Gezonter Adermoosling (Arrhenia spathulata)

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.653 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Hallo,
    nach einer längeren Pause mal wieder ein Thema von mir: ein Adermoosling.
    Das ist keine Fortsetzung des noch ungeklärten Fundes vom Winter ->LINK , sondern ein neuer Fund, ca 3 Kilometer entfernt.


    Fundort: Nordwestlicher Vogelsberg, auf einer Basaltkuppe, auf einem Flugplatz für Modell-Flugzeuge etc. ,ca 300 m hoch gelegen.


    (1) Dort unter einem Tisch, unter dem sich Waschbetonplatten befinden (also kalkhaltig), die fast völlig von Moosen überwachsen sind.


    (2) Zur Größenabschätzung habe ich einen Maßstab hingelegt. Außer den Moosen wächst dort auch das Mausohr-Habichtskraut (Hieracium pilosella)


    (3) Die Fruchtkörper sind sehr asymetrisch und gezont (aha!)


    (4) Sie wachsen auf / an Dach-Drehzahnmoos (Syntrichia ruralis, syn. Tortula ruralis). Das glänzende Moos ist das Silber-Birnenmoos (Bryum argenteum).


    (5) Die Unterseite ist stark und deutlich geadert.


    Im letzten Bild ist Tortula ruralis deutlich zu sehen, auch wenn im Moospolster noch andere Arten vorkommen: Sparriger Runzelbruder (Rhytidiadelphus squarrosus) und Gemeines Grünstängelmoos (Scleropodium purum).


    Die Bilder der Fruchtkörper erinnern sehr an das von Pablo -> LINK und an Bilder im Internet.


    Auch über die Bestimmungsschlüssel komme ich zu:
     
        Gezonter Adermoosling (Arrhenia spathulata) (Fries 1828 : Fries 1828) Redhead 1984


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Sehr schöne Dokumentation. :thumbup:
    Und vielen Dank für die botanischen Begleitdaten, daß ist eine Sache, wo es bei mir oft noch hapert. Gerade Moose sind ja auch alles andere als einfach (für mich).
    An deiner Bestimmung habe ich keine Zweifel.



    LG, Pablo.

  • (4) Sie wachsen auf / an Dach-Drehzahnmoos (Syntrichia ruralis, syn. Tortula ruralis). Das glänzende Moos ist das Silber-Birnenmoos (Bryum argenteum).




    Im letzten Bild ist Tortula ruralis deutlich zu sehen, auch wenn im Moospolster noch andere Arten vorkommen: Sparriger Runzelbruder (Rhytidiadelphus squarrosus) und Gemeines Grünstängelmoos (Scleropodium purum).


    Hey Lothar, faszinierend! Jetzt bist Du natürlich dazu auserkoren uns auf der nächsten Vereinsexkursion auch noch die Moose beizubringen.


    ;) Harald

  • Hallo Harald,
    vielen Dank für das Angebot, bei der nächsten Vereinsexkursion allen die Moose beizubringen, nichts leichter als das :D


    Ich hab mal im Verbreitungsatlas der Moose Deutschlands / MEINUNGER, L. & SCHRÖDER, W. - Regensburg: Botanische Gesellschaft, 2007, 3 Bände nachgeschaut. Dort sind Karten nachgewiesen von
    6 Hornmoosen
    275 Lebermoosen
    37 Torfmoosen (gehören zu den Laubmoosen, sind aber sehr speziell)
    841 Laubmoosen


    Das ist deutlich weniger als bei den Großpilzen, aber deutlich mehr als bei den heimischen Vogelarten. Mein Kenntnisstand, verglichen mit den Pilzen: naja, Fliegenpilz, Steinpilz, Rotfußröhrling (ohne die "Kleinarten"), und ich kann Perlpilz, Grauen Wulstling und Pantherpilz unterscheiden. So ungefähr.


    Es gab in den 90er Jahren einen Moosatlas von Nordrhein-Westfalen:
    Punktkartenflora der Moose (Bryophyta) Nordrhein-Westfalens (BR Deutschland) / Ruprecht Düll ; Fritz Koppe ; Rudolf May. - Bad Münstereifel : IDH-Verl., 1996. - 218 S.

    ISBN: 3-925425-13-6
    Da hatte ich damals geschaut, welche Arten fast überall vorkommen, und hatte so schon mal eine Vorauswahl, was hier so vorkommen kann. Insgesamt kam ich hier auf ca 60 Arten, die ich bestimmt hatte.
    Bei den Moosen sind viele Arten, wie bei den Pilzen, nur mikroskopisch zu bestimmen. Die Vergrößerung ist nicht ganz so anspruchsvoll, es geht alles ohne Chemie, aber man muss die Form und Größe von Blattzellen, die Dickwandigkeit und Ähnliches bestimmen. Dazu gehört eine sehr gute Schneidetechnik, die Blätter vieler Moose sind recht klein - das ist nix für Grobmotoriker.



    Wer von Hornmoosen noch nie gehört hat: wo es zur Zeit Stoppeläcker gibt, die noch nicht umgebrochen sind, kann man zumindest hier in der Gegend (mit lehmigem Boden) eine Art finden, die nicht ganz so selten ist:


    Anthoceros agrestis (--> Wikipedia-Link) . Auf den ersten Blick könnte man es für ein juveniles Gras halten. Sie ist nicht häufig, aber doch ab und zu zu sehen.
    Dort findet es sich in Gesellschaft mit thallösen Lebermoosen der Gattung Riccia. Die Gattung ist leicht kenntlich, aber die Artbestimmung ist nicht trivial. Ein Beispiel ist das


    Graue Sternlebermoos (Riccia glauca) (--> Wikipedia-Link)
    Es ist schon lustig, was man so nach und nach entdeckt, wenn man ein paar der wichtigsten Arten kennt.


    Das, was ich weiß, kann ich auf der Exkursion zum Besten geben. Es ist aber sehr überschaubar.


    Viele Grüße
    Lothar


    (Das war eigentlich off-topic :shy: Aber manchmal "gehen die Gäule mit mir durch" :) )