Frage zu Schäffersche-Kreuzreaktion

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 4.596 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kuhmaul.

  • Hallo Pilzfreunde,



    Anfang September hatte ich den nachfolgend gezeigten Champignon gefunden.


    Fundort: Mischwald, Weg, Gestrüpp
    Geruch: stark Anisartig
    Hut: creme-weiss, leicht schuppig, gilbend, Dm 7cm
    Lamellen: rosa bis dunkelbraun
    Stiel: knollig und verbogen, gilbend. Basis bei Schnitt nicht gelbfärbend


    Das war für mich der ideale Ausgangspunkt, endlich, das erste Mal meine Chemikalien zu testen. Also mitgenommen.
    Zuerst Anilin, dann Salpetersäure kreuzweise darüber, so wie ich es in einem Pilzlehrgang 2014 gesehen habe.


    Die linken zwei waren die Testkandidaten


    Bild 1)


    Die von mir erhoffte orangefarbene Reaktion trat ein. Es wären demnach keine Karbolchampignons gewesen.
    Verspeist wurde nichts, sollten ja nur zum lernen herhalten.


    Bild 2)


    Heute kam mein Nachbar mit ein paar Fragmenten eines Pilzes.


    Fundort: Wiese (nicht mein Revier)
    Hut: durchgebrochen, creme-weiss, ganz leicht schuppig, nicht gilbend, nicht rötend, Dm 4+6cm,
    Lamellen: schön rosa
    Stiel: gerade, Basis abgeschnitten, aber sauber vom Hut getrennt (heterogen), nicht gilbend o. rötend (Ring? weis ich nicht mehr)
    Geruch: pilzig, kein Anis, kein sonstiges


    Für mich eindeutig eine Champignon-Art. Aber... könnte ich wenigstens einen Karbolchampignon trotz abgeschnittener Stielbasis ausschliessen?
    Doch NULL Reaktion auf die Schäffersche Kreuzreaktion. Doch ein Karboli? Aber die Stielbasis fehlt...
    Konsequenz: Entsorgung


    Nun lese ich bei Rita Lüder "Grundkurs Pilzbestimmung" heraus, dass diese Kreuzreaktion nur bei gilbenden Champignons funktionieren soll.


    Hat da von euch jemand genauere Informationen, ob das von R. Lüder so zutrifft?


    Grüsse aus der Rhön
    claus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    also


    1. die Schäffer-Reaktion: Die Chemikalien, die du dort verwendest sind toxisch. Geh auf alle Fälle vorsichtig damit um!


    2. Es gibt nur ein paar Untersektionen, die eine pos. Schäffer-Reaktion haben. Auf alle Fälle haben die Gruppen um den Wiesenchampignon, Stadtchampignon und Karbolchampignon z.B. auf dem Hut eine negative Schäffer-Reaktion; an der Stielbasis teilweise sehr wohl. Ich weiß nicht, ob du deine Informationen aus dem Buch von Rita Lüder beziehst und ich kenne es auch nicht; aber zumindest scheint das Buch nicht in die Tiefe zu gehen.
    Quelle: Gröger Band 2


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Claus!


    Das ist ohnehin so eine Frage, ob diese Reaktion nicht für die Bestimmung entbehrlich ist. Denn meist hast du iimmer noch irgendwelche anderen merkmale, auf die du dich genauso verlassen kannst. Und dann gibt es eben auf der anderen Seite genauso häufig den Fall, daß eine Art trotz der durchgeführten reaktion nicht bestimmbar ist (selbst mit Mikromerkmalen). Agaricus ist in den Tiefen schon eine echt verzwickte Gattung.


    Aber mal was Anderes: Rhön, ja?
    Ich komme eben aus Fulda (habe einer Freundin beim Umzug dahin geholfen) und war total begeistert von den dortigen Parks und Gärten. Alles voll mit interessanten Pilzen. Habe sogar einen noch unbestimmten, sehr merkwürdigen Agaricus mit heim genommen. Supergegend! :thumbup:



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Claus,


    so was ist eigentlich "höhere Bestimmungsschule"; jetzt nicht falsch verstehen. So was macht nur Sinn, wenn du deine Funde mittels Mikroskop weiter bestimmst. Für den Feld-Wald- und Wiesengebrauch ist das vollkommen unerheblich.


    Die giftigen Champignon-Arten bekommst du doch auch super makroskopisch raus.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


  • Hallo Claus,


    ich habe da einen Super Link (für viele Fragen)


    Eine sehr umfangreiche Homepage (Flammer / Horak / die auch das tolle Buch Giftpilze/Pilzgifte geschrieben haben/u. Heft Mykologische Notfalldiagnostik etc.)


    http://www.giftpilze.ch/frame_giftpilze.htm


    da unter
    Mikroskopie/Chemie
    Zusammenstellung Chemikalien
    Seite 13 !!!




    Gruß


    Vincent

    LG
    "Vincent der Falke" :)



    Olympus CH-2, CHT-G,
    Binokular CWHK 10xT/18 L
    EA4 0,1/ EA10 0,25/ EA40 0,65/ EA100 Öl 1,25
    20 Watt Halogen

    Einmal editiert, zuletzt von Falke ()

  • Hallo Pilzfreunde,



    @all, erstmal vielen Dank für die vielen informativen Antworten.


    @Vincent, der LINK war super.
    Die Seite kannte ich schon wegen Russula-Farbreaktion und Abgleich mit meinen Notitzen, aber das mit den Champignons habe ich damals überlesen oder noch keinen Bedarf gehabt und vergessen.


    Ich habe in der Zwischenzeit etliches über Chamignons gelesen und sehe,
    dass es doch ein paar mehr davon gibt die keine Schäffer-Reaktion zeigen sollen.


    Wie hier im Forum aber zu lesen ist, sind noch mehr Mitglieder am Champignon rätseln
    und für die habe ich auch einen LINK: http://www.lvps.de/MBl+20+Champignons.pdf
    (oder dort die Hauptseite aufrufen, da gibt es noch mehr Merkblätter)


    @Pablo, ja die Rhön ist ganz gut mit Wald gesegnet, aber in der Hochsaison lange nicht so überlaufen wie der Odenwald.
    Bei einem Lehrgang für Anfänger sagte hier einmal der liebe Dr. Lothar K. "Die Rhön ist kein typischer Pilzwald..."


    Damals war ich geschockt, bin ich doch "extra wegen den Pilzen" vor sieben Jahren aus Reinheim hier nach Burkardroth gezogen. Aaaber, er hat sich geirrt! Und Fulda ist nicht allzuweit.


    Der erste Karboli will nun gefunden werden... ohne Chemie


    Grüsse aus der Rhön
    claus

  • Hallo Kuhmaul,
    ich habe noch ein paar Anmerkungen zu der Schäffer-Reaktion.
    1) Die Bestandteile sind beides Gefahrstoffe, also wenn es irgendwie geht, solltest du den Schäffer-Test vermeiden.
    2) Wenn alle Champignons Schäffer-positiv wären, welchen Sinn hätte dann dieser Test?
    3) Wenn du einen Pilz schon als der Gattung Champignon zugehörig bestimmt hast und riechst Anis/Marzipan, dann liefert der Schäffer-Test keine zusätzliche Information, denn über den Geruch bist du ja schon in der richtigen Sektion (Anischampignon oder Zwergchampignon).
    4) Du solltest dir auch einmal ein Bild davon verschaffen, wie Schäffer-negativ als Reaktion auf dem Pilz aussieht.
    Die Schäffer-Reaktion nutzt man als Hilfe in der letzten (Bestimmungs-)not, nämlich dann, wenn der Champignon weder rötet noch gilbt und weder anisartig noch karbolartig riecht, und man absolut keine Idee hat, in welche Sektion der gehören könnte.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!


  • Hallo Oehrling,


    danke für die Einwände. Ich schätze Antworten von dir...


    Grüsse aus der Rhön
    claus