Meine erste Täublingsbestimmung mit Hilfsmittelchen...

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 8.145 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Coprinus.

  • Hallo, ich möchte Euch am Versuch meiner ersten Täublingsbestimmung mittels der chemischen Reaktionen teilhaben lassen, wie ein Anfänger diese erlebt–¦und wenn er sogleich einen nicht so ganz einfach zu bestimmenden Täubling aussucht.


    Ich hatte mir vorgenommen, in diesem Jahr mit den Täublingen zu üben, und sammelte daher eine ganze Reihe verschiedener Arten. Zu jedem Fund notierte ich mir die Details, rief gedanklich das mir schon zur Verfügung stehende Täublingsvokabular ab, notierte die Vermutungen zu den einzelnen Funden, und sammelte die Fruchtkörper im Froster zur späteren genauen Bestimmung.


    Bedenken aufgrund der Reaktionen der gefrorenen und dann aufgetauten Pilze haben sich zerstreut, es funktioniert dennoch.


    Seit kurzer Zeit stehen mir nun die Hilfsmittel Eisensulfat, Phenol, und Guajak zur Verfügung, welche mir helfen sollen, die Funde aus dem Froster nun nach und nach konkret benennen zu können. An Funden gibt es 32 Stück zu untersuchen, von denen aber sicherlich einige auch mal doppelt sind, wie etwa der Ocker-Täubling. Das wird eine Winteraufgabe.


    Am letzten Oktobertag fand ich nun eine Gruppe Täublinge, die ich noch nicht hatte, und nahm zwei Exemplare mit zur zeitnahen Bestimmung. Diese kamen in den Kühlschrank, und gestern (am 01. November) hatte ich die Gelegenheit, mir diesen Fund genauer anzusehen.
    Über den Verlauf dieses Bestimmungsversuches hier eine kleine Übersicht, aus naiver Anfängersicht.
     

     
    Erste Vermutung: Schwarzroter Speitäubling


    Fundort: am 31.10.2015 im Nadelwald, bestehend aus überwiegend Fichten, vereinzelten Kiefern, und in einiger Entfernung (ca. 50 Meter) angrenzend an einen Laubmischwald mit überwiegend Buchen, Boden sauer, etwa PH 4.5, viel Sternchenmoos


    Fund: Täubling, vermutlich der Schwarzrote Speitäubling, Russula atrorubens, Gruppe mit fünf sehr nah beieinander wachsenden Fruchtkörpern in verschiedenen Stadien
    Hut der Fruchtkörper rot, zur Mitte hin bei den meisten Exemplaren deutlich dunkler, hier bis 8 Zentimeter im Durchmesser, Huthaut großteils sehr leicht abziehbar, darunter rosarot gefärbt am Übergang zu den Lamellen, Lamellen hell creme-weiß, sehr brüchig, Stiel weiß, brüchig, zur Stielbasis leicht verdickend, leichter Geruch nach altem Obst, Kompott, Obstbrand, Geschmack leicht scharf (nicht wie erwartet sehr scharf, brennend)


    Farbtest, chemische Reaktionen:
    Eisensulfat: blass-bräunlich, Phenol: dunkelbraun, Guajak: blau-grün


    Fotos vorher und nachher:
     



     
    Erstes Fazit: passt nicht! :cursing:


    Tja, da dachte ich, der Fall sei klar, und die chemischen Reaktionen würden mir den Russula atrorubens bestätigen. Falsch gedacht, und noch schlimmer, fehlbestimmt. Eine Reaktion auf Phenol hätte ausbleiben sollen.


    Die Reaktion auf Phenol kann ich nicht als –žWein-braun–œ bezeichnen (wirkt auf dem Foto etwas heller als real), wenn dies auch in der Literatur so genannt ist. In diesem Falle wirklich ein schönes dunkelbraun, kräftig, wie guter Kakao (ohne Milch).


