Hallo zusammen,
Am Sonntag, den 19.07. rief mich Dieter am Morgen an, ob ich nicht Lust hätte auf eine Pilztour. Das hatte ich natürlich, nur musste ich als Morgenmuffel erst mal richtig wach werden. Aber der Gedanke an Pilze machte mich schnell munter. Das Gebiet, in das Dieter mich brachte war für mich neu, obwohl nicht weit weg.
An einem Feldrand hielten wir an und liefen rüber zum Wald. Laut Landkarte liegt da ein ziemlich ausgedehntes Gebiet mit Sümpfen und kleinen Bachläufen durch den Wald. Los ging–™s erst mal mit einem recht trivialen, winddurchlässigen und entsprechend trockenen Wald, in dem aber eine Fahrspur unsere Aufmerksamkeit beanspruchte.
Da gab–™s auch was zu sehen, besonders einen interessanten Schildborstling.
Ich denke es ist am ehesten Scutellinia vitreola, allerdings sind die Sporen recht groß und ich bin nicht sicher, ob die Ornamente nicht doch zu fein sind. Nehme ich im Schlüssel von Schumacher die Haare bis über 1000 µm an käme ich auf crinita, was noch viel weniger passt.
Deswegen nenne ich ihn mal Scutellinia cf vitreola. Bestimmungsvorschläge sind willkommen.
Ralf hat aufgeklärt: Es ist Scutellinia crinita
Daneben noch an einem sehr feuchten Ast - wohl Buche - einen kleinen gelblichen Becher, den ich aber mangels Kenntnis der inoperculaten Kleinen nicht sicher bestimmen kann. Vielleicht kommt da demnächst noch eine Anfrage dazu. Eventuell Hymenoscyphus sp:
Es ging weiter tiefer in den Wald, hier wachsen fast nur noch Fichten.
Durch die Hanglage ist der Bereich gut vor Austrocknung geschützt und entsprechend zeigten sich auch größere Pilze, wie einige Täublinge und Wulstlinge. An einem Täubling war ein Schimmel zu finden. Leider war davon keine reife Hauptfruchtform zu finden:
Hypomyces viridis, Grüner Schmarotzerpustelpilz
Ein besonders schöner Perlpilz (Amanita rubescens) war das nächste Motiv:
Etwas weiter unten begannen erste Sumpflöcher aufzutauchen, die üppig mit Sphagnum bewachsen waren. Jetzt konnte man auch den ersten Bachlauf und kleinere Zuflüsse sehen, die Ufer sattgrün mit Moosen überzogen. Da musste es jetzt richtig Pilze geben. War auch so:
Tephrocybe palustris, Sumpfgraublatt
Lactarius lignyotus, Mohrenkopfmilchling
Galerina vittiformis, Veränderlicher Moos-Häubling
Wir folgten dem Bachlauf ein bisschen und stießen auf weitere Sumpfgebiete. Hier ein Bild des Bachlaufs noch vor den größeren Sumpfstellen:
Zu finden u.a. wieder Tephrocybe palustris, dazu noch Galerina paludosa, Mycena galopus und Rehdung, auf dem bereits einige Tintlinge und Becherlinge zu sehen waren. Den Becher habe ich im Dungpilzforum bereits gezeigt:
Lasiobolus cuniculi
Die Tintlinge sollten auf den Namen Coprinellus pusillulus hören, da mit zugespitzten Pileozystiden und Sphaerozysten, Sporen 9-11 x 5 µm. In Kultur bildeten die Tintis aber fast keine Sporen und die vorhandenen waren zudem noch hyalin, da habe ich keine Mikrofotos gemacht.
Stacking war unmöglich, die fallen beim geringsten Anleuchten sofort um.
Am Ende fanden wir noch den bereits angefragten und von Ditte bestimmten Risspilz:
Inocybe pseudoasterospora var microsperma
Da es dann immer dunkler wurde und zu regnen begann machten wir uns auf den Rückweg. Dieter sagte mir, dass wir von dem Gebiet kaum 1% abgelaufen hatten. Und das ist tatsächlich nicht übertrieben: Bei mindestens 16 solchen Bachläufen und noch weit ausgedehnteren Sumpfgebieten gibt es da sicher für die Zukunft noch einiges zu entdecken. Lediglich an einem der weiteren Sumpfgebiete war ich schon einmal.
Viele Grüße,
Matthias