Sandkasten - Lepista

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.629 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pilzfreunde!


    Sobald man sich von den gängigen und häufigen Trivialarten wegbewegt, wird die Gattung Lepista (Rötelritterlinge) ja gerne zu einem Mysterium.
    Was auch daran liegen mag, daß sich bis auf die Sporen wenig aussagekräftige Mikromerkmale finden, Gerüche und Geschmäcker ziemlich individuell sind und Standorte mal so und mal so ausgelegt oder besiedelt werden können.
    Gut möglich, daß hier am Ende entweder gar nichts rauskommt oder doch was ganz Einfaches, also Lepista flaccida, Lepista irina oder Lepista nuda. Aber:


    Meine Notizen zum Fund:
    06.10.2015
    Viernheimer / Lampertheimer Wald; Kiefernschonung auf trockenem, wohl übersäuertem Flugsandboden, Fruchtkörper kräftig, groß; einzeln bis schwach büschelig (bis zu drei mit verwachsener Stielbasis); Hut kaum hygrophan; Lamellen vor Ort mit fleischrosa Tönung, breit angewachsen bis kurz herablaufend, lepistamäßig leicht abschiebbar; Geschmack mild; Geruch stark, angenehm, etwas blütig und parfümiert, wie eine Mischung aus Lepista nuda und Lepista irina; Hutränder gerippt und schwach gestreift; Hüte jung bereift, alt glatt, speckig; Trama ohne Verfärbungen; Sporenpulver creme, zusammengeschoben auch blass schmutzig-rosa;
    Sporen inamyloid (auch Ornament), breitelliptisch bis subzylindrisch, Ornamentierung schwach warzig, in H2O besser zu sehen als in Melzer, bis 7,5x4 (meist kleiner, aber immer deutlich elliptisch);
    HDS eine Cutis, teils mit schwach gelifizierten Hyphen (?), Schnallen vorhanden, Pigment intrazellulär (plasmatisch, nicht oder nur sehr fein inkrustiert;
    Lamellenschneide fertil, keine deutlichen Hymenialzystiden, an einer Stelle mit fädigen, verzweigten Pseudozystiden
    6417-132


    Makros:


    Sporen H2O:


    HDS:


    Diskussion (ebenfalls aus meinen Notizen):
    Von Lepista irina s.str. abweichend durch Habitus, Lamellenansatz, Beschaffenheit der Hutoberfläche;
    passend wären Sporengröße & Form (wenn auch Ornament wohl etwas zu kräftig), Färbung, Ökologie
    Mit Krieglsteiner (GPBWs) und Ludwig (Pilzkompendium) nicht bestimmbar.
    Am ehesten ergibt sich Übereinstimmung bei Lepista caespitosa oder bei Lepista subconnexa, bei beiden Arten (teils auch synonymisiert) ergeben sich aber Diskrepanzen in Sporenform und –“größe, sowie den jeweiligen Beschreibungen der Gerüche und ökologischen Ansprüche. Nach –žStudies in Lepista (Fr.) W.G. Smith Section Lepista–œ; G. Gulden ind Sydowiana erreicht man über den Schlüssel glatt Lepista subconnexa.
    Beschrieben ist dort eine Art mit kleineren Sporen, stark pinkem Sporenabwurf und stark büscheligem Wuchs in grasigem Gelände (alle diese Charakteristika passen nicht).
    Allerdings wird hier auch eine Vermengung mit Arten wie Lepista caespitosa & Lepista ricekii besprochen, so daß man von einer eher schwachen Definition der Art ausgehen kann.


    Mag jemand mitdiskutieren?



    LG, Pablo.


  • Mag jemand mitdiskutieren?


    Hallo Pablo,


    was stört dich an L. caespitosa? Wahrscheinlich nur die Beschreibung der Sporen. Deine Kollektion ähnelt (makroskopisch) stark der Abbildung in den BW Pilzen Band 3 Seite 288.Büschelig soll aber, neben der genannten Art, nur noch L. ovispora daher kommen. Aufgrund der Seltenheit all dieser Arten wirst du wohl nicht genügend Informationen zusammen bekommen, um zu einem eindeutigen Ergebnis zu gelangen. Ich täte den Fund jedenfalls erstmal unter L. caespitosa c.f. ablegen und die Kollektion in den kommenden Jahren weiter im Auge behalten.


    Gtruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Abgesehen vom Standort mag ich diesen Fund nicht als büschelig einordnen.
    Es waren ja insgesamt drei Kollektionen in dem Wald. Da gab es insgesamt zweimal eine Dreiergruppe mit zusammengewachsenner Stielbasis, einmal eine Zweiergruppe.
    Ansonsten wuchsen die gesellig in kleinen Grüppchen, aber eben nicht büschelig.
    Da habe ich lepista nuda schon büscheliger gefunden.
    Dieses Merkmal wird durch die Bank recht ernst genommen, das mag ich nicht einfach ignorieren.



    LG, pablo.


  • Ja schade! Und nun?

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Ja schade! Und nun?


    Hm. ;(


    Eine Option: Eine neue Art draus backen.


    Lepista famosa P.Schäfer in Pilzforum.eu 2015 nom.prov.
    "Toller Rötelritterling"


    Beschreibung und so, müsste ich rasch noch formulieren, von anderen Arten unterschieden durch komisch anderes Aussehen und Standort und so, klarer Fall.


    Vielleicht lege ich ihn aber auch einfach mal unter Lepista spec. ab, das spart Arbeit.
    Sofern niemand weitere Ideen dazu hat...
    Oder mich dazu bringt, den doch als irgendwie unbüschelige Lepista caespitosa abzuheften...


    Gibt es eigentlich jemanden, der sich zur Zeit mit dieser hübschen Gattung näher befasst im In- oder Ausland?
    Dann könnte man ja mal eine Email schreiben.



    LG; pablo.


  • Hallo Pablo,


    so ganz unbüschelig ist dein Fund ja nicht. Zumindest einige Exemplare scheinen verwachsen zu sein. Auch beim Büschelrasling können einzelne Exemplare abseits der "Büschel" vorkommen. Vielleicht funkst du mal Andreas Gminder an. Wenn du Glück hast, hatte er seinerzeit die Sektion Lepista in den BW Pilzen bearbeitet.


    GR Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    In der Tat. "Bearbeiter: Gminder".
    Steht so drin. ich hatte aber den verdacht, daß er die Anfrage schon gesehen hat. Die daneben eingestellte Hebeloma hat er kommentiert. Das Problem ist bei diesen Lepisten: Sie sind ja nur über Bilder kaum zu beurteilen.
    Geruchstechnisch ist es ohnehin schwierig, weil eben so individuell. Und haptisch ist es auch nicht ganz einfach.
    Wie auch immer: Ich hab' ihm mal eine Nachricht geschrieben. Viellelicht hat er auch eine gute Idee, ob sich zur Zeit jemand mit der Gattung beschäftigt.



    LG, Pablo.