Schwarzgebändeter Harzporling? + ...

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 5.065 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo,


    könnt ihr mir bei diesem Fund bitte helfen?


    Fundort: Fichtenwald, geschätzte Höhenlage 600 m, Schwarzbeerstauden und Pfifferlinge sind zahlreich vertreten.


    Es hat ordentlich geregnet, der Fruchtkörper ist mit Wasser vollgesogen.


    Größe: der Gesamtfund, also die einzelnen FK zusammen, ca. 40 cm.


    Poren: Graugründunkel


    Stiel: alle FK fruktizieren aus einem Stiel, war mein Eindruck beim untergreifen. Total aushebeln wollte ich ihn nicht.


    Ischnoderma bezoinum?


    1)


    2)


    3)



    Wäre ein Erstfund, sofern ich mit meiner Bestimmung richtig liege :)



    Die "gelben" sind zahlreich vertreten,


    4)



    Wo die wachsen, ist auch das leider kaum mehr anzutreffende


    Schweinsohr, Gomphus clavatus beheimatet,


    5)


    6)



    Von weitem auszumachen war der


    Semmelporling, Albatrellus confluens


    7)



    Der Wald ist übervoll mit den echten Knoblauchschwindlingen, die holen wir uns morgen.


    Sofern es nicht regnet, dann bin ich in Motorrad-Werkstätten anzutreffen. Olifaktoirsche Schulung, wie riecht eine alte, aber gut erhaltene Lederjacke :D


    Den Abschluss macht einer der Wettpilze,


    Bienenwabenporling, Polyporus mori,


    8)



    Danke für's mitraufkraxeln und eure Meinungen,


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ah, Schweinsohr und Semmelporling! :thumbup:
    Ultimativ geile Pilze, beide Arten sind mir bislang noch nicht begegnet.
    Freue mich für dich über die schönen Funde!


    Bei dem Porling bin ich skeptisch. Wenn ein Harzporling, dann müsste der in der fomitoiden Phase sein. Und das wäre für die Jahreszeit sehr ungewöhnlich. Auch sollten dann die Poren noch einen etwas anderen Braunton aufweisen, mehr richtung Kakao.
    Hier sehe ich eher ein graubraun bis grauoliv, das zB zu Phaeolus in einem gewissen Entwicklungsstadium passen würde. Dazu auch die dunklen Flecken, die wie ich annehme von Fingern stammen. ;)
    Aber: Zu Phaeolus passen das Aussehen des Fleisches und die Oberflächenstruktur des Hutes gar nicht gut. Obwohl das einfacher zu beurteilen wäre (zumindest via Bild), wenn die Oberfläche trocken wäre.
    Aber es sieht ja eher nicht filzig aus, sondern ziemlich glatt. Interessant wäre hier auch die Konsistenz.


    Was mir hier spontan am ehesten gefallen würde wäre ein Schillerporling, möglicherweise der Flache (>Inonotus cuticularis<). Das wäre allerdings eiine Art, die ich auch noch nicht gefunden habe, also ist die Idee als recht unsicher einzustufen.


    Bei dem Stielporling will ich die Hutoberfläche sehen, ist doch klar. :evil:



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mausmann!


    Für Ischnoderma?
    Doch schon. Aber dann wären die Fruchtkörper in der leptoporoiden Phase. Also weichfleischig, das Fleisch recht hell, die Poren steril und weißlich bis cremefarben, meist mit bernsteinfarbenen Guttationstropfen, die Hutränder wulstig und dick.
    Erst in der fomitoiden Phase produziert der Pilz Basidien und Sporen. Und das kommt meist im Spätherbst und Winter bei kühlem Wetter. Freilich könnte das sicher auch mal durcheinander gehen, Pilze sind da ja durchaus für Überraschungen gut. Aber für eine Ischnoderma in der fomitoiden Phase passen auch ein paar optische Details nicht. Die Farbe der Poren und Röhren hatte ich genannt, das sieht schon noch mal anders aus. Dazu fehlen mir die schwarzen Linien auf der Hutoberfläche (der Name "schwarzgebändert" ist kein Zufall) und irgendwas stimmt nicht so ganz mit dem habitus. Diese weit herausragenden, recht dünnen Konsolen passen an den Ecken und Kanten nicht recht in mein Bild von ischnoderma, ums mal ganz blöd auszudrücken.



