Seitlinge und Merkwürdigkeiten

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.324 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Craterelle.

1. offizieller Beitrag

    Der Ausflug in den Wald gestern war eigentlich nicht den Pilzen gewidmet, aber ein paar sind mir trotzdem begegnet. Gar nicht so selten die hier:




    Hut: hell, feinseidig bis speckig, etwas gelblich v.a. beim Antrocknen, Anflüge von Mausgraubraun wie bei Austernseitlingen, max. ca. 5 cm
    Stiel: deutlich vorhanden, annähernd weiß, lateral, weniger pelzig als ich es von Austern in Erinnerung habe
    Lamellen: annähernd weiß, sehr eng, am Stiel unregelmäßig weit auslaufend
    Fleisch: weiß
    Sporenpulver: weiß
    Substrat: Buche
    Geruch: für mich nicht nach Anis, sondern klar nach Austernpilzen. Rohe (frische) Austernpilze riechen nach meinem Empfinden nicht sehr gut, ich assoziiere Gummi damit. So rochen diese auch.



    Kann ich den gedanklich trotz der fehlenden Anisnote als cremeweißen Seitling / Lungenseitling (Pleurotus pulmonarius) ablegen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Craterelle!


    Dieser Pilz ist in der Tat eine Merkwürdigkeit.
    Wenn man nach der Wuchsform urteilt, dann sollte es Pleurotus cornucopiae sein. Aber da fehlen total die Rippen am Stiel, zumindest an dem einen, den man sieht. Zudem mag die Art ganz gerne etwas stärker vermorschtes Holz.
    Die Farben sind zur Bestimmung wenig hilfreich, da alle drei Arten recht stark variieren. Erscheinungszeit kann man als Merkmal eh vergessen. Auf den Geruch würde ich auch nichts geben, den kann man für den Gesamteindruck als schwaches Kriterium einfließen lassen, wenn er ausgeprägt ist. Ansonsten muss P. pulmonarius nicht nach Anis riechen und P. cornucopiae kann gelegentlich nach Anis riechen.
    Was nun der korrekte Name für deinen Fund wäre, kann ich nicht sagen.
    Am besten ist es, sich immer die gesamte Kollektion anzugucken und nach Merkmalen zu suchen, die für ene bestimmte Art typisch wären. Hier also zB nach einem bestimmten Gelbton an den Huträndern, nach gerippten oder an der Basis graubraun filzigen Stielen, nach striegeligen Stielbasen...
    Leider gibt es oft solche Kollektionen, die sich kaum sicher einer der drei Arten zuordnen lassen.



    LG, pablo.

    Lieben Dank, Pablo! Ich würde die Stiele bestenfalls als schwach längsfaserig bezeichnen. "Rillstielig" stelle ich mir anders vor, oder ist das gemeint? Ich habe nochmal versucht, es im Bild festzuhalten.




    Und noch die merkwürdigen Dinger, für eine eigene Bestimmungsanfrage leider zu schlecht dokumentiert.



    Ebenfalls an Buche: hühnereigroße eiförmige Beulen an Buche, Außenhülle plattig-felderig aufreißend, innen weiß, feucht. Ich fühlte mich ins Adventspilzrätsel zurückversetzt. Was will denn das mal werden? Ein Pilz muss es wohl sein? Oder doch ein B-Rätsel? Nein, wohl nicht, roch auch ganz leicht pilzig.



    Erkennt das trotz der suboptimalen Beschreibung vielleicht jemand?

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    Zitat von rudi


    Hallo Craterelle,


    da solltest du in den nächsten Tagen nochmal nachschauen.
    Das werden mal wollige Scheidlinge, Volvariella bombycina.


    LG Rudi


    Oh, das ist ja spannend, und ein Erstfund für mich. Ob sie allerdings die Chance zum Großwerden bekommen, da bin ich nicht so sicher. Der Baumstamm steht an einen ziemlich beliebten Badeplatz an einen sehr, sehr beliebten Badesee, da werden heute und morgen viele hundert Leute dran vorbeikommen. Und wenn nur jeder 50te davon ein Exemplar untersucht, bleibt da kaum mehr was übrig.


    LG, Craterelle

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das Problem ist, daß die längsrilligen Stiele bei P. cornucopiae wohl auch nicht immer konstant ausgeprägt sind. Und dann ist es schon ganz schwer, die Art von den beiden anderen zu unterscheiden.
    Ich denke aber, daß es hier eher P. pulmonarius ist, wenn die ganze Kollektion so glattstielig daherkommt. denken heißt hier aber leider nicht wissen. ;)


    Die Wolligen scheidlinge sind ein toller Fund. :thumbup:
    Dem Vorkommen, das ich in diesem jahr entdeckt habe, sind die Schnecken zum verhängnis geworden.
    Ich drücke dir (und den Volvariellas) die Daumen, daß die Leute auf dem Weg zum baggersee andere Dinge im Kopf haben, als an Pilzen rumzuzupfen. damit du vielleicht wenigstens einen oder zwei noch aufschirmen siehst.



    LG, Pablo.

    Na, immerhin legt mich Anna mit dem nicht mehr aufs Kreuz!


    Wie lange wird's wohl dauern bis zum Aufschirmen? Ich könnte morgen noch mal gucken oder nächste Woche. Hab den Verdacht, das wäre einmal zu früh und einmal zu spät. Berliner & Brandenburger: will jemand übernehmen?


    P.S.: Nix Baggersee, hier gibt's richtige echte Seen (wenn schon keine echten Steine, also Felsen am Stück)

    Hallo Craterelle,


    wollt mich nur mal schnell bei dir bedanken.
    Ich bin nach deinen Bildern heute zu meiner bombycina-Buche hin und siehe da:
    Sie sind da!


    LG Rudi