Seid gegrüßt Freunde der Mikropilze,
in den letzten beiden Wochen habe ich mich intensiv mit Kleinpilzen an Nadeln der Waldkiefer, Pinus sylvestris, befasst.
Dazu habe ich im zeitlichen Abstand von einer Woche an zwei völlig verschiedenen Stellen je eine halbe Hand voll am Boden liegender Kiefernnadeln mitgenommen und zu Hause in Kulturdöschen verpackt.
Aufsammlung I stammt mitten aus einem Nadelwald mit Kiefern und Fichten. Hier habe ich mich auf ältere Nadeln, die z.T. noch an vermoderten abgefallenen Ästchen gehangen sind konzentriert. Diese Proben wurden (unfreiwillig) eine Woche lang in der Dose gelassen und erst später untersucht.
Aufsammlung II stammt aus einem Garten von einer einzelnen, niedrig geschnittenen Kiefer. Die meisten hier gesammelten Nadeln waren noch recht frisch, ein paar etwas älter. Diese wurden sofort untersucht.
Nach Einbringen der Aufsammlung II fand täglich eine Kontrolle auf neue Arten statt.
Bei den folgenden Arten gebe ich mit (I) oder (II) an, von welcher der Nadel-Kollektionen der Pilz stammt und im Anschluss daran, nach wie vielen Tagen in Kultur die Art erstmalig erschienen ist.
Insgesamt konnten folgende Arten festgestellt werden:
- Anthostomella pedemontana (II), nach 5 Tagen
- Cladosporium sp (I), nach 12 Tagen
- Cyclaneusma minus (II), sofort
- Kriegeriella mirabilis (I), nach 8 Tagen
- Lophodermium pinastri (II), sofort
- Menispora ciliata (HFF: Chaetosphaeria ciliata) (I), nach 3 Tagen
- Sphaeropsis sapinea (II), war noch recht unreif, bislang nichts nachgewachsen, nicht fotografiert, nach 2 Tagen
- Sympodiella acicola (I), nach 2 Tagen
- zwei weitere für mich nicht bestimmbare Nebenfruchtformen, beide (I), nach 8-10 Tagen
Literatur:
Ausgangspunkt der Literaturrecherche war, sofern die Arten nicht ohnehin bekannt waren, Ellis & Ellis, Microfungi on Land Plants.
So bestimmte Arten wurden jeweils, falls möglich, mittels anderer im Netz gefundener Artikel verifiziert. Welche Literatur genau verwendet wurde, verlinke ich bei der jeweiligen Art.
In der Reihenfolge des Auffindens:
Lophodermium pinastri
Die einzige Spaltlippen-Art mit roten Lippen, die auf Nadeln von Pinus sylvestris vorkommt. Sehr häufig. Ein weiteres wesentliches Merkmal sind die häufigen, deutlichen schwarzen Querstreifen auf der befallenen Nadel. Es wurde eine weitere Art mit roten Lippen aus Polen an Nadeln von Pinus mugo beschrieben, die sich morphologisch kaum unterscheidet. Zudem sollen sich hinter L. pinastri 5 kryptische Arten verbergen, also solche, die sich nur genetisch, nicht aber morphologisch unterscheiden.
Literatur: Koukol et al, A new species of Lophodermium on needles of mountain pine (Pinus mugo) from the Giant Mountains in Poland, Link
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Cyclaneusma minus
Ziemlich häufig. Im Moment lohnt es sich danach zu suchen. Die einzige andere Art der Gattung C. niveum wurde meines Wissens nach noch nicht an P. sylvestris gefunden.
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Kriegeriella mirabilis
Typisch sind die zugespitzten, winzigen Pseudothezien und die keulige Form der Asci und Sporen. Leider hab ich die Art noch nicht richtig vollreif gefunden. Sie scheint aber recht häufig, da ich sie schon mehrfach nach gezielter Suche gefunden habe.
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Sympodiella acicola
Optisch als graulich-oliver Belag zu sehen, bei weniger dichtem Wuchs gar nicht. Die Art scheint sehr charakteristisch und unkritisch zu bestimmen.
Lediglich ein Bild konnte ich dazu in Netz auftreiben: Link
Jetzt gibt's mehr.
Edit: Die 3-fach septierten Sporen gehören sicher nicht zur Sympodiella acicola, sowas ist evtl. Parasympodiella clarkii. Die Sporenmaße hier müssen dann ohne diese Sporen auch etwas kleiner sein. Werde bei Gelegenheit nochmals genau messen.
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Menispora ciliata (HFF: Chaetosphaeria ciliata)
Sowas würde ich mich trotz sehr guter Übereinstimmung nicht alleine anhand von Ellis & Ellis bestimmen trauen. Da gibt's einfach zu viel, was da nicht drin ist.
Aber da mein Fund auch mit der folgenden Beschreibung übereinstimmt, sehe ich den als bestimmt an.
Literatur: Réblová, M. & Seifert, K., A new species of Chaetosphaeria with Menispora ciliata and phialophora-like anamorphs, Link
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Anthostomella pedemontana
Die Art ist laut Literatur nicht unbedingt häufig. Es kommen 3 Arten der Gattung auf Nadeln der Waldkiefer vor. Über diesen Fund habe ich mich am meisten gefreut.
Kurzbeschreibung: Perithezien bis mindestens 220 µm, deutlich eingesenkt, exakt konnte ich nicht messen. Asci bis 150 µm lang, um 10 µm breit, Porusreaktion mit Lugol negativ. Sporen braun, einzellig, 14-17 x 6-7 µm, mit gerader Keimspalte, die stets weniger als halb so lang wie die Spore ist. Sporen von gleichmäßiger, ca. 2 µm dicker Gelhülle umgeben, die besonders im noch nicht vollreifen Stadium innerhalb der Asci auch ohne Anfärben klar zu sehen ist. Paraphysen farblos, 2-3 µm breit, septiert, manchmal mit Querverbindungen.
Literatur: Francis, S., ANTHOSTOMELLA SACC. (Part I), Link
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Hier gibt es noch ein weiteres Dokument über weitere Arten, die man an Kiefernnadeln finden kann:
http://www.forestry.gov.uk/pdf/DIAROD_052012_Fungi_Cech.pdf/$FILE/DIAROD_052012_Fungi_Cech.pdf
Fazit: Von nun an werde ich öfters derartige Kulturen anlegen, das Artenspektrum an Kiefernnadeln ist beachtlich. Im Übrigen um ein vielfaches höher als an Fichtennadeln. Also, das war sicherlich nicht der letzte Bericht über die Thematik. Alleine, was es da noch an Becherlingen zu finden gibt...
Morgen geht die Suche weiter.
Viele Grüße,
Matthias