Hallo,
"Blitzpilze mit Sahnehäubchen" - klingt das nicht wie ein etwas seltsames kulinarisches Experiment?
Aber hier ist nicht das Küchenunterforum - und essbare Pilze in anderen als Zwergenmagen-Quantitäten finde ich sowieso nicht - aber:
WENN es denn mal etwas geregnet hatte, da kamen einige Pilze - wie der Blitz (aber sie sind alle ungeblitzt . )
Und hast du nicht gesehen - schon sind sie wieder weg!
Darunter waren die "üblichen Verdächtigen" (Helmlinge, die ersten Knoblauchschwindlinge, die ersten kleinen Risspilze, Faserlinge ...) auch mal in schönen Ensembles, dazu aber auch einige seltenere Wiederfunde und diverse persönliche Erstfunde:
das sind die "Sahnehäubchen".
Et voilá:
1
FompiniGanoppl Fomfom grinst dazu und bestätigt die oben gemachte Aussage mit ... na....11 Ausrufezeichen !!!!!!!!! (oder welches Tier hat das geschrieben?) (---> welcher Pilz hier grinst, wird noch mal überprüft --> tatsächlich Fomes fomentarius, ziemlich ungewöhnlich rot, s.u.)
2-3
Schon im Juni fand ich an einem Eschenstumpf die für mich bisher größte Ansammlung von Panus conchatus, Laubholzknäueling, sowohl an der Schnittfläche, als auch noch mal am Stammgrund. Über Wochen habe ich die hin und wieder aufgesucht: auch im jungen Zustand (violettlich, später rosa-ockerlich) teilweise angefressen, dann eingetrocknet, dann so gut wie unsichtbar. Kommen die eigentlich am gleichen Substrat wieder, eventuell im nächsten Jahr?
4-7
An einer steilen Böschung (Hochrhein, Südhang-Einschnitt bei Buchen, Eichen auf Kalk) - ganz oben, standen 3 Pilze, die von weitem wie Perlpilze aussahen. Mit einem langen Ast konnte ich 2 herunterangeln.
Aber: keine Rötung, nirgendwo, Manschette (schwach) gerieft, seltsamer Geruch (ich definiere: Rettich + Kartoffelkeller + chemische Autoabgaskomponente).
Ein grauer Wulstling ist das wohl auch nicht? Dann erst fielen mir die PYRAMIDALEN Velumenreste auf dem Hut auf (schon zum großen Teil abgewaschen).
Ich denke, es handelt sich um einen Igelwulstling, Amanita echinocephala (das wäre ein Erstfund). Den z.B. im Tintling beschriebene grünlichen Schimmer an Lamellen und Stiel konnte ich aber nicht entdecken.
8
Auf extrem morschem Holz (Buche oder Eiche, nicht mehr erkennbar), fand ich diese kleinen Preziosen (nur ca. 1 cm Hutdurchmesser). Ich dachte zuerst an Flammulaster limulatus, den orange-gelben Flockenschnitzling (den hatte ich schon zweimal, Hut eher "überzuckert" und irgendwie gelblicher am Rand und am Stiel), aber hier dieser ist im jungen Zustand deutlich grobwarziger. Die Körnung auf dem Hut wird auch abgewaschen oder vergeht etwas, aber die abstehenden Strukturen am Stiel bleiben bestehen (die andere Art ist da nur überfasert). Ich gehe hier von Flammulaster cf. muricatus, dem Grobwarzigen Flockenschnitzling aus - (siehe auch im Motto-Wettbewerb).
9-11
Am Rheinufer, in einer unappetitlichen Ecke (festgetrampelter Pippi-Pfad bei Esche, Pappel, Weide) ein Champignon-Methusalem (über 10 cm breit, aber flach über dem Boden, die Unteransicht tue ich niemandem an), daneben einige Youngster (3-5 cm groß)
Hut wie man sieht (weiß mit Bräunung, glatt, feste Haut), Stiel relativ gleichförmig gerade, keine deutliche Gilbung, eher leicht braune Verfärbung, ob Rötung im Schnitt ist fraglich, das Fleisch war sehr trocken und fest.
Lamellen sehr früh dunkelbraun, dann schwarz, auch beim kleinsten geschlossenen Pilz waren die Lamellen hellbraun (eigentlich gar nicht oder kaum rosa), Geruch und Geschmack exakt die Note wie Kultur-Champignon, nur 5 mal so intensiv (natürlich in dem Zustand und aus der Ecke nicht essbar).
Der Ring ist sehr flüchtig, an den Exemplaren nur wie ein dünnes Bändchen, dass man sowohl nach oben, wie auch nach unten abrollen konnte.
Weitere Flockungen unterhalb des Ringes waren nur sehr undeutlich zu erkennen.
Was kann man daraus machen? Ich bleibe entweder beim Kulturchampignon (Agaricus bisporus) oder beim Stadtchampignon, Agaricus bitorquis (aber Ringform nicht passend? Fehlende deutliche Rötung?) hängen (wär ein Erstfund .... beide Arten, in freier Wildbahn) --> Agaricus bitorquis
12-13
Auf einem liegenden dickeren Ast (im Asthaufen) im Wald befanden sich diese Genabelten Zählinge, Lentinellus micheneri (omphalodes), noch recht klein (1-2 cm), der Geschmack war sehr scharf (Erstfund).
14-17
Polyporus mori, den Bienenwaben-Porling hatte ich zwar schon ein paar mal gesehen, aber immer nur unschöne alte Reste.
Bei den ganz jungen Pilzen (6 mm und 9mm) hier war ich unsicher und ich habe sie zuhause noch ein bisschen gepäppelt, sie sind noch ein bisschen gewachsen und dann doch (auf feuchtem Küchenpapier in einer Box) eingetrocknet. Die ursprünglich orange-gelbe Oberfläche verblasst bei älteren Pilzen stark. Die Poren sind länglich bis 5 mm lang und auch am Stiel vorhanden, der Rand bleibt lange eingerollt, bevor er sich letztendlich doch wellenartig nach außen umbiegt.
Das anderen Exemplare waren ebenfalls auf einem Buchenast. Die Fruchtkörper sind deutlich dünner/ zarter als Polyporus tuberaster und haben deutlich größere (länglichere) Poren (hier bis 6 mm lang). Im Bildvergleich werden die Größenrelationen nicht immer so ganz deutlich.
18-21
Polyporus badius, der Kastanienbraune Stielporling ist hier im Wald sehr häufig anzutreffen (also kein Erstfund, aber immer wieder schön), immer auf Buche (bis jetzt), die kleinsten Pilze sind noch fast ungefärbt (und dann auch noch nicht glänzend), dann gelblich mit dunklerer Mitte, dann erst dunkelrot-braun-glänzend, der Stiel unten schwärzlich, die Poren extrem fein.
Den umgedrehten Pilz habe ich nur durch leichtes Antippen versehentlich abgelöst, jetzt trocknet er - vielleicht Dekomaterial, jedenfalls ohne "Bewohner".
22-23
Zu den "Blitzpilzen" gehören auf jedenfall diverse Arten von Stummelfüßchen, Crepidotus spec., die ja nur mikroskopisch sicher zu unterscheiden sind. Aber unterschiedlich sehen sie trotzdem aus.
Diese hier heißen bei mir Crepidotus cf. applanatus (keine gallertige Schicht unter der Huthaut) und für Stummelfüßchen sind sie sehr groß (6 cm oder mehr ist da keine Seltenheit)
24-25
Halte ich auch für Crepidotus spec. - weiß es aber nicht mit Sicherheit, weil ich kein Sporenpulver habe. Alles noch winzig klein, mich wundert etwas der orange Schimmer bei Bild 24. Einmal mit behaarter und einmal mit unbehaarter Oberseite, keine gallertigen Schichten. (--> 24: Clitopilus hobsonii ist auch eine Option - mit fransigen Lamellenschneiden und rosa Sporenpulver)
26
Auch ein "Blitzpilz", den habe ich unter cf. Coprinellus disseminatus, Gesäter Tintling, abgelegt (es gab auch größere "gesäterer" Ansammlungen, nur nicht mehr so schön, auch alle recht winzig)
27-31
Nicht lachen: Erstfund von Lacrymaria lacrymabunda, Tränender Saumpilz, alle Funde an Waldwegen. Die Details vom aufgeschirmten Pilz sind von einer anderen Fundstelle. Eine Woche später ist von den kleinen Pilzen auch ganz und gar nichts mehr zu sehen.
32-33
Ein Beipiel von meinen Russula-Funden (die werden jetzt mit Chemie traktiert, aber dafür haben während der Hitze nicht alle brav ausgesport ...
Hier diese sind schön eindeutig (von zuwuchernder Lichtung in Kalkbuchenwald, dort aber eher bei Brennesseln, Brombeeren, Jungeschen auf sonniger Stelle, die aber lange durch leichte Bodenvertiefung feucht bleibt):
mal intensiv rot, mal blass-gescheckt, mal fast ganz weiß, mäßig (leicht verzögert) scharf, sehr zerbrechlich, weiße Lamellen (vermutlich auch weißes Sporenpulver), Huthaut kaum abziehbar - UND alle (schon vor Ort) mit deutlich intensiv gelb-fleckenden Lamellen (und Stielen). Das soll allerdings auch verzögert auftreten können. Chemie (Guajak und FeSo4) auch wie beschrieben https://de.wikipedia.org/wiki/Gelbfleckender_T%C3%A4ubling
Russula luteotacta, der Gelbfleckende Täubling (in sehr vielen Exemplaren, Erstfund).
34-37
Noch ein Erstfund, zum Glück war da auch ein kleiner Pilz dabei, auf feinen Holzhäckseln im Wald: Gold-Mistpilz, Bolbitius titubans (vitellinus)
38-41
Auch ein Erstfund: Hortiboletus (Xerocomellus) rubellus, der Blutrote Röhrling, bei Buchen auf Kalk.
Der Hut war samtartig und schön dunkelrot, die Blauung schwach ausgeprägt und es befanden sich orange-rote Pünktchen in der Stielbasis (leider beide Pilze, obwohl schön aussehend, schon madig)
42-43
Schnuckelige Dachpilze, für die man ein M. braucht, nehme ich an (von bemoostem Buchenstumpf in Schräglage)
Jedenfalls sind es keine "normalen" hirschbraunen Dachpilze. Sie sind ohne Geruch, die Huthaut sowohl samtig als auch leicht gerunzelt, Huthaut nicht abziehbar. Das Fleisch ist weiß (nicht rosa, nicht gelb), der hier leicht gelblich wirkende Stiel verfärbt sich beim Trocknen nicht, bzw. der Fasern werden nur deutlicher rötlich-braun, ebenso wird der Hut bräunlicher (also kein P. salicinus), die Stielbasis ist leicht verdickt (aber nicht wirklich knollig), der Stiel minimal bereift erscheinend. Irgendwie komme ich dann doch auf Pluteus cf. plautus, Samtiger bzw. Verschiedenfarbiger Dachpilz (unter diesem Namen läuft ja auch mein letzter Fund, Pluteus semibulbosus/depauperatus, die Pilze sehen nur für mein Empfinden doch deutlich unterschiedlich aus - wenn das wirklich alles eine Art ist - eieieiei.)
http://www.hlasek.com/pluteus_plautus1en.html
http://www.leifgoodwin.co.uk/Fungi/Pluteus%20plautus.html
44-45
Kaum ein Pilz wird übersehen - garantiert! So ein kleines, unscheinbares Dingelchen (von bemoostem liegendem Buchenstamm), nur ca. 1 cm, bräunlich-olivlich. Meine Vermutung geht in Richtung Olivschnitzling, cf. Simocybe spec. (sumptuosa oder centunculus) (Erstfund).
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Und wieder ein Erstfund: ein kleiner hübscher Scheidling (2-3 cm Hut), ganz in weiß, mit sehr wolligem Hut und bleibend abstehend flaumigen Stiel (bei Buchen auf Kalk). Das müsste Volvariella hypopitys, der Flaumstielige Scheidling sein (bei Volvariella pusilla, dem kleinsten Scheidling soll lt. Gröger der Flaum nicht bleibend abstehen bzw. vergänglich sein, makr. Unterscheidungsmerkmal)
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Ein "Blitzpilz", nicht immer schön, aber hier: Psathyrella cf. candolleana, Behangener Faserlinge, mal nur von oben
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Wiedergefunden: "meine" Phlebia nothofagi (früher: Mycoacia n.), auf extrem morschem Stamm, vor zwei Wochen noch unkenntlich, jetzt wieder "frisch" und mit eindeutigem Geruch. Mein Fundort 2 existiert nicht mehr, Spechte haben das Holz völlig zerhackt
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Ein Porlingserstfund von einem Buchenast, extrem zäh und fest (auch im frischen Zustand),
siehe auch Anfrage (dort mehr Bilder und Beschreibung), ich "glaube an" Oxiporus populinus, den Treppenförmigen Steifporling.
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Noch ein Porlingserstfund (an einem Buchenast), ich "glaube fest an" Tyromyces kmetii, den Orangegelben Saftporling (siehe auch gleiche Anfrage, dort mehr Bilder und Beschreibung)
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Last but not least - wie praktisch, Wiederfund von noch einem orangefarbenen Porling (an liegendem Buchenstamm) (zum Vergleich auch in der Anfrage Pycnoporellus fulgens, der Leuchtende Weichporling.
Jetzt ist aber genug ... bis zum nächsten Mal!