Nach dem ersten Teil meiner kleinen Reportage, die ihr hier findet, kommen wir nun zu den Pilzen und zum Genuss.
Also, versprochen, in Zukunft wird alles noch besser!
Zumindest fototechnisch, hoffe ich. Dank Carmen!
Einige halbwegs gelungene Bilder möchte ich euch dennoch zeigen.
Und mit einigen "hilft" mir Peter gern aus.
Bis auf zwei Pilze (Trochila ilicina und Fistulina hepatica) handelt es sich jeweils um persönliche Erstfunde!
In der Nähe unserer Unterkunft wuchsen auf einem gepflegten Grundstück unter Kiefern gleich zwei schöne Reizker. (Fotos Peter)
Weinroter Kiefern-Reizker (Lactarius sanguifluus). Milch von Anfang an weinrot.
Edel-Reizker (Lactarius deliciosus)
Nicht weit davon entfernt konnten wir Riesenrötlinge (Entoloma sinuatum) in größeren Gruppen bewundern.
Ebenfalls in großen Trupps und dazu noch in Hexenringen konnte ich die prächtigen Elfenring-Klumpfüße (Cortinarius magicus) bestaunen.
Jung fallen vor allem die blauen Lamellen auf. (Detailfoto Peter).
Sehr häufig waren auch die Natternstieligen Schleimfüße (Cortinarius trivialis), die Peter hier schön in Szene setzt.
Ein echter Hingucker und für mich das Highlight unserer ersten Tour war der Blaue Rindenpilz (Terana caerulea).
Die Fruchtkörper waren leider nicht mehr frisch, aber immer noch recht ansehnlich.
Einer von mehreren beobachteten Rindenhelmlingen. Der Weißflockige Rindenhelmling (Mycena corynephora). Foto wiederum Peter.
Leuchtender Ölbaumpilz (Omphalotus olearius), den wir sowohl an Esskastanie als auch an Olivenbäumen fanden.
Wetterstern (Astraeus hygrometricus). Den wollten wir eigentlich mitnehmen, um seine hygroskopischen Eigenschaften zu beobachten.
Doch dann landete Snoopy einen Volltreffer!
Sehr gesellig auf einer Streuobstwiese wuchs der vermeintliche Perlhuhn-Zärtling (Entoloma cf. ianthinomeleagris).
Ein von Peter wunderschön ins Licht gesetzter Haarschwindling gab uns anfangs einige Probleme auf.
Über die Gattung Crinipellis waren wir uns sofort einig, doch der uns gut bekannte Zitzen-Haarschwindling (C. stipitaria) war es jedenfalls nicht.
Peter kam nach mikroskopischer Untersuchung zum Knollenlosen Haarschwindling (Crinipellis tomentosus).
Ein büschelig wachsender Becherling von 5 - 7 mm Durchmesser an der Küste des Ligurischen Meeres ließ sich nur dank seiner markanten, quergestreiften Sporen enttarnen.
Hier hatten wir ursprünglich nicht einmal eine Gattungsidee!
Der Kelchbecherling Plectania rhytidia. (Sporenfoto in Baumwollblau)
Während einer weiteren schönen Wanderung stießen wir auf einen größeren Bestand der Europäischen Stechpalme (Ilex aquifolium).
An in der Streu liegenden abgestorbenen Blättern gab es, wie nicht anders zu erwarten, ein Massenvorkommen des Stechpalmen-Deckelbecherchens (Trochila ilicina).
Doch es gab noch viel interessanteres an diesen Blättern.
Und zwar den Stechpalmen-Schwindling (Marasmius hudsonii), der dank seiner außergewöhnlichen Behaarung eher an einen Tropenpilz als an einen heimischen denken lässt.
Nochmals zwei Peterbilder.
Mit dem Leberreischling (Fistulina hepatica)
leite ich dann mal langsam zum Genussteil über.
Wir haben den nämlich gegessen. Nicht die hier gezeigten Fruchtkörper, sondern zwei im wahrsten Sinne des Wortes blutjunge.
In fingergroße Stücke geschnitten, anschließend mehliert, gewürzt und knusprig ausgebraten hatten sie zwar etwas leberartiges, waren aber insgesamt doch recht weich, etwas säuerlich und wenig aromatisch. Mit anderen Worten, man muss das nicht haben!
Viel besser war da schon ein aufgrund der vielen Pfifferlingsfunde spontan kreiertes Pfifferlings-Rissotto!
Jeder Tag begann übrigens mit einem gemeinsamen Frühstück, wo Käse- und Wurstspezialitäten aus der Region gereicht wurden.
Und natülich leckerste hausgemachte Marmeladen.
An den Abenden gab es in der Regel ein 3-Gänge-Menü mit ligurischen Spezialitäten.
Obst und Gemüse wurden größtenteils frisch aus dem Hausgarten geerntet!
Die Riesenschirmlingshüte für die als Antipasti gereichten Pilzschnitzel wurden natürlich frisch geschnitten!
Die Nahrungsbeschaffung war nicht immer einfach!
Peter auf der Flucht nach erfolgreichem Überfall auf eine Metzgerei. Der dabei "erworbene" Kochschinken war übrigens äußerst delikat!
Ein tolles Erlebnis war der Besuch des Weinmuseums der Cantina Lunae im Süden Liguriens an der Grenze zur Toscana.
Hier konnten wir auch die hauseigene Brennerei besichtigen und die Produkte letztlich im Verkaufsraum probieren.
Absolut gelungen war auch die anschließende Verkostung dreier hauseigener Weine.
Hierzu wurden reichlich lokale Spezialitäten wie Salami, Schinken, Lardo und Käse gereicht, sowie hausgemachte herbe Konfitüren und frische Focaccia, ein ligurisches Fladenbrot, sodass wir an dem Tag aufs Abendessen verzichten konnten.
An einem weiteren Abend lud Annemarie zu einem kleinen ligurischen Kochkurs ein.
Gnocchi mit Kastanienmehl sollten erschaffen werden! Übrigens. Njocki und nicht Knotschi! Für alle Nichtitaliener.
Die Hände der fleißigen Küchenfeen wirbelten dabei in einem unglaubllichen Tempo!
Das fertige Gericht, mit Peters vorzüglichem Tomatensugo veredelt.
Der finale Höhepunkt war ein mehrstündiges "Abendbrot" im Ristorante Santuario in Velva.
Hier präsentiert Luigi, der Chef des Hauses, stolz die gerade gesammelten Porcini.
Natürlich konnten wir diese und vieles andere in diversen Variationen später genießen.
Zufrieden in geselliger Runde.
Mein absoluter Favorit des Abends war das Carpaccio von rohen Steinpilzen und Kaiserlingen! Einfach nur genial! :yumyum:
Fünf Kaiserlinge hatte Luigi neben den Unmengen Steinpilzen gesammelt, die er uns natürlich stolz servierte!
Übrigens. Der Kaiserling war der eingangs erwähnte Pilz, den ich selbst gern gefunden hätte. Das nächste Mal klappt es bestimmt!
So, nun habe ich eine Menge über Pilze, Wandern und Genuss geschrieben.
Und ein paar Bildchen gezeigt, um euch eine ungefähre Vorstellung davon zu geben, was ihr verpasst habt.
Ich danke natürlich zuallererst Annemarie und Peter, die vorzügliche Gastgeber waren und uns den Abschied nicht leicht machten.
Und ich danke allen Lesern, die uns auf dieser unvergesslichen Woche begleitet haben!
Ich hoffe, ich konnte euch etwas von der tollen Atmosphäre vermitteln.
Auch im nächstes Jahr wird es wieder Kurse geben.
Demnächst werden die Termine sicher auf Peters Homepage bekanntgegeben, die ihr euch natürlich auch so schon gern mal anschauen könnt.
LG Nobi