28.07.2015: Magerrasen mit tollen Pilzen

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 5.710 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • [font="Arial"] 28.07.2015: Magerrasen mit tollen Pilzen

    Liebe Schwammer-Freunde,
    nach der Arbeit besuchte ich kurz einen Rasen den ich vor kurzem nur im Vorbeifahren sah.
    Ich vermutete hier Pilze - und ich täuschte mich nicht. ;)
    Allerdings waren die meisten für mich schwer bestimmbar. Was nicht negativ ist - ich mag Neues, Unbekanntes ja sehr.
    Matthias half mir bei der näheren Eingrenzung.

    Erster Fund - klar ein Kartoffelbovist...


    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, bei verschiedenen Laubbäumen (hauptsächlich Kastanie)
    Fundzeit:
    28.07.2015
    Wuchsform:
    gesellig
    Hauthaut:

    dünn, beige, jung fast glatt, alt spaltig aufgerissen
    Fleisch:
    fest, creme bis gelb, im Alter violette Rand-Zone um den Sporenbereich, Sporen schwarz werdend
    Stielansatz:
    gar keiner bis 6 mm lang
    Größe:
    Durchmesser 1-5 cm
    Geruch:

    pilzig (nach Maronenröhrling)
    Geschmack:
    pilzig (nach Maronenröhrling)

    [/font]
    [font="Arial"]Das dürfte der Gelbflockige Kartoffelbovist (Scleroderma bovista) sein.
    Müss'ma nochmal die Sporen anschaun - klar...

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Der Zweite Pilz war zwar zu jung zum bestimmen.
    Zuhause ließ ich ihn etwas nachreifen.
    Die Rosatöne an verschiedenen Stellen und der Habitus lassen aber auf einen Perlpilz (Amanita rubescens) schließen:


    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Da nächste ist kein Pilz, sondern eine Hundsflechte (Peltigera spec.). Hab ich zum Spaß mal fotografiert.

    [/font]
    [font="Arial"]Dann sogar ein Saftling - zwar nicht mehr so schön, aber er hatte ganz tolle Farben - nämlich gelb und grün auf Hut und in den Lamellen.

    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, neben Haselnussstrauch.
    Fundzeit:
    28.07.2015
    Wuchsform:
    einzeln
    Hutform:

    flach
    Huthaut:
    Zentrum weißlich, sonst gelb und hellgrün, feucht etwas klebrig
    Hygrophanität:
    nicht feststellbar
    Hutrand:
    kantig, könnte evtl. gerieft sein wenn feucht
    Lamellen:
    hellgelb, zu den Schneiden hin hellgrün werdend (Bild ist nicht farbfalsch, die Lamellen sind tatsächlich hellgrün!), mit Zwischenlamellen, ohne Y-Gabeln
    Lamellenschneiden:
    bogenförmig, hellgrün
    Lamellen- Hutübergang:

    ausgebuchtet angewachsen
    Fleisch:

    hellgelb, fest
    Stiel:
    verdreht, klebrig, gelb, biegsam, zur basis hin etwas heller werdend
    Stielbasis:
    rund
    Größe:
    Hutdurchmesser 1,5 cm, Stiellänge 5 cm, Stieldurchmesser ca. 3 mm
    Sporenpulverfarbe:
    in Arbeit
    Geruch:
    neutral
    Geschmack:
    neutral

    [/font]
    [font="Arial"]Makroskopische Bestimmung ist hier nicht möglich.
    Gelbgrüner Saftling (Hygrocybe virescens) --> passt makroskopisch am besten - wäre eine Rarität!
    oder Schleimfuß-Saftling (Hygrocybe glutinipes)
    oder Stumpfer Saftling (Hygrocybe chlorophana)

    Diese Bild ist nicht farbfalsch!
    Die Huthaut ist tatsächlich teilweise hellgrün:


    [/font]
    [font="Arial"]Diese Bild ist auch nicht farbfalsch!
    Die Lamellenschneiden sind tatsächlich hellgrün:


    [/font]
    [font="Arial"]Dann Pilze, welche ich noch nie gesehen habe.

