Hallo ihr lieben,
war im September/Oktober auf 2 Pilztagungen und auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Malanieoderimmer, möchte ich gern ein paar Impressionen hier zeigen. Leider etwas verspätet, durch teilweise unvorhergesehene Vorkommnisse. Ich war in den letzten Wochen sehr viel nicht in Dresden und kann ich das erst jetzt ins Forum einstellen.
24.-27.09.2015 Boletus-Tagung in Belgern (Nordsachsen):
Anhand der Adressaten der Einladungsmail konnte ich sehen, wer da so alles kommt. Es waren Mykologen aller 5 neuen Bundesländer vertreten. Neben den üblichen Teilnehmern der Sachsentagungen Frank (Tomentella), Peter (PeterW), Jörg (Parasol58), antilocal (Sven), DieterK, Heidrun, Toffel und ich (zumindest, die hier im Forum aktiv sind) waren auch noch Ulla (lamproderma), Gunnar (hengu), Tanja (huperzia) und als Vertreter der DGfM Wolfgang P gekommen. Weiterhin kamen Erhardt Ludwig, Dr. Heinrich Dörfelt, Andreas Vesper (Inocybenexperte aus Thüringen; er hat mir zur Sachsentagung 2013 die ersten Schritte in der Inocybenbestimmung gezeigt), Thomas Roedig (Filzröhrlingsexperte aus Berlin) und Thomas Rödel (ein sehr versierter sächs. Mykologe). Später hat sich noch herausgetellt, dass Daniela (Wurzelchen) und Christian (porst17) aus dem Forum unter den Gästen weilten. Christiane (Criosdan) hat sich dann gleich nach der Tagung hier im Forum angemeldet.
Insgesamt waren wir wohl über 70 Teilnehmer; da versteht es sich von selbst, dass ich nicht alle aufzählen kann. Zumindest gabs ein schönes Wiedersehen. Meine Inocyben-Bestrebungen wurde sehr unterstützt u.a. auch deswegen, weil die bisherigen Bearbeiter der Gattung aus der Region Sachsen/Thüringen sich in andere Themengebiete gerade verstärkt bearbeiten wollen.
Am ersten Tag stand eine Kurzexkursion nach Sachsen-Anhalt an; die leider nur wenig zufriedenstellend war. Es gab keine Inocyben. Insgesamt machten sich die Inocyben in den darauffolgenden Tagen auch recht rar, so dass ich da diesbezüglich leider nicht wirklich auf meine Kosten kam. (Ein paar schöne konnte ich dann doch bestimmen; dazu später mehr.)
Trotzdem einen schönen Fund kann ich für den ersten Tag vermelden. Der Ufer-Filzröhrling Xerocomellus ripariellus; Erstfund (gesichert) für Sachsen Anhalt, der von Toffel bestimmt und von Thomas Roedig bestätigt wurden (Bild stammt von Toffel).
leg.: Climbingfreak
det.: Toffel
conf.: Thomas Roedig
Das nenn ich mal Teamwork.
Dann gabs noch einen Haufen Steinpilze und Flockis.
Es gab sogar einige Teilnehmer, die wohl mit dem Funderfolgen zufirieden waren. Klar, wenn man sich hauptsächlich auf Pflanzenparasiten beschränkt, mag das stimmen. Versteht das nicht falsch; ich bewundere solche Leute, zumal wir auch einen großen Experten für Pflanzenparasiten auf der Tagung hatten. Für mich ist das nichts. Ich scheitere ja schon an der Pflanzenbestimung. :shy:
2. Tag: Es ging zu einem Hügelgräber"wald". Sehr schöner Wald da; leider zu trocken.
Es standen Unmassen an Amanita fulva rum.
Interessantes Substrat gabs auch; allerdings zu frisch.
Immerhin Inocybe mixtilis; besser als nichts. Auf der Exkursion konnte ich mal wieder I. asterospora finden. Auch nicht schlecht.
Zudem gabs auch einige interessante Täbulinge zu bewundern. Artomyces pyxidatus (leider zu unfotogen), um ein Foto zu zeigen und noch einiges anderes.
Viele schöne große Krause Glucken Sparassis crispa
Hier waren einige Teilnehmer dabei eine mit einem Pilz befallene Wanze zu fotografieren. Ich hab mich aber damit begnügt, die Exkursionsteilnehmer zu fotografieren, während diese die Wanze fotografierten.
3. Tag: Eine Tour in ein Heidegebiet in Brandenburg (gab leider kaum Pilze). Einen tollen Fund konnte Christiane hier machen. Den Pappelraufuß Leccinum duriusculum; eine braunhütige Rotkappe sozusagen. Hab ich vorher auch noch nicht live gesehen (Bild stammt von Toffel).
