Pilzfunde Juli 2015 (meist in Ostwestfalen)

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.996 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzfreunde,


    trotz der speisepilzarmen Zeit kam doch ein bisschen zusammen in Juli (und August), worüber ich nun berichten will.


    Der erste c.a. 6 cm hohe Pilz fand sich (am 9.7.) in einer Wiese. Hutfarbe gelblich, Sporen 14,4 x 8 mu; seltsam war der Stiel, der im oberen drittel wieder dicker wurde (auch bei weiteren Exemplaren). Ich tippe auf einen halbkugeligen Ackerling (Agrocybe semiorbicularis) [Edit: wohl doch Stropharia semiglobata, der halbkugelige Träuschling]:


    1. Pilz im natürlichen Umfeld:



    2. Von unten:



    3. Sporenpulver:



    4. Sporen:



    Der folgende c.a. 5 cm hohe Pilz fand sich (am 13.7.) im Fichtenreisig an einer Stelle, wo sich im Mai noch wohlduftende weiße Anistrichterlinge befunden hatten. Diesmal jedoch Gestank nach altem Kaninchenstall... ein ranziger Trichterling (Clitocybe hydrogramma), was mir Pilzfreunde über die Huthaut auch mikroskopisch nachgewiesen haben:


    5. Im natürlichen Umfeld:



    6. Die Chassis:



    Am 19.7. an einem eher feuchten, mit Buchen bewachsenen Berghang löwengelbe Porlinge (Polyporus leptocephalus) mit kleinen Poren:


    7. Von oben:



    8. Unterseite:



    9. Ein weiteres, jüngeres Exemplar:



    10. Am gleichen Standort ein mir unbekannter Schichtpilz (Stereum spec.):



    ... ein mir völlig Unbekannter:


    11. Oberland:



    12. Unterland:



    ... und ein unbekannter Mürbling (Psathyrella spec.):


    13.



    Auch diese zarten Pilzchen (vom 21.7. in sandigem Kiefern-Mischwald) sind wohl (mir unbekannte) Mürblinge:


    14. Gruppe als ganzes:



    15. Blick auf die dicht stehenden noch hellen Lamellen:



    Im gleichen Wald ein unbekannter Tintling (Coprinus spec.):


    16. Am Wegrand:



    17. Und die Lamellen:



    Am gleichen Tag in einem Mischwald. Etwa eine Rotkappe?


    18.



    Nope. Nur ein Goldröhrling (Suillus grevillei).


    Am gleichen Tag auf einem Grümstreifen im Stadtgebiet unter Ahorn ein vertrockneter Champignon (Agaricus spec.) - vor Trockenheit weder zu Geruch noch Verfärbungen fähig:


    19.



    Anderswo im Stadtgebiet in einer Wiese unter Laubbäumen drei Pilzarten. Zunächst mir unbekannte Champignons, ohne Geruch:


    20.



    21. Ein weiteres Exemplar; man sieht schwaches Gilben:



    Weiter Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades):


    22. Am Standort:



    23. Auch von unten der gewünschte Anblick und der Stiel beweglich ohne zu brechen:



    Weiter folgende Winzlinge, vermutlich Käsepilzchen (Marasmius bulliardi):


    24. Am Standort:



    25. Leider nicht richtig scharf, die Unterseite:



    Am gleichen Tag am Wegrand in einem parkähnlichen Gelände hübsche Tintlinge, evtl. der gemeine Scheibchentintling (Parasola plicatilis):


    26. Das Scheibchen:



    27. und der Rest:



    Ebenfalls am Wegrand (nun einer Waldwiese) im Gras der folgende matte, düstere Pilz. Bei dem wollte ich es genauer wissen.


    28. Am Standort:



    29. Die Lamellen marmoriert:



    30. Im Detail:



    31. Hier das Sporenpulver:



    32. Die Sporen 12,8 x 8 mu, rotbräunlich, ornamentiert:



    Meines Erachtens ein Heuschnittpilz (Paneolina foenisecii). Die starke Längsriefung der Stielspitze (siehe Bild 30) hat mich erstaunt; dazu fand sich nirgends etwas in der Literatur.