    Fundort:

    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, bei Kastanie.
    Fundzeit:
    28.07.2015
    Wuchsform:
    gesellig
    Hutform:

    generell halbrund aber sehr verwunden, wellig ect.
    Huthaut:
    wie feinsamtiges Wildleder, teilweise klein-feldrig aufgerissen, graubraun bis schwarzbraun, Huthaut ist nicht abziehbar
    Hygrophanität:
    nein
    Hutrand:
    eingerollt
    Lamellen:
    grau, mit Zwischenlamellen, mit Y-Gabeln
    Lamellenschneiden:
    bogenförmig, glatt
    Lamellen- Hutübergang:

    gerade angewachsen
    Fleisch:

    fest, zuerst grau, dann nach längerem warten leicht rosa bis rötlichviolett anlaufend
    Stiel:
    kurz, krumm, grau bis rötlich grau
    Stielbasis:
    spitz
    Größe:
    Hutdurchmesser 2-6 cm, Stiellänge 2-4 cm, Stieldurchmesser ca. 6-14 mm
    Sporenpulverfarbe:
    weiß
    Geruch:
    jung leicht mehlig, alt stark mehlig
    Geschmack:
    jung und alt sehr stark mehlig

    [/font]
    [font="Arial"]Hier dürfte es sich eventuell um eine Rarität handeln - nämlich den Schwarzgrauen Samtritterling (Dermoloma atrocinereum).
    Matthias hat den Pilz derzeit bei sich -->
    Mikro-Bilder folgen ;)
    [/font]
    [font="Arial"]
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    [font="Arial"]
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    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Die tollen Funde hörten nicht auf...
    weiter ging es mit einem Rübling:

    [/font]
    [font="Arial"]Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, bei Kastanie.
    Fundzeit:
    28.07.2015
    Wuchsform:
    2 Stück nebeneinander
    Hutform:

    wie umgedrehter Teller, in der Mitte ein Buckel, Hutrand leicht nach oben gewölbt
    Huthaut:
    radialfaserig, glatt, Fuchs-rötlich-braun
    Hygrophanität:
    ja, wird heller
    Hutrand:
    leicht nach oben gewölbt, sonst kantig, deutlich gerieft
    Lamellen:
    creme, mit Zwischenlamellen, mit Y-Gabeln in beide Richtungen
    Lamellenschneiden:
    bogenförmig, gesägt
    Lamellen- Hutübergang:

    frei
    Fleisch:

    fest, Fuchs-rötlich-braun
    Stiel:
    hohl, Fuchs-rötlich-braun, fest
    Stielbasis:
    rund
    Größe:
    Hutdurchmesser 1,5-2 cm, Stiellänge 2-3 cm, Stieldurchmesser ca. 2-3 mm
    Sporenpulverfarbe:
    weiß
    Geruch:
    fast neutral, leicht pilzig
    Geschmack:
    unangenehm

    [/font]
    [font="Arial"]Tja, auch hier ist Mikroskopieren angesagt.
    Eventuell der Gemeine Waldfreund-Rübling (Gymnopus dryophilus):

    [/font]
    [font="Arial"]Der nächste Kandidat war wieder ein Kartoffelbovist...

    Fundort:

    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, bei Kastanie
    Fundzeit:
    28.07.2015
    Wuchsform:
    einzeln
    Hauthaut:

    dünn, beige, feldrig aufgerissen
    Fleisch:
    creme, Sporen schwarz mit violettlichem Rand
    Stielansatz:
    gar keiner bis 8 mm lang
    Größe:
    Durchmesser 2-5 cm
    Geruch:

    pilzig (nach Maronenröhrling)
    Geschmack:
    nicht probiert

    [/font]
    [font="Arial"]Das dürfte der Leopardenfell-Hartbovist (Scleroderma areolatum) sein:

    [/font]
    [font="Arial"]Ein Wunderschöner Pilz:

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Ich musste leider heim fahren...
    Doch zum Schluss noch schnell ein Stäubling:

    [/font]
    [font="Arial"]Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Rasen, bei Kastanie
    Fundzeit:
    28.07.2015
    Wuchsform:
    einzeln
    Hauthaut:

    dünn, creme, mehlig-körnig
    Fleisch:
    weich - wie ein Marshmallow, weiß, im Schnitt sind 2 Zonen im Fruchtkörper erkennbar
    Stielansatz:
    5 mm lang
    Größe:
    Durchmesser 3 cm
    Geruch:

    fruchtig, leicht harzig
    Geschmack:
    nicht probiert

    [/font]
    [font="Arial"]Das ist eindeutig der Wiesen-Stäubling (Lycoperdon pratense):

    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]
    [/font]
    [font="Arial"]Vielen Dank für's Lesen und für Eure (hoffentlich kommenden) Kommentare...
    ;)
    Beste Grüße
    Dieter
    [/font]

  • Hallo Dieter


    Unglaublich, was du in diesem Jahr schon alles findest. Die Bildqualität und die ausführlichen Beschreibungen sind wie immer micht zu überbieten.


