Hallo, liebe Pilzforisten,
sah es nicht vor kurzem - genauer gesagt - vor zwei Wochen
noch so aus (01)?
oder so (02)?
Der Himmel ist teilweise noch genau so blau, so blau - nur das Laub, das Laub, das raschelt doch zum großen Teil schon unter den Füßen, ein trockener Wind weht von Osten, die Sonne lacht bei Temperaturen über 20 Grad und die Pilze lieben es wieder "unterirdisch".
Obwohl z.B. die Krausen Kraterellen nicht kamen und die Herbst-Trompeten bis auf ein winziges Exemplar sich bisher auch nicht sehen ließen, die letzten Hallimasche nur noch mit Vewesungsgerüchen von sich reden machen, so konnte ich doch ein paar - zum Teil auch für mich neue - Entdeckungen machen im Oktober. Ich zeige euch mein Suchelsarium (wer suchet, der findet .... auch noch ein paar Ritterlinge und Milchlinge und komische Porlinge, die kommen extra ... demnächst ... vielleicht.)
Ich hoffe, ihr mögt Helmlinge - sautiert, paniert, fritiert, flambiert, püriert - oder doch lieber nur fotografiert?
03 wächst auf Nadelholz und riecht extrem stechend nach Chlor.
Da kommt man mit Parey fix auf Mycena alcalina, den Alkalischen Helmling, wobei sich herausgestellt hat, dass darunter zwei makroskopisch nicht unterscheidbare Arten laufen: die häufige Mycena stipata (4-sporige Basidien) und die seltene Mycena silva-nigrae (2-sporige Basidien), wobei letztere eine Frühlingsart sein soll. Ich bezeichne den Pilz dann nach "Wahrscheinlichkeiten" als Mycena cf. stipata.
04 -05 ist auch ein Helmling, der mich etwas verwirrt hatte. Er hat doch so ähnliche rostige Flecken wie Mycena zephirus, wächst aber büschelig (hier auf Eichenstümpfen) - und ist ohne nennenswerten Geruch. Ich komme da auf Mycena cf. maculata, den Fleckigen Helmling. Verwirrend ist dabei, dass dieser Helmling jung ganz dunkelbraun ist, dann ausbleicht (und aussieht wie Mycena galericulata, aber ohne Rosastich-Lamellen, der Stiel ist auch weniger stabil), um danach noch Flecken zu entwickeln. Ich habe die Art (glaube ich) mehrfach gesehen, einmal in allen Stadien zusammen (05), das Bild ist nur nicht besonders gut gelungen.
06 ist auch noch ein (für mich) neuer Helmling, Mycena inclinata, der Buntstielige Helmling, Geruch auch unbedeutend, wuchs in Spalten eines Eichenstumpfes, und war dort nicht zu fotografieren.
07-08 ist auch ein pers. Erstfund, Pholiota jahnii, der Pinselschüppling, an Buchenstumpf.
Sehr büschelig, nicht besonders große Hüte (ca. 3 cm), Hut schleimig, Stiel aber nicht, sehr dunkle aufgerichtete Hutschuppen, Geruch/ Geschmack relativ neutral, minimal "rübig" (beinahe hätte ich probiert...)
09-10 ist der große Kollege, eine typische Ansammlung von Pholiota squarrosa, dem Sparrigen Schüppling (Hut und Stiel trocken), an lebender Buche. Den hatte ich am gleichen Baum schon im letzten Jahr gesehen, in noch fortgeschrittenerem Zustand.
11-12 noch ein Schüppling (den hatte ich noch nicht). Dann gleich mehrfach gefunden: Pholiota gummosa, der Strohblasse oder Gummi-Schüppling, auf Holzresten an Waldwegen. Ziemling klein (2-3 cm Hut), leicht grünlicher Schimmer, Schuppen minimal dunkler als der Hut. Ob sich die Haut wie Gummi abziehen lässt habe ich nicht getestet.
13-14 mal ein Risspilz, den ich für makroskopisch bestimmbar halte: Inocybe geophylla, der Erdblättrige Risspilz (auch ein Erstfund) bei Fichten auf Kalk, Hut weiß faserig (darunter ockerlich, alter Pilz ockerlich), deutliche weiße Cortina, Stiel nur oben bereift, ansonsten faserig, Geruch leicht spermatisch.
15-16 Risspilzchen in Lila. Da habe ich gerade erst gelesen, dass es da zwei Arten gibt: Inocybe geophylla var. violacea und Inocybe lilacina (als eigene Art jetzt) ... hmmmh. Die winzigen Pilzchen hatten auf dem Hut nichts Bräunliches (I. lilacina, normalweise bei Nadelbäumen und ganz klein hätte eine ockerfarb. Mitte) und wuchsen in feuchter Ecke bei Laubbäumen, also wahrscheinlich Inocybe geophylla var. violacea (cf.) - obwohl sie so klein sind.
Von oben aus der Entfernung hatte ich die für lila Lacktrichterlinge gehalten, deshalb auch kein Bild vom Standort. Erst die Unterseite hat das immer klar gemacht.
17 Pilzpause: Robinientotholz, in dem Ameisen gewohnt haben.
18 Gruseliges
19-20 typisches Wintergepilze schon: Polyporus brumalis, der Winter-Stielporling auf mittelstarken Ästen, ganz schön stabiles Kerlchen.
21-22 Ein Neufund für mich, ein mittelgroßer Schirmling mit feinen Hutschuppen und wolligem Stiel, ich nenne ihn Lepiota cf. clypeolaria, Wolliggestiefelter Schirmling
23-24 Noch so ein gefährlicher Winzling (auch pers. Erstfund), Lepiota cf. castanea, Kastanienbrauner Schirmling, auf offener Erde nahe Wirtschaftsweg im Wald (Kalk, Buchen)
Irgendwann hatte es mal geregnet, kurz danach bin ich noch mal in das Kiesbiotop hier und hier. Habe die gleichen Pilze wie im letzten Jahr dort gesehen, zudem am Rand einige Schopftintlinge im essbaren Zustand, immerhin.
25 auch dort gesehen (letztes Jahr woanders auf Trockenrasen im Dezember zum ersten Mal), Cyathus olla, Topf-Teuerling
26 Pilzpause .... "dreieckige" Weinbergschnecke
27-28 jetzt bin ich ganz traurig ... so viele schöne bunte Träuschlinge bekommt man hier im Forum zu sehen, und wenn ich die zum ersten Mal finde, dann sind die in solch einem Zustand: Stropharia caerulea, der Grünblaue Träuschling (kein Ring, braune Lamellen mit gleichfarb. Lamellenschneide und Wachstum auf kalkh. Boden)
29 noch so ein Verwirrpilz, da sehe ich doch VERZWEIGUNGEN. Sollte es Calocera furcata auch auf Laubholz geben, oder kann Calocera cornea hin und wieder auch mal gegabelt wachsen?
Laubholz habe ich noch mal überprüft, beim zweiten Besuch waren die Pilze auch zum allergrößten Teil unverzweigt - und ich las zu Calocera cornea, dem Pfriemlichen Laubholz-Hörnling: "nur selten gegabelt"
30 der kam mir dann bekannt vor, hatte ich schon öfter mal, auf sehr morschem Nadelholz, Flammulaster limulatus, der Orangegelbe Flockenschüppling
31 nur EINE Koralle, in diesem Oktober, auf Holz, also Ramaria cf. stricta, die Steife Koralle
32 die Art hatte ich im letzten Monat zum ersten Mal, den Gebänderten Harzporling, Ischnoderma benzoinum. Hier gleich der Zweitfund (an umgeknickter Tanne, rechts, links und auf der anderen Seite - viele Exemplare - und näher zum Nachschauen!
33 Ende Oktober
34 was sind das für winzige blaue Pilze, sind das Weichbecherchen, Mollisia spec.? (an morschem Laubholz)
35 an Buchenast, Orangeroter Pustelpilz, Nectria cf. cinnabarina
36 Pilzpause: Herbstblätter von Parthenocissus tricuspidata, Dreilappige Jungfernrebe (Blätter am jungen Trieben anders geformt) mit Haftscheiben an Gartenmauer
37 Sonne, Sonne, Sonne, der Buchen-Baumgnolm braucht eine Sonnenbrille
38 auch im schönen Rot: Viburnum lantana, Wolliger Schneeball
39 in der trockenen Hanglage liegen mit Efeu bewachsene Eichenstämme kreuz und quer (ganz ohne sichtbare Pilze....)
40 Holz, Holz und kein Pilz!
41-42 fast daraufgetreten, Coprinopsis atramentarius wieder, der Graue Faltentintling, einige Exemplare, direkt vor dem gelagerten Holz
43-45 immer wieder ein Foto wert, mein allererster Fenchelporling (von 2012) Gloeophyllum odoratum , in leuchtenden Farben und mit heftigem Duft (war gerade im Wachstum, immer noch der gleiche Pilz wie 2012)
46-48 auf Friedhofstour (Milchlinge, Täublinge, Samthäubchen,Tintlinge, Gelbfüße) und DIESE hier (pers. Erstfund), Geoglossum spec. nur mikroskopisch zu trennen: die Trockene/Glänzende Erdzunge Geoglossum cookeianum oder (seltener) die Schwarze Erdzunge, Geoglossum umbratile
49-50 und jetzt ist schon November ... und die Sonne geht ja so verflixt schnell unter.
Mal schauen, was da noch so kommt - im letzten Jahr habe ich noch weit im Dezember (nach Regen) nicht nur "Winterpilze" gesehen - aber ich mag den Wald auch ohne Pilz.