Coprinopsis von der Gartenwiese

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.267 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mreul.

  • Hi zusammen,


    in den letzten zwei Tagen gab es hier andauernden feinen Regen. Und schon tut sich wieder was. Habe bei meinem Kontrollgang durch den Garten eine für mich neue Art aufgespürt, nämlich einen kleinen weißen Tintling.


    Die Daten:


    Größe (nicht aufgeschirmt): z.B. 17 x 4mm.
    Standort: Gartenwiese, Magerrasen, an abgestorbenen Grashalmen.


    Sporen: 7-8 x 5-7 µm.
    Basidien: 4-sporig, z.B. 18 x 9 µm.
    Lamellenzystiden (Cheilos und Pleuros): 26-106 x 8-21 µm.
    HDS: farblose, parallele Hyphen, mit Schnallen.
    Velum: aus deutlich verzweigten Hyphen.


    Makroskopisch dachte ich an Coprinopsis urticicola, aber die dürfte ja keine Schnallen haben. Mit Schnallen komme ich auf C. phaeospora oder C. friesii.
    Phaeospora soll ja nen exzentrischen Keimporus haben, was ich hier nicht unbedingt sehe. C. friesii sollte aber doch etwas größere Sporen haben, und mit dem dickwandigen Velum tue ich mich schwer das richtig zu interpretieren. Im Moment kann ich mich nicht wirklich zwischen den beiden Arten entscheiden, aber ich tendiere irgendwie zu friesii.


    Leider konnte ich kein Exemplar mehr aufgeschirmt fotografieren, über Nacht waren alle bereits weg.







    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias!
    Die sind ja niedlich... eine Frage hätte ich da: auch bei uns gab es des öfteren Niesel, aber ich dachte, dass es insgesamt noch zu trocken ist; selbst für die Winzlinge. War das Stück Wiese eher im Schatten oder auch voll besonnt? Evtl. könnte ich dann in meinem Garten auch mal schauen, so ungedüngt und mager es bei mir ist. Viel Kalk hätte ich allerdings zu bieten.

  • Lieber Matthias,


    leider hatte ich nicht die Zeit, die von dir in letzter Zeit geschriebenen Beiträge zu kommentieren.
    Allerdings habe ich sie mit Genuss konsumiert! :)
    Danke dafür.
    Zu deinem Tintlingsthread habe ich wieder ein paar Anmerkungen.



    Makroskopisch dachte ich an Coprinopsis urticicola, aber die dürfte ja keine Schnallen haben.


    Exakt! Deshalb schließe ich die ebenfalls aus. Außerdem hat urticola dünnwandiges Velum, das von dir trefflich fotografierte ist eindeutig dickwandig.
    Kommen wir also zu den kleinen Arten mit verzweigtem und dickwandigen Velum.



    Mit Schnallen komme ich auf C. phaeospora oder C. friesii.
    Phaeospora soll ja nen exzentrischen Keimporus haben, was ich hier nicht unbedingt sehe. C. friesii sollte aber doch etwas größere Sporen haben, und mit dem dickwandigen Velum tue ich mich schwer das richtig zu interpretieren. Im Moment kann ich mich nicht wirklich zwischen den beiden Arten entscheiden, aber ich tendiere irgendwie zu friesii.


    Ähnlich wäre auch noch pseudofriesii, der allerdings an Holz wächst.
    Das Velum "deines" Tintlings ist nicht nur dickwandig, sondern auch +/- hyalin.
    Damit (und wegen des nicht exzentrischen KP) ist m.M. nach auch phaeospora aus dem Rennen.


    Zur Sporengröße.
    Uljé (in Flora Agarica Neerlandica) nennt für friesii durchschnittliche Maße von 7,6-8,3 x 6,0-6,8.
    Ludwig gibt die Sporenmaße mit 6,5-8,5 x 7-8 x 5,5-6 an.
    Das stimmt doch ausgezeichnet mit den von dir gemessenen überein.


    Also, dein wunderbares Portrait stellt ziemlich sicher Coprinopsis friesii dar.


    Falls uns nicht noch Andreas alias Pilzmel widerspricht, wird es wohl auch so sein.


    LG Nobi

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    Chips: 72


  • Und klar, das ist friesii. Das wäre auch einer, wenn ich widersprechen würde.


    :D:D:D


    Schön, dass der Spaß bei aller Wissenschaft nicht zu kurz kommt! :thumbup:


    Nobi

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  • Hallo zusammen,


    nobi_† und Andreas
    danke für die Bestätigung von Coprinopsis friesii. Jetzt weiß ich, wie dickwandiges Velum aussehen soll.
    Heute war ich unterwegs, mittlerweile sind die Wälder hier schön feucht. Es gab den ersten Gallenröhrling und die Fahspuren strotzen vor Becherlingen. Habe heute alleine 3 verschiedene Scutellinias gefunden, komm mit der Bearbeitung nicht mehr nach.


    Tuppie
    Der Standort ist halb im Schatten, da steht ein Apfelbaum in der Nähe, der am Nachmittag für Schatten sorgt. Mittags ist da noch Sonne. Nachschauen kann in jedem Fall nichts schaden, gerade Gartenwiesen sind nach meiner Erfahrung insgesamt ziemlich ergiebig. ;)
    Und Hygrocybe glutinipes z.B wächst bei mir an einem ganztägig sonnigen Platz in der Mitte der Wiese.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    tolle Doku :)


    Bahnhof, 8|


    aus welcher Ebene entnimmt man Proben für die Velumbestimmung?


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hi Peter und Karl,


    danke Euch. Ich hab schon wieder einiges gesammelt, was ich in den nächsten Tagen im Forum präsentieren werde. ;)


    Tagedieb: Beim Velum hab ich einfach ein paar von den Fetzen oben am Hut komplett runtergekratzt und dann gequetscht.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.