Pilzbericht in Lokalzeit Ruhr

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  • Hallo Leute,


    heute habe ich mir mal den kurzen Bericht über Pilze aus der Lokalzeit Ruhr von gestern Abend angeguckt. Bei Interesse ist dieser in der Mediathek unter http://www1.wdr.de/studio/esse…0-videoplayer_size-L.html nachvollziehbar. Ab 24:30 min sollte es mit den Pilzen losgehen.


    Schreibt doch einfach mal euren Eindruck ... :/


    LG, Andreas

    Der Brieselang ist eine schwindende Macht, an Terrain verlierend wie an Charakter, aber auch noch im Schwinden ehrwürdig, voll Zeichen alter Berühmtheit und alten Glanzes. Fontane

    Einmal editiert, zuletzt von Earl86 ()

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Davon also hat mir Christian gestern berichtet... Der gute Herr in dem Video ist wohl nicht auf dem neuesten Stand...


    Rettich-Helmling essbar? Kahler Krempling ohne Paxillus-Syndrom? Der Fuchsige Röteltrichterling ungenießbar? Rotrandiger Baumschwamm = Blutpilz? Zudem Exkursionen mit 40 Leuten? Und dann noch zwei Fauxpas der Redaktion: "könnte man essen, muss man aber nicht" zum Grünblättrigen Schwefelkopf + gutes Pilzjahr (und die monatelange Trockenheit im Sommer einfach ignoriert). Da kommt einiges zusammen für 2 Minuten...


    Bist du ihm schon mal begegnet, Björn? Er kommt ja auch aus Bottrop. Normalerweise hätte ich schon mal was von dem Mann hören müssen, spätestens über den Arbeitskreis Pilzkunde Ruhr. Wäre er aber da aktiv, wüsste er vom Kahlen Krempling... Und auch als Pilzsachverständiger hätte er davon doch durch regelmäßige Kursbesuche als Neuauffrischung bereits erfahren, oder?


    Fazit: Jemand, der (wohl ohne abgelegte PSV-Prüfung) als "Experte" mit bis zu 40 Leuten in die Wälder geht und sich dabei gerne mal im Speisewert verschiedener Arten vertut. Vielleicht bin ich zu kritisch, aber das ist schon hart an der Grenze, oder?


    LG, Jan-Arne


    PS: Gut, dass Björn den Job in ein paar Jahren übernimmt. Der weiß dann genau, was er tut. :)


    Edit: Mhh, wie ihr der Rehbraune Dachpilz wohl paniert geschmeckt hat? Und ob sie den Rosa Rettich-Helmling im Korb vertragen hat? Gut, einer wird wohl nicht zur Vergiftung gereicht haben. Mal schauen, wie viel sie bei der nächsten, eigenen Pilztour mitnimmt...

  • Hallo,


    wenn man nach dem Namen sucht, findet man Berichte, nachdem teilweise bis zu 60 Personen an der Exkursion teilgenommen haben. Ende Oktober ist die nächste geplante Tour, hat niemand von Eurem Arbeitskreis Kontakte zu dieser Biologischen Station Westliches Ruhegebiet?

    Liebe Grüße
    Claudi


    100 Chips + 3 von Abeja (imaginäres BRätzel) - 5 APR-Kasse + 5 Antiquengelbonus + 15 größte Punktesteigerung zu Vorjahren beim APR = 118

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Claudi,


    finden die Exkursionen von Herrn Bahne über die Biologische Station statt? Auf der Seite finde ich nämlich eine Exkursion am 18. Oktober, die von Bernhard Demel und Elias Hahn geführt wird. Bernhard ist Mitglied beim APR.


    LG, Jan-Arne

  • Hallo zusammen,


    der Beitrag wird leider nicht mehr angezeigt, angeblich hat der WDR keine Rechte diesen Beitrag im Internet zu veröffentlichen.
    Herr Bahne ist mir persönlich völlig unbekannt aber wenn er da wirklich solche groben Fehler macht und damit extrem fahrlässig handelt sollte man mal ein ernstes Wort mit ihm reden..... :cursing:


    Ich werde im Lauf der nächsten Tage mal ein wenig recherchieren und versuchen Kontakt mit ihm auf zu nehmen. :/

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Björn,


    das muss an deinem Laptop oder deinen Interneteinstellungen liegen, denke ich. Ich kann es nach wie vor sehen.


    LG, Jan-Arne


    Edit: Okay, die Sendung ist da, nur der Beitrag nicht. Da war wohl jemand schneller als wir!? ;)

  • Scheinbar hat jemand beim WDR angerufen :/
    Die Sendung funktioniert zwar, allerdings ist der Beitrag über die Pilze gesperrt.......

  • Gut Leute, damit bin ich wohl nicht der einzige der wohl zurecht etwas "irritiert" über den Beitrag ist.


    Bei der Vorstellung des Rosa Rettichhelmling dachte ich schon, ich hätte mich erst verhört ... aber dann das mit dem Krempling. Ohne über die Kompetenz des Herren zu urteilen; die Nicht-Essbarkeit des Kahlen Kremplings wird doch gefühlt schon seit Jahren an allen Fronten gebetsmühlenartig zitiert. Darüber sollte jemand der solche Exkursionen anbietet doch Bescheid wissen! Die anderen Kommentare neben diesen beiden verbuche ich jetzt mal als "typisches" mediales Vorkommnis.


    Und genau, wie Tuppie grad schrieb, findet sich in dem Online-Artikel eine Korrektur-Anmerkung wieder:


    Zitat

    Korrektur


    In einer früheren Version dieses Beitrags haben wir Heinrich Bahne mit der Einschätzung zitiert, der Kahle Krempling sei bei richtiger Zubereitung essbar. Tatsächlich ist der Kahle Krempling gerade im Ruhrgebiet als Speisepilz sehr beliebt. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (= Pilzkunde) rät jedoch wegen häufiger allergischer Reaktionen und Unverträglichkeiten vom Genuss des Pilzes ab.


    Stand: 01.10.15


    Man hat also reagiert ...


    LG, Andreas

    Der Brieselang ist eine schwindende Macht, an Terrain verlierend wie an Charakter, aber auch noch im Schwinden ehrwürdig, voll Zeichen alter Berühmtheit und alten Glanzes. Fontane

  • Schleimige Schüpplinge und Erdritterlinge als sehr gut genießbare Pilze? Und das auf dem Bild soll ein Parasol sein? Und der Schopftintling giftig in Verbindung mit Alkohol? Davon habe ich bisher noch nichts gemerkt :P . Selten so viele Fehler in einem Artikel gesehen, selbst in einem über Pilze :rolleyes: .


    Viele Grüße,
    Florian

  • Das ist wohl, was Björn ansprach:


    Damit wäre das Video entfernt und der Artikel offiziell korrigiert.


    Ich denke, das wird nicht nur uns aufgefallen sein ... aber gut, dass gehandelt wurde.


    LG, Andreas

    Bilder

    Der Brieselang ist eine schwindende Macht, an Terrain verlierend wie an Charakter, aber auch noch im Schwinden ehrwürdig, voll Zeichen alter Berühmtheit und alten Glanzes. Fontane

    Einmal editiert, zuletzt von Earl86 ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, zusammen!


    Den Film kann ich derzeit auch nicht abrufen. Aber auch der von Harald verlinkte Artikel verursacht eine Gänsehaut.
    Die "Korrektur" zum Kahlen krempling ist ein kleiner Witz am Rande, oder?
    Auch wenn man noch nicht weiß, welche biochemischen Mechanismen da genau am wirken sind ist doch unstrittig, daß es durch den verzehr des Pilzes schon Vergiftungen / allergische Reaktionen mit tödlichem Ausgang gab. Das sollte man schon klar stellen.
    Zu den anderen "Oh-Mein-Gott!" Aussagen wie zB zur Verzehrbarkeit von sog. "Schleimigen Schüpplingen" (welche Art auch immer damit gemeint ist, ist ja ohnehin nur mikroskopisch sicher bestimmbar) oder dem Safranschirmling, der angeblich ein Parasol sein soll mag man sich eigtnlich gar nicht äußern.


    Was man halt nicht weiß: Inwieweit Herr Bahne da auch falsch zitiert wird.
    Das ist eben auch immer eine Frage, die man sich bei solchen Berichten stellen muss. Es kann ja auch sein, daß er einige Dinge anders gesagt hat, als es in dem Artikel wiedergegeben wird. Schade, da hätte der Film Aufschluss gebracht.


    Bdenklich ist aber noch ein weiterer Punkt: Die totale Unwissenheit und Sorglosigkeit, mit dem sich die Presse (in Film und Print) mit dem Thema beschäftigt.
    Ich meine, die DGfM gibt sich alle Mühe, ein immerhin solides System der Ausbildung von Pilzsachverständigen zu pflegen. Die entsprechende Bescheinigung garantiert immerhin absolut soplides Basiswissen um Essbare und giftige Arten. Warum aber das nicht bei der Presse angekommen ist, daß man sich auch an Personen mit dieser Qualifikation wenden kann, das wundert mich schon.
    Dei Minuten Recherche im netz und man hat die wesentlichen Eckdaten beisammen: Deutsche Gesellschaft für Mykologie als Dachorganisation, gemeinsame und aktuelle Standards, fachlich geprüfte Experten.
    So einfach kanns sein. Für die Presse vielleicht nicht einfach genug?



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    ich halte es nicht einmal für das größte Problem, dass die Presse sich für Infos nicht an Pilzsachverständige richtet, also solche, die zertifiziert bekommen haben, dass sie im Thema sind, sondern den Einblick, den man in den Kurs bekommen hat.


    Der Beitrag wurde ja herausgeschnitten, aber die Aussage zum Kahlen Krempling (Roh giftig, gebraten unverträglich) und dass der Rettich-Helmling essbar sei (Man hat die muscarinhaltigen Rosa Rettich-Helmlinge in den Körben gesehen) kamen von ihm selbst. Wenn es, wie im Artikel steht, ein pensionierter Biologie-Lehrer ist, kann man davon ausgehen, dass er als Hobby-Biologe ein gutes Grundwissen hat und sich dann auf Pilze spezialisiert hat, allerdings wohl ohne jegliche Prüfung oder Auffrischung seines Wissensstandes. Dass dort jemand regelmäßig (von wem eigentlich?) als Pilzexperte berufen wird und 40 - 60 Leute in Führungen mitnimmt, um ihnen zu sagen, was sie essen können und was nicht und dann Giftpilze als essbar deklariert, halte ich für gefährlich.


    Dass falsche Infos aus Artikeln im Internet gelesen und ihnen vertraut wird, ist eher ein sekundäres Problem. Da muss es Leute geben, die den Artikel wirklich zum Anlass nehmen, ihre Essgewohnheiten zu ändern. Aber bei einer Führung den Rosa Rettich-Helmling als Speisepilz erklärt zu bekommen, um ihn dann beim nächsten Mal selbst (möglicherweise in großen Mengen) zu sammeln, ist viel unmittelbarer.


    LG, Jan-Arne

  • Habe mal nach dem Pilzsachverständigen Herr Bahne gegoogelt und es kam kein Ergebnis heraus.

    Man sollte nur Pilze sammeln, die man auch 100% als Speisepilze kennt.
    ___________________________________________________________
    "Antonius behüt"
    _______________
    Ma hat ma Glück, Ma hat ma Pech, Ma hat ma Gandhi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das Problem ist ja: Jeder kann so tun, als wäre er ein Pilzfachmann. Es gibt auch Biologen, die von der Funga nicht auch nur den Ansatz einer Ahnung haben. Die gibt es und die darf es geben. Es gibt auch Leute, die denken sie hätten eine Ahnung. Was nur eben leider nicht stimmt. Das erkennen sie selbst meist nicht und der fachlich völlig unbedarfte Beobachter erkennt es noch weniger.
    Genau das ist mein Hauptkritikpunkt an dem völlig unsachlichen Umgang der Presse mit dem Thema: Eine Überprüfung der Quellen, ob da eine Qualitätssicherung gegeben ist, findet nicht statt. Egal in welcher Form.
    Und wenn dann - sorry, aber anders kann man es nicht ausdrücken - mykologisch unkundige Menschen wie Herr Bahne auch noch eine unkritische Plattform erhalten, also quasi bei der noch unkundigeren Bevölkerung beworben werden, führt das eben dazu, daß sich noch mehr Menschen in seine Hände bzw. in Gefahr begeben.