Interessante Telamonien
Amanita porphyrea Porphyrbrauner Wulstling; finde ich auch nicht alle Tage
Dann noch mal schöne auf einem großen Haufen Pflanzenabfälle wunderschöne Chlorophyllum brunneum; das sind die "giftigen" im Sinne von "führt verstärkt zu Unverträglichkeitsrektionen" Safranschirmlinge.
Müde Exkursionsteilnehmer...
Tagungssaal
Dann gabs noch einige schöne Funde von anderen Teilnehmern, die ich natürlich fotgrafiert habe.
Hier Sarcodon scabrosus; wollte ich schon immer mal sehen. Die grüne Stielbasis ist für den typisch.
Meine erste Bankera; ich hatte noch nie eine Bankera in der Hand.
Ebenso der Wetterstern
Für mich war das insgesamt eine sehr schöne Tagung, obwohl ich kaum Inocyben zum Bestimmen hatte. Immerhin hab ich 2 neue Arten kennengelernt; Inoybe posterula und Inocybe acuta, wobei ich da auch teilweise etwas Hilfe von Andreas Vesper bekommen habe.
Dann hatten wir auch noch einen Dachpilz, wo Andreas Vesper, Toffel und ich 3 unterschiedliche Arten raushatten. Die Arten unterschieden sich lediglich um die Form der Cheilocystiden. Je nach Auslegung der Beschreibung deren Form im Schlüssel konnten wir im konkreten Fall den nicht bestimmen. Tja Pilze können einen ganz schön narren; ich dachte mit dem tollen Dachpilzschlüssel im Gröger Band 2 kann ich die nun bestimmen; Pustekuchen.
Zudem hatte ich mal Fom Rosi (Fomitopsis rosea) in der Hand. Der wurde aus Thüringen mitgebracht; wuchs an Bauholz aus den Alpen. Ich finde den sogar noch hübscher als seinen ubiquitären Bruder.
Es war auf alle Fälle sehr schön so viele Leute kennenzulernen/wiederzusehen. Es ist zwar sehr anstrengend die Funde bis spät in die Nacht zu mikroskopieren und zu bestimmen; aber der Spaß kam nicht zu kurz und das ist das wichtigste.
Szenenwechsel: Lausitztagung 2.-4.10.
Das ist ein Treffen der Ostsächsischen PSV. Ich gehe da gern hin; hauptsächlich aufgrund der tollen Truppe und aus "alter Verbundenheit". Immerhin hab ich dort 2012 meine PSV-Prüfung gemacht und kam quasi aus dem "Nichts" (keiner kannte mich vorher). Diesmal waren Heidrun, Kerstin (Goldröhrling), Enno und Petergaida mit dabei.
Wie immer haben unsere Pilzfreunde aus Dippoldiswalde mal wieder mit seltenen Funden aufgewartet (auch ein Grund, warum ich da hingehe ;)).
Dottergelber Spateling Spathularia flavida; noch nie in der Hand gehabt.
Das hier ist ein komisches Ding. Es wurde von den Dippoldiswaldern als "Korkstäubling" bestimmt. Ich hab mal recherchiert; das wäre dann Phellorinia herculeana. Der ist im MHK Band 2 abgebildet; logsich, denn der wurde 1961 von Hanns Kreisel erstbeschrieben. Der Fruchtkörper war 4 Wochen im Kühlschrank; deswegen sieht der etwas mitgenommen aus.
Dann waren auch noch Pilzfreunde aus Bayern da. Die haben auch interessantes Zeug gefunden. Hier mal was aus der Sektion um den Taubenblauben-Schleimkopf Cortinarius cumatilis.
Bei dem hab ich gemerkt/lernen müssen, dass PSV nicht unbedingt immer an aktuellen taxonomischen Veränderungen interessiert sind. Brauchen sie ja auch nicht; weil die Filröhrlinge essbar sind und das zählt für die. Mein Veto zur Bestimmung als Ziegenlippe hat dann ein wenig für Verwirrung gesorgt; zumal ich leider auch keinen deutschen Namen für Xerocomus ferrugineus zu dem Zeitpunkt parat hatte.
Hier gabs mal wenigstens Inocyben. Ich konnte mit Inocybe quietiodor (riecht wirklich nach Blattwanze :D), Inocybe flocculosa und Inocybe rimosa 3 neue Perserfunde machen. Eigentlich peinlich, dass ich so teilweise recht häufige Arten bisher noch nicht finden konnte. :shy:
Eine unbekannte Inocybe gibts als Abschluss. Sah auch mikroskopisch interessant aus; geht auf alle Fälle an Ditte. Bin mal gespannt, was sie dazu sagt.
Hoffe mein (zugegebenermaßen etwas zu lang geratener) Tagungsbericht hat euch gefallen.
l.g.
Stefan
Edit: Dieter und Sven wurden in der Teilnehmerliste ergänzt; sorry nochmal, dass ich euch in der Aufzählung vergessen habe. :shy: