Phellodon spec.

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.699 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Habicht (†).

  • Hallo,


    dieser Fund ist mein erster Gehversuch, einen aus der Gattung Phellodon makro/- und mikroskopisch zu bestimmen.


    Fundort: 789 m Meereshöhe


    Substrat: Kiefer oder Erdreich, ohne Messer nicht zu ernten


    Hut: ca. 8 - 9 cm, glatt, farblich von zimt/- bis dunkelbraun, höckerig


    Stiel: ca. 3 x 1,5 cm


    Stacheln: in Stielnähe tw. über 5 mm lang


    Sporenfarbe: weiß


    Geruch: vor Ort leicht erdig, zwei Tage später eher geruchlos


    Geschmack: mild



    Außenaufnahmen, leider ohne Schattenspender,


    1)


    2)



    Farblich stimmen die Innenaufnahmen eher,


    3)


    4)


    5)



    Querschnittaufnahmen, für das Feststellen einer Duplex-Struktur fehlt mir schlicht jedwede Erfahrung,


    6)


    7)



    Sporen, 10 x gemessen, der "grüne Kern" ist rund, 3y, die Stacheln habe ich nicht miteinbezogen. Die würde ich als abgeflacht beschreiben.


    8)


    Basidien, eine habe ich ausmachen können, 15 x 5y. Bei dieser Gattung eher eine Fleißaufgabe...


    Schnallen, danach habe ich noch nicht gesucht, sind die für die Bestimmung erforderlich?


    Wie Eingangs geschrieben, es ist ein Gehversuch. Nehme jede Unterstützung gerne an,


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (†) ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!


    Das ist doch schon sehr gut. :thumbup:
    Also wenn ich deine Angaben zusammennehme (und dabei die Angabe zur Sporenpulverfarbe vernachlässige), dann komme ich recht glatt zu Hydnellum ferrugineum (Rotbrauner Korkstacheling).
    Weißes Sporenpulver kann eigentlich nicht sein. Weder bei Phellodon noch bei Bankera gibt es eine pasende Art. Zudem sehen die Sporen im Mikro so aus, als wären die Wände schon pigmentiert. Und die Stacheln sehen auch nicht gerade nach einem Hellsporer aus. ;)
    Aber egal.
    Weitere wichtige Merkmale:
    - Hutoberfläche ungezont und ohne irgendwelche radiären, abstehenden Fasern oder Fetzen oder Auswüchse
    - Keine blauen Farben im Schnitt oder außen
    - keine gelben oder orangenen Farben im Schnitt
    - Duplexstruktur erkennbar (Kontext im Stiel und in der Schicht direkt über den Stacheln sieht anders aus als das übrige Hutfleisch)
    - Hut recht dick, Fruchtkörper insgesamt kräftig
    - Nadelwaldbewohner (nebenbei: Alle Stachelinge aus der Familie der Thelephoraceae sind Mykorrhizapilze, ob Nadel- oder Laubwaldarten kann auch ebstimmungsrelevant sein)
    - Geschmack mild
    - Sporen: Ist auf dem Bild nicht gut zu erkennen. Aber das sind offenbar keine abgerundeten Warzen und anscheinend auch keine tief eingedellten Höcker (oder gar Doppelhöcker). Also irgendwo dazwischen.


    Was man noch ermitteln könnte: Schnallen ja / nein, du hast es schon angedeutet. Das kann hilfreich sein.
    Dünnschnitt aus dem Kontext (Hutfleisch) nehmen und in KOH geben (reicht auch 3-10%, sollte auch bei Exsikaten noch klappen). Manche Arten färben erst violett und anschließend olivgrün.


    Aber auch ohne die genaue Sporenform zu sehen und ohne Schnallen und Dünnschnitte in KOH dürfte es kaum Alternativen zu H. ferrugineum geben. Eine verwechslungsart wäre noch Hydnellum peckii, aber der sollte ja scharf schmecken. Wenn du das absichern willst, dann kannst du noch Schnallen suchen: peckii hat welche, ferrugineum nicht.


