Russula, Bestimmungshilfe

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.776 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kuhmaul.

  • Hallo Pilzfreunde,


    vor zwei Tagen habe ich diesen relativ großen Täubling bei einem Waldspaziergang gefunden
    und weil mich die Farben begeisterten und noch nie gesehen habe, mitgenommen und zum Aussporen ausgelegt.


    Blöderweise habe ich vorort wegen unserem Besuch keine Aufnahmen gemacht und kam auch erst
    heute wieder dazu, mich weiter um diesen Pilz zu kümmern. Das hatte aber auch gewisse Vorteile.
    Der Pilzstiel und die Lamellen hatten sich optisch gravierend verändert.


    Eine erste Makro-Grobsondierung mit GPBW, führt mich zu Polychromidia und dann,
    weil -Stiel kräftig bräunend- zu Melliolentinae.
    Dort gibt es nur noch einen mit mildem Geschmack und einen mit schärflichen Lamellen.


    Die Artbeschreibung würde also auf R. melliones, Honigtäubling passen.
    Vorrausgesetzt, ich bin überhaupt in der richtigen Sektion gelandet...


    Für eine Antwort oder Einschätzung würde ich mich sehr freuen.


    Artbeschreibung


    Vorkommen: 600m, Waldweg, lichter Laubmischwald, andere Seite mit viel Lärchen untermischt.
    Mehr als an Buchen kann ich mich nicht mehr entsinnen.


    Hut: 12cm Dm, rötlich, orange-rosa, Hauch violettlich? Rand glatt, an Fraßstellen ockerbraun, Huthaut zur Hälfte abziehbar, darunter rosa-rot


    Lamellen: ockergelb, stark bräunend, rostfleckend, über dem Hutrand hinausragend, sehr brüchig


    SpP: zwischen IIa - IId, (Überraschung ggü. dunkler Lamellenfarbe) ich tendiere mehr zu IId


    Stiel: 10 x 3cm, rel. fest, innen wattig, nicht gekammert, Fleisch weiss, Basis knorpelig hart, rostfleckend und stark bräunend, zur Stielspitze hin weniger intensiv


    Geschmack: mild, vorort probiert und nach zwei Tagen probiert


    Geruch: für mich nur Pilz, evtl. +/- fruchtig, meine Frau sagt: frisch gekalkter Keller


    Chemie auf Stiel und Trama: FeSo4 schnell schwach rosa, Phenol zögerlich >2min braun, Guajak pos 1sec hell-grün dann > dunkel blau-grün



    1)


    2)


    3)


    4)



    Danke, Grüsse aus der Rhön
    claus

  • Hallo Pilzfreunde,


    bin gerade beim Einwintern, da kam mir die Idee, sperr diesen Täubling doch mal in ein Schraubglas.


    Ja, der durchgeschnittene Stiel ist noch relativ lebendig, trotz etlicher Tage. Kein Schimmel ect.
    Stielfleisch immer noch weiss bis gelblich.
    Dann die Überraschung. Geruch jetzt eindeutig süsslich, nicht Lengnase, sondern intensiv nach Waldhonig.


    Ich weiss, dass es etliche Täublinge mit Honiggeruch geben soll, aber alle anderen mit meinen aufgeführten Merkmalen ausgeschlossen werden können, auch wenn ich jetzt die geforderte Eiche und die nicht exakte Sporenpulverfarbe (meiner Farbtabelle) ausser Acht lasse. Ob dort eine Eiche in der Nähe stand, lässt sich herausfinden.


    Wie ich sehe, komme ich in ans Ende meiner makroskopischen Möglichkeiten. Mir fehlt einfach die Erfahrung, die abgesicherten Funde.


    Mein Arbeitstitel lautet bis auf weiteres: Russula melliolens - Honigtäubling


    Bin gerade am überlegen... ist es vorteilhaft, VOR dem scharfen Glas einen Pelzmantel zu kaufen, oder NACHHER?


    Grüsse aus der Rhön
    claus

  • Update nach einem Monat



    Hallo Pilzfreunde,


    gestern habe ich mein Exsikkat erneut ausgepackt (gefalteter Papierumschlag, versiegelt). Es riecht extrem nach Honig.
    Es geht um Sporenuntersuchung.


    Dummerweise hatte ich damals den Sporenpulverabwurf nicht gesichert und musste daher durch klopfen auf das vorhandene Trockenmaterial hoffen, dass sich da was im Tropfen Melzers Reagenz einnistet. Einzelne Sporen liesen aber hoffen. Untersucht mit 100er/Oel.
    Meine Optik Ausstattung ist bestimmt noch nicht optimal eingestellt und hoffe dass da noch was geht.
    Die photografische Dokumentation eingeschlossen. Da bin ich am testen.
     
    Sporenbeschreibung:


    - Rundlich, 8 µm - 10 µm breit, fast wie hoch
    - Warzenhöhe: <0,3 µm, so gut wie nicht messbar, schwer abschätzbar
    - feines, fast vollständiges Netz
    - Apendix 1 µm x 1 µm, (hell abgesetzt, gelb?)


    Könnte diese Erkenntnis denn in Richtung R. melliolens laufen? Oder doch nicht?
    Wie ist eure Meinung? Wer hat R. melliolens schon mal dokumentiert? Wer kann meine Bilder interpretieren?


    Bild 1) Warzenhöhe


    Bild 2) Ornament


    Bild 3) Ornament klein


    Bild 4) Ornament klein


    Bild 5) Ornament gross


    Das Excel-Auswertprogramm von M. Kleist gibt mir (auch hier mit den Mikroangaben) sonst keine andere Alternative aus.


    Excel-Eingaben:


    Geschmack: mild
    Geruch: Honig
    Sporengrösse: 8 µm - 10 µm
    Sporenform: fast rund
    Ornamentation: feinlinig-netzig, (auch schwach oder unvollständig amyloid? ist mir noch unbekannt)


    Mit Sachen wie Amyloid, Zystiden etc. kann ich erst Ende Januar was anfangen.(hoffentlich)
    Bis dahin fehlt mir noch das WIE finde ich WO und WAS. Vielleicht komme ich dann damit auch ein Stück weiter.


    Für Hinweise, Anregung wäre ich dankbar, gerne auch Kritik. Bin alt genug.


    Grüsse aus der Rhön
    claus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Claus!


    Ich würde ja gerne was schreiben, aber das ist nun eine der Gattungen, um die ich einen Bogen mache.
    Die Dastellung, Untersuchung und Beschreibung von dir ist seht gut, Chemie und Mikro waren schon im Einsatz...
    Wahrscheinlich hast du alles rausgeholt, was möglich ist. Das Problem ist möglicherweise, daß du nur einen Einzelfruchtkörper hast, der zudem nicht im - sagen wir - Idealzustand ist. Das Problem kenne ich aus anderen, schwierigen Gattungen: Hygrocybe, Psathyrella, Inocybe, Cortinarius, Tricholoma... Da schaue ich mir Einzelfruchtkörper generell gar nicht an, weil man zu einer vernünftigen Bestimmung meistens eine Kollektion braucht (macht ja auch mehr Spaß).
    Schön wäre es, wenn sich hier noch jemand zu Wort meldet, der die Gattung ein wenig kennt.
    Was du sonst probieren könntest, wäre ein Bestimmungsversuch mit anderer Literatur. Was allerdings in dieser Gattung derzeit Goldstandard ist weiß ich nicht. Neulich hatte ich >dieses Buch< in der Hand, das erschien mir durchaus ganz hübsch, aber um die Gattung wirklich bearbeiten zu können, brauchts wohl noch einen Schlüssel.
    Der in den Großpilzen BWs ist leider - was ich so von einigen Russula BEstimmern gehört habe - eher untauglich.



    LG, Pablo.

  • Hallo Claus,
    das ist auch nach meiner Meinung R. melliolens, die ich selbst schon gefunden und mikroskopiert habe.
    Vor allem die Sporen dieser Art sind sehr typisch: rundlich, am Rand sind die Warzen kaum sichtbar und die Fläche ist mit einem dichten gleichmäßigen Netz überzogen. Das sieht man auf deinen Bildern sehr gut. In Verbindung mit den makroskopischen Merkmalen kommt man schnurstracks zu melliolens.
    Grüße
    hübchen

  • Hallo,
    ich schließe mich gerne dem Vorschlag R. melliolens an. Zwar ist das Sporenornament aufgrund der Fotos nicht gut zu beurteilen (unscharf, Kondensatorblende des Mikroskops viel zu weit geschlossen), aber die anderen erhobenen Merkmale passen alle. Was man noch überprüfen könnte: ob die Dermatozystiden/Pileozystiden lang, annähernd zylindrisch und vielfach septiert, ja fast kettenartig daherkommen (etwa mit einer Kette aus Büroklammern zu vergleichen).
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Pilzfreunde,



    ich danke euch erstmal für eure Antworten und Meinungen.
    Natürlich bin ich froh, dass ich mit meiner vorläufigen Bestimmung in keiner Sackgasse gelandet bin.
    Das gibt schonmal Auftrieb :P . Danke.


    Aber ich sehe jetzt auch, dass ich mit meinem Achromat 100/Oel ein Problem habe.
    Die chromatische Aberration raubt mir die Schärfe.
    Als Anfänger denkt man die Auflösung ist ok, ist normal wenn man da durchblickt.
    Dann bei Digitalphotografie sieht man die farblichen Schlieren.


    Am Foto-Objektiv kann es nicht liegen.
    Fadenkreuz ist scharf, Okular ist drauf, verschiedene Objektive probiert.
    Mal sehen wie es weitergeht. Beim 40er sehe ich kein Problem.


    Trotzdem ein Foto von vermeintlichen Pileozystiden der HDS. (Ein bisschen was hab ich gelernt) :shy:


    Breite: 4 µm - 8 µm
    Länge: bis ~150 µm
    Septiert: 4 - 7 mal


    Das vorige Bild wäre schöner gewesen, aber das hat mir der Wasserschwund unter dem Deckglas zunichte gemacht.
    Bild ist nicht bearbeitet.


    6) Pileozystiden?


    Vielleicht war mein aufgeweichtes Exsikkat doch noch zu dick, jedenfalls habe ich nur sehr wenige davon entdeckt.


    Grüsse aus der Rhön
    claus

  • Hallo Pilzfreunde,



    ich muss hier erstmal STOP sagen. Auch für mich.


    Mir kommt es in erster Linie darauf an, einen Pilz zu bestimmen.
    Antworten abzuwarten. Vorschläge abzuarbeiten.


    Die angesprochene negative Bildqualität, Einstellung des Mikros ect. ist alleine mein Problem das zu beseitigen.
    Aber ich kann im Moment nur das wiedergeben, was meine Optik hergibt und meine optische Empfindung erlaubt.
    Trotzdem nehme ich sowas als konstruktive Kritik/Hinweis hin. Danke.


    Die Pilzbestimmung steht für mich im Vordergrund. Sonst nichts.
    Soweit zum Thema chromatische Aberration etc.


    Grüsse aus der Rhön
    claus

  • Hallo Kuhmaul,
    das in der rechten Bildhälfte im Bereich Teilstrich 2 bzw. 3, das ist eine Pileozystide. Sie sieht eindeutig so aus, wie man das für R. melliolens erwarten kann. Für mich wäre die Bestimmung nun wasserdicht.
    Für die Huthautmikroskopie verwendet man nach der "reinen Lehre" übrigens Kongorot statt Wasser, da man in diesem Medium die Hyphenwände besser sieht.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Ich danke euch allen, dass ihr eure Zeit in meinen Pilz investiert habt.


    Ein hilfreicher Hinweis ist natürlich für einen Neueinsteiger sehr von Vorteil,
    überhaupt wenn er Einzelkämpfer ist.
    Dadurch findet vielleicht auch mal ein blindes Huhn "wie ich" mal ein Korn.


    Ihr habt mir sehr geholfen in meiner Lieblingsgattung Russula weiter zu kommen.
    Jetzt wird erstmal eine gescheite Doku angefertigt.
    Kongorot ect. ist bestellt und die HDS wird nachuntersucht. Material hab ich noch genug.


    Grüsse aus der Rhön, auch nach Öhringen
    claus :)