    Da in den meisten Literaturen, selbst im BLV, der Russula atrorubens fehlt, blieben mir nur wenige Möglichkeiten, um festzustellen, dass bei dieser Art eine Reaktion auf Phenol ausbleiben sollte. Die Reaktionen auf Eisensulfat und Guajak könnten optisch zwar passen, aber wenn man die Farben noch nicht so oft gesehen hat–¦


    In Betracht kam noch der Rote Speitäubling, Russula rubra. Auch hier findet sich der rötliche Hut mit zur Mitte hin dunkler werdenden Farben. Aber der Geruch sollte laut Literatur eher –žhonigartig angenehm–œ sein, jedoch auch nach Obst.


    Könnte folglich mit meiner Wahrnehmung übereinstimmen, wobei die Sinne dahingehend noch weitgehend ungeschult sind. Jedoch wäre auch beim Russula rubra ein scharfer Geschmack zu erwarten gewesen, der nach meinem Empfinden als nur leicht scharf feststellbar war (Kostpröbchen bei jungen und älteren Exemplaren durchgeführt). Bei anderen Täublingen hatte ich die Erfahrung –žsehr scharf bis brennend–œ jedoch schon, und gehe daher von der mir zur Verfügung stehenden Wahrnehmung als funktionstüchtig aus, ebenso wie auch etwa das Bittere beim Gallen-Röhrling.


    Während ich mich also nun auf die chemischen Reaktionen verlassen hatte, welche hier nicht auf Russula atrorubens, sondern auf R. rubens zutrafen, blieb mir noch ein Merkmal, das Sporenpulver. Denn nach den chemischen Reaktionen blieben auch noch weitere mögliche Täublinge übrig.


    Vorab konnte ich jedoch nach vielen Vergleichen sieben weitere mögliche Täublingsarten ausklammern, immer ausgehend von möglichen Variationen der Hutfarben, außer noch dem Buchen-Speitäubling sowie dem Kiefern-Speitäubling, da der Fundort nah angrenzend an einem Buchen-Mischwald lag und auch einzelne Kiefern vorkamen, und für beide Speitäublinge wären die chemischen Reaktionen ebenfalls zutreffend (beim zuvor noch eingegrenzten Kirschroten Speitäubling (R. emetica) wäre die Guajak-Reaktion gelb-braun gewesen, somit war es wieder ein Kandidat weniger). Zumindest die Reaktion auf Eisensulfat schloss also einige weitere Kandidaten aus.
     
    Also blieb das Sporenpulver:


    Roter Speitäubling (R. rubra): ockerfarben
    Schwarzroter Speitäubling (R. atrorubens) weiss
    Buchen-Speitäubling (R. mairei): weiss
    Kiefern-Speitäubling (R. silvestris): weiss
     
    Beim Sporenabdruck in Weiss blieben also drei mögliche Namen, bei ockerfarbigem Sporenpulver wäre der Fall wohl gelöst (sofern ich nicht einen weiteren Täubling vernachlässigt hätte).
     
    Test Sporenpulver, Farbe: WEISS :cursing:


    Es bleiben übrig: Russula atrorubens, R. mairei, und R. silvestris.


    Nochmal vergleichen, welche dieser Arten unter der Huthaut rötlichfarben sind–¦aha, der Russula silvestris nicht, hätte ich also schon zuvor ausklammern können. Der Russula mairei, der Buchen-Speitäubling, ja, unter der Huthaut rosa, laut Literatur. Der Schwarzrote Speitäubling R. atrorubens hat keine Angabe zur Farbe unter der Huthaut, kann ich den, als meinen eigentlichen bestimmten Fund, nun auch ausklammern?


    Es bliebe folglich als einziger Kandidat der Buchen-Speitäubling übrig, an den ich allerdings nicht glaube. Gut, Buchen gab es dort, aber in mindestens fünfzig Metern Abstand. So lang wird keine Buchenwurzel–¦aber vielleicht durch das Myzel verlängert..?...aber fünfzig Meter? Oder habe ich nur halbherzig geschaut..?..


    Jedoch, beim Buchen-Speitäubling sollte sich die Huthaut nicht so leicht abziehen lassen, was bei diesem Fund aber ein Leichtes war. Zudem mag der Buchen-Speitäubling wohl eher kalkhaltigen Boden, hier ebenfalls nicht der Fall, der PH-Test hat es belegt. Und zu den sich leicht verdickenden Stielen ebenfalls kein Treffer.


    Oder eben der Buchenmischwald nebenan wird schon wieder kalkhaltig, dann sollte ich dort auch wegen der Herbsttrompeten wohl nochmal nachsehen–¦
     
    So, ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt–¦und vielleicht ist es für Euch allein schon makroskopisch klar, an welchem der Täublinge ich hier gescheitert bin. Würde mich freuen, wenn Ihr mir bei der Lösung helft!


    Und die anderen 31 Täublinge bleiben noch etwas im Froster, so. :nana:

  • Wow! Spannende Sache, Mirko. Und toll dokumentiert.


    Täublinge sind für mich auch noch so ein völlig unbekanntes Feld, daher finde ich es toll, wie du an die Sache rangehst und warte gespannt auf Expertenmeinungen.

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo Mirko,


    viell. lohnt sich ein Vergleich noch mal mit Russula fragilis, immer hin hast du ja schon so gut gearbeitet da bleiben ja wirklich nicht mehr viele übrig, höchstens noch ein halben Dutzend. ;) :D :D :D

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo Mirko,
    Kommt mir alles so bekannt vor.......
    Habe schon stundenlang an irgendwelchen Täublingen rumexperimentiert , Ergebnis meist : Ja , ist ein Täubling :(
    Sehr selten : wohl der oder der oder der.
    Ungeheuer selten : Ja, das ist er ! :)
    Gruß Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------

  • Wenn ich mich recht erinnere ist bei der Gujak-Reaktion nicht nur der reine Farbumschlag und die resultierende Farbe sondern vor allem deren Geschwindigkeit relevant: hat man innerhalb einer Sekunde eine Farbreaktion (bspw. nach blaugrün) oder erst nach 30 Sekunden? Wenn die Farbreaktion sehr lang dauert (ich habe keine konkrete Zahl im Kopf, werfe aber einfach mal 30..60 Sekunden in den Raum) dann spricht man sogar von einer (quasi) negativen Reaktion.

  • Hallo und dankeschön!


    Hallo Mario, den Russula fragilis habe ich frühzeitig ausgeschlossen, da seine Reaktion auf Phenol rosafarben hätte sein sollen. War aber aufgrund seiner Wechselfarbigkeit einer der letzten sieben Kandidaten.


    Hallo Norbert, freut mich ja eigentlich, dass so zu lesen, aber ein Ergebnis wäre mir lieber. Zumindest weiß ich, dass es nicht nur mir so geht.


    Hallo Thomas, dass war mir noch nicht bekannt!


    Die Reaktion auf Guajak war sehr schnell, innerhalb von wenigen Sekunden setzte die Verfärbung ein, nach höchstens 30 Sekunden war der Farbton erreicht, und nach etwa zwei Minuten dunkelte es nicht mehr nach.


    Der Sache werde ich nachgehen, danke für den Hinweis!


    Aus meiner Sicht bleiben nun drei mögliche Namen übrig, aber ich sehe keine Chance, einen weiteren auszuklammern. Bei Speitäubling bin ich sicher, und das wäre wohl schon ein guter Schritt. Werde erneut vergleichen, nochmals lesen, und auch mal schauen, ob ich nicht doch irgendwo etwas übersehen habe.

  • Hallo Mirko,
    das hast du wirklich hervorragend und sooooo nachvollziehbar dokumentiert ;)
    und genau so scheint Täublingsbestimmung zu funktionieren.
    Hast du nur nach den Merkmalen geblättert oder hast du den auch mal richtig durchgeschlüsselt?



    Nach den von dir genannten Merkmalen bin ich mir sehr sicher deinen Pilz zu kennen.....
    will dir aber die Spannung nicht verderben den selber raus zu finden. :evil:
    [hr]

    Aus meiner Sicht bleiben nun drei mögliche Namen übrig, aber ich sehe keine Chance, einen weiteren auszuklammern. Bei Speitäubling bin ich sicher, und das wäre wohl schon ein guter Schritt. Werde erneut vergleichen, nochmals lesen, und auch mal schauen, ob ich nicht doch irgendwo etwas übersehen habe.


    Das hast du :evil:


  • Aus meiner Sicht bleiben nun drei mögliche Namen übrig, aber ich sehe keine Chance, einen weiteren auszuklammern. Bei Speitäubling bin ich sicher, und das wäre wohl schon ein guter Schritt. Werde erneut vergleichen, nochmals lesen, und auch mal schauen, ob ich nicht doch irgendwo etwas übersehen habe.


    Zur weiteren Beruhigung: ich hatte ursprünglich vor dieses Jahr im Sommer am Sprödblättler-Kurs (mit startekem schwerpunkt auf den Täublingen) beim A.Gminder teilzunehmen (das Vorhaben zerschlug sich leider wegen terminlicher Probleme). Im Vorfeld dazu habe ich mich dazu mit dem Kursleiter ausgetauscht: ohne Mikroskop und Mikroskopie-Erfahrung sei der Kurs nur eingeschränkt sinnvoll. Will sagen: ohne Mikroskop geht bei den Täublingen leider oft nicht sehr viel, gerade weil sie farblich so extrem variabel daher kommen. Du wirst den Täublingen also wohl nur Stück für Stück und mit viel Erfahrung beikommen können. Und viel Literatur, die aber oft auch nicht in jedem Detail präzise ist oder sogar fehl leitet. Mit dem Kibby habe ich bspw. trotz anfänglicher Begeisterung mäßige Erfahrungen gemacht.

  • Hallo Björn, also doch...ich werde suchen!


    Geschlüsselt habe ich nicht, noch nicht, jetzt probiere ich es nochmals so, wenn Du meinst, es gibt ein Ziel.


    Hallo Thomas, meine Literatur ist sicher noch gut ausbaufähig, aber ich habe mich schonmal an den Büchern orientiert, die auch Andreas Gminder für seine Kurse empfiehlt.


    Im nächsten Jahr werde ich auch dort sein, vielleicht auch gleich mal mit etwas Urlaub in Thüringen verbinden.


  • da du m.E. gerade stark auf dem Holzweg bist solltest du nochmal die Sektion überdenken in die du deinen Fund eingeordnet hast. Die Speitäublinge sind m.W.n. allesamt brennend scharf, jedenfalls habe ich noch keinen probiert der nur leicht scharf gewesen ist.

  • Hallo Björn, ich habe gerade die Suche ganz von vorn begonnen.


    Und sogar schon am Bleistift genagt, um zu erfahren, wie Bleistiftholz so schmeckt...jedenfalls einprägsam. :D


    Gut, dass ich noch ein Exemplar hier habe...muss nur nach dem Kühlschrank noch etwas warmwerden, während ich die Lesebrille aufhabe. Nicht verraten...
    [hr]
    Hallo Björn, ich komme nicht weiter... :(


    Weitere Vergleiche mit etwa Apfel-Täubling oder Blut-Täubling passten nicht, Sporenpulverfarbe nicht weisslich, Huthaut nicht ablösbar, die Stiele meiner Exemplare haben keinerlei Farbe und zeigen auch keine Verfärbungen auf Druck...kurzum, ich denke, alle rötlichfarbenen (und sogenannte wechselfarbigen) Täublinge in der mir zur Verfügung stehenden Lektüre abgeglichen zu haben, inklusive dem Schlüsselversuch per Parey und Lüder.


    Wo mache ich bitte den Fehler...???...

  • Ich weiß was es für ein Täubling ist ...
    Ein wunderschöner, mit toller Farbe. auf jeden Fall ;)

    -Achte auf das Kleine in der Welt, das macht das Leben reicher und zufriedener-


  • dann fehlt dir vermutlich die passende Lektüre.....


    GPBW hast du noch nicht oder?



    nun, bei deinem Fund bin ich mir sehr sicher, dass es sich um den purpurschwarzen Täubling, Russula atropurpurea handelt. jedenfalls passen die von dir beschriebenen Merkmale sehr gut .
    Beschrieben ist er als Mykorhizzapartner zu Eiche, Buche und Hainbuche, und 50m kann das Wurzelwerk einer Buche durchaus schaffen. Als Faustformel kann man sagen, dass das Wurzelwerk eines Baumes mindestens so weit reicht wie der Baum hoch ist......


  • Hallo Björn, vielen Dank!


    Die Großpilze meinst Du sicher? Nein, hab ich noch nicht. Steht aber auf dem Wunschzettel.


    Ich würde DIR das blind so glauben...


    ...wäre da nicht die Abweichung bei der chemischen Reaktion.


    Auf dem Schirm hatte ich den wohl, jedoch schied er aus, da die Reaktion auf Phenol Rosa hätte sein sollen, im Test war es Dunkelbraun. Und ich habe keinen Verweis gefunden, dass die Huthaut leicht abziehbar wäre, ebenso gab es keine Verfärbung der Lamellen im Alter, die beim Russula atropurpurea ins Gelbliche gehen sollten.


    Es hilft wohl nichts, diesen Täubling will ich nun wissen...das letzte sichere Kriterium sind die Sporen...und bald ist ja auch Weihnachten.


  • Nun, mit der Phenolreaktion kenne ich mich leider nicht gut aus, aufgrund der Giftigkeit habe ich bislang darauf verzichtet......
    und ob dein Kakaobraun da noch unter Rosa fallen darf kann ich dir somit leider nicht beantworten... was ich allerdings schon gehört habe ist, dass die Konzentration der Chemikalien da durchaus das Ergebnis verfälschen kann. Vielleicht meldet sich ja noch einer der Täublingsexperten zu Wort.....

    • Offizieller Beitrag


    Hallo,


    viel wichtiger als die Sporen sind bei Täublingen die Huthaut; bzw. deren Aufbau. Anhand der gezeigten Merkmale wäre ich auch für R. atropurpurea. Der ist anhand seines Vorkommens bei Laubbäumen und dem schärflichen Geschmack gut zu erkennnen.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • @all


    Schöner Beitrag, interessiert mich natürlich brennend.


    Was die chemischen Reaktionen angeht...


    Für mich ist hier nach den Bildern nicht klar erkennbar, ob diese auf dem Stielfleisch (Stielschnitt),
    oder auf der Stieloberfläche durchgeführt wurden. Oder ist das egal?


    Ich kann mich entsinnen, dass ich mal was von Stieloberfläche gelesen habe
    und dann an der Stielspitze. (zumindest FeSo4)


    Zur Reaktionszeit Guajak ist hier ein Beitrag


    Wenn ich verkehrt liegen sollte, bitte korrigiert mich. Bin da Anfänger in Sachen Täubling.


    Grüsse aus der Rhön
    claus

  • Hallo Stefan, hallo Claus, auch Euch vielen Dank für .. die Anteilnahme. :)


    Wir werden mit diesem Täubling wohl nicht weiter kommen, aber ist ja auch nicht schlimm. Ich werde die übrigen Teile einfrieren, und dann später mal nachsehen, nach Sporen und der Huthaut.


    Neben der chemischen Reaktion scheidet für mich noch immer der Russula atropurpurea aus, wegen a) der unterhalb der Huthaut auftretenden Färbung, zu der ich nirgendwo einen Hinweis fand, und b) wegen der auch im Alter weißgebliebenen Lamellen, welche wohl ins Gelbliche hätte gehen sollen.


    Beide Punkte könnten natürlich auch wieder in der Variationsbreite zu finden sein, und aufgrund jeglicher fehlender Erfahrung möchte ich auch keinesfalls wiedersprechen. Zur Huthaut noch dieses Foto, gerade bei Kunstlicht erstellt und nochmals frisch an der Huthaut gezupft:



    Weiterhin zu den chemischen Reaktionen. Claus, danke für Deinen Link. Thomas hatte mich ja auch schon aufmerksam gemacht auf die Reaktionszeit, die hier wohl ganz entscheidend ist.


    Daher wiederhohlte ich den Test, hier auch auf Stiel und Lamellen. Mit Stoppuhr, welche ich jedoch gar nicht bedienen konnte, während die 5 Sekunden erreicht waren, und der Pinsel so gerade eben wieder im Fläschchen war.


    Innerhalb weniger Sekunden also neues Fazit: alle drei Mittel sind negativ. Oder anders gesagt, wenn ich nach einer 5 Sekunden Regel gehe, kann ich mir die Reagenzien sparen und weiß ebenso viel wie zuvor.



    Die sichtbare Verfärbung, hier bei Guajak, setzte nach ca. 7-8 Sekunden ein. Phenol und Eisensulfat blieben innerhalb 30 Sekunden negativ, erst nach mehr als 60 Sekunden bräunte die Phenol beträufelte Stelle, Eisensulfat dauerte fast zwei Minuten.


    Festgestellt hatte ich vorher schon, dass die Reaktion am aufgeschnittenen Stielfleisch etwas schneller ist. Daher nahm ich bisher ein Exemplar mit, dessen Stiel ich in drei Teile zerlegen wollte, und ein Exemplar zur vollständigen Ansicht, sowie ein weiteres in einem anderen Alter. Wollte ja auch nicht mehr mitnehmen, als nötig.


    Ich bin zwar recht unzufrieden mit dem Bewusstsein, im Wald den einen oder anderen Täubling inzwischen ganz gut anhand seines Geruches und seiner sonstigen Merkmale zu identifizieren, oder zumindest eingrenzen zu können, aber ich denke, dass ich hier noch anders - und wohl auch später - erneut ansetzen werde.


  • Thomas hatte mich ja auch schon aufmerksam gemacht auf die Reaktionszeit, die hier wohl ganz entscheidend ist.


    [..]


    Die sichtbare Verfärbung, hier bei Guajak, setzte nach ca. 7-8 Sekunden ein. Phenol und Eisensulfat blieben innerhalb 30 Sekunden negativ, erst nach mehr als 60 Sekunden bräunte die Phenol beträufelte Stelle, Eisensulfat dauerte fast zwei Minuten.


    Soweit ich mich erinnere ist die Zeitkomponente der Reaktion nur bei Gujak von Relevanz. Eisensulfat reagiert oft eher träge, zumindest bei meinen Versuchen, das scheint eher normal zu sein. wie es sich bei Phenol verhält weiß ich gar nicht.

  • Hallo, ja die Zeit gilt nur für die Guajak-Reaktion wie ich das verstehe.



    ... ich gehe mal die Angabe von Mirko ohne Chemie in den GPBW durch.
    Wenn ich Blödsinn schreibe, schreien, ich bin ja auch erst am Anfang.


    Gegeben ist scharfer Geschmack, also nicht mild. -> Subgenus Ingratae


    Geruch nach Fisch, Käse, Gummi, Bittermandel, Anis, kammrandig gerieft, schleimig, ockergelb?
    NEIN, nicht Ingratula, nicht Stinktäubling, nicht Kammtäublinge


    Hut glatt, rot, lila, violett, grün, gelb, purpurbraun, mehrere Farbtöne, Geruch anders oder fehlend?


    Schritt 1+2
    (kann ich ohne Micro nicht nachvollziehen, daher beide Schritte beachtet.)


    1. Pileozystiden inkrustiert?
    - Subgenus Rubrinula, Spp lebhaft III o. IV, rubra o. rutila, fällt also raus, NEIN


    bleibt übrig:
    2. Pileozystiden nicht inkrustiert
    - Subgenus Russula


    Hut gelb grünlich, ocker, bräunlich? NEIN, Felleinae + Citrinae fallt raus.


    Hut +/- violett, lila karmin, Spp weiss -> Atropurpurinae, OK!
    Hut dominant kirschrot oder breites Farbspektrum, Spp weiss, -->Emeticinae, ~OK!


    Spp gefärbt, Sardoninae + Urentes fällt raus, NEIN


    Was übrig bleibt ist: Sektion Atropurpurinae und Sektion Emeticinae


    Schwer, aber meine Entscheidung ginge jetzt Richtung Atropurpurinae.


    Sektion Atropurpurinae:
    fragilis
    olivaceoviolascens
    alnetorum
    aquosa
    atropurpurea*
    taeniospora


    * das wäre mein persönlicher Einstieg wenn ich mal ein Micro hätte. Chemie sagt in dieser Gruppe Null, meine Meinung.


    Grüsse aus der Rhön
    claus

  • Hallo,
    Phenol bräunt nach einiger Zeit bei allen Täublingen. Eine Aussage hast du nur , wenn in kurzer Zeit (Ich habs nicht gestoppt , ist aber auch temperaturabhängig) eine Färbung abweichend vom üblichem braun auftritt
    Gruß Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------

  • Ich danke Euch!


    Claus, Dir herzlichen Dank für diesen nachvollziehbaren Faden durch die Möglichkeiten, war sehr lehrreich!


    Wenn schon Björn und Stefan direkt auf den Russula atropurpurea kamen, so wird dies sicher der beste Ansatz sein, wenn ich meinen Fund mikroskopieren kann. Und das werde ich, irgendwann, bis dahin liegt er wortwörtlich auf Eis.

  • Hallo,
    in dieser Saison hatte ich auch mit den Täublingen und Chemie begonnen, nicht ganz so systematisch vielleicht - weil ich auf den Fotos nicht immer gleich die Flaschen mit abgebildet habe :D , sondern immer in meinen "krausen" Notizen suchen muss.


    Hilfreich fand ich die Erläuterung zu den chem. Reaktionen bei Wiki zu Täublingen allg., denn die Phenolrk. war mir auch nicht klar.
    Wichtig ist die Phenolreaktion nur dann, wenn die Farbe "schön" (= klar) violett bleibt. (z.B. Russula olivacea), bräunlich in allen Ausführungen (also nicht "klar") ist die normale Reaktion.
    Ebenso wird da erläutert, dass die Guajak-Rk. sehr verzögert ablaufen kann. Habe ich auch schon festgestellt - müsste jetzt nachgucken, welche Arten das waren. Mal geht das ZACK, sofort ... mal ist die Farbe erst irgendwie hellbraun, dann braun-grün und eine viertel Std. später doch noch blau-grün.


    https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%A4ublinge


    Dann fand ich dieses PDF von 123 toll (mir fehlen da nur etwas die lat. Namen ....), allerdings steht da bei Phenol /R. atropurpurea "rosa" und ich glaube, dass ist nicht ganz korrekt. Ich fand nämlich SELTEN Hinweise zu R. atropurpurea und Phenol (das scheint da nicht so wichtig zu sein, was dann doch eher für eine "normale" rot-bräunliche Verfärbung spricht, z.B. hier:
    http://www.photomazza.com/?Russula-atropurpurea&lang=en , darin "pink-turbid brownish"


    Ich hatte mir schon mal die Bänder Gröger 1 und 2 zugelegt (und kein Mikro...), klingt nach Wahnsinn, ist es aber nicht.
    Russula nimmt da über 120 Seiten ein ..., man kann Schlüsseln (in dem man bei Mikromerkmalen beide Richtungen geht), denn es wird auch viel über Sporenpulverfarbe, Habitat, Verfärbung, Geruch, Geschmack, Huthautabziehbarkeit (was mit der Zellstruktur wieder zusammenhängt) gesagt.


    Da z.B. ist im Teilschlüssel "n" (Scharfe "bunte" Hellsporer, Sekt. Russula, Serie Atropurpurea u. Subsect. Violaceiniae)
    R. atrorubens als SEHR SCHARF beschrieben und mit SEHR SCHNELLER u. INTENSIVER Guajakrk (bei Nadelbäumen, saurer Boden)


    und etwas weiter:
    R. atropurpurea als WENIG SCHARF mit VERZÖGERTER Guajakrk. (von Phenol steht da in diesem Zusammenhang nichts), bei Laubbäumen, selten auch im Nadelwald auf schwach-sauer bis neutralen Böden.