er da schuppig aufreist; (mit etwas gutem Willen); Buckel heller als Rand (gräulich); voll aufgeschirmt 3 x 1 cm groß; wirkt voll aufgeschirmt "grippt"
    Lamellen: grau-bäunlich; "bauchig"


    Mikromerkmale:


    Sporen: irgendwie unregelmäßig höckerig; für mich ist keine beschreibbare Form erkennbar; 8-9 x 6-7 µm


    Cheilos: 40-46 x 10-12 µm; einige wesentlich kürzer aber bauchig dicker; gefühlt 50% mit Kristallen beschopft


    Alle diese Merkmale lassen mich beim Stangl zu Inocybe fuligeneo-atra kommen. Erbitte Bestätigung; bzw. Korrektur des Ergebnisses; gefühlsmäßig bin ich mit der Bestimmung iwie nicht ganz zufrieden... :/













    Kollektion 2 wurde mir gestern von "Engelchen" in die Hand gedrückt: hier wirds spannend: ich schwanke zwischen I. giacomi, bzw. I. boltoni letzteren bin ich durch eine Arbeit von Thomas Rödel und Andreas Vesper aufmerksam geworden. hier Zur genauen Fundortbeschreibung kann ich nichts sagen, da ich von Engelchen keine Fundortbeschreibung bekam


    Cortina war bei dem jüngeren Exemplar deutlich zu sehen; der Stiel ist in der unteren Hälfte nicht bereift (als Gegenbeweis); ich meine auch unter der Lupe eine weiße Überfaserung des Stieles gesehen zu haben. Stiel ansonsten bräunlich; wirkt etwas gescheckt; Basis für meine Begriffe leicht angeschwollen
    Hut: dunkelbraun, deutlich schuppig, 1,5 x 1 (beim älteren Exemplar)
    Lamellen: grau-braun; Schneiden weißlich
    Geruch: wenn überhaupt relevant leicht spermatisch
    Sporen: wirken "glatt"; mit kleinen aber deutlichen Höckern besetzt; teilweise fast rechteckig wirkend; allerdings für I. soluta viel zu groß, 10-12 x 6-7 µm
    Cheilos: spindelig; schmal; teilweise mit Kristallen besetzt 50-70 x 12-15 µm; rel. dickwandig 2-3 µm
    Pleuros: einige fast phallisch wirkend: 50-60 x 15-16 µm
    I. curvipes hätte mir auf den ersten Blick für den auch gefallen; allerdings habe ich nirgends die typische Papille an den Cystiden gefunden; ich meine auch igendwo gelesen zu haben, dass I. curvipes keine kristallbescopften Zystiden hat, so dass der somit auf jeden Fall nicht in Frage käme










    Kollektion 3:


    vergleichbar mit Kollektion 1 (Mikromerkmale sehr ähnlich), wirkt allerdings schmächtiger und die Hüte sind spitzer gebuckelt, der Stiel ist etwas gelblicher; trotzdem aber iwie rosa getönt. Lamellenschneiden bräunlich Was meint ihr; identisch mit Kollektion 1? Fundort ist der gleiche wie bei Kollektion 1 allerdings 3-4 m entfernt










    Über eure Einschätzungen würde ich mich sehr freuen; die Funde werden getrocknet und können bei Bedarf/Interesse verschickt werden.


    Ansonsten gehts in Dresden auch anderweitig lansam los; die ersten Parasolas, "Panaeolusse", Marasmius oreades, Heuschnittpilze (Panaeolina foenisecii), Stropharia semiglobata, Melanoleuca verrucipes sind da. Der beste Fund gestern war allerdings Pluteus podospileus.


    Bei den "Röhrlingen" steht Boletus luridus, X. rubellus,X. pruinatus und P. involutus und S. verrucosum auf der Fundliste.


    Hoffen wir, dass trotz der Hitzewelle die nächsten Tage noch einige Pilze kommen.


    l.g. und danke schonmal


    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

  • Hallo Stefan,
    Dein 3. Rißpilz erinnert mich an den den ich heute auch fand: Inocybe napipes.
    Die knollige Stielbasis erkennt man bei Deinem Fund ja ganz gut, die Sporen sind sehr höckrig und der Fund bei nadelbäumen würde auch passen. Wäre zumindest ein Vorschlag.
    Zu den anderen beiden enthalte ich mich.
    LG Ulla

  • Hallo Stefan


    Die Form der Stielbasis kannst Du besser beurteilen, wenn Du einen Frk. halbierst. Wenn Erde an der Basis haftet wird manchmal eine knollige Stielbasis vorgetäuscht oder bei einer offensichtlich deutlich erweiteten Stielbasis sieht man nicht, ob die Knolle gerandet ist. Zu möglichen Namen Deiner Funde kann ich momentan aus Zeitmangel nichts sagen.


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ulla,


    danke für deine Einschätzung.


    Hallo Karl,


    ich hab gerade mal versucht 1-2 Fruchtkörper zu halbieren. Sie sind mir dabei zerbrochen; ich hab leider kein Messer, das scharf genug wäre die kleinen Pilzlein gescheit zu halbieren; trotzdem danke für den Tipp. Ich meine schon, dass Kolletkion 1+3 kleine aber deutliche Knollen hat.


    Sorry ich bin jetzt platt; hab den ganzen Tag an den Pilzen gesessen. Muss erstmal was essen und dann ins Bett.


    l.g.
    Stefan


    Morgen werde ich gern detaillierter schreiben.

  • Hallo Stefan,


    unter Kollektion 3 scheinen zwei unterschiedliche Arten geraten zu sein.
    1. Art: auf dem 4. Bild
    2. Art: auf dem 5. Bild, könnte identisch zu Kollektion 1 sein


    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo Stefan,


    zu diesem spitzhütigen Pilz, den ich dir in die Hand gedrückt habe, kann ich dir doch etwas sagen. Du hast mich einfach nicht danach gefragt...*grins*
    Ich habe mich extra noch einmal umgedreht und eine Kiefer in unmittelbarer Nähe gesehen...Im übrigen habe ich auch beim "auffinden" eine Knolle wahrgenommen....

    ==19

    Herzlichste Grüße von Angela


    Leben ist das, was passiert,
    während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen


    96 - 10 (APR-Gebühr 2024) = 86 + 3 Chipse (Preisgeld für 2. genommenen Joker) + 5 Chipse (Urkunden - und Auszeichnungs-Honorar)= 94



    Einmal editiert, zuletzt von Engelchen ()

  • Hallo Stefan, hallo Alle,
    danke für deine Mails, Stefan, ich hatte bisher leider keine Zeit, ins Forum zu schauen und habe auch jetzt sehr wenig Zeit.
    Also, was fuligineoatra angeht, so fühle ich mich irgendwie nicht so wohl bei der Bestimmung, ich müsste mir die selbst anschauen, um decemgibbosa auszuschließen. Ich könnte mir nämlich gut vorstellen, dass sowohl bei Kollektion 1 als auch bei 3 decemgibbosa dabei ist - wenn nicht alles überhaupt decemgibbosa ist. Du selbst hast ein ungewöhnliches Merkmal genannt, dass ich bei (anschließend DNA-geprüften) decemgibbosas schon des öfteren festgestellt habe: dass im Stiel sowohl gebliche wie rosalich-rötliche Töne waren. Fotos 2-4 zeigen scheinbar eine andere Art, aber das kann sehr gut am Lampenlicht liegen (ich vermute mal, dass das keine Tageslichtlampe war, oder doch?). Das Habitat würde sehr gut auf decemgibbosa passen, die Jahreszeit ebenfalls. Napipes seh ich hier eigentlich nicht, liebe Ulla, denn für mich sind das - zumindest nach den Fotos zu schließen - in Kollektion 1 und Kollektion 3 Marginatae. Aber natürlich müsste das überprüft werden.
    Kollektion 2, die ich sehr interessant finde, müsste ich selbst mikroskopieren und mit meinen geprüften giacomis vergleichen.
    So, das war mein Scherflein zu der Sache....
    Euch allen wünsch ich einen frohen Abend,
    herzlich
    Ditte

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ditte,


    erstmal einen herzlichen Dank für deine Antwort und Einschätzung. In der Tat waren das Fotos im Lampenlicht; bzw. Soft-Blitz. Was mich gerade wundert, warum ich I. decemgibossa nicht in Betracht gezogen habe. Ich muss dazu sagen, dass Toffel und ich im Stangl auf das gleiche Ergebnis kamen. (was nicht viel aussagt). Ich glaube ich weiß jetzt, warum ich den nicht in Betracht gezogen hab. In GPBW steht drin, dass der selten ist und dann hab ich den ausgeschlossen. :shy: (Warum sollte ausgerechnet ich einen seltenen Risspilz finden?) Ein böser (Anfänger)Fehler; das geb ich gern zu. Ich hätte den zumindest in Betracht ziehen müssen und weiter vergleichen. Im GPBW Schlüssel hatte ich den auf dem Schirm; im Stangl nicht.
    Na ja gut; ich bin in meinem 2. Inocybe-Jahr und hoffe auf eine bessere "Aufklärungsquote" von als letztes. (gefühlt 40 % meiner Funde konnte bestimmen). Ich bin ja noch Risspilzanfänger; da darf ich auch Fehler machen...


    Aber das könnten wir auch gern mal per Mail besprechen, wie du den Schlüssel vom Stangl und GPBW einschätzt. Den Schlüssel von Bon kann ich leider nicht wirklich nutzen; ich bin in Fremdsprachen (außer Englisch) nicht wirklich bewandert. Hab schon mit dem Gedanken gespielt einen Französischkurs zu machen, damit ich den Schlüssel verstehen; bzw. übersetzen kann. :evil: Ich stell mir das verdutze Gesicht der Französich-DozentIn in der ersten Stunde in der Volkshochschule vor, wenn ich sage, dass ich gern verstehen würde, was in dem tollen französichen Risspilzschlüssel steht. :D


    Ok, sorry ich schweife ab; also alle 3 Kollektionen trocknen gerade und sehen gut aus. Soll ich die dir zeitnah schicken; oder erstmal sammeln und dann komplett gegen Jahresende mit den anderen unbestimmten Funden zuschicken?


    Mir ist das gleich; ich richte mich da nach deiner Zeitplanung.


    l.g. und in der Hoffnung, dass du auch Anfängerfehler "verzeihst". :shy:
    Stefan

  • Lieber Stefan, liebe Alle,
    also zunächst und ganz ganz wichtig, Stefan: Ich war ein wenig perplex über deinen letzten Satz, denn: Ich habe absolut nichts aber auch gar nichts zu verzeihen! In überhaupt keiner Weise, ob nun Anfänger oder nicht oder was immer. Ich beurteile die Dinge auch überhaupt nicht, das ist schließlich ein Hobby, und die Hauptsache ist, dass es Freude macht! Also wirklich keine Sorge, Stefan!!!!
    Du hast die Inocyben darüber hinaus in die richtigen Kategorien eingeordnet. Dass ihr beide beim Stangl beim selben Ergebnis rauskamt und nicht bei decemgibbosa, liegt schlicht daran, dass die decemgibbosa da gar nicht drin ist. :)
    Es ist ganz wichtig, dass ihr euch beim Schlüsseln von Inocyben mit Stangl, (Kuyper), Funga Nordica oder auch den Pilzen Baden-Württembergs einfach dessen bewusst seid, dass da eben nur ein Teil, und zwar ein recht kleiner Teil, aller in Deutschland vorkommenden Inocyben drin sind. D.h. wenn eine Bestimmung nicht recht passt, könnt ihr - richtiges Schlüsseln vorausgesetzt - recht sicher sein, dass es eben nicht die Art ist, bei der ihr gelandet seid.
    Und selbst wenn man den französischen Bon-Schlüssel verstehen kann, ist das auch kein Allheilmittel, weil die Zystidenzeichnungen oft gar nicht gut sind und in die Irre leiten, weil er eine Menge Fehler enthält, die er in der Eile nicht mehr korrigieren konnte, weil man bei vielen Arten, um sicher zu sein, dass sie es ist, sie auch schon kennen sollte (was natürlich eigentlich widersinnig ist, ist aber so!), und weil es eben inzwischen eine ganze Reihe neuer Arten gibt, die nirgendwo drin stehen als in den jeweiligen Artikeln.
    Soviel als kurzer Exkurs.
    Du kannst die Inocyben schicken, wann du magst - und wenn sie niemand anderes haben möchte.
    Liebe Mittagspausengrüße an dich und in die Runde
    von der Ditte
    Ach, ein PS: Stefan, ich benutze zum Durchschneiden von Fruchtkörpern eine Rasierklinge, die in so einem schmalen Behälterchen für Obejektträger wohnt. Das hat sich als das Beste für kleine Fruchtkörper erwiesen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ditte,


    danke für deine liebe Antwort; auch einen großen Dank für deinen Tipp mit der Rasierklinge. Ich probiere das gerne nächsten Mal aus.


    l.g.
    Stefan

  • Lieber Stefan und liebe Inocyben-Interessierte, ich habe mir jetzt die verschiedenen Kollektionen angeschaut. Kollektionen 1 und 3 sind, wie vermutet, Inocybe decemgibbosa. Kennzeichnend sind der meist glatte rotbraune Hut, Sporen bis ca. 10 µm mit deutlichen rundlichen Höckern und der ganz bereifte, rötliche Stiel, der aber auch teilweise Gelbtöne aufweisen kann.
    Kollektion 2 dürfte giacomi sein. Sporen und Zystiden passen gut. Schade, dass es hier keine Standortfotos oder zumindest Tageslichtfotos gibt. - Ich empfehle also, überhaupt keine Fotos unter einer Kunstlichtlampe zu machen, sondern im Freien bei Tageslicht oder unter einer Tageslichtlampe, wenn Standortfotos nicht möglich sind.
    Die vierte Kollektion, die du geschickt hast, Stefan, hast du richtig als curvipes bestimmt. Sporen und Zystiden sind eindeutig, der Standort passt auch sehr gut. Auf so einer Heide können viele interessante Arten vorkommen, und euer Heidefriedhof scheint mir ebenfalls ein guter Inocybe-Standort zu sein...
    Hier noch ein Zystidenfoto der curvipes, das die typische Form zeigt:


    Herzliche Grüße an alle,
    Ditte


    [hr]

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ditte,


    danke für die schnelle Bearbeitung/Antwort. Ich werde bestimmt nochmal im Heidefriedhof nach Inocyben suchen. Wenn ich was finde, dann weiß ich ja wohin ich das schicken kann.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.