    Anmerkung: Ich kenne die Art noch nicht persönlich, habe aber mal die Schlüssel in GPBW und >hier< durchlaufen lassen.
    Wo's unschlüssig war, dann eben in beide Richtungen weitergegangen und dann nach dem Ausschlussprinzip.
    Nach zwei (guten) Quellen zum selben Ergebnis zu kommen, könnte schon ein relativ solider Hinweis sein.



    LG, Pablo.

  • Hallo Peter,
    auch aus meiner Sicht Hydnellum ferrugineum. In der Gattung Phellodon gibt es keine freudig rotbraun gefärbten Arten, die sind alle mehr oder weniger trüb schmutzigbraun oder schwarzbraun. Zur Erhärtung der Gattungsdiagnose solltest du den Pilz etwa drei Tage lang trocknen und dann dran riechen. Die Geschichte mit der Sporenpulverfarbe halte ich für wenig zielführend. Viel wichtiger ist das Sporenornament, und das muss sehr genau beurteilt werden. Mit dem hier gezeigten unscharfen Bild ist das leider nicht möglich. Den Farbumschlag von braun nach olivgrün mit KOH sieht man meiner Erfahrung nach mit der in Großpilze-BW vorgeschlagenen Dünnschnitt-Methode nicht gut. Besser ist es, den zu untersuchenden Pilz auszupressen (notfalls vorher in destilliertem Wasser oder aufgefangenem Regenwasser einweichen) und den entstehenden bräunlichen Saft auf einem Objektträger mit KOH zu vermischen.
    FG Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Also wenn ich deine Angaben zusammennehme (und dabei die Angabe zur Sporenpulverfarbe vernachlässige), dann komme ich recht glatt zu Hydnellum ferrugineum (Rotbrauner Korkstacheling).
    Weißes Sporenpulver kann eigentlich nicht sein. Weder bei Phellodon noch bei Bankera gibt es eine pasende Art. Zudem sehen die Sporen im Mikro so aus, als wären die Wände schon pigmentiert. Und die Stacheln sehen auch nicht gerade nach einem Hellsporer aus. ;)


    Anmerkung: Ich kenne die Art noch nicht persönlich, habe aber mal die Schlüssel in GPBW und >hier< durchlaufen lassen.
    Wo's unschlüssig war, dann eben in beide Richtungen weitergegangen und dann nach dem Ausschlussprinzip.
    Nach zwei (guten) Quellen zum selben Ergebnis zu kommen, könnte schon ein relativ solider Hinweis sein.



    Hallo Pablo,


    der Sporenabwurf erfolgte direkt auf einen Objekträger. Ein Sporenmuster war bei der Draufsicht nicht zu erkennen. Schräg gehalten ähnelte der Abdruck eher Schlieren auf einem unsauberen Glas.


    So gering die Abwurfmenge auch gewesen sein mag, braun ist da nicht drüber gekommen. Da könnte ich mich eher mit hyalin anfreunden.


    Eine Abwurfprobe ist schon seit fünf Stunden in Arbeit, auf einem schwarz/weißem Papier. Nichts zu entdecken. Entweder gibt der FK keine Sporen mehr ab oder die sind tatsächlich hyalin. Habe einen Objekträger beigefügt, mal sehen, was rauskommt.


    Sollte es kein Ergebnis geben, werde ich mir den zweiten FK holen. Darin habe ich schon ein wenig Übung, nochmals rauf, auf den Berg... Ich will's einfach wissen.


    Stephan meint, die Sporenpulverfarbe sei nicht zielführend 8|


    Auf jedem Fall habe ich durch dein schlüsseln eine Bestimmung erhalten,


    vielen Dank :thumbup:


    So nebenbei, von mir hast du schon viel mehr "Danke" erhalten als du Chips am Konto hast, oder?


    ;)


    LG
    Peter



    In der Gattung Phellodon gibt es keine freudig rotbraun gefärbten Arten, die sind alle mehr oder weniger trüb schmutzigbraun oder schwarzbraun.


    Zur Erhärtung der Gattungsdiagnose solltest du den Pilz etwa drei Tage lang trocknen und dann dran riechen.


    Die Geschichte mit der Sporenpulverfarbe halte ich für wenig zielführend. Viel wichtiger ist das Sporenornament, und das muss sehr genau beurteilt werden. Mit dem hier gezeigten unscharfen Bild ist das leider nicht möglich. Besser ist es, den zu untersuchenden Pilz auszupressen (notfalls vorher in destilliertem Wasser oder aufgefangenem Regenwasser einweichen) und den entstehenden bräunlichen Saft auf einem Objektträger mit KOH zu vermischen.



    Hallo Stephan,


    mein erster Arbeitstitel war H. cumulatum, der BLV von Gerhardt hat mich darauf gebracht. Der ist es sicher nicht, typisch zugespitzte Stacheln waren an den Sporen nicht vorhanden. Die PdS beschreiben H. ferrugineum "Fleisch in Hut und Stiel duplex, blass rotbraun, konzentrisch gezont".


    Die Duplex-Struktur hat Pablo schon erläutert, blass rotbraun, konzentrisch gezont habe ich nicht gesehen.


    Ob die Sporenpulverfarbe zu vernachlässigen ist kann ich nicht beurteilen, deiner makroskopischen Betrachtung aber sehr viel abgewinnen. Du bist ja ein Praktiker im Feld und am Mikro, leider haben wir ihn nicht gemeinsam gefunden.


    Die Geruchsprobe ergibt nach vier Tagen "neutral", deinen Tipp, den Pilz auszupressen und mit KOH zu vermischen werde ich umsetzten.


    Für die Suche nach Sporenornamenten habe ich mir sehr viel Zeit genommen, eine bessere Aufnahme ist mir nicht gelungen.


    Ich zeichne schon noch mit, was ich sehe, nur in diesem Fall hätte ich außer "Spiegeleier" nichts zeichnen können,



    Deine hinterfragende Haltung habe ich übernommen, nicht alles nachplappern. Noch sind für mich Fragen offen,...blass rotbraun, konzentrisch gezont...


    Etwas anderes als Hydnellum ferrugineum wäre unwahrscheinlich, ich bleibe trotzdem dran.


    Danke für deine in die Praxis umsetzbaren Tipps,


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Wahrscheinlich hat Stephan recht mit dem Sporenpulver als Abwurf. Bei mir hat es schon ab und an gut geklappt, dann aber auch mal wieder gar nicht. Stachelinge sind da recht launisch, wie Rindenpilze. Wenn dann nur drei Sporen oder so auf dem Objektträger liegen blieben, dann ist natürlich keine Farbe zu beurteilen.


    Für den Tip mit dem Ausquetschen auch ein Danke von mir, Stepahn. :thumbup:
    Das wird bei nächster Gelegenheit mal getestet.


    Daß mit dem "konzentrisch gezonten Fleisch" ist vielleicht etwas unglücklich formuliert. ist ja auch schwierig ein Zentrum in so einem Schnittbild auszumachen und dann darum konzentrische Linien anzuordnen. ;)
    So eine Leichte zonierung ist neben der Duplexstruktur schon auch zu erkennen, allerdings nur in der oberen Kontextschicht (Hut zur Hutmitte hin). Sowas ist aber je nach dem Wuchs des Pilzes mal gut zu sehen, mal eher undeutlich, da sollte man sich nicht drauf verlassen.



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    mein FK hat nichts mehr preisgegeben, an eurer Bestimmung zweifle ich nicht. Ich will halt alle Mekrmale selbst feststellen, also bin ich gestern noch mal da raufgeschnauft.


    Nicht die direkte Strecke zum Fundort, quer durch den Wald. Den FO habe ich nicht erreicht, uns hat es aus dem Wald rausgewaschen. Ein Gewitter mit Starkregen, bergab bis zum Auto hat es eine halbe Stunde gedauert. Der Rucksack hat den Test bestanden, der Inhalt blieb trocken. Wie gebadete Mäuse sind wir ins Auto gestiegen, dennoch


    ganz erfolglos war die Partie nicht, ca. 200 m vom ersten Fundort ein weiterer stacheliger Fund,


    1)


    2)


    8|



    Heute hat's nicht geschüttet, also wieder rauf auf den Berg..., der vor Ort gebliebene H. ferrugineum braucht noch etwa Zeit,
    bevor er relevante Merkmale liefern kann,


    3)



    Der Neufund ist da rascher in seiner Entwicklung, dem verpasse ich den Arbeitstitel Phellodon tomentosus,


    4)



    Was mich wirklich freut, ich kann beide Funde "begleiten" und die Stadien festhalten :)


    Mikroskopieren?


    Einen "alten Bekannten" habe ich auf seinem Platz wieder angetroffen,


    5)



    Ich konnte nicht widerstehen und habe ihn mitgenommen.
    8| :haue:


    :evil:


    LG
    Peter

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    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!


    Das ist ja geil. Um deine Stachelingswälder bist du echt zu beneiden.
    Bei dem neuen Fund könnte dein Arbeitstitel durchaus zielführend sein. Also den mal trocknen, wenn er in ein paar tagen nach Maggi riecht, dann ist er im grunde schon bestimmt. :thumbup:


    Der junge Fruchtkörper von Hydnellum ferrugineum, den du jetzt zeigst, ist auch super, weil: Auf Bild drei erkenne ich mindestens mal einen dicken, roten Tropfen. Wie bei Hydnellum peckii. In Europa können das mit den roten Tropfen im Jungszustand wohl nur diese beiden Arten.


    PS.: Diese Conocybe willst du echt untersuchen?
    Na dann mal viel Spaß beim Kaulozystiden zählen. :evil:



    LG, Pablo.

  • Bei dem neuen Fund könnte dein Arbeitstitel durchaus zielführend sein.


    Der junge Fruchtkörper von Hydnellum ferrugineum, den du jetzt zeigst, ist auch super, weil: Auf Bild drei erkenne ich mindestens mal einen dicken, roten Tropfen. Wie bei Hydnellum peckii. In Europa können das mit den roten Tropfen im Jungszustand wohl nur diese beiden Arten.


    PS.: Diese Conocybe willst du echt untersuchen?
    Na dann mal viel Spaß beim Kaulozystiden zählen. :evil:



    Lieber Pablo,


    Guttationstropfen waren vor Ort nicht auszumachen, dafür war der FK auch schon zu weit in seiner Entwicklung fortgeschritten gewesen. Meine Aufnahmen sind nicht die allerbesten, deine vermuteten Tropfen sind eine optische Täuschung. Leider. Liebend gerne hätte ich die angetroffen.


    H. tomentosus begleite ich auch, marko/- mikroskopisch.


    "Die terrestrischen Stachelpilze Europas", R.A. Mass Geesteranus habe ich mir geangelt, wow.


    Diese Conocybe habe schon einmal mikroskopiert. Die Unsicherheit war, ob ich tatsächlich das oberste und unterste Ende des Stieles unterm Mikro hatte.


    Ich bin mir sicher, du würdest das Samthäubchen auch zerlegen und freudig mitzählen. Mangels anderer Funde,


    :evil:


    LG
    Peter

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!


    Behalt einfach die Stelle im auge, irgendwann bist du im rechten Moment vor Ort uns hast ihn auch mit Tröpfchen.


    Über zu wenig PIlze kann ich mich nicht beklagen. Mache ich zwar immer gerne, aber letztlich habe ich doch immer eine Menge Zeug zum Untersuchen rumliegen. Auch wenn's keine Stachelinge sind, aber irgendwas geht immer.



    LG, Pablo.

  • :thumbup:


    :evil:


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan