Wiesenchampignon und Mehl-Räsling?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 4.698 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo Pilzfreunde,


    hier zwei Exemplare, die ich am Wegesrand in der Stadt gefunden habe. Den ersten (mutmaßlich Wiesen-Champignon) am Rande einer Grünfläche, den zweiten (mutmaßlich Mehl-Räsling) ebenfalls auf einer Grünfläche unmittelbar neben einer Linde.


    1.) Vermutung: Agaricus campestris (Wiesen-Champignon)


    Hut: Weiß mit braunen Stellen, Durchmesser ca. 4 cm, am Rand etwas um die Lamellen gebogen
    Lamellen: Schokoladenbraun mit rötlicher Note, ausgebuchtet am Stiel
    Stiel: zylindrisch mit verkümmerter Manschette
    Geruch: Wie ein Zuchtchampignon aus dem Supermarkt, nur deutlich intensiver, kein Anisgeruch.
    Standort: Am Rand einer Grünfläche
    Schnittbild: Keine Verfärbung, auch nach längerem Warten




    2.) Vermutung: Clitopilus prunulus (Mehl-Räsling)


    Hut: Weiß, minimale Grautöne, Durchmesser 5 cm
    Lamellen: Weiß bis cremefarben, am Stiel herablaufend, gedrängt stehend und untermischt
    Stiel: Weiß, filzige Verdickung an der Stielbasis
    Geruch: Spermatisch-pilzig (komische Mischung :D )
    Standort: Grünfläche neben einer Linde
    Sonstiges: Einen Mehlgeruch habe ich nicht feststellen können, "spermatisch" ist doch eigentlich eher typisch für Risspilze, oder?


    Ich gebe KEINE Freigabe zum Essen von Pilzen! Für Essbarkeitsfragen bitte an den lokalen Pilzverein bzw. Pilzsachverständigen wenden.

    Einmal editiert, zuletzt von MycoAlex ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    bei der aktuellen Hitzeperiode, würde ich auf Verfärbungen im Schnitt und Gerüche nicht viel geben. Nun zu meiner Meinung zu den Pilzen; dein Egerling ist einer; allerdings halte ich A. campestris für unwahrscheinlich; der kommt eher nicht auf irgendwelchen Grünflächen in Parks erscheinen. Allerdings ist es sehr schwer nur anhand von Bildern Egerlinge zu bestimmen. Um da was sichers zu sagen, muss auch mikroskopiert werden. Außerdem sehe ich am oberen Stiel schon eine Rötung; das sollte A, campestris nicht können.


    Zu deinem 2: optisch passt hier schon C. prunulus; zudem finde ich die auch gern unter Linden; aber das kann genausogut auch ein weißer Trichterling sein. Aufgrund des rötlichen Hintergrundes kann ich leider die Lamellenfarbe nicht beurteilen; die Sporenpulverfarbe vom Mehlräsling wäre nämlich rosa...


    Also zusammengefasst: aufgrund der Bilder kann ich leider nichts weiter dazu sagen; erst recht ohne Pilz in der Hand und ohne Mikroskop...


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Pilz 1 würde ich in dem Fall (siehe ausgeprägt doppelter Ring) auch ohne Mikro ziemlich sicher als Agaricus bitorquis (Stadtchampi) ansprechen. Der ist wie A. campestris schon ein Röter, auch wenn die Verfärbung bei beiden Arten entweder sehr schwach ausgeprägt ist oder fehlen kann. Zudem kann A. bitorquis auf dem Hut auch recht stark gilben, wenn er das gerade schick findet.



    LG, Pablo.

  • Alles klar, ich versuche noch mal ein bisschen Sporenstaub zu sammeln und die beiden zu mikroskopieren...

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  • Hallo,


    m. E. gibt es für A. bitorquis kaum Spielraum. Der doppelte Stielring ist zu erkennen und auch sonst passt alles.


    Sollte mich wundern, wenn der zweite nicht C. prunulus ist, was aber nichts heißen muss. Wenn man will, kann man ja dann noch C. cystidiatus abgrenzen. ;)


    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo,


    Nr.:1 halte ich auch für einen (doppelter Ring) Stadtegerling. Finde ich häufig bei mir.


    Nr.: 2 halte ich auch für einen Mehlräsling - vorausgesetzt rosa Sporen. Finde ich auch häufig bei mir. Ist ein zuverlässiger Anzeiger für Dickröhrlinge. Bei mir insbesondere für Netzstielige Hexenröhrlinge und Sommersteinpilze.


    Gruss aus Berlin. Heinz

  • Hallo Alex!

    Zitat


    Einen Mehlgeruch habe ich nicht feststellen können,.....


    Auch nach Verletzung nicht? Lamellen gerieben?


    Zitat


    "spermatisch" ist doch eigentlich eher typisch für Risspilze, oder?


    Naja, aber deswegen dürfen Pilze aus anderen Gattungen schon auch so riechen, auch, wenn das außerhalb der Risspilze eher selten der Fall ist.
    Das wäre dann bei Clitopilus prunulus der "Trockengeruch".
    Übrigens: die Fingerabdrücke auf dem Hut, so kenne ich das auch. Weiß jetzt gar nicht, ob mir das schon mal bei einem Trichterling begegnet ist.


    VG Ingo W

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    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.



    Wenn man will, kann man ja dann noch C. cystidiatus abgrenzen. ;)


    Was wohl auch nicht so schwer ist. Man muss ja nur einen bestätigten C. prunulus zwei Tage ins Gemüsefach legen und - oh Wunder! - ist es auf einmal eine ganz andere Art mit Zystiden. :)
    Es gibt auch noch ein paar mehr Pilze, die das können.


    Ich finde übrigens, daß mehlig riechende Pilze oft durchaus eine spermatische Komponente haben. Bei C. prunulus ist sie sogar recht deutlich. Gut möglich, daß das auch erst beim Antrocknen rauskommt, Ingo, das sollte ich mal prüfen. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Nochmal zum Geruch von Mehlraslingen: Meine Tochter hat der Geruch an Maipilze erinnert mit etwas anderer Zusatzkomponente. Beim Finden von oben dachte sie sofort an Maipilze- ich auch- nur die Zeit kam nicht hin. Ich konnte den Geruch irgendwie gar nicht zuordnen .
    Gegessen haben wir die erstmal noch nicht- zu unsicher. Das Sporenpulver gab dann aber durchaus Aufschluß. An denen werde ich noch weiter arbeiten- vorrausgesetzt, wir finden wieder welche.

  • Die Sporenabdrücke waren leider nicht besonders ergiebig, aber ein paar einzelne Sporen konnte ich dann doch mikroskopieren. Die Auflösung des Mikroskops lässt zu wünschen übrig, aber die Sporengrößen konnten doch recht gut bestimmt werden.


    Zum Champignon:


    Wiesenchampignon wäre 7-8 µm x 4-5 µm (Laux), Stadt-Champignon passt: 5-6 µm x 4-5 µm (Laux)


    Zum Mehl-Räsling:


    Muss also der Mehl-Räsling sein: 8-14 µm x 5-6 µm (Laux). Trichterlinge, die als andere Option in Frage kommen sind meiner Ansicht nach der Feld-Trichterling und der Bleiweiße Firnistrichterling. Diese hätten aber die Sporenmaße 5-6 µm x 3-4 µm bzw. 4-6 µm x 3-4 µm (Laux)

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Warum so kompliziert, wenn es auch einfacher geht?
    Wenn das Sporenpulver des zweiten Pilzes braunrosa ist, kann es schon kein Trichterling mehr sein. Zur Not ruhig auch mal mehrere Fruchtkörper absporen lassen. Dann blieben Rötlinge, Tellerlinge und Räslinge. Weil Dachpilze und Scheidlinge ja freie Lamellen haben.
    Weiße Rötlinge mit herablaufenden lamellen bilden nicht so große Fruchtkörper.
    Tellerlinge mit den Farben haben meist auch nicht so deutlich herablaufende lamellen und tun gerne auch irgendwie verfärben.
    Bei den Räslingen gibt es nur eine Art mit so fleischigem habitus. Manche sehen zwei, aber den, den Steffen oben erwähnt hat, halte ich momentan eher für ein Phantasieprodukt. ;)


    Bei Champisporen ist es auch längst nicht so einfach. Viele Arten haben da recht ähnliche Sporen, so daß man eben noch ganz andere Mikromerkmale zur Bestimmung braucht (vor allem Zystiden, bisweilen Velumzellen). Agaricus bitorquis ist aber eine makroskopisch schon sehr gut festgelegte Art.



    LG, Pablo.

  • Den Gedanken von Pablo hatte ich irgendwie auch, Die SporenpulverFARBE sagt da doch eigentlich schon alles. Wir haben gestern auch schon wieder Mehlräslinge gefunden. Da ich mich mit denen immer noch unsicher fühle, haben wir von jedem Pilz ein Stück aussporen gelassen, obwohl eigentlich schon die Lamellenfarbe beim Fund nichts anderes mehr zuließ. Heute morgen das eindeutige Ergebnis- neben dem Geruch (aber mit Gerüchen tun wir uns manchmal doch schwerer).

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Ich finde übrigens, daß mehlig riechende Pilze oft durchaus eine spermatische Komponente haben.


    Aha!


    Zitat


    Bei C. prunulus ist sie sogar recht deutlich.


    Diese "Beikomponente" zum ("mehlartigen") Gurkengeruch beim Mehlräsling definiere ich selbst für mich mit "frischem Camembert-Schimmel".


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Nun mache ich mir doch ernsthafte Sorgen um mich, wenn für mich Camembert nach Sperma riecht. 8|
    Bislang hat mir der Pilzkäse eigentlich geschmeckt.
    OK, sobal es Pilze gibt: Ich besorge mir einen Eimer Mehlräslinge, einen Eimer Camemberttäublinge und einen Eimer Rißpilze (indet, wird anschließend an Ditte weitergeleitet).
    Und dann wird Geruch trainiert.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Also erstmal: wir sind uns ja schon lange einig, dass Geruchwahrnehmung leider zu einem Teil auch was Individuelles sein kann.


    Und dann: ich mache natürlich einen Riesenunterschied zwischen "Geruch Camembert" und "Geruch Camembert-Schimmel" (so, wie ich es schrieb!).
    Dieser Schimmel (wen wird es jetzt aus den Schuhen hauen), hat einen pilzigen Geruch. Vielleicht vergleichbar mit dem eines Zucht-Champignons.
    Kannst du ja mal an einem frischen Camembert versuchen nachzuvollziehen. Also auf keinen Fall wollte ich damit was Stinkiges oder Dumpf-Kratziges ausdrücken.


    Und dann schrieb ich ja gar nicht, dass Camembert nach Sperma riecht. Ich versuchte lediglich meine Einschätzung des Mehlräsling-Geruchs frisch und trocken zu definieren:
    Mehlräsling frisch und verletzt: Gurke (= mehlartig) + Komponente frischer Camembertschimmel (im Gegensatz zu vielen gurkig-riechenden Ritterlingen, die diese Zusatzkomponente nicht haben).
    Mehlräsling abgetrocknet, nicht verletzt: Null, manchmal spermatisch, kein Gurkengeruch.


    Schätze aber, dass mich da sowieso die wenigsten verstehen. Erfahrungsgemäß muss man das vor Ort am Beispiel ausdiskutieren.


    VG Ingo W

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    Hallo.


    Noi!
    Ich verstehe das schon! Ich versuche nur, das nachzuvollziehen und manchmal klappt es, manchmal nicht.
    Eigentlich könnte ich bei fast jeder Tour auch einen Taschen - Ingo gebrauchen, der mich in Sachen Geruchsdefinition bzw. Einschätzung in die richtige Richtung schubst.
    Am Samstag saßen wir im Kreis und haben alle an Mycoacia nothofagi gerochen. Ein Pilz mit einem ganz außergewöhnlichen Geruch!
    Und für jeden verschieden, meist schwer zu definieren. Die Idee "Stachelbeertäubling" kam noch am nächsten dran, war aber auch kein Volltreffer.
    Das ist eben auch eine Materie, in die man sich reinarbeiten muss.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Ich dachte bei Mycoacia eher an was sehr Würziges mit etwas Vanille, an Stachelbeer-Täubling hätte ich jetzt nicht gedacht, aber so geläufig ist mir die Art nicht.

    Zitat


    Und für jeden verschieden, meist schwer zu definieren.


    Letztens brachte mir ein Arbeitskollege einen Milchling, dessen Milch rosa eintrocknete. Ist der Rauchfarbene Milchling (Russula fuliginosus/ azonites) gewesen. Dessen Geruch war für mich pfeffriges Brot. In PdS steht "fruchtig" später mit Kokos-Komponente.
    Schwierig manchmal und womöglich eben auch dem Frischezustand geschuldet.


    VG Ingo W

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