Drei Ritterlinge?

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 6.654 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ingosixecho.

  • Hallo,


    diese Pilze hab ich heute in Portugal gefunden, auf saurer Lehmerde.


    Die Pilze standen nah beeinander unter einer Eiche, wo auch viele Pfifferlinge wachsen (ich hab sie nur etwas enger zusammen gerueckt fuer das Familienfoto).


    Die maximale Hutbreite bei allen drei Arten ist 10 bis 11 cm. Alle drei haben breite Lamellen und einen mehr oder weniger faserigen Stiel. Sobald ich weiss, was das ist, werde ich noch eine Geschmacksprobe machen. Der Sporenabwurf ist in Arbeit.


    1. Grau


    Der ganze Pilz ist grau mit einem violetten Farbton. Die Huthaut ist relativ glatt mit leichten Schuppen. Sie laesst sich fast ganz abziehen. Der Stiel hat leichte Flocken. Das Fleisch ist heller aber mit demselben Farbton. Das Fleisch ist relativ hart. Aber die Fasern sind nicht sehr ausgebildet, hauptsaechlich im Stiel. Der Pilz ist fast geruchlos.


    Koennte das ein Schwarzschuppiger Ritterling (Trichloma atrosquamosum) sein?


    2. Gelb
    Der Hut ist gelb, mit dunkleren Flecken. Die Lamellen und das Fleisch sind weiss. Der Stiel ist auch weiss mit einem ganz leichten gelben Hauch. Das Fleisch ist weich und etwas faserig im Stiel. Beim Abziehen der Huthaut loest sich das Fleisch. Der Pilz ist fast geruchlos.


    Koennte das ein Seifen-Ritterling (Trichloma saponaceum) sein?



    3. Rot-Braun
    Der Hut ist rotbraun. Die Huthaut laesst sich nur zur Haelfte abziehen. Der rotbraune Stiel ist sehr faserig. Die Lamellen sind weisslich mit "Rostflecken." Das Fleisch ist weiss. Der Geruch ist kaum merklich mild.


    Wer kann weiterhelfen?


    lg. Dieter




    1. Grau


    2. Gelb


    3. Rot-Braun

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dieter,


    ohh jetzt triffst du bei mir mit deiner Anfrage in tiefe Wunden. 100%ig ist zumindest 1. nicht zu bestimmen; der 3. fast gar nicht.


    T. atrosquamosum ist schonmal eine gute Möglichkeit; Tricholoma squarrulosum eine 2. Wenn der Fruchkörper im Laufe der Zeit noch iwie röten sollte T. basirubens eine 3.


    2. Ist mit ziemlicher Sicherheit T. sejunctum.


    3. keine Ahnung. Braune Ritterlinge hab ich lieber selber in der Hand. Je nach Gattungsmonographie kann ein (brauner) Ritterling gleich mal unterschiedlich heißen. Das ist was für Leute, die sich mit so was auskennen und vor allem, die Wissen, was an Braunen Ritterlingen unter Eiche im wärmeren Klima wächst. Ich weiß das nicht und das ist schon mal eine Tiefe Wunde bei mir. Ich hab mich im letzten Jahr intensivst mit Braunen Rittern befasst. Hier in Mitteleuropa ist das Wichtigste beim Bestimmen von Braunen Rittern, alle Bäume in der näheren Umgebung zu erfassen. Wenn du die Bäume hast, dann hast du schon mal 2/3 der Bestimmung geschafft.
    Geruch/Geschmack beschreiben; insbesondere, ob und ggf. wie stark bitter die Pilze sind, Bodenbeschaffenheit, dokumentieren,Schnittbild anfertigen und dann hast du gute Karten beim Bestimmen.
    Leider gelten die mitteleuropäischen "Vorlieben" der Pilze nicht in eurem Klima, so dass eine Bestimmung schwierig wird.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Dieter,


    der Erste Ritterling würde ich Tricholoma atrosquamosum nennen wollen viell. noch in seine Form squarrulosum oder auch nicht bin nicht sicher ob der Stiel stark genug geschuppt ist dafür, der zweite erinnert mich an Tricholoma sejunctum kannst du damit mal vergleichen, Nummer drei dürfte Tricholoma vaccinum sein, denke ich zu mindestens.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Dieter,


    der Erste Ritterling würde ich Tricholoma atrosquamosum nennen wollen viell. noch in seine Form squarrulosum oder auch nicht bin nicht sicher ob der Stiel stark genug geschuppt ist dafür, der zweite erinnert mich an Tricholoma sejunctum kannst du damit mal vergleichen, Nummer drei dürfte Tricholoma vaccinum sein, denke ich zu mindestens.


    Bei Nr. 3 lege ich aus meiner Sicht ein Veto ein: Die Huthaut wäre für den viel zu glatt.


    l.g.
    Stefan

  • Könnte der nicht einfach abgewaschen sein? Sonst muss ich mal schauen was da noch in frage kommen könnte. War ich mir aber auch nicht ganz sicher Stefan deswegen habe ich auch geschrieben glaube ich zu mindestens.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag


    Könnte der nicht einfach abgewaschen sein? Sonst muss ich mal schauen was da noch in frage kommen könnte. War ich mir aber auch nicht ganz sicher Stefan deswegen habe ich auch geschrieben glaube ich zu mindestens.


    Hallo Mario,


    Schuppen abgewachen? Nein glaub ich nicht; das sind keine Velumreste oder sowas sondern ein Aufreißen der Huthaut. Ich hab zu Nr.3 oben schon was geschrieben. Klar kann ich in meinen Ritterlingswerken ewig suchen, aber mir sind die Angaben von Dieter einfach zu dürftig dazu.
    Dann in welchem Werk schlüsseln? Da wir hier in südlichen Gefilden uns befinden, würde ich den Riva; inkl. auch den Ergänzungsband wählen.


    Ich kann gern auch nochmal schauen; aber große Hoffnungen mach ich mir nicht; insbesondere aufgrund der ungenauen Angaben.


    l.g.
    Stefan

  • Ritterlinge sind so wie so für mich her was fremdartiges so wirklich viele habe ich hier nicht zur Auswahl und Literatur dazu habe ich keins, also passe ich diesmal.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Tricholoma sejunctum sollte schon passen, das wäre ja auch eine eher thermophile Laubwaldart.
    Der letzte (Braune) ist für mich Tricholoma spec. (unbestimmbare Art), auch wenn der optisch ein paar Ähnlichkeiten mit tricholoma albobrunneum hat. Aber irgendwie passt er doch nicht wirklich zu dieser Art, wie ich sie kenne.
    Der erste schaut schräg aus. Da kommt mir gerade Tricholoma bresadolanum in den Sinn.
    Tricholoma orirubens und Tricholoma atrosquamosum hätten ja keine so geschuppten Stiele. Tricholoma squarrulosum durchaus, aber da kenne ich die Schuppen irgendwie anders: Feiner, wolliger und vor allem auch am Stiel dichter.
    Wenn er zudem noch nahezu geruchlos wäre (auch im Anschnitt), dann wäre das wohl Tricholoma bresadolanum, so wie ihn Heilamnn-Clausen / Christensen beschreiben.



    LG, pablo.


  • Könnte der nicht einfach abgewaschen sein? Sonst muss ich mal schauen was da noch in frage kommen könnte. War ich mir aber auch nicht ganz sicher Stefan deswegen habe ich auch geschrieben glaube ich zu mindestens.


    Ich glaub schon, dass bei Nr. 3 die Huthaut von Anfang an glatt war. Was mir jetzt erst auffaellt und was man auf den Fotos nicht gut erkennt ist, dass der Hutrand gerieft ist.


    Ich hab meinen Mut zusammengenommen und bei der Nr. 3 einen Geschmackstest durchgefuehrt: der Geschmack (Fleisch und Lamellen) war sofort sehr scharf oder bitter (mehr bitter as scharf). Nach einiger Zeit wird der Geschmack weniger bitter.


    lg. Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Ja ich hab grad mal nochmal nachgeschlagen; nach Konrads Post versteht sich. T. bresadolanum passt super. :thumbup:


    l.g.
    Stefan
    [hr]


    Hallo,


    dann wäre T. stans ein heißer Kandidat; allerdings nur ein Kandidat.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dieter,


    nur mal in aller Kürze:
    1. 123-Pilze-Portraits sind ganz nett; viele allerdings auch fehlerbehaftet
    2. Von welchen T. stans reden wir; bzw. 123-Pilze. Es gibt einen nach Riva, der im neuen Ritterlingswerk von Heilmann-Clausen/Cristensen T. albobrunneum genannt wird und einen T. stans im Heilmann-Clausen/Cristensen, der nirgends anders erwähnt wird.
    3. Kann T. stans im Sinne von Heilmann-Clausen/Cristensen sehr wohl zumindest im Jungzustand sehr bitter sein; zumindest laut Aussage von Ingosixecho.
    4. Sagte ich schon mehrmals, dass Pilze, die bei uns z.B. an Kiefer gebunden sind, in anderen Klimazonen sich neue Baumpartner suchen können.
    5. hab ich nur von einem heißen Kandidaten gesprochen, nicht, dass der das auch ist. Das ist ein Unterschied! 100%ig ist der Fund eh nicht zu klären; dazu müsste den ein Experte mal frisch in der Hand halten; bzw. als Exsiccat mit einer guten Dokumentation...


    l.g.
    Stefan

  • Hallo,


    ich hab jetzt auch bei der Nr. 1 eine Geschmacksprobe gemacht: der Geschmack ist anfangs bitter und wird dann mild. Das koennte auf T. bresadolanum passen.



    Bei der Nr. 2 brauch ich ja keinen Geschmackstest zu machen, wenn sich alle einig sind, dass es T. sejunctum ist.


    Vielen Dank fuer die Bestimmungshilfe.


    lg. Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    Naja, der von uns mit der wohl größten Erfahrung in der Gattung schrieb ja:


    2. ist wahrscheinlich T. sejunctum


    Die Art hatte ich auch erst ein Mal sicher in der Hand, also von meiner Seite auch keine Sicherheit.
    Das ist aber ja leider oft so mit Pilzen auf Bildern. Leider ist ja Pilzbestimmung kein demokratischer Prozess. ;)


    Die Nummer 3 halte ich auch nicht für Tricholoma stans. Wie Tricholoma stans bei Riva interpretiert wird, müsste ich jetzt nochmal nachlesen, obwohl ich das vor ein paar Wochen erst gemacht hatte. Sind halt kompliziert, diese Braunen und da sind auch nicht alle Fragen geklärt.
    Es ist gut möglich, daß du da eine Art hast, die weder Heilmann-Clausen & Christensen noch Riva noch Bon kennen.
    Aber irgendwie passt das nicht zu meinem Bild von Tricholoma stans. Die Hutoberfläche ist zu faserig, der Stiel zu braun, der Pilz wirkt eher schmächtig als groß und stabil.
    Tricholoma stans schmeckt aus meiner Erfahrung zwar deutlich bitter, aber erst nach einigen Sekunden kauen und dann ganz sicher nicht "gallenbitter". Also längst nicht so stark wie zB Cortinarius infractus (Bitterer Schleimkopf). Noch nicht mal so bitter wie Pholiota tuberculosa (Bitterster Schüppling) oder Boletus calopus (Schönfußröhrling).
    Also schwächer bitter, aber dafür nachhaltig, also noch lange nach dem Ausspucken nachwirkend.
    Aber auch das kann variabel sein.



    LG; pablo.

  • 3. Rot-Braun


    Hallo Dieter,


    ich gebe dann ausnahmsweise auch mal meinen Senf dazu. Genau solche Ritterlinge hatte ich vor einem Jahr bei mir auch gefunden - nur unter Kiefer auf stocksandigem Boden. Aufgrund der äußeren Erscheinung, leicht striate Hutdecke mit kleinen Rippen am Rand, steht die Art zwischen der albobrunneum-Gruppe und der pessundatum Gruppe. Da es sich augenscheinlich um einen Eichenbegleiter handelt, ist eine Zuordnung hier oder da im Moment nicht möglich. Auch die mediterranen Werke von Bon und Riva geben hier nichts her. Eine Ausnahme wäre mal wieder T. muricatum, eine amerikanische Art unter Muricatum-Kiefern.
    Wenn wir hier weiter kommen wollen, solltest du weitere Fruchtkörper aufsuchen, möglichst auch Jungexemplare, wo der Hut noch nicht voll aufgeschirmt ist. So könnte man verschiedene Makromerkmale am besten erkennen. Bei Ritterlingen ist es da ähnlich wie bei vielen Cortinarien.
    Eine Art mit abgesetzter Ringzone sollten wir aber nicht vor uns haben, denn in diesem Fall wäre die Stielspitze deutlich heller als der Rest und nicht, wie hier im Bild, umgekehrt. Meiner Ansicht nach könnte es sich auch um eine neue, bisher hier in Europa nicht beschriebene Art handeln.



    @all: Ich will mal schauen, ob ich in diesem Winter noch zu dem zweiten Beitrag über die Braunen Ritter für den Tintling komme. Die liebe Zeit ist leider mal wieder der Feind. :( Meiner Meinung nach ist die Unterscheidung zwischen Arten wie T. stans und T. pessundatum recht einfach, auch ohne Mikroskop. Viel schwieriger sind da "Pappelritterlinge", die sich bei Espen aufhalten.


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ingo,


    danke für deine Einschätzung. :thumbup: Ich freue mich schon auf deinen Artikel. Dei Bilder, die ich dir geschickt habe, kannst du übrigens gern für den Artikel verwenden.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Dieter,


    Wenn wir hier weiter kommen wollen, solltest du weitere Fruchtkörper aufsuchen, möglichst auch Jungexemplare, wo der Hut noch nicht voll aufgeschirmt ist. So könnte man verschiedene Makromerkmale am besten erkennen. Bei Ritterlingen ist es da ähnlich wie bei vielen Cortinarien.



    Hallo Ingo,


    danke fuer deinen Kommentar. Ich werde die Augen offen halten, um nach weiteren Exemplaren dieser Art Ausschau zu halten. Allerdings ist es bei uns schon wieder sehr trocken. Und wenn es in den naechsten Wochen nicht mehr regnet, wird es in diesem Winter vielleicht nichts mehr mit weiteren Exemplaren dieses Ritterlings.


    lg. Dieter


    PS: Alle drei Ritterlinge hatten einen weisslichen Sporenabwurf.

  • PS: Alle drei Ritterlinge hatten einen weisslichen Sporenabwurf.


    Hallo Dieter,


    das ist auch gut so. Sonst wären es keine Ritterlinge. ;-))
    Wenn man die Gattung zweifelsfrei identifizieren kann, benötigt man eigentlich keinen Sporenabwurf. Der sollte immer weiß ausschauen.
    Die Sporenfarbe macht vor allem bei Täublingen Sinn, wo es zwischen weiß und ocker variieren kann.


    Gruß Ingo