    LG, Pablo.

  • Hallo ihr beiden,


    von der Aufnahme her stimmt er mit der Aufnahme in den PdS schon recht gut überein.
    Bräunlich fleckend passt auch, mit Wasser vollgesogen ist er halt.


    Inonotus cuticularis fruktiziert an Laubbäumen, da waren keine. Ein reiner Fichtenwald, da und dort eine Kiefer.
    Von der Aufnahme her stimmt er mit der in den PdS gar nicht überein.


    Mikroskopisch passt keiner von beiden,


    Sporen glatt, vorwiegend oval, 6 -7 x 4-5 µ




    Dimitrisches Hyphensystem, die hellen Hyphen sind septiert,




    Die Oberfläche ist filzig, nicht glatt.


    Der Akku der Kamera wollte nicht mehr, ich auch nicht, also keine Aufnahmen von Basidien und eventuellen Zystiden.
    Reiche ich morgen nach...




    Polyporis mori, die Oberseite will gesehen werden, gerne,



    Händyaufnahme, hatte sonst nichts dabei.


    LG
    Peter

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Tjoa, Mikroskopie von Porlingen. Das sind aber auch wirklich keine einfachen Pilze für's Mikroskop.
    Aber gerade mit den Mikrobildern würde ich Ischnoderma umso mehr ausschließen wollen. Die Hyphen sehen schon sehr nach Inonotus aus, die Sporen könnten auch in der Gattung zu finden sein.
    Wonach du aber als erstes suchen solltest, wären Setae. Und zwar am besten im Hymenium und an der Hutoberfläche.


    Wenn da tatsächlich null Laubholz im Boden ist - worauf man sich nie verlassen kann, vielleicht stand da ja vor drei jahren mal eine einsame Buche im Fichtenwald - dann kann man ruhig mal in der Nachbargattung auf die Pirsch gehen. Also bei den paar Arten, die wie Inonotus aussehen, aber auf Nadelholz wachsen.
    Dein vergleichskandidat wäre dann >Onnia tomentosa<. Bei Mycobank mal runterscrollen, die Beschreibungen sind gut (aber auf Englisch), die Bilder (nach den Kulturbildern) sind auch gut, inclusive Mikrozeichnung.


    Aber auch das findest du über die Setae besser raus als über Sporen und Basidien: Wenn beim Substrat unsicherheit besteht kann man sich danach gut richten. Diese vezweigten Setae bei Inonotus cuticularis (>Beschreibungen und Bilder bei MB<) auf der Hutoberfläche sollten ein gutes Merkmal sein. Oder du buddelst an der Stelle und gräbst das Substrat aus.
    Das Makrobild von I. cuticularis in PdS zeigt nicht ausgewachsene Fruchtkörper. Da würde das Makrobild in den Großpilzen BWs wesentlich besser zu deinem Fund passen.


    Der Vollständigikeit halber noch >Ischnoderma benzoinum bei MB< mit Mikrozeichnung und Makroaufnahmen.
    Wenns ums Mikroskopische geht, ist es ja völlig wurschd, ob man sich Ischnoderma benzoinum (Nadelholz) oder Ischnoderma resinosum (Laubholz) anguckt. Da siond die beiden +/- identisch, auch makroskopisch gibts wohl keine konstanten Unterschiede.



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    beim Pilz kann ich gar nicht mitreden, aber auf der Seite von Mycobank hatte ich in der letzten Zeit auch schon oft gesucht. Da ist ja das ganze Design etc. umgestellt worden.
    Jedenfalls funktionieren die Links s.o. nicht (wenn man auf der Mycobank-Seite gesucht hat), die URL oben in der Adressleiste bleibt immer gleich, es sei denn, man ruft die entsprechende "Description" auf.
    Alternativ kann man bei Google o.ä. suchen: z.B. "Mycobank Onnia tomentosa" - da kommt man direkt auf die Seite.
    Diese heißt dann in diesem Fall: http://www.mycobank.org/name/Onnia tomentosa


    Das hat mich auf die Idee gebracht (ohne eine Suchmaschine zu bemühen und ohne auf der Seite zu suchen) einfach oben in der Adressleiste einzutippen, z.B. http://www.mycobank.org/name/Ischnoderma benzoinum - es funktioniert!


    EDIT:
    jetzt sehe ich, dass das "Eingetippte" hier in einen Link umgewandelt wird, allerdings nicht vollständig als URL wiedergegeben wird.
    Kopiere ich den Link aus der Adressleiste sieht er so aus (mit %20 zwischen Onnia und tomentosa, ohne Lücke):
    http://www.mycobank.org/name/Onnia%20tomentosa
    Aber mit Eintippen (falls man den korrekten Namen richtig schreibt ;) ) kommt man auch direkt auf die gewünschte Seite.


    EDIT 2: jetzt sind s.o die Links direkt zur Art :)
    EDIT 3: ob bei Mycobank bei der Suche oben die URL gleich bleibt oder nicht, liegt an der Art der Suchseite (die haben ja mehrere...)

  • Hallo Pablo,


    danke für's reinknie'n :thumbup:


    Einen Laubbaum spielt es da oben nicht, es sind keine erkennbaren Überbleibsel anzutreffen.


    Ich habe das Thema an unseren Chef weitergeleitet. Der Fund wird nicht angenagelt, der
    wird in allen Einzelheiten angetackert.



    Polyporis mori ist durch, oder?


    :P


    LG
    Peter

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Die Links oben in meinem Beitrag sollten jetzt schon funktionieren. Das hatte ich initial verpeilt, sorry.
    Man kann auch einfach unter "current name" zB den Namen des Pilzes nochmal anklicken. Dann landet man auf der "richtigen" Datenseite. Und kann die url auch ganz normal als Link einsetzen. Funktioniert, hatte ich aber initial oben nicht gemacht.


    Ich bin mir bei deinem Pp. mori nicht sicher, Peter. ich sage mal so: Es kann sehr wohl ein ungewöhnlich blasses Exemplar dieser Art sein. Porengröße, Farbe und die nicht ganz am Stiel herablaufenden Poren wären allerdings schon grenzwertig.
    Pp. arcularius kann auch so (oder so ähnlich) aussehen:

    Gegen den spricht aber, daß ich hier schon glaube, etwas grobschuppiges auf dem Hut zu erkennen. Und der Hutrand scheint auch völlig glatt zu sein, also nix mit Wimpern oder Fransen.
    Ich mag mich da aus der Entfernung nicht festlegen. Lieber verlasse ich mich in dem Fall auf dein Urteil.



    LG, Pablo.

  • Hallo ihr Mikroskopierer!


    Mal eine ganz einfache Frage: Warum mikroskopiert Ihr eigentlich nicht auch gleich das Holz?


    Das Mikroskop ist ja schließlich auch dahingehend DAS Hilfsmittel für eine definitive Aussage über die zugehörige Baumart! Sicherlich gibt's doch da auch gute Unterlagen und Nachschlagewerke drüber.


    Das wäre ja dann auch ein konsequenter Schritt in Richtung einer einwandfrei fundierten Pilzbestimmung und würde dann auch sehr oft gewisse "Wenn's" und "Aber's" von vornherein ausschließen, was de facto eine Vereinfachung bzw. Erleichterung einer Bestimmung bedeutet!


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo,


    danke für eure Anregungen, eine Angabe muss ich korrigieren.


    Das Hyphensystem kann auch monomitisch sein, typisches Anfägerleiden...


    Saete und Zystiden konnte ich nicht ausmachen.


    Basidien,




    Poren + Basidien + Hyphensystem und die Markoaufnahmen passen recht gut zu Meripilus giganteus.


    Als Substrat kann ich einen Laubbaum ausschließen, eine Weißtanne nicht.


    LG
    Peter


    Warum wir nicht auch gleich das Holz mikroskopieren?


    Deshalb, Auszug aus einer Pidlich-Aigner-Studie,


    Für die möglichst genaue Bestimmung der Substrate wurde auch ein Vergleichsherbar angelegt und zweifelhafte Holzproben nach dem Trocknen mehrere Tage in Glyzerin eingelegt. Erst dann waren feine Schnitte möglich, die in 96%-igem Alkohol ausgewaschen und in Leitungswasser mikroskopiert wurden. Die Bestimmung der Hölzer erfolgte nach SCHMIDT (1941) und GROSSER (1977).

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, peter!


    Riesenporling ist das auf keinen Fall. Schon die Farbe der Poren (vorm Anfassen und erst recht die des Fleisches schließt die Art zu 100% aus, ebenso wie die Farbe der Hyphen auf dem ersten Mikrobild.
    Ich bin immer noch bei Inonotus / Onnia, wobei ich mittlerweile Onnia klar favorisiere.
    Wenn du willst, kannst du mir auch ein trockenes Pilzteil zuschicken. Aber besser wär's natürlich, jemand würde sich mit dir zusammen ans Mikro setzen und nach den versteckspielenden Strukturen suchen.


    Fredys Vorschlag ist eigentlich auch nicht so abwegig. Ich glaube, mann kann da auch was rauslesen ohne so eine komplizierte Vorbehandlung. Schwefelsäure oder hochdosierte Laugen sollten das Holz ja auch geschmeidig machen. Aber ich muss zugeben, ich habe es selbst noch nicht probiert. Bisher ging die Bestimmung des Substrats immer makroskopisch. Oder das Holz wurde nach dem darauf wachsenden Pilz bestimmt (sofern dieser einwandfrei war). ;)



    LG; pablo.

  • Lieber Pablo,


    ich bin heute nochmal raufgekraxelt, makroskopische Merkmale einholen.


    Der Fundort,


    1)



    Händisch war der FK nicht zu bergen, den musste ich abschneiden.


    Zwei Stiele, 7 x 5 cm


    2)



    Die Schnittfläche der Stiele,


    3)



    Querschnitt durch den ca. 2 cm dicken Hut,


    4)



    Den verleibt sich schon ein anderer Pilz ein, dass war knapp.


    Danke für dein Angebot, diesen Fund zu mikroskopieren, die Setae wollen aber von mir gefunden werden, mit Onnia hast du mir ja schon einen Steilpass zugespielt.


    Eine Bestimmung aufgrund der Makro/-und bisherigen Mikroaufnahmen würde ich sicher nicht von der Bettkante stoßen,


    :evil:


    LG
    Peter

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!


    Hut ab, das nenne ich Forschergeist. :thumbup:


    Es könnte aber auch sein, daß ich dich mit meinen Ideen (ungewollt!) aufs Glatteis geführt habe.

    Danke für dein Angebot, diesen Fund zu mikroskopieren, die Setae wollen aber von mir gefunden werden, mit Onnia hast du mir ja schon einen Steilpass zugespielt.


    Denn das ist das Problem: Diese neuen Bilder sehen makroskopisch ganz stark nach Phaeolus schweinitzii aus.
    Und dann kannst du natürlich lange nach Setae suchen, da sind dann keine zu finden, weil der Pilz eben gar keine entwickelt. X/



    LG; Pablo.

  • Hi Pablo,


    da würden die Zystiden dazupassen,


    1)


    2)



    Manno, ich habe mich auf die Sporen konzentriert, war auf der Suche nach Setae.


    Wenn du den anhand der Zystiden-Aufnahmen durchwinkst, hast du ihn angenagelt :)


    LG
    Peter

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Die Zystiden von Phaeolus habe ich mir noch nie angeguckt. Bei dem einen oder anderen Phellinus - Fund hatte ich Zystidiolen gesehen, die sind in der Gattung aber wohl recht variabel (auch ob sie überhaupt vorhanden sind) und kaum je bestimmungsrelevant. Die sahen anders aus, ist aber ja auch sicher kein Phellinus.
    Ich meine es könnte passen.
    Wenn du im Hymenium keine Setae siehst, dann sollte es schon Phaeolus sein. Denn die sind bei Inonotus und Onnia eigentlich kaum zu übersehen (ähnlich wie bei Hymenochaete oder Phellinus). Ischnoderma hätte auch keine Setae, aber den hatten wir ja aus anderen Gründen ausgeschlossen. In dem Sinne kannst du dir das "Festnageln" eigentlich durchaus selbst zuschreiben. :thumbup:



    LG, pablo.