Noch Drei Ritterlinge?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.806 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von DieterB.

  • Hallo,


    In dieser Woche in Portugal auf Lehmerde gefunden.


    1. Am Wegrand neben Laubwald (Erdbeerbaeume, etc.), der Hut ist ca. 6 cm breit, und der Stiel ist 3 bis 4 cm lang. Der Rotbraune Hut scheint einen konzentrischen Ring aus Flecken zu haben. Die Huthaut laesst sich leicht abziehen. Das Fleisch, die Lamellen sowie das Sporenpulver sind weisslich. Die Lamellen haben "