    Bei dem makroskopisch nicht bestimmbaren Saftling lehn ich mich mal aus dem Fenster :) H. glutinipes wegen schmierigem Hut und Stiel sowie angewachsenen Lamellen.
    H. chlorophana hat fast freie Lamellen. H. virescens ist nach meiner Kenntnis eine amerikanische Art und wird weder bei Gröger noch in der Neuauflage von Boertmann erwähnt.


    Der "Samtritterling" ist auf jeden Fall was Interessantes und dann noch eine absolut traumhafte Kollektion. Matthias sieht sich sicher die Huthaut an, um die Gattung zu bestätigen. Wegen der Fleischverfärbung kommt eher D. magicum in Frage. Bei hyphiger Huthaut Porpoloma metapodium.


    S. aereolatum hat gewöhnlich deutlicher abgesetze Felder, aber da kenne ich die Variationsbreite nicht so genau.


    LG Karl

  • Hallo Dieter,


    ich habe bisher alle Deine Berichte mit großem Interesse gelesen. "Ich antworte später" und dann wars doch wieder weg.


    Jetzt aber, stellvertretend für all Deine bisherigen Berichte.


    Ich finde es äußerst bemerkenswert, mit welcher Akribie und Fleiß Du uns ganz hervorragende Vorstellungen gibst. Von der Qualität der Funde und der Fotos ganz zu schweigen. Danke dafür und bitte mehr davon. :)

  • Hallo Dieter,
    eine unverschämt hohe Vielfalt, und dann auch noch so professionell porträtiert.
    Und bei uns ist der Boden so dermaßen von der Trockenheit zementiert, dass aber auch gar nüscht wächst.
    Nein, im Ernst:
    Vielen Dank fürs Teilhabenlassen in der ewigen Durststrecke, Deine Beiträge sind wie ein Sprung in einen kühlen See nach einer Wüstendurchquerung.


    Viele Grüße
    Björn


  • Unglaublich, was du in diesem Jahr schon alles findest. Die Bildqualität und die ausführlichen Beschreibungen sind wie immer micht zu überbieten.


    DANKE :) :)
    Das Lob gebührt aber vor allem Matthias Reul, der mir sehr viel lernt über Fotos machen und Pilze natürlich. :thumbup:



    Bei dem makroskopisch nicht bestimmbaren Saftling lehn ich mich mal aus dem Fenster :) H. glutinipes wegen schmierigem Hut und Stiel sowie angewachsenen Lamellen.
    H. chlorophana hat fast freie Lamellen. H. virescens ist nach meiner Kenntnis eine amerikanische Art und wird weder bei Gröger noch in der Neuauflage von Boertmann erwähnt.


    Vielen Dank, das sehe ich mir genauer an...
    Ich habe den Safti auch auf den mikroskopier-Stapel gelegt. (aua - ist der hoch)



    Der "Samtritterling" ist auf jeden Fall was Interessantes und dann noch eine absolut traumhafte Kollektion. Matthias sieht sich sicher die Huthaut an, um die Gattung zu bestätigen. Wegen der Fleischverfärbung kommt eher D. magicum in Frage. Bei hyphiger Huthaut Porpoloma metapodium.
    S. aereolatum hat gewöhnlich deutlicher abgesetze Felder, aber da kenne ich die Variationsbreite nicht so genau.


    Ohhhh... Porpoloma metapodium --> das könnte der entscheidende Hinweis sein... wir checken das :thumbup: :thumbup: :thumbup:



    ich habe bisher alle Deine Berichte mit großem Interesse gelesen. "Ich antworte später" und dann wars doch wieder weg.
    Jetzt aber, stellvertretend für all Deine bisherigen Berichte.
    Ich finde es äußerst bemerkenswert, mit welcher Akribie und Fleiß Du uns ganz hervorragende Vorstellungen gibst. Von der Qualität der Funde und der Fotos ganz zu schweigen. Danke dafür und bitte mehr davon. :)


    VIIIIIIELEN DANK nochmal...
    ;)
    Ich gebe das Lob aber wieder an Matthias weiter.
    Neue Pilz-Abenteuer Berichte folgen gaaaaaaaaanz sicher.
    Der nächste z.B. (von Matthias und mir) wird ein richtiges Abenteuer, das verspreche ich jetzt schon. :P:P
    Beste Grüße
    Dieter
    [hr]


    eine unverschämt hohe Vielfalt, und dann auch noch so professionell porträtiert.
    Und bei uns ist der Boden so dermaßen von der Trockenheit zementiert, dass aber auch gar nüscht wächst.
    Nein, im Ernst:
    Vielen Dank fürs Teilhabenlassen in der ewigen Durststrecke, Deine Beiträge sind wie ein Sprung in einen kühlen See nach einer Wüstendurchquerung.


    DAAAAAAAAAAANKE nochmals ;)
    Beste Grüße
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    Das ist echt beeindruckend!
    ich wünschte, Petrus würde hier auch mal irgendwann die Magerwiesen wässern. Aber bislang stehen die immer kurz vor der Selbstentzündung...


    Wenn du bei dem Saftling Grüntäne siehst, dann würde ich das mal für eine verblasste Hygrocybe psittacina (papagaiensaftling) halten.
    Der sieht ausgebleicht schon recht gelb aus, Grüntöne halten sich am längsten nach meiner Erfahrung an der Stielspitze, aber warum nicht auch mal an den lamellen?



    LG, Pablo.

  • Hallo Dieter, hallo zusammen,


    habe den Wiesenritterling untersucht und komme auf Porpoloma metapodium:


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Dieter,


    was für ein detaillierter und interessanter Fundbericht - toll gemacht! :thumbup:


    Ich bin auch erstaunt, was Du alles findest. Erstfunde? Seltene Exemplare? Bei mir ist derzeit jeder Pilz ein außergewöhnlicher Fund, ich kann die Exemplare der letzten beiden Exkursionen an einer Hand abzählen.


    Umso schöner, dass Du uns hier so etwas bietest.


    Viele Grüße
    Gerd

  • Hallo Dieter,


    UNVERSCHÄMTHEIT :evil: ! Du wagst es, ......


    Nein, im Ernst, schön, was Du uns da zeigst :thumbup: . An dieser Stelle auch mal ein Kompliment für Deine tollen Berichte der letzten Zeit!
    Ich bin einer von den Südländern, die derzeit unter der großen Dürre leiden. "Meine" artenreichste Magerwiese gleicht derzeit einer Steppe.


    Bin schon gespannt auf weitere Beiträge,


    LG


    Andreas

  • Hallo Dieter,


    ich kenne sowohl Porpoloma metapodium als auch Dermoloma magicum und kann nur bestätigen, dass Dein Fund absolut sicher Porpoloma metapodium ist.
    Sehr schmächtige Exemplare können vielleicht Dermoloma magicum ähneln, aber so ritterlingartige wie die vfon Dir gezeigten sind eindeutig.
    Sehr interessanter Fund, der unbedingt den Weg zum Landeskoordinatoren deines Bundeslandes finden sollte. Die Art steht übrigens auf der Roten Liste in Kategorie 1 ("vom Aussterben bedroht"). In den letzten 5 Jshren sind aber dann doch ein paar neue Fundorte zu den 2-3 in Deutschland bekannten dazu gekommen, aber mehr als 10 sind es dennoch nicht ....


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo,
    danke Andreas für die Info. Das ist ja wirklich eine gute Nachricht.
    Landeskoordinatoren für Bayern (was Pilze betrifft) habe ich jetzt nicht auf anhieb gefunden - werde später nochmal suchen und das machen.
    ;)
    Beste Grüße
    Dieter


  • Hallo Dieter,


    wende Dich doch einmal an Rudi, der kartiert für die DGfM in Bayern und kann sicherliche weiterhelfen


    LG, Uli

  • Hallo Matthias


    Eindeutiger gehts nciht. Hier die HDS von Dermloma magicum.



    LG Karl
    [hr]


    Hallo Andreas


    Dein Fund von Dermoloma magicum hat den Weg in http://www.pilze-deutschland.de/organismen/?qstring=magicum noch nicht gefunden, oder war ser im Ausland ;) .


    LG Karl