Suchelsarium

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.280 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo, liebe Pilzforisten,


    sah es nicht vor kurzem - genauer gesagt - vor zwei Wochen
    noch so aus (01)?


    oder so (02)?


    Der Himmel ist teilweise noch genau so blau, so blau - nur das Laub, das Laub, das raschelt doch zum großen Teil schon unter den Füßen, ein trockener Wind weht von Osten, die Sonne lacht bei Temperaturen über 20 Grad und die Pilze lieben es wieder "unterirdisch".


    Obwohl z.B. die Krausen Kraterellen nicht kamen und die Herbst-Trompeten bis auf ein winziges Exemplar sich bisher auch nicht sehen ließen, die letzten Hallimasche nur noch mit Vewesungsgerüchen von sich reden machen, so konnte ich doch ein paar - zum Teil auch für mich neue - Entdeckungen machen im Oktober. Ich zeige euch mein Suchelsarium :) (wer suchet, der findet .... auch noch ein paar Ritterlinge und Milchlinge und komische Porlinge, die kommen extra ... demnächst ... vielleicht.)


    Ich hoffe, ihr mögt Helmlinge - sautiert, paniert, fritiert, flambiert, püriert - oder doch lieber nur fotografiert?


    03 wächst auf Nadelholz und riecht extrem stechend nach Chlor.
    Da kommt man mit Parey fix auf Mycena alcalina, den Alkalischen Helmling, wobei sich herausgestellt hat, dass darunter zwei makroskopisch nicht unterscheidbare Arten laufen: die häufige Mycena stipata (4-sporige Basidien) und die seltene Mycena silva-nigrae (2-sporige Basidien), wobei letztere eine Frühlingsart sein soll. Ich bezeichne den Pilz dann nach "Wahrscheinlichkeiten" als Mycena cf. stipata.



    04 -05 ist auch ein Helmling, der mich etwas verwirrt hatte. Er hat doch so ähnliche rostige Flecken wie Mycena zephirus, wächst aber büschelig (hier auf Eichenstümpfen) - und ist ohne nennenswerten Geruch. Ich komme da auf Mycena cf. maculata, den Fleckigen Helmling. Verwirrend ist dabei, dass dieser Helmling jung ganz dunkelbraun ist, dann ausbleicht (und aussieht wie Mycena galericulata, aber ohne Rosastich-Lamellen, der Stiel ist auch weniger stabil), um danach noch Flecken zu entwickeln. Ich habe die Art (glaube ich) mehrfach gesehen, einmal in allen Stadien zusammen (05), das Bild ist nur nicht besonders gut gelungen.



    06 ist auch noch ein (für mich) neuer Helmling, Mycena inclinata, der Buntstielige Helmling, Geruch auch unbedeutend, wuchs in Spalten eines Eichenstumpfes, und war dort nicht zu fotografieren.



    07-08 ist auch ein pers. Erstfund, Pholiota jahnii, der Pinselschüppling, an Buchenstumpf.
    Sehr büschelig, nicht besonders große Hüte (ca. 3 cm), Hut schleimig, Stiel aber nicht, sehr dunkle aufgerichtete Hutschuppen, Geruch/ Geschmack relativ neutral, minimal "rübig" (beinahe hätte ich probiert...)



    09-10 ist der große Kollege, eine typische Ansammlung von Pholiota squarrosa, dem Sparrigen Schüppling (Hut und Stiel trocken), an lebender Buche. Den hatte ich am gleichen Baum schon im letzten Jahr gesehen, in noch fortgeschrittenerem Zustand.



    11-12 noch ein Schüppling (den hatte ich noch nicht). Dann gleich mehrfach gefunden: Pholiota gummosa, der Strohblasse oder Gummi-Schüppling, auf Holzresten an Waldwegen. Ziemling klein (2-3 cm Hut), leicht grünlicher Schimmer, Schuppen minimal dunkler als der Hut. Ob sich die Haut wie Gummi abziehen lässt habe ich nicht getestet.



    13-14 mal ein Risspilz, den ich für makroskopisch bestimmbar halte: Inocybe geophylla, der Erdblättrige Risspilz (auch ein Erstfund) bei Fichten auf Kalk, Hut weiß faserig (darunter ockerlich, alter Pilz ockerlich), deutliche weiße Cortina, Stiel nur oben bereift, ansonsten faserig, Geruch leicht spermatisch.



    15-16 Risspilzchen in Lila. Da habe ich gerade erst gelesen, dass es da zwei Arten gibt: Inocybe geophylla var. violacea und Inocybe lilacina (als eigene Art jetzt) ... hmmmh. Die winzigen Pilzchen hatten auf dem Hut nichts Bräunliches (I. lilacina, normalweise bei Nadelbäumen und ganz klein hätte eine ockerfarb. Mitte) und wuchsen in feuchter Ecke bei Laubbäumen, also wahrscheinlich Inocybe geophylla var. violacea (cf.) - obwohl sie so klein sind.
    Von oben aus der Entfernung hatte ich die für lila Lacktrichterlinge gehalten, deshalb auch kein Bild vom Standort. Erst die Unterseite hat das immer klar gemacht.



    17 Pilzpause: Robinientotholz, in dem Ameisen gewohnt haben.



    18 Gruseliges



    19-20 typisches Wintergepilze schon: Polyporus brumalis, der Winter-Stielporling auf mittelstarken Ästen, ganz schön stabiles Kerlchen.



    21-22 Ein Neufund für mich, ein mittelgroßer Schirmling mit feinen Hutschuppen und wolligem Stiel, ich nenne ihn Lepiota cf. clypeolaria, Wolliggestiefelter Schirmling



    23-24 Noch so ein gefährlicher Winzling (auch pers. Erstfund), Lepiota cf. castanea, Kastanienbrauner Schirmling, auf offener Erde nahe Wirtschaftsweg im Wald (Kalk, Buchen)



    Irgendwann hatte es mal geregnet, kurz danach bin ich noch mal in das Kiesbiotop hier und hier. Habe die gleichen Pilze wie im letzten Jahr dort gesehen, zudem am Rand einige Schopftintlinge im essbaren Zustand, immerhin.


    25 auch dort gesehen (letztes Jahr woanders auf Trockenrasen im Dezember zum ersten Mal), Cyathus olla, Topf-Teuerling



    26 Pilzpause .... "dreieckige" Weinbergschnecke



    27-28 jetzt bin ich ganz traurig ... so viele schöne bunte Träuschlinge bekommt man hier im Forum zu sehen, und wenn ich die zum ersten Mal finde, dann sind die in solch einem Zustand: Stropharia caerulea, der Grünblaue Träuschling (kein Ring, braune Lamellen mit gleichfarb. Lamellenschneide und Wachstum auf kalkh. Boden)



    29 noch so ein Verwirrpilz, da sehe ich doch VERZWEIGUNGEN. Sollte es Calocera furcata auch auf Laubholz geben, oder kann Calocera cornea hin und wieder auch mal gegabelt wachsen?
    Laubholz habe ich noch mal überprüft, beim zweiten Besuch waren die Pilze auch zum allergrößten Teil unverzweigt - und ich las zu Calocera cornea, dem Pfriemlichen Laubholz-Hörnling: "nur selten gegabelt"



    30 der kam mir dann bekannt vor, hatte ich schon öfter mal, auf sehr morschem Nadelholz, Flammulaster limulatus, der Orangegelbe Flockenschüppling



    31 nur EINE Koralle, in diesem Oktober, auf Holz, also Ramaria cf. stricta, die Steife Koralle



    32 die Art hatte ich im letzten Monat zum ersten Mal, den Gebänderten Harzporling, Ischnoderma benzoinum. Hier gleich der Zweitfund (an umgeknickter Tanne, rechts, links und auf der anderen Seite - viele Exemplare - und näher zum Nachschauen!



    33 Ende Oktober



    34 was sind das für winzige blaue Pilze, sind das Weichbecherchen, Mollisia spec.? (an morschem Laubholz)



    35 an Buchenast, Orangeroter Pustelpilz, Nectria cf. cinnabarina



    36 Pilzpause: Herbstblätter von Parthenocissus tricuspidata, Dreilappige Jungfernrebe (Blätter am jungen Trieben anders geformt) mit Haftscheiben an Gartenmauer



    37 Sonne, Sonne, Sonne, der Buchen-Baumgnolm braucht eine Sonnenbrille



    38 auch im schönen Rot: Viburnum lantana, Wolliger Schneeball



    39 in der trockenen Hanglage liegen mit Efeu bewachsene Eichenstämme kreuz und quer (ganz ohne sichtbare Pilze....)



    40 Holz, Holz und kein Pilz!



    41-42 fast daraufgetreten, Coprinopsis atramentarius wieder, der Graue Faltentintling, einige Exemplare, direkt vor dem gelagerten Holz



    43-45 immer wieder ein Foto wert, mein allererster Fenchelporling (von 2012) Gloeophyllum odoratum , in leuchtenden Farben und mit heftigem Duft (war gerade im Wachstum, immer noch der gleiche Pilz wie 2012)



    46-48 auf Friedhofstour (Milchlinge, Täublinge, Samthäubchen,Tintlinge, Gelbfüße) und DIESE hier (pers. Erstfund), Geoglossum spec. nur mikroskopisch zu trennen: die Trockene/Glänzende Erdzunge Geoglossum cookeianum oder (seltener) die Schwarze Erdzunge, Geoglossum umbratile



    49-50 und jetzt ist schon November ... und die Sonne geht ja so verflixt schnell unter.
    Mal schauen, was da noch so kommt - im letzten Jahr habe ich noch weit im Dezember (nach Regen) nicht nur "Winterpilze" gesehen - aber ich mag den Wald auch ohne Pilz.

  • Hallo abeja!


    Starke Bilder!
    Beim Becherchen ist Mollisia (Weichbecherchen) sehr wahrscheinlich.
    Ich würde auf eine von Andreas Gm. (= mollisia) provisorische benamte Art tippen; so dunkle Apos auf Laubholz (gern Eiche) sind oft Mollisia "pyrenopezizoides":
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=17121&position=96


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Guten Abend abeja,



    herrlich Deine Bilderreise durch den Oktober. Danke Dir fürs Zeigen.





    Liebe Grüße





    Heidi

    Jeder Tag an dem Du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Tag.
    Auch von mir gibt es keine Essensfreigabe.



    100 Chips, da Islandwette verloren = 95 Chips
    95-2 Chips für Jan-Arnes Rätsel = 93 Chips
    93-5 Chips für Grünis Grauen Wulstling= 88 Chips
    88-10 Chips für APR 2017 = 78
    78 + 10 (APR 2017 als erste über die Hälfte der Gesamtpunkte gekommen) = 88

    88-3 Chipse für OPR = 85

    85 - 10 Chips für APR 2018 = 75

    75 + 5 fürs APR = 80

    80 -10 Chipse für APR 2019 = 70 Chipse

    70 +5 Apr 2019 = 75


    Keine Veröffentlichung ohne mein Einverständnis!!!!!!

  • Hallo abeja,


    Danke für die schönen Bilder - und die ausführlichen Erklärungen (und deine Zweifel und Gedankengänge) dazu, das mag ich an deinen Berichten immer sehr!


    Die Calocera cornea würde ich schon als solche ansprechen - die meisten sind ja ungegabelt. Allerdings lässt sich der wohl nur mikroskopisch eindeutig vom Nadelholz-Hörnling trennen.

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo,
    freut mich, dass euch der Beitrag/ die Bilder gefallen haben, danke! :sun:
    Ich versuche immer, etwas Abwechslungsreiches vom pilzherbstlichen Geschehen zu zeigen, gar nicht immer so einfach in einer pilzarmen Gegend - und manche Funde sind oft auch einfach nicht "fotogen" ... (hier das sind natürlich überwiegend Bilder, die "rein dokumentarisch" gedacht waren).


    @ Ingo, danke auch für den Hinweis auf diese spezielle dunkle Mollisia-Art. Damit hatte ich nicht gerechnet, dass man die (versuchsweise) rein optisch eingrenzen könnte. Bisher sind mir diese Minis auch noch nie aufgefallen ... die sind einfach zuuuuuuu klein :D (unter 1 mm ?), jedenfalls habe ich die erst gesehen, nachdem ich das erste Foto von dem Schleimpilz gemacht hatte ... auf dem Foto ... nicht mit bloßem Auge.
    Die Farben kommen hier auch etwas intensiver blau als in der Natur, ich habe dann mal etwas dazu geblitzt, das Bild wäre sonst noch unschärfer geworden.

  • Hallo Abeja,


    das was Du zeigst ist soooooooo schön!


    Und die Teuerlinge......stehen auch ganz oben auf meiner Wunsch-Finden-Liste.


    Danke fürs zeigen.


    LG
    Dodo

    Die Welt ist schön, weil sie bunt ist==Gnolm16

    "Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt"

    (Lucius Annaeus Seneca)

  • Hallo Maria äh Mario :D , huhu ICH bin es ;) (danke!)
    Hallo Dodo, danke auch dir ... bei uns im Südwesten ist es ja viel trockener als anderswo, da wollen manche Pilze einfach nicht gefunden werden - vielleicht wenn wir mal so einen richtig verregneten Herbst haben, oder auch noch im Dezember, wenn es noch mild ist und nach Regen.
    Die Teuerlinge wachsen auf ganz kargem Gelände (ehemalige Kiesgrube, jetzt Naturschutzgebiet), mein Erstfund auf einem "Zipfelchen" Trockenrasen (aber in starker Hanglage) im Dezember im letzten Jahr (aber da wachsen nur dann Pilze, wenn es wirklich feucht ist.)

  • Hallo,
    ich hatte im Herbst ja an zwei Stellen Gebänderte Harzporlinge (Ischnoderma benzoinum) gefunden, beide an Nadelholz:
    einmal an Kiefer, das waren diese hier Bild und   Bild
    sowie an einer dünnen umgestürzten Tanne aus diesem Beitrag weiter oben, Link direkt zum Bild hier


    Alle Exemplare waren im Herbst noch recht weich, die Erstfunde erschienen mir bei einem weiteren Besuch auch nicht ganz "fit" - aber die am zweiten Holz sind sehr schön fest geworden (das ist dann die fomitoide Phase, nehme ich an).
    Ich habe auch nur mit meinem Messer ein "Tortenstück" herausgeschnitten - und das hat im frischen Zustand wunderbar "blumig" geduftet. Als "anisig" kann ich das nicht unbedingt einordnen, es war schon süßlich - aber nicht "tief"- würzig, auch nicht "stechend", jedenfalls sehr angenehm. Der Duft ist aber beim Trocknen über 1 Tag verflogen.


    Ich hänge mal Bilder vom Schnitt an (aktuelle Bilder, Dezember 2015)


    a

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