Neue Schote aus der Pilzberaterpraxis

Es gibt 27 Antworten in diesem Thema, welches 7.234 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo Leute,
    gestern Abend hat sich bei mir jemand telefonisch zur Pilzberatung angekündigt, ausweislich der hohen Stimmlage eine Dame. Etwas später klingelt es an meiner Tür. Ich öffne und denke, ich sehe nicht gut: es ist die junge Dame aus dem Krankenhaus! Ich hatte ihr damals im KHS gleich meine Kontaktdaten gegeben, damit sie sich beim nächsten Mal Pilzsammeln beraten lassen möge. Wie es ihr gehe, und ob sie seit damals irgendwelche körperlichen Beschwerden gehabt hätte, will ich wissen. Keine Probleme gehabt, meldet sie mir zurück. Freudestrahlend zeigt sie mir eine Schüssel, in der sich etwa 50 Exemplare des Grubigen Schleimrüblings (Xerula radicata) in sämtlichen Altersstufen einschließlich des Uropa-Stadiums befinden. Ich nehme mir etwas Zeit, um ihr mithilfe eines Pilzbuches den Pilz zu erklären. Sie horcht aufmerksam, ja geradezu gebannt zu. Dann fische ich die 30 von den 50 Exemplaren heraus, welche angeschimmelt sind, schmeiße sie auf meinen Komposthaufen und bewahre sie vor einer sogenannten "unechten" Pilzvergiftung. Die restlichen 20 Stück sehen frisch aus, ich gebe ihr sie frei. Dann muss ich sie noch von dem Ansinnen abbringen, die Pilze roh zu verzehren - ihr würde das Kochen zu viel Mühe machen, außerdem mache sie gerade die "Steinzeit-Diät", bei der alles möglichst roh gegessen werden müsse, einschließlich eingeweichter und angekeimter Hülsenfrüchte usw. Ich gebe zu bedenken, dass in Pflanzenöl gebratene Pilze immerhin ketovegan seien - mit diesem guten Argument lässt sie sich schließlich überzeugen. Eventuell will sie auf der nächsten Lehrexkursion unseres Pilzvereins mitlaufen, sagt sie noch.
    Fazit: die junge Dame lernt offensichtlich rasch dazu und entfernt sich damit von dem ihr zugedachten Darwin-Award. Meinen Respekt hat sie jedenfalls gewonnen, und mal sehen, wie viele Arten sie in ein paar Jahren bestimmen kann.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Ich verstehe nicht, wieso mir dieser Beitrag entgangen ist!
    Urlaubszeit?
    Na, egal, nun bin ich ja glücklicherweise noch darauf gestoßen.


    Krasse Story, Stephan.
    Auch der Beitrag von Stefan und dein gestriger Nachtrag waren waren für mich interessant zu lesen.
    Wie kann man nur auf die Idee kommen, Grubige Schleimrüblinge roh zu essen?
    Übrigens habe ich vor einiger Zeit einen Selbstversuch mit jungen, knackigen Samtfuß-Kremplingen gemacht.
    Die sahen so hübsch in der Pfanne aus, waren allerdings nicht nur dumpf-sauer sondern einfach bitter, sodass ich alles auf den Kompost entsorgen musste.


    Eine nette Beratung hatte ich erst letzten Samstag. Ich hatte das zwar an anderem Ort bereits geschrieben, aber da es hier gut passt, wiederhole ich mich gern nochmal.


    Eine sehr ältere Dame (85+), welche einen ganzen Beutel voller Grünlinge gesammelt hatte und die gerade auf ihre Gehhilfen gestützt eine kleine Pause machte, wies ich auf die mögliche Giftigkeit dieser Art hin.
    In breitem sächsisch antwortete sie.
    "Ach, wissense was, junger Mann, die nemmsch schon immer und wenn die giftsch sind, müsstsch doch schon lange tot sein!"
    Da hat man dann einfach keine Argumente mehr!
    Das "junger Mann" ging natürlich runter wie Öl! ;)


    Ansonsten bedauere ich deine heute in einem anderen Zusammenhang angekündigte Forenpause, Stephan.
    Aber ich kann dich auch gut verstehen.
    Auch ich beginne zunehmend kritischer auf Anfragen zu antworten und habe deswegen auch schon harrsche Antworten bekommen.


    C' est la vie.


    LG Nobi

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    Chips: 72

    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Die Story.... ;):thumbup::whistling:


    Keine Sorge, die Zeit des makabren Massentreibens ist bald vorbei.
    Noch kurz durchhalten, bald wird's entspannter. Nicht nur im Forum, sondern auch bei den Beratungsstellen.
    In kritischen Situationen einfach Tee (oder Grünlinge) kochen gehen, nervige Beiträge wegklicken (schade, wenn das mit dem Beratungsklientel nicht klappt) und was Schönes Angucken. Bei den Ausflugsberichten werden zur Zeit viele wunderbare Sachen eingestellt, da freut sich der Pilzfreund.
    Und die ersten Rindenpilze, Becherchen und Porlinge machen sich langsam aber sicher acuh im Forum breit und läuten die entspannte Winterpilzsaison ein.



    LG, Pablo.