Mit Dieter unterwegs in neuem Gebiet

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.488 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammer-Dieter.

  • Hallo zusammen,


    Am Sonntag, den 19.07. rief mich Dieter am Morgen an, ob ich nicht Lust hätte auf eine Pilztour. Das hatte ich natürlich, nur musste ich als Morgenmuffel erst mal richtig wach werden. Aber der Gedanke an Pilze machte mich schnell munter. Das Gebiet, in das Dieter mich brachte war für mich neu, obwohl nicht weit weg.


    An einem Feldrand hielten wir an und liefen rüber zum Wald. Laut Landkarte liegt da ein ziemlich ausgedehntes Gebiet mit Sümpfen und kleinen Bachläufen durch den Wald. Los ging–™s erst mal mit einem recht trivialen, winddurchlässigen und entsprechend trockenen Wald, in dem aber eine Fahrspur unsere Aufmerksamkeit beanspruchte.
    Da gab–™s auch was zu sehen, besonders einen interessanten Schildborstling.
    Ich denke es ist am ehesten Scutellinia vitreola, allerdings sind die Sporen recht groß und ich bin nicht sicher, ob die Ornamente nicht doch zu fein sind. Nehme ich im Schlüssel von Schumacher die Haare bis über 1000 µm an käme ich auf crinita, was noch viel weniger passt.
    Deswegen nenne ich ihn mal Scutellinia cf vitreola. Bestimmungsvorschläge sind willkommen.


    Ralf hat aufgeklärt: Es ist Scutellinia crinita



    Daneben noch an einem sehr feuchten Ast - wohl Buche - einen kleinen gelblichen Becher, den ich aber mangels Kenntnis der inoperculaten Kleinen nicht sicher bestimmen kann. Vielleicht kommt da demnächst noch eine Anfrage dazu. Eventuell Hymenoscyphus sp:


    Es ging weiter tiefer in den Wald, hier wachsen fast nur noch Fichten.


    Durch die Hanglage ist der Bereich gut vor Austrocknung geschützt und entsprechend zeigten sich auch größere Pilze, wie einige Täublinge und Wulstlinge. An einem Täubling war ein Schimmel zu finden. Leider war davon keine reife Hauptfruchtform zu finden:
    Hypomyces viridis, Grüner Schmarotzerpustelpilz



    Ein besonders schöner Perlpilz (Amanita rubescens) war das nächste Motiv:


    Etwas weiter unten begannen erste Sumpflöcher aufzutauchen, die üppig mit Sphagnum bewachsen waren. Jetzt konnte man auch den ersten Bachlauf und kleinere Zuflüsse sehen, die Ufer sattgrün mit Moosen überzogen. Da musste es jetzt richtig Pilze geben. War auch so:
     
    Tephrocybe palustris, Sumpfgraublatt



    Lactarius lignyotus, Mohrenkopfmilchling




    Galerina vittiformis, Veränderlicher Moos-Häubling


    Wir folgten dem Bachlauf ein bisschen und stießen auf weitere Sumpfgebiete. Hier ein Bild des Bachlaufs noch vor den größeren Sumpfstellen:


    Zu finden u.a. wieder Tephrocybe palustris, dazu noch Galerina paludosa, Mycena galopus und Rehdung, auf dem bereits einige Tintlinge und Becherlinge zu sehen waren. Den Becher habe ich im Dungpilzforum bereits gezeigt:
    Lasiobolus cuniculi



    Die Tintlinge sollten auf den Namen Coprinellus pusillulus hören, da mit zugespitzten Pileozystiden und Sphaerozysten, Sporen 9-11 x 5 µm. In Kultur bildeten die Tintis aber fast keine Sporen und die vorhandenen waren zudem noch hyalin, da habe ich keine Mikrofotos gemacht.
    Stacking war unmöglich, die fallen beim geringsten Anleuchten sofort um.


    Am Ende fanden wir noch den bereits angefragten und von Ditte bestimmten Risspilz:
    Inocybe pseudoasterospora var microsperma




    Da es dann immer dunkler wurde und zu regnen begann machten wir uns auf den Rückweg. Dieter sagte mir, dass wir von dem Gebiet kaum 1% abgelaufen hatten. Und das ist tatsächlich nicht übertrieben: Bei mindestens 16 solchen Bachläufen und noch weit ausgedehnteren Sumpfgebieten gibt es da sicher für die Zukunft noch einiges zu entdecken. Lediglich an einem der weiteren Sumpfgebiete war ich schon einmal.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Matthias!

    Zitat


    Vielleicht kommt da demnächst noch eine Anfrage dazu. Eventuell Hymenoscyphus sp:


    Bin gespannt!


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Die Funde und die Bilder sind ja das eine. dazu muss man bei dir (und bei Dieter ja auch) schon nicht mehr viel sagen.
    Was mich hier so fasziniert ist die Vorstellung eines Gebietes, wie ich es fast nicht mehr kenne. So etwas gibt es hier bei mir kaum, einerseits natürlich mangels Wasser generell, andererseits aber sind solche Gebiete meist entwässert, zugebaut oder anderweitig zerstört und verschandelt.
    Woher ich soiwas kenne ist nur aus dem Schwarzwald und von eienr Stelle aus dem Kraichgau. Dort ist es aber längst nicht so weitläufig, mehr laubbaumig und nicht so richtig dolle sauer.


    Was du da zeigst, was Dieter da für ein Gebiet ausgeguckt hat: Wunderschön. Traumhaft. Ich könnte wohl zu Weihnachten eines Jahres reinlaufen und zu Silvester des Folgejahres wieder rauskommen.



    LG, pablo.

  • Hallo zusammen,


    Ralf:


    S. crinita hatte ich auch schon auf dem Schirm nur die Haare waren schon sehr kurz im Vergleich zu meinen anderen Funden und die Sporen hatte ich meist etwas weniger länglich. Wenn's vitreola definitiv nicht ist, dann kommt aber wohl nichts anderes mehr in Betracht. Das werde ich dann mal ausbessern. Danke dir.


    @Pablo:


    Das Gebiet dort ist wirklich schön. Mit nem Weitwinkelobjektiv hätte ich das sicher noch deutlicher zeigen können. Die Region ist sehr abgelegen, Gefahr durch Bebauung seh ich da nicht. Aber vor Harvestern ist auch hier nichts sicher, lediglich um NSG und Sümpfe machen die einen Bogen. In einem nahen Waldstück ohne Sumpf waren schon wieder Bäume zum Fällen markiert. Allerdings ist es dort auch so dicht, dass nicht mal mehr Moos am Boden wächst. Auslichten schadet da sicher nicht, wenn sich die Schäden durch Befahren in Grenzen halten.
    Ein gutes Speisepilzgebiet hier wurde vor Kurzem ziemlich verunstaltet, sämtliche ehemals moosigen Waldwege sind jetzt verdichtete Matschfurchen geworden, wie man es von überall her eben kennt. :(


    Positiv aufgefallen ist mir, dass es in meiner Umgebung weit mehr Sümpfe gibt als ich dachte, Dieter hat ja noch mehr Sumpfstellen an anderen Orten entdeckt. Also Sumpfmangel bekommen wir hier so schnell nicht. :P


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Gegen ein wenig Ausdünnen muss man auch nichts haben. Das schadet dem Wald nicht und meist auch nicht den Pilzen. Hoffe ich jedenfalls. Am liebsten würde ich aber durchsetzen, daß das nur noch ohne Maschinen passieren darf, und der Abtransport am besten mit ochsenkarren oder so. Aber dann wär's ja nicht mehr "wirtschaftlich".


    Man sollte sich vielleicht auch mal überlegen, bei euch in der Gegend ein kleines Treffen zu machen. Ingo zB hätte es ja nicht so weit. Ich schon, aber machbar ist alles.



    LG, Pablo.

  • Hallo Matthias!
    Wieder einmal eine wunderschöne Sammlung und ein toller Bericht. Meine beiden Lieblinge diesmal: Galerina vittiformis und Lasiobolus cuniculi. Danke fürs Herzeigen!

  • Hallo zusammen, hallo Pablo,


    im September kommt uns Nobi besuchen, da könnte man z.B. schon ein kleines Treffen draus machen. Bei mir privat sind die Unterbringungsmöglichkeiten eher schlecht, aber es gibt hier genug Pensionen, etc.
    Und im September ist hier freilich noch deutlich mehr los, was Pilze angeht. ;)


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    ein sehr schöner Beitrag. Gefällt mir sehr gut.
    Wir finden den Grünen Schmarotzerpustelpilz, der die Lammellenbildung reduziert bzw. verhindert, auch regelmäßig ausschließlich auf Heringstäublingen.




    liebe Grüße Pilzzwerg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias & Dieter!


    In diesem jahr wird es für mich wahrscheinlich ganz schwierig. Im September bin ich lange weg im Oktober sind schon etliche Wochenenden verplant. Was ja nicht heißt, daß ihr nicht trotzdem was starten könnt.
    Ansonsten könnte man sich auch Zeit lassen, das Ereignis etwas planen und zB im nächsten Jahr wahr werden lassen.



    LG; pablo.


  • Ansonsten könnte man sich auch Zeit lassen, das Ereignis etwas planen und zB im nächsten Jahr wahr werden lassen.


    Sehe ich ebenso, Pablo! :thumbup:
    Zumal an dem WE, wo ich ins Fichtelgebirge fahre, die "Sachsentagung" (dieses Jahr sogar Boletus-Tagung gemeinsam mit der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg) in Belgern, Nordsachsen, stattfindet!
    Weswegen die meisten sächsischen Foristen sicher dort sein werden.


    Langfristig könnte ich mich auch um ein tolles Quartier im Herzen des Fichtelgebirges kümmern.
    Mit bezahlbaren Zimmern, einer preiswerten und sehr angenehmen Gaststätte und evtl. sogar einem Tagungsraum!
    Dazu werde ich nach Absprache mit den dort heimischen Forenteilnehmern evtl. noch einen Thread starten.


    Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Sowas wie ein richtiges Pilzverrücktenwochenende im Fichtelgebirge?
    Das klingt gut. Dazu braucht es aber in jedem Fall eine gewisse Vorlaufzeit, wie Nobi schreibt.
    Tolle Idee, da wäre ich sehr gerne dabei. Und könnte mir auch vorstellen, was Kleines dazu vorzubereiten. Wenn man geeignete Unterkünfte findet und passende Räumlichkeiten für Pilzbesprechungen, Untersuchungen undgemütliches Beisammensein kann man vielleicht auch die eine oder andere kurze Präsentation einbauen.



    LG, pablo.

  • Hallo!


    Nicht übel der Gedanke.
    So für nächstes Jahr fände ich das gar nicht schlecht.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

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    Link: Einladung APR 2024

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    ja nächstes Jahr wäre ich gern mit dabei. :thumbup: Vielleicht kommt Toffel auch noch mit; mal sehen. Auf alle Fälle freue ich mich sehr auf ein Wiedersehen.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier


  • Sowas wie ein richtiges Pilzverrücktenwochenende im Fichtelgebirge?
    Das klingt gut. Dazu braucht es aber in jedem Fall eine gewisse Vorlaufzeit, wie Nobi schreibt.
    Tolle Idee, da wäre ich sehr gerne dabei. Und könnte mir auch vorstellen, was Kleines dazu vorzubereiten. Wenn man geeignete Unterkünfte findet und passende Räumlichkeiten für Pilzbesprechungen, Untersuchungen undgemütliches Beisammensein kann man vielleicht auch die eine oder andere kurze Präsentation einbauen.


    Oh ja absolut - saugute Idee.... :thumbup: :thumbup: :thumbup: :) :)
    Da hab ich villeicht, eventuell, bestimmt, ja sicher, ja schon ein Mikroskop - und ich weiß schon was eine Pleu.. Pleu... dingszystide ist :D
    Ohhhhh.. das wär wirklich stark.
    Räume, da finden wir Marktredwitz und Wunsiedel bestimmt was - das könnten ich un Matthias bestimmt abchecken und klar machen.
    Beste Grüße
    Dieter