    Am 22.7. ein unbekannter dunkelbrauner Erdstern unter Zypressengewächsen im Stadtgebiet, vielleicht der dunkle Erdstern (Geastrum coronatum):



    Schließlich zwei Funde nahe Cuxhaven. Zunächst (am 26.7.) die gelb-beringte Variante des Perlpilzes (amanita rubescens var. annulosuphurea):


    33. Am Standort:



    34. Und eine weitere Ansicht:



    Am 30.7. schließlich am sandigen Straßenrand meine bisher ersten und einzigen Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) dieses Jahr:


    35.



    Vielen dank fürs Anschauen; Kommentare sind wie immer willkommen.


    Viele Grüße, Birki

    Ich bin kein Experte und gebe nur Denkanstöße, keine Bestimmungen

    Einmal editiert, zuletzt von Birki ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Birki,


    danke für's Zeigen.


    Ich schlage für Pilz 1 den Halbkugeligen Träuschling vor. Die engerstehenden Lamellen, der Ringrest und das scheinbar dunkelviolettstichige Sporenpulver sind für mich Indizien.


    Nummer 14 sollte auf den Namen Knopfstieliger Büschelrübling hören.


    LG, Jan-Arne

  • Hallo Jan-Arne,
    Stropharia semiglobata hatte ich als Alternative für Pilz 1 auf dem Schirm, mir war aber nicht klar, ob ich hier bereits von einer "Ringzone" sprechen möchte. Auch waren die Lamellen eher rostig braun und hatten nicht das übliche lila-grau anderer Träuschlinge.
    Gymnopus confluens erkenne ich eigentlich (spätestens nach Abtrennen des Huts) und hatte ihn schon öfter. Die Pilze #14 waren durchgehend weiss/cremefarben und sahen nicht aus wie Rüblinge. Ich hatte aber wenig Zeit (fand sie beim Walken); kann gut sein, dass ich mich getäuscht habe.
    Danke für die Kommentare, viele Grüsse, Birki

    Ich bin kein Experte und gebe nur Denkanstöße, keine Bestimmungen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Birki!


    Normalerweise habe ich Jan-Arne nichts zu wiedersprechen, aber in dem Fall glaube ich, daß du mit Agrocybe näher dran bist. Das Sporenpulver von Stropharia semiglobata kenne ich schon deutlich dunkler, was sich auch an den lamellen zeigt.
    Zum Halbkugeligen Ackerling (aktuell: Agrocybe pediades, A. semiorbicularis ist ein etwas älteres Synonym), passt hier aber alles ganz gut, inklusive Spren. :thumbup:


    Gymnopus confluens (Knopftsieliger Rübling) wäre bei 14 auch mein erster Gedankle gewesen. Der zweite war Baeospora myosurus (Mäuseschwanz), aber dazu ist der Pilz eigentlich zu groß und die Hutform passt nicht richtig gut (hier ist ja ein Buckel zu sehen).


    Der aktuell gültige lateinische Name für Clitocybe hygrogramma wäre Clitocybe phaeophthalma, aber die Bestimmung sieht gut aus. Man kann ihn fast durch den Monitor stinken sehen - äh - hören - äh: Riechen.


    10 ist ziemlich sicher Stereum subtomentosum (Samtiger Schichtpilz)


    11 dürfte ein alter und darum etwas verblasster Leberbrauner Ackerling (Agrocybe erebia) sein, der seinen Ring verloren hat (passiert dem im Alter oft).


    19 sieht aus wie ein Stadtchampi (Agaricus bitorquis), auch wenn der untere Teil des doppelten Ringes nicht gut ausgeprägt ist.


    20 ist sozusagen das Idealbild von Agaricus xanthodermus (Karboli)


    24 sollten - wenn etwas kräftiger und größer als Hutbreite ~6mm - auf Holz- oder Rindestückchen statt auf Blättern gewachsen sein und auf den namen Marasmius rotula (Halsbandschwindling) hören.


    ab 28: Den hast du wohl richtig bestimmt. :thumbup:


    Der Erdstern sieht mir eher nach einem Gewimperten (Geastrum fimbriatum) aus.


    Schöne Funde, Birki!
    Und auch, wenn man an manchen Bildern noch etwas arbeiten kann: Das macht Spaß, da durchzugehen.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!



    Spät gesehen, aber hier bin ich. :)


    Okay, die beiden Arten dachte ich jetzt auseinanderhalten zu können. In Thüringen hatten wir beide gefunden und daher den direkten Vergleich. In dem Stadium finde ich die Lamellendichte aussagekräftiger als die Farbe. Und deshalb bin ich beim Träuschling gelandet. Der ist für mich zumindest der gleiche, wie der hier oder wurde der seinerzeit von Gernot fehlbestimmt? Gegen die Mikromerkmale kann ich allerdings nichts sagen. Wenn die passen, passt natürlich auch der Halbkugelige Ackerling. Welche Farbe das Sporenpulver genau hat, kann ich bei dem unscharfen Bild übrigens leider nicht wirklich erkennen. Ist da ein Violettstich oder keiner?


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jan-Arne!


    ich halte den Fund von Gernot für absolut richtig bestimmt. Ob die Dichte der Lamellen ein sinnvolles Merkmal ist, glaube ich nicht. Aber den Lamellenansatz kannst du dir mal anschauen, die sind bei Agrocybe pediades meist etwas mehr ausgebuchtet. Ansonsten ist es nicht leicht mit der Bestimmung, das ist schon richtig. Meinie S. semiglobata - Funde waren insgesamt immer etwas kräftiger als die meisten fruchtkörper von A. pediades, die ich gesehen habe. Auch war da (also beim Träuschling) immer irgendwie Pflanzenfresserdung im Spiel (Esel oder pferd).
    Die Farbe des Sporenpulvers sollte schon dunkler sein bei Stropharia, auch dunkler als das hier auf dem Bild. Und den Pilz von Birki halte ich für reif genug, daß das auch in den lamellen zu sehen sein sollte.
    Wie das mit den Sporen ist, müsste ich jetzt nachgucken.



    LG; pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi Pablo,


    ein Vergleichsfoto der beiden Arten habe ich leider nicht gemacht. Insgesamt waren unsere Ackerlinge allerdings viel stabiler als die Träuschlinge, die wiederum genauso vom Habitus wirkten, wie der hier gezeigte Fund. Das Argument mit der Lamellenfarbe kann ich zwar nachvollziehen. Die sind wirklich eigentlich zu hell für den Träuschling in diesem Stadium. Also anders: Auf Bild 2 erkenne ich einen Ringrest. Diese Ackerlingsart dürfte gar keinen haben, oder? - Edit: Ich setze noch mal ein Vergleichsbild ein. ;)


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ein Vergleichsbild von Agrocybe pediades hätte ich noch im Angebot, ebenfalls mit einer schwach ausgeprägten, diffusen, aber erkennbaren Ringzone:

    Neben der Farbe des Sporenpulvers, dem Lamellenansatz und der Wuchsweise (irgendwie mit Dung assoziiert oder nicht) kann man auch mal etwas reiben und riechen: A. pediades riecht mehlig, S. semiglobata glaube ich nicht.



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    stimmt. Nur wird sich Birki jetzt nicht mehr an den Geruch erinnern. :(


    Dann kann der Ackerling also auch eine Ringzone aufweisen. Okay. Mir gehen die Argumente aus. Lassen wir das Ganze mal so stehen und schauen, ob sich noch jemand anders äußern möchte. Im Prinzip ist die Chance, dass du mit deinem gesammelten Pilzwissen recht hast, viel größer, aber ich will nicht gegen meine Intuition handeln und klein beigeben. Das verstehst du sicher. :D


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das verstehe ich absolut!
    Und genau soll es auch sein, zumal: Es fuchst einfach, wenn sich zwei Arten so ähnlich verhalten. Ich kenne das Problem. Man möchte es lösen und klären - da heißt es hartnäckig sein.
    In diesem Fall muss sich letztlich Birki entscheiden. In deinem Fall denke ich sehr wohl, daß ihr die beiden Arten schon richtig bestimmt habt. und ich denke, daß du diese Pilze bei der nächsten gelegenheit noch genauer unter die Lupe nehmen wirst, um mir ggfs. eine Bestimmung um die Ohren zu hauen. :thumbup:



    LG, Pablo.