Anfängerfrage: weiß-gelblicher Champignon-ähnlicher Pilz

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 3.891 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo,
    ich bin nun das zweite mal losgegangen, um die Welt der Pilze zu erkunden. Ich habe dabei wieder nur einen einzigen Fund gemacht.


    Es handelt sich um einen Pilz, der einem Champignon sehr ähnlich sieht (vielleicht ist es sogar einer). Seine Grundfarbe ist weiß, aber er ist teilweise mit einer gelben "Tönung" überzogen - so, als ob er "schmutzig" ist (da gibt es sicherlich einen Fachbegriff, den ich nicht weiß).
    Der Kopf mitsamt Lamellen ist aus meiner Sicht genauso wie man es bei Champignons aus dem Supermarkt kennt.


    Der Geruch ist sehr sehr schwach, aber angenehm: süßlich (ich würde sagen, so ähnlich wie Pfifferlinge) und mit etwas Phantasie rieche ich eine "Lakritznote". Der Geruch ist auf jeden Fall anders als bei "Champignons aus dem Supermarkt".


    Ich stehe bei der Identifizierung immer noch voll auf dem Dampfer. Ich habe es mit einer Pilz-Suchmaschine versucht, aber die "spuckt nichts aus". Mir fehlen da auch die Begriffe, um das richtig einzugeben.
    Bei einer Google-Bildersuche habe ich auch nichts gefunden.


    OK, ich habe nun gemerkt, dass es doch sinnvoller ist, die Pilze bei natürlichem Licht zu fotographieren (bzw. direkt am Fundort), aber ich denke mal, dass die Fotos aussagekräftig sind (teilweise mit Blitz, teilweise ohne).


    Was sagt Ihr dazu?






    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    das KÖNNTE in Richtung Agaricus augustus (Riesenegerling) in ganz jung gehen. Der Geruch sollte dann eher nach Anis; bzw. Bittermandel sein.


    So jung sind meist Pilze kaum bestimmbar; erst recht in einer so schwierigen Gattung, wie den Egerlingen. Außerdem brauchst du dann auch trotzdem noch in den meisten Fällen ein Mikroskop.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo !
    schade das es noch ein Baby ist das kompliziert die Sache :) trotz guter Geruchsbeschreibung ,kannst Du einen Querschnitt anfertigen ?
    Fundortangabe wäre auch nicht schlecht ( Begleitbäume ? )
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzsachverständigen vor Ort

    Chipcounter : 115

    • Offizieller Beitrag


    Könnte tatsächlich ein Waldchampignon sein, oder?


    Zum Vergleich:
    http://t2.ftcdn.net/jpg/00/70/…2oChJ9RnBBM4SahGVIV4v.jpg


    Nein, denn beide "Waldchampignon"-Arten würden röten; nicht gilben.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Sprotte !
    was verstehst Du unter Waldchamignon ? im Wald wachsen einige Arten davon, manche zeigen beim Querschnitt auch Verfärbungen ( z.B. rötlich ) , letztere riechen aber anderst als die von Dir beschriebenen ...
    Gruß Harry

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    Chipcounter : 115

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sprotte!


    Bitte, beim Framen von Bildern immer den Quellink angeben. Oder einfach nur den link einsetzen.
    Ich habe das eben mal korrigiert, daß wir hier keine Probleme mit dem Urheberrecht bekommen!


    Was du gefunden hast, ist auf jedenfall ein Champi aus der Sektion der gilbenden, anisartig riechenden Arten. Da gibt es in Deutschland eine ganze Menge, die teils sehr schwer zu unterscheiden sind. Ein Schnittbild ist schon wichtig, ebenso die Standortbeschreibung. Eventuell wird es aber dennoch darauf hinauslaufen, daß der Pilz mikroskopiert werden muss.


    Was auf dem Bild im Link zu sehen ist, ist keineswegs ein Waldchampi, sondern ebenfalls ein anisartig riechender Gilber. Wahrscheinlich Agaricus essettei (Schiefknolliger Anischampi) oder Agaricus sylvicola.


    Bei deinem Fund, Sprotte, glaube ich daß es nochmal was anderes ist.
    Schwer zu beschreiben warum, aber das erinnert mich eher an Agaricus fissuratus (Rissigschuppiger Egerling) als an eine der Arten um Agaricus essettei. Sagt jedenfalls mein Gesamterscheinungsbildpilzbestimmungssensor. ;)
    In der Gruppe (was die Gruppe um Agaricus arvensis = Schafchampignon wäre) ist aber ohne Mikroskopie (Sporen, Zystiden, ev. Velum) kaum eine sichere Bestimmung möglich.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nochmal!