    Das meine ich mit verantwortung der Medien. Und der werden sie nicht gerecht.
    Und das stört mich noch mehr als jemand, der anderen etwas von Pilzen erzählt, ohne über das nötige Fachwissen zu verfügen.



    LG, Pablo.

  • Steht doch im letzten Kapitel, Lehrer Bahne isst seine Funde nicht, er weiß bestimmt warum.
    Einhundert Personen bei einer Exkursion, schon beachtlich.
    Da bleib ich lieber bei den Pilzen die ich ganz sicher kenne.



    Es grüßt die Schleiereule.

    The first morel the shepherds did see
    In the springtime beneath a dying elm tree:
    Morel, morel,
    Morel, morel!
    Where we find them we never will tell,
    Morel!


    Direkt von Google übersetzt:


    Code
    Die erste Morchel,die die Hirten gesehen haben
    Im Frühling unter einer sterbenden Ulme:
    Morchel, Morchel,
    Morchel, Morchel!
    Wo wir sie finden, werden wir nie sagen,
    Morchel!
  • Weia !!


    Ich führe ja nun auch regelmäßig Leute durch den Wald, ohne PSV zu sein. Und ich gebe auf den Exkursionen offen zu, viele Pilze nicht im Feld bestimmen zu können. Erklärt wird nur, was zu 100% sicher ist und das ist meist mehr, als man bei einer solchen Wanderung erklären kann und dreimal mehr, als sich die Teilnehmer dauerhaft merken können. Nach der Exkursion wird jeder Korb nochmal akribisch untersucht. Man glaubt nicht, was die Leute trotz Erklärung noch da rein sammeln.


    Das Resultat sind sehr zufriedene und überlebende Teilnehmer. Man muss ergo nicht zwingend PSV sein. Im Gegenteil, da hab ich auch schon seltsame Erfahrungen gemacht. :rolleyes:


    Fernsehen hab ich auch schon hinter mir. Dabei die Erkenntnis gewonnen, dass nach dem Schneiden manchmal seltsames zu hören ist.
    Aus gut zwei Stunden Erzählen und gefilmt werden, kommen nachher 5 Minuten Bericht raus. Was geschnitten wird, da hat man keinen Einfluss drauf. So kann es zu Mißverständnissen kommen.


    Was hier aber gezeigt wurde, geht weit über Mißverständnisse hinaus und ist sicher nicht auf die Schnitttechnik zu schieben. Das ist schlichtweg unverantwortlich.


    Pilzberatung ist eben Vertrauenssache. PSV hin oder her. Wer da Blödsinn macht oder gefährliches Halb- oder Falschwissen verbreitet, steht mit einem Bein im Gefängnis.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Hab gerade die Info bekommen, dass der Beitrag im Arbeitskreis Pilzkunde-Ruhr auch direkt die Runde gemacht hat und unmittelbar reagiert wurde. Nach einer Mail an den WDR wurde der Beitrag aus der Mediathek genommen.


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Keine Frage: Wenn man jemanden wie Ralf vor die Linse bekommt, macht es keinen Unterschied ob mit Zertifikat der DGfM oder ohne. :)
    Es wäre nur einfacher für die Presse, sich eben nach der gängigen Legitimation zu richten. Das erspart denen einige Recherche (ob jemand wirklich kann was er tut, oder nicht), auf die sie anscheinend eh keine Lust haben.



    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,


    ich sehe als Aktiver das mit dem PSV bzw. der damit verbundenen Prüfung erwartungsgemäß etwas anders und möchte etwas Werbung für den PSV-Schein machen - lasst uns drüber unaufgeregt diskutieren.


    Wenn jemand berät, eine Pilzführung veranstaltet oder einen Fachvortrag hält, wirkt es mMn überzeugender, wenn dieser den Mumm hatte, hinter seinem Wissen so zu stehen, dass er sich einer offiziellen PSV-Prüfung unterzog (die ja an sich nicht übermäßig teuer ist). Sonst müsste man ja fast meinen, dass er sich seinen Aussagen nicht wirklich sicher ist.


    In jedem Fall erzieht die PSV-Prüfung mitsamt des F2-Hinführungskurses dazu, seine Aussagen über Pilze genauestens zu reflektieren, bevor man sie tätigt. Z. B. erkennt man für sich, dass vorschnell genannte Artdiagnosen bzw. Artbehauptungen, die später zurückgezogen werden müssen, doch erheblich an der persönlichen Glaubwürdigkeit kratzen, und zwar je mehr, je öfter das passiert. Für mich wirkt jeder, der bei Artdiagnosen immer mal Treffer hat, aber ebenso oft falsch liegt, nicht wirklich glaubwürdig bzw. expertenhaft, auch wenn er vielleicht viele Artnamen kennt. Genauso einer, dessen Wissen z. B. über die Giftigkeit von Pilzen nicht hinreichend aktuell ist.


    Es gilt keineswegs der Satz: einmal PSV, immer PSV. Der PSV-Schein ist zeitlich befristet und muss innerhalb weniger Jahre per Nachschulung aktualisiert werden. D. h. wenn jemand einen PSV-Ausweis hat und mit dem Verweis darauf berät, sollte man bei der Beratung auch einmal fragen, wann der PSV denn seine letzte Nachschulung gemacht hat bzw. dieses anhand des Ausweises kontrollieren. Pilzberater nennen darf sich jeder, auch ein Herr Bahne, aber ein Pilzsachverständiger im Sinne der DGfM ist er ohne regelmäßige Nachschulung natürlich nicht.


    Wer als PSV aktiv ist, muss ständig sein eigenes Bild sowie das, das man vor anderen abgibt, kritisch reflektieren. Freilich mag es einfacher erscheinen, gar nicht erst die PSV-Prüfung zu absolvieren und vermeintliche Narrenfreiheit zu genießen (Falschaussage? kein Problem, ich bin ja schließlich kein PSV...). Aber damit macht man es sich zu bequem. Für "inoffizielle" Treffen von Hobbypilzkundlern etwa im Rahmen von Forumstreffen reicht das klar aus, aber sobald das Wissensgefälle bei den Teilnehmern einer Veranstaltung zu groß ist (z. B. öffentliche Lehrexkursion, VHS-Kurs...), wäre der offizielle PSV mitsamt Prüfung und Nachschulung schon nicht schlecht.


    Fazit: wer unter anderen Pilzexperten als wirklicher Pilzexperte mit breitgestreuter Gattungskompetenz gelten will, der kann an der PSV-Prüfung mMn eigentlich nicht vorbei. Das ist in etwa so, als wenn jemand, der von Wissenschaftlern ernst genommen werden will, keinen Doktor gemacht hat.


    FG
    Oehrling
    [hr]

    Pilzberatung ist eben Vertrauenssache. PSV hin oder her.


    Hallo Rada,
    genau deswegen, weil es eben Vertrauenssache ist, kann man m. E. als Berater nicht am PSV-Schein vorbei. Sorry, aber wäre ich ein Anfänger, würde mich nicht von jemandem beraten lassen, der keinen PSV-Schein hat. Derjenige wäre im übrigen auch nicht versichert und müsste im Fall des Falles persönlich einstehen.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Jan Arne,
    in diesem WDR-Beitrag (schriftlich) gibts noch eine Rubrik "mehr zum Thema", da finde sich die weiteren Termine: am Samstag 31.10 um 14 Uhr im Sterkrader Wald. Pilzsuche mit Herrn Bahne.

    Liebe Grüße
    Claudi


    100 Chips + 3 von Abeja (imaginäres BRätzel) - 5 APR-Kasse + 5 Antiquengelbonus + 15 größte Punktesteigerung zu Vorjahren beim APR = 118


  • Vertrauen worauf ? Auf ein Stück Papier ? Extremfall: Der völlig von der Mykologie unbeleckte Mensch setzt sich in einen Kurs, hört ein paar Tage zu um zu lernen was er wissen muss um die Prüfung zu bestehen, und wird dann beratend auf die Menschheit losgelassen? Nein Danke.


    Und was die ominöse Versicherung angeht, wann und wofür haftet diese denn? Wenn sich er PSV geirrt hat, übernimmt die dann die Krankenhauskosten oder die der Beerdigung? Oder, um in Deinem Duktus zu schreiben: " Als PSV muss ich es nicht so genau nehmen, ich bin ja versichert". ;)


    Wenn ich mich in die Lage eines Unbedarften versetze, ich würde vielmehr jemandem trauen, der seit Jahrzehnten Pilze sammelt und noch lebt, als einem frischgebackenen PSV-Absolventen, dessen Wissen im schlimmsten Fall m.o.w. theoretischer Natur ist.



    Du siehst, es ist nicht so einfach und man kann nicht anhand eines Stück Papiers in schwarz und weiß trennen. Um andere Menschen zu beraten, und das gilt übrigens auch für das Kräutersammeln, bedarf es eines ganz besonderen Verantwortungsgefühls. Verbunden mit der Fähigeit auch zuzugeben, dass man etwas nicht weiß und dieses Exponat daher im Feld verbleibt, sowie auch einer besonderen Sorgfalt in der Nacharbeitung einer Führung.


    Und damit das alles nicht in den falschen Hals gerät:


    Ich möchte die geprüften PSV in keinem Falle abwerten. Im Gegenteil, wenn jemand das Interesse, das Geld und vor allem die Zeit hat, sein Wissen in einem solchen Kurs zu erweitern, finde ich das absolut in Ordnung. Ich würde einen solchen Kurs besuchen, wenn ich die Zeit hätte und in meiner Nähe ein solcher angeboten würde. Jedoch nicht, um "bessere" oder "sicherere" Führungen anbieten zu können, sondern um mein Wissen zu erweitern. Für die Führungen würde mir diese Prüfung nullkommanichts bringen.


    Der absolut überwiegende Teil der Teilnehmer an Führungen ist ausschließlich an den üblichen Verdächtigen interessiert. Pfifferling, Marone, Steinpilz, Semmelstoppelpilz etc.
    Beim Perlpilz winken die meisten schon ab, wenn Sie von der Verwechslungsmöglichkeit mit anderen Vertretern der Gattung hören. "Zu kompliziert, da lass ich die Finger von." Und das halte ich sogar für eine gute Einstellung.


    Fazit:


    Der hier diskutierte Fall ist sicherlich ein unglaublicher Extremfall. Denn auch ein nicht geprüfter Mensch, der sich auch nur halbwegs mit Pilzen auskennt, würde sich normalerweise nicht zu solchen Fehlinformationen hinreißen lassen. Irgendwas scheint bei dem nicht mit den Ganglien zu stimmen, anders kann man das nicht erklären.

  • Völlige Zustimmung Ralf!
    Man sollte den PSV-Schein nicht per se überbewerten. Ich kenne "Ungeprüfte", die stecken manchen PSV locker in den Sack.
    Zur Presse, den Medien: Dieser Zunft ist es meist völlig schnuppe wer da welche Weisheiten von sich gibt. Gewünscht werden publikumswirksame und "reißerische" Meldungen. Wenn man einigermaßen Glück hat, kommt in dem Artikel auch das was man vorher erzählt hat und die Pilznamen stimmen sogar manchmal. Ich sage den Interviewern immer, dass ich den fertigen Artikel gerne gegenlesen und auf Fehler kontrollieren möchte. In der Regel passiert das nicht und dann gibts schon mal Rotblättrige Schwefelköpfe...
    Ich habe aber auch schon selbst Artikel für die örtliche Tageszeitung verfasst in einem Jahr, in dem schon mehrere Vergiftungen mit Karbol-Champignon in meinem Gebiet aufgetreten sind. Das hatte dann zur Folge, dass das hessische Fernsehen bei mir anrief um einen Bericht über die Vergifteten in der Klinik zu machen. Darauf bin ich allerdings nicht eingegangen. Ich hatte deutlich das Gefühl, dass man auf Sensationsmache hinaus war.
    Ich begegne dieser Medienwelt aufgrund eigener Erfahrung mit deutlicher Vorsicht, man muss alles was man sagt sehr mit Bedacht tun.


    Beste Grüße
    Harald