Ein Hallo an alle Ohnepilzeleidenden!
Und an die Mitpilzeleidenden auch!
Die Situation ist gebietsweise wunderlich. Gemeint sind nicht die Gebiete, in denen es immer noch nicht geregnet hat.
Sondern die Gebiete, in denen es durchaus geregnet hat. So wie hier im Rhein - Neckar - Raum, den ganzen Juni über mal mehr mal weniger.
Kopfzerbrechen bereitet der Vergleich zum letzten Jahr. Denn in 2014 hat es in der ersten Jahreshälfte sehr viel weniger Niederschlag gegeben, als in diesem Jahr. In manchen Monaten sogar genau 100% weniger (also ein bisschen Niederschlag in diesem Jahr gegenüber 0 Niederschlag im letzten jahr).
Und obwohl es in diesem Jahr bislang sehr viel feuchter war als im letzten ist es heuer noch schwieriger, einen Pilz zu finden.
Außerdem hatte ich an diesem Wochenende gerade keine Lust auf knierutschen durch Traktorspur.
Samstag und Sonntag war jeweils Großpilze gucken mit Lea.
verteilt auf beide Tage hatten wir ein recht großes Repertoir an unterschiedlichen Biotopen abgeklappert. Das Resultat ist überall das Gleiche: Es gibt entweder sehr wenig oder gar nichts.
Vor vier Wochen auf einer Exkursion war es übrigens wesentlich trockener als im Moment, aber die Pilzdichte war sehr viel höher.
Egal, wo fangen wir an.
Am besten am Samstag am Heidelberger Hauptbahnhof.
Wenn Pilze rar sind, werden die Fundorte ausgefallener.
Bahnhofsvorplatz, Werbeplakate:
An den moddrigen Presspanplatten allerhand gelbe Punkte in verschiedenen Formen:
In der Tat sind damit eine ganze Reihe der Plakate bevölkert.
Die Pilze sehen aus wie Becherchen (Orbilia), sind aber keine. Das merkt man schon, wenn man die anfasst oder zu zerschneiden versucht. Die flutschen einfach unter der Rasierklinge weg, ohne festhalten lässt sich da nichts zerteilen.
Es sind also Gallerttränen, aber in diesem Fall nicht die Zerfließende (die auch ein bisschen so aussehen kann), denn die hat Sporen mit verdickten Septen. Hier sind die Sporen und die Septierungen dünnwandig:
Eine eher müßige Diskussion kann man nun über die Trennmerkmale von Dacrymyces capitatus (Kopfige Gallertträne) und Dacrymyces lacrymalis (die nenne ich mal "Knopfartige Gallertträne) führen.
Ob gestielt oder nicht scheint nämlich keine Rolle zu spielen, hier finden sich zwischen meist ungestielten Fruchtkörpern auch hin und wieder welche mit kurzen, teils wurzelnden Stielchen:
Vielleicht fastt das ja mal jemand irgendwie zusammen.
Ich nenne das einfach mal Dacrymyces lacrymalis, da passt jedenfalls alles dazu.
Ansonsten ein magerer Sonntag, bei dem wir immerhin in ein schönes Gewitter gerieten und nass wurden.
Ich mag Gewitter.
Mag ich auch:
Polyporus arcularius = Weitlöchriger Porling
Lactarius piperatus = Langstieliger Pfeffermilchling:
Amanita eliae = Kammrandiger Wulstling:
Mag ich nicht:
Was soll denn die Aktion?
Ist ja ok, wenn man Bäume zum Fällen markiert (ist ja auch schönes Nutzholz: Esskastanie und Eiche im besten Alter), aber warum bei allen Vollhonks schlägt man am Stammfuß rundherum Nägel in den Baum?
Ist das irgendwo eine perverse Art Baum - SM?
Solche Dinge lassen mich echt grübeln. Wenn da jemand eine Idee hat, was da los war, dann bitte raus damit. Wir zermartern uns das Gehirn, aber eine logische Erklärung will mir nicht einfallen.
Sonntag.
Auch da wird's nicht viel mehr, kann ich versprechen. Insgesamt waren wir zwei an zwei tagen insgesamt locker 9 Stunden unterwegs. Die üblichen Begleiter (zwischen Angebranntem Rauchporling, Pfifferling und Schönfuß) zeige ich nicht, aber es war einfach nicht viel.
Parasola (Psathyrella) conopileus = Huthaarmürbling:
Hydropus subalpinus = Buchenwald - Wasserfuß:
Coprinellus disseminatus = Gesähter Tintling:
Hapalopilus nidulans = Zimtfarbiger Weichporling:
Boletus pulverulentus = Schwarzblauender Röhrling:
Artomyces pyxidatus = Krönchenkoralle:
Und - für mich besonders toll, weil noch nie gesehen -
Astraeus hygrometricus = Wetterstern:
An zwei nicht weit auseinanderliegenden Standorten. Jeweils an Wegrändern, wo ich schon viele Dutzend Mal vorbeiging. Man sollte nieb glauben, alles in einem bestimmten Wald zu kennen.
Die zweite Kollektion hielt ich erst für was Anderes, aber da hab' ich mir's einfach gemacht: Alle Fruchtkörper aus beiden Kollektionen haben diese "riesigen" Sporen, die es bei "echten" Erdsternen (Gattung Geastrum) nicht gibt.
So.
Das war: Viel harte Arbeit für ein paar wenige Pilze.
Lea hat sagenhaft durchgehalten, ich kenne viele Leute, die hätten bei dem immerwährenden steilen auf und ab in weglosem Gelände gestreikt.
LG, Pablo.