Das Rotbachtal in Bottrop-Kirchhellen

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.627 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Coprinus.

  • Hallo ihr Lieben,


    heute möchte ich euch mal wieder ein paar Bilder aus einem meiner geliebten Ruhrgebietswälder zeigen.
    Unsere Wälder und Wäldchen hier werden oft belächelt und unterschätzt, dabei stellen sie zum Teil wahre Kleinode und echte mykologische Schatzkammern dar.
    Aufgrund der durch Schwerindustrie und Bergbau geprägten Landschaft sowie durch intensive Landwirtschaft und die hohe Bevölkerungsdichte gibt es hier kaum größere zusammenhängende Wälder. Doch die Wälder die es gibt sind oftmals sehr naturbelassen und wahre kleine Oasen inmitten der (immer grüner werdenden) Metropolen des Reviers.
    Dominierend sind Buchenmischwälder auf sauren Böden. In diesen findet man teils sehr alte Buchen mit einem geschätzten Alter von etwa 200-250 Jahren. Eingestreut gibt es dann Bereiche mit Eichen, Ahorn, Kastanie und Birken.
    Was die Einzigartigkeit unserer Wälder mitbestimmt sind die durch Bergsenkungen entstandenen Feuchtgebiete mit ihrem Erlen-, Eschen- und Birkenbestand. In der nähe großer Industrieanlagen gibt es oft auch große Bereiche mit vielen Bombentrichtern, die bei feuchter Witterung viele kleine Teiche bilden. Ausgeprägte Monokulturen mit Fichte oder Kiefer sind eher selten und Gebietsweise auch im "Rückbau". Kiefern wurden vor allem auf den sandigen Böden im norden des Ruhrgebietes und im angrenzenden Münsterland kultiviert um schnell und reichlich Stützholz für den Bergbau zu gewinnen. Diese Kiefernwälder werden mittlerweilen entweder ausgedünnt und mit Buchen und Eichen wieder beforstet oder aber sich selbst überlassen und dort erobert dann die ursprünglich angestammte Rotbuche langsam ihren Platz von allein wieder zurück. Fichten findet man nur noch in wenigen Bereichen und diese werden auch oft intensiv forstwirtschaftlich genutzt.
    Ebenfalls prägend für die Landschaft und bundesweit wohl einzigartige Biotope bilden unsere Bergehalden. Dies sind riesige "Haufen" aus der sogenannten Waschberge, dem Material welches bei der Förderung der Steinkohle mit aus der Tiefe geborgen wird. Diese erreichen mitunter eine Höhe von Knapp 100 Metern.Aufgrund der Zechenschließungen sind die allermeisten dieser Halden außer Betrieb und begrünt, und bilden wegen ihrer besonderen Struktur extrem interessante Biotope. Teilweise sind diese Halden sogar schon unter Naturschutz!
    Alles in allem dürften im Ruhrgebiet etwa 2000 Pilzarten nachgewiesen worden sein, für eine derart "kultivierte" Landschaft ein beeindruckendes Ergebnis.



    Nun aber zu den Bildern aus dem Rotbachtal (Kirchheller Heide/Hiesfelder Wald):



    1.


    2.


    3.
    Inocybe spec. (der ist bei Ditte zur näheren Bestimmung)


    4.
    Ramaria spec. (mit den korallen sollte ich mich beizeiten mal näher befassen, rein optisch gibt's hier ettliche Arten)



    5.
    Der Weg ins Rotbachtal:


    6.
    Binsen-Keule, Macrotyphula filiformis


    7.
    Derzeit allgegenwärtig, Herbstlorchel, Helvella crispa


    8.
    Farbenspiel, Schmetterlingstramete, Trametes versicolor


    9.
    Der Wald hört mit ;)
    Judasohren, Auricula auricularia-judae an Buche

    10.
    Wenige Fichten bereits von Buchen umrandet


    11.
    leider in diesem Jahr noch ohne Scheidling, Nebelkappen, Lepista nebularis


    12.
    Licht und Farbe
    Fliegenpilz, Amanita muscaria


    13.
    Russula atropurpurea



    14.
    Wenn der Wind auf die Wege steht hält man es kaum aus.....
    Schwefelritterlinge, Tricholoma sulphureum


    15.
    Ich kann sie fast nie unfotografiert lassen
    Stummelfüßchen, Crepidotus spec.


    16.
    Der Winter naht
    Samtfußrüblinge, Flammulina velutipes


    17.
    Die einzig wahren gibt es eben nur im Winter ;)
    Austernseitlinge, Pleurotus ostreatus


    18.
    Immer wieder schön
    violetter Knorpelschichtpilz, Chondrostereum purpureum


    19.
    Dehnbarer Helmling, Mycena epipterygia






    Auch wenn dieses mal keine außergewöhnlichen Funde dabei waren, so hoffe ich doch euch meine Heimat ein wenig näher bringen zu können.
    Jeder der möchte und Interesse hat ist herzlich eingeladen mit mir und den anderen "Pottpilzlern" unsere Wälder zu besuchen und kennen zu lernen. Ich kann euch versprechen: der Pott ist in vielerlei Hinsicht etwas ganz besonderes <3

  • Hallo Björn,


    Schöne Bilder! Und interessante Einleitung. Toll, dass die Wälder sich wieder selbst überlassen werden.


    Bin gespannt auf die Inocybe, Ditte meinte ja im anderen Beitrag, das sei etwas Besonderes...


    Und... auf dem ersten Bild sehe ich einen Geist! 8| :D

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Das liest sich wirklich sehr interessant..Du hast schon Recht...denkt man an den "Pott" fällt einem das Wort Natur dazu nicht gerade als Erstes ein..Aber ich kann mir gut vorstellen das diese Halden usw sich im Laufe der Zeit bestimmt in ganz besondere Habitate wandeln können/werden :) Die Natur holt sich alles zurück wenn man sie nur lässt :) Ich bin gespannt auf weitere Berichte :)

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Eine sehr schöne Zusammenstellung. :thumbup:


    Die Keulen finde ich besonders klasse. Und auch die stimmungsvollen Habitatsbilder sind sehr gelungen. :)


    LG, Jan-Arne


    Im Forum gibt es keine Verzehrfreigaben, nur Hilfestellungen zu eigenständigen Vergleichen!


    Meine Homepage mit Kurzportraits von Pilzen und Tieren: fungaundfauna

  • Zitat


    [Ich kann euch versprechen: der Pott ist in vielerlei Hinsicht etwas ganz besonderes <3



    Ha, nicht nur der Pott, auch du! :):):) Vor allem Dein großartiger Beitrag mit den spannenden interessanten Informationen, das ist ja richtig Heimatkunde, eine liebevolle Ode an Dein Umfeld!!! ;)


    Auf den Weg ins Rotbachtal möchte man Dich wirklich gleich begleiten... ;)

    lG
    eljota-im-walde


    >Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann.< (Picabia)


  • Der "Geist" ist meine Frau ;)
    Ja, auf die Inocybe bin ich ebenfalls sehr gespannt, wäre ja der Hammer wenn das was neues wäre :giggle:
    und das unsere Wälder hier sich selbst überlassen bleiben liegt leider weniger an der Liebe zur Natur sondern eher daran, dass unsere Städte hier so arg Pleite sind und das Geld zum aufräumen der Wälder fehlt....... Hoffentlich bleibt das noch lange so :evil:


    Das liest sich wirklich sehr interessant..Du hast schon Recht...denkt man an den "Pott" fällt einem das Wort Natur dazu nicht gerade als Erstes ein..Aber ich kann mir gut vorstellen das diese Halden usw sich im Laufe der Zeit bestimmt in ganz besondere Habitate wandeln können/werden :) Die Natur holt sich alles zurück wenn man sie nur lässt :) Ich bin gespannt auf weitere Berichte :)


    Ja, es grünt hier reichlich, auch alte Industriebrachen und eigentlich jedes kleine Fleckchen Erde inmitten des Asphalts werden sofort besiedelt :)


    Diese Keulen gibt es hier derzeit Massenhaft, meistens steht man auf einmal mittendrin, wie so oft :giggle:


    Danke für den Tipp :thumbup: Bislang versuche ich, so es denn die Zeit zulässt, hauptsächlich nach den GPBW zu schlüsseln, so weit es ohne Mikroskop eben geht ;)


    Dankeschön für diese lieben Worte :Kuschel: :saint:

  • Hallo Björn!
    Ein toller Bericht, schöne Informationen über Deine Wälder. Den "Geist" Deiner Frau habe ich auch gesehen ;).
    Also ich muss sagen, Du hast so schöne Lichtspiele eingefangen - ob die Sonnenstrahlen, die durch den Wald streifen oder die durchscheinenden Pilze, danke fürs Herzeigen!

  • Hallo Björn, das hast Du wirklich schön geschrieben! :thumbup:


    Sieht wirklich toll aus, hab ich schon länger auf dem Zettel. Und siehe da, bei meiner kleinen Nachmittagsrunde fand ich doch so einige Deiner Funde ebenso, und weiß jetzt, wie sie heißen. ;)


    Ein Ansporn waren auch Deine Austernseitlinge, ich wollte die schon lange mal von Beginn an sehen, also von ganz klein in freier Wildbahn, und dann deren Wachstum beobachten. Also heute aufgemacht, ist ja nicht so weit von Dir hier bei mir, und zuletzt hatten wir ja schon ganz frische im Dämmerwald, und ganz ganz kleine gefunden! Fast "nebenan".


    Die werden nun beobachtet, und so alle zwei Tage abgelichtet. Das ist nun die dritte Stelle, wo ich den Werdegang nachvollziehen kann, ohne Sprit zu verbraten.


    Für die Inocybe drücke ich mal die Daumen! :thumbup: