Rauhfussröhrling

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  • Liebe Freunde der Röhrlinge


    Bei diesem Fund unter Birke an feuchtem Standort bin ich unsicher. Blaugrün anlaufendes Stielfleisch schließt ja schon viele Arten aus. Ich glaube Cylindrocysten in der Huthaut gesehen zu haben, womit ja nur noch zwei Arten in Frage kommen. Für L. variicolor passt mir der Hut überhaupt nicht und L. cyaneobasileucum kenne ich nicht mit so deutlich kontrastierenden Stielschüppchen. Zu allem Überfluss habe ich keinen Sporenabwurf erhalten um eine auisreichende Zahl von Sporen zu messen und den Quotienten zu ermitteln.Hat jemand eine Idee? Bilder der Hutahut kann ich bei Bedarf morgen nachliefern.


    LG Karl


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Es gibt wohl auch dunkelhütige Formen von Leccinum holopus. Der könnte in der Stielrinde auch mal etwas blauen. Aber Form und Farbe der Schüppchen am Stiel wollen da nicht recht zu passen.
    Und Leccinum cyaneobasileucum sollte solche Schüppchen in der Tat nicht haben.
    Von Leccinum variicolor allerdings gibt es noch ein paar Formen, zu denen auch diese einheitlich braune Hutfarbe passen könnte.
    Ich hatte letztes Jahr auch so was ähnliches, die waren allerdings schon ein wenig älter und färbten nicht mehr ganz so schön. Mein Arbeitstitel für den ist:

    Leccinum variicolor var. bertauxii.


    Ob das hinkommt: Keine Ahnung. In sumpfigen Gebieten gibt es noch eine weitere Form mit einheitlich braunem Hut. Müsste ich jetzt noch nachschlagen...
    Der Fund bei mir war eben auch unter Birke, aber auf recht trockenem Boden (Allee, Böschung zwischen Straße und Weg, guter Monnemer Sandboden).


    Nachtrag:
    Das musste ich jetzt doch noch mal nachschlagen. Laut den Notizen, die ich zu meinem Fund gemacht hatte, wäre Leccinum variicolor forma sphagnorum die einheitlich graubraunhütige Art. Die eben auf sauren, sumpfigen Böden vorkommen soll.
    Leccinum variicolor var. bertauxii sollte vor allem eine nicht rötende Form sein, weswegen ich auch auf den Namen kam. Ob die aber eben auch solche Hutfarben haben kann, oder vielmehr einen normal dunkel gefleckten wie die Stammform haben soll, das konnte ich nach Engel, GPBWs und Noorderloos (der diese Formen kaum berücksichtigt) nicht ermitteln.
    Wäre natürlich interessant, ob dein Fund im Hutfleisch und der Stielspitze rötet / rosa verfärbt oder nicht.
    Huthaut wäre auch sinnvoll, da es wohl auch bei L. scbrum (s.l.) mal Formen mit schwach blauender Stielrinde geben darf (auch wenn ich selbst sowas noch nie gesehen habe). Leccinum roseofractum sollte wohl nicht blauen (und ob da Zwergbirken standen?), Leccinum schistophilum soll das wohl dürfen, aber der müsste insgesamt noch etwas anders aussehen.
    ich habe aber so den verdacht, daß in dem Bereich noch einge Fragen offen sind. Auch wenn es schon einige sehr gute monographische Bearbeitugen der Gattung gibt, irgendwie tanzen immer wieder irgendwelche Funde aus der Reihe.



    LG, Pablo.

  • Hallo Karl und Pablo,


    L. scabrum glaube ich ausschließen zu können. Der dürfte lt. Literatur an der Verletzungsstelle nicht blauen.
    L. cyaneobasileucum kann ich mir mit den Stielschuppen auch nicht vorstellen. Soweit ich weiß soll das ein recht gutes Merkmal sein.


    Bleiben noch:
    L. variicolor
    L. holopus
    L. schistophilum


    Die Merkmale sprechen m. E. mehr oder weniger für L. holopus.


    Die HDS wäre schon interessant. Zusätzlich können auch die Kaulozystiden helfen.


    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo Pablo und Toffel,


    danke für Eure Antworten!


    Ein Röten im Hut- oder Stielfleisch wa nicht zu erkennen. Mit den Varietäten von L. variicolor habe ich mich bisher nicht so sehr beschäftigt.
    An L. holopus habe ich auch schon gedacht. Möglicherweise sind das ja doch keine Cylindrocysten in der HDS.


    Ich hänge mal Mikros an. Die Stielschüppchen ließen sich schlecht isolierern und auf das Problem mit den Sporen hatte ich ja schon hingewiesen.


    LG Karl


  • Hallo Karl,


    die Elemente sind schon recht lang und scheinen nicht auseinander zu brechen. Wenn das Pigment intrazellulär ist, würde ich sagen, es handelt sich um L. holopus.


    Viele Grüße
    Steffen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ja, das beschreibt wunderbar meine Probleme, die ich mit einigen merkmalen da habe.
    Ich muss auch gestehen, daß ich bislang kaum Leccini mikroskopiert habe (einen Scabrum im letzten jahr und eben den oben gezeigten). Allerdings noch mit einem reichlich untauglichen Mikro.
    Nun ist ein vernünftiges Mikro da, aber: Keine Röhrlinge.


    Jedenfalls sahen bei dem, was ich oben gezeigt habe, die HDS - Hyphen schon sehr ähnlich aus. Aber die Elemente schon deutlich voneinander gelöst, nur: Die waren ja auch gefühlte Jahrhunderte älter, die Fruchtkörper. Ich denke nicht, daß sich die bei so jungen Pilzen schon als voneinander gelöste Zylindrozysten zeigen.
    Die HDS von einem eindeutigen L. scabrum sah schon etwas anders aus. Da fanden sich kaum solche kurzen Elemente, sondern fast nur lange, zusammenhängende Hyphen.
    Die FRage ist: Wie muss man das interpretieren und wie variabel sind solche Merkmale?
    Und das sieht dann schon mal anders aus, je nach dem, wo man vergleicht.
    Ausgehend von den Zeichnungen im Munoz (FE - Boletus - Band) könnte man deine HDS schon als variicolor - Typ interpretieren.
    Noorderloos ist da anscheinend etwas strenger.
    Allerdings stellt er ja zB auch L. rigidipes als Synonym zu L. scabrum, und der hätte laut Munoz (der sich am Konzept von Lannoy & Estades ausrichtet) eben auch eher kurzzellige HDS - Hyphen.
    Und die von L. holopus kann ich erstmal gar nciht einordnen.
    Aber ich muss sagen, ich tue mich nach wie vor schwer damit, diese Formen des ehemaligen "Leccinum nucatum" ins mein Bild von L. holopus zu integrieren. Das kommt vielleicht mit ein paar Funden.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Kibby gibt als Grenze zwischen langen und verhältnismäßig kurzen Hyphen mit Zylindrozysten eine durchschnittliche Länge der Hyphen von der 5-fachen Breite an. Auf den Bildern scheinen sie die 2- bis 10-fache Länge zu haben. Da aber viele sehr lange Elemente zu sehen sind und keine Zylindrozysten vorhanden zu sein scheinen, glaube ich weniger an L. variicolor. Ausschließen kann ich ihn aber nicht. Wie variabel das Merkmal ist, weiß ich leider auch nicht.


    Viele Grüße
    Steffen

  • Pablo und Toffel


    Ich werde da mal am Ball bleiben :) . Die Anzahl kurzer Elemente liegt deutlich unter 10% und isolierte Zellen sind nicht vorhanden. Auf einer älteren Aufnahme eines typischen L. variicolor, habe ich zumindest kurze isolierte Zellen gefunden. Ich leg den Fund mal als L. nucatum nom. prov. ab.


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Nunja, ein "nom. prov." ist es ja eigentlich nicht. Das wäre es, wenn du eine noch unbeschriebene Art vermutest und der Kollektion mal einen behelfsmäßigen Namen gibst. Also einen, der noch in keiner gültigen Beschreibung auftaucht. ;)
    L. nucatum gibt's ja schon, ist eine gültig beschriebene Art, die aber von Nooderloos in die Synonymie von Leccinum holopus gesetzt wurde.


    Aber ich denke, daß es dann im Grunde schon das ist, was du da gefunden hast. Interessant wäre jetzt eine Sequenz zu dem Fund, ob die eben auch zu L. holopus passt (wie die von Noorderloos untersuchten Kolletionen dieser Art), oder doch etwas eigenes darstellt. Aber bevor es zu kompliziert wird...


    Nein, ich verstehe, was su meinst. Aus meiner Sicht ergibt es jedenfalls Sinn. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo


    Ich weiß schon was ein nom. prov. ist, habe aber einen Kommentar dazu erwartet :D . Du hast ja sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, das Du verstehst, wie ich das meine ;)


    LG Karl


    PS. Das mit den Sequenzierungen in der Arbeit von Den Bakker ist so eine Sache. In einigen Fällen hat er nicht den jeweiligen Typus sequenziert, was letztlich dazu führt, dass einige Leute der Auffassung sind, es gibt doch mehr gute Arten.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Sequenzierungen sind halt auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Und den Typus sollte man schon untersucht haben, sonst wirds nachher wieder blöd mit den Namen. Die Frage ist aber auch, ob es zu manchen Erstbeschreibungen überhaupt noch verwertbares Typusmaterial gibt. Wenn das nicht der Fall ist, hat man nur die Chance, einen Neotypus anzulegen und dabei irgendwie aber den namen zu konservieren. Alles nicht so einfach.
    Das Problem bei Leccinum ist aber ähnlich gelagert wie bei Tricholoma: Man stösst immer wieder mal auf Kollektionen, die nicht so recht irgendwo reinpassen. Ist ja auch klar, es kann ja nicht jeder europäische Fund sequenziert sein. Darum halte ich es durchaus für möglcih, daß - diesen Fall als Beispiel nehmend - irgendwo auch eine Leccinum nucatum herumgeistert, die eine eigene Sequenz hat. und dann wird's interessant, wie die nun von braunhütigen, dunkelstielflockigen und blauenden Formen von L. holopus abzugrenzen wäre.



    LG, Pablo.