    OK, wie ich dachte.
    Hier haben wir es mit einer eher kleinen Art zu tun, mit unterseits mit Bröckchen besetztem Ring, fein faserschuppiger Hutoberfläche und sehr starker Gilbung, die fast ins orangene spielt. Auffällig ist die Stielbasis mit Knöllchen, das könnte sogar doch zu Agaricus essettei passen.
    Wegen dem Gilben und der Huthautstruktur sowie dem eher kräftigen habitus und dem jung halbkugeligen, nicht annähernd eiförmigen Hut ist für mich aber Agaricus fissuratus noch nicht vom Tisch.


    Standort wäre schon auch gut noch.



    LG, Pablo.

  • Zum Fundort:
    Ich habe die Pilze auf einem alten Friedhof gefunden, der allerdings seit über 100 Jahren nicht mehr als Friedhof genutzt wird und wohl eher als "Park" bezeichnet werden kann. Der Rasen wird regelmäßig gemäht.


    Die Pilze habe ich am Wegesrand an einer kahlen Stelle zwischen Gestrüpp und Bäumen gefunden. Ich habe nicht darauf gedachtet, welche Bäume und Pflanzen da sind.


    Es stimmt, dass der Geruch Anis-ähnlich ist. Da die Pilze nur sehr schwach riechen, muss man mit der Nase richtig "reingehen", aber dann ist eine Art Anisgeruch doch recht deutlich.
    Der Begriff "Lakritznote" war etwas salopp. Anis und Lakritz lassen sich ja leicht miteinander verwechseln.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    So ein Standort würde dann auch ganz gut zu meinem Vorschlag passen.
    Wie gesagt: Vorschlag. Keine Bestimmung.
    Die Gruppe ist recht schwierig, da gibt es noch ein paar mehr Arten im Umfeld von Agaricus arvensis, die so oder so ähnlich aussehen können.
    Gegen A. essettei spricht aus meiner sicht hier die Stielbasis, die eben nicht deutlich abgesetzt ist. Bei dem durchgeschnittenen Exemplar wirkt sie etwas knollig, aber bei allen anderen eher keulig. Der Standort (parkartiges Gelände= schließt Agaricus essettei nicht aus, macht aber andere Arten wahrscheinlicher, die solche Standorte bevorzugen.
    Die Hutform bei jungen A. essettei ist ja meist etwas ähnliich der von A. xanthoderma (Karboli): Also mit steileren Flanken, teils etwas eiförmig oder unregelmäßig trapezoid. Hier ist mir das zu rund und zu glatt. Dagegen erscheint mir der Hut etwas gröber geschuppt, als ich es bislang bei A. essettei beobachtet habe, das Gilben etwas stärker und auch etwas kräftiger im Farbton. Auch der dickliche Stiel, der sich nach unten zur Basis allmählich verbreitert würde aus meiner Sicht besser zu einer anderen Art passen.
    Allerdings: Es ist sicher schwer zu beurteilen. Vom gesamtbild denke ich eher an eine Art aus der arvensis - clade und da dann am ehesten an A. fissuratus. Aber es blaibt spekulativ, ohne die Pilze selbst in der Hand zu haben.


    Das mit den Gerüchen ist ja immer auch Trainingssache. ich finde es schon super, daß du von dir aus da eine Einschätzung vorgenommen hast und dann auch gleich in der richtigen Sparte gelandet bist.
    Anis, Lakritz, Mandel, Marzipan...
    Das liegt alles recht eng beisammen, erst recht bei Pilzen. Man kann da noch im Feintuning unterscheiden, aber deine Einschätzung ist schon ziemlich gut. Erst recht wenn man bedenkt, daß die Pilze womöglich recht trocken sind und auch noch etwas wurmig.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    So denke ich auch. Man muss bei Champis immer auch im Hinterkopf haben, daß es eine schwierige Gattung ist und eventuell mehrere Arten in Frage kommen, die man gar nicht auf dem Schirm hat, weil sie so selten dokumentiert sind. A. fissuratus wäre da noch mal ein Sonderfall, denn teils wurde die Art auch nur als Synonym bzw als forma von agaricus arvensis betrachtet. persönlich halte ich den schon für eine gute Art, aber was weiß ich schon?
    Und auch hier kommen möglicherweise wieder Arten in Frage, die ich gar nciht auf dem Schirm habe.
    Auch Agaricus essettei ist hier nicht vom Tisch. Aus meiner Sicht dann aber (wegen der Knollenform) eher Agaricus sylvicola (Dünnfleischiger Anischampi), wobei aber auch da die Diskussion im Raum steht ob und wie die beiden getrennt werden können.
    Langer Rede kurzer Sinn: Schwierig, wie du sagst, und nicht so eben über Bilder zu klären.



    LG, pablo.

  • Hier noch eine vielleicht wichtige Information:
    Ich bin in Südniedersachsen, also weit entfernt von einer Küste.
    In meinem anderen Beitrag war ich in Nordfriesland unterwegs (nur für den Fall, dass jemand da gelesen hat und das nun auch auf diesen Pilz bezieht).


    Das fiel mir ein bei dieser Beschreibung:


    "Rissigschuppiger Champignon


    Lateinisch: Agaricus fissuratus
    Wert: * essbar
    vereinzeltes Vorkommen: -
    häufigeres Vorkommen: -
    Hauptwachstumszeit: August - Oktober
    Wachstumsgebiet: in Küstennähe auf gedüngten Wiesen mit Schafen und Kühen, manchmal auch im Binnenland"
    Quelle: http://www.pilz-bibel.de/pilze_247.html


    Der wird es (zumindest meiner Laiensicht nach) also nicht sein. Der wuchs weder in Küstennähe noch auf einer Wiese mit Schafen und Kühen. Außerdem ist noch nicht August.
    Ich würde da - mathematisch ausgedrückt - sagen, dass die Wahrscheinlichkeit gegen 0 geht.
    Kann man das so sehen?
    [hr]
    Könnte es auch ein Knollenblätterpilz sein?
    Ich habe gerade gelesen, dass junge Knollenblätterpilze Champignons stark ähneln?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Die verlinkte Seite halte ich für eher ungünstig, da sind mir bei früheren Besuchen schon viele, teils auch grobe Fehler aufgefallen.
    edit: stimmt nicht. Die Seite ist ist gut, ich hatte eine andere mit ähnlichem Hintergrund im Kopf.
    Die Beschreibung zur Ökologie von A. fissuratus dort ist falsch. Was dort steht, würde eher zu Agaricus bernardii (Salzwiesen - Egerling) passen. Das wäre aber eine morphologisch völlig andere Art aus der Sektion der rötenden Champis.
    Die Ökologie von A. fissuratus ist eher diffus, aber Parkanlagen hauen schon hin. Ich hatte einen Fund der Art im Außenbereich des botanischen Gartens in Heidelberg und einen auf einem sehr alten Strohballen in einem Waldstück im Odenwald.
    Beide Funde muss ich aber mit einem cf versehen (leicht unsichere Bestimmung), trotz Mikroskopie, weil eben beide nach Ludwig (Pilzkompendium), Gröger (Schlüssel der Röhrlinge und Blätterpilze, Regensburger mykologische schriften), Breitenbach & Kränzlin (Pilze der Schweiz) und Krieglsteiner (Großpilze Baden - Württembergs) bestimmt sind und da sind nun auch nicht alle Arten drin, die theoretisch hier vorkommen könnten.


    2013, Odenwald:


    2014, Heidelberg:


    Beide Funde müssten so aus Mai bis Julii sein. Die Erscheinungszeit ist bei Champis aber ohnehin kein besonders gutes Merkmal.


    Nach wie vor gilt aber zu berücksichtigen, daß Harry auch mit einer Art aus der essettei - verwandschaft richtig liegen kann.


    Edit:
    Nein, Knollenblätterpilz ist auszuschließen.Alle Arten der Gattung Amanita haben +/- weiße Lamellen. Immer. Das Sporenpulver dieser Arten ist weiß, das von Champignons dunkelbraun.
    Falls du an einen verzehr denkst: Besser nicht!
    Eine Verzeehrfreigabe kann man in einem Forum nicht geben. Da übernimmt hier niemand mit etwas Sachverstand Verantwortung dafür. Dazu muss man die Pilze selbst in der Hand gehabt haben. In meiner Signatur ist ein Link: PSV - Liste. Da kannst du gucken, ob bei dir in der Nähe jemand ist, dem du die Pilze zeigen kannst. Dort bekommst du vielleicht eine zuverlässige Artbestimmung und ganz sicher eine Aussage, ob du die Pilze essen kannst.
    Ansonsten empfielt es sich, erstmal gründlich zu lernen, wie man Champignons von anderen gattungen unterscheident und wie man giftige von ungiftigen champignonarten trennt. Wenn man das sicher kann, kann man auch selbst welche zum Essen sammeln.
    Edit 2:
    Stimmt schon, auf deinen Bildern sind die Lamellen weiß. Aber lass die Pilze mal bis morgen liegen, die werden schon noch mindestens rosa. ;)
    Habitus, Form der Stielbasis, Textur der Hutoberfläche, Beschaffenheit der Ringunterseite, Intensität des Gilbens, beschriebener Geruch: Das alles passt nicht zu Amanita (Wulstlinge, Knollenblätterpilze).




    LG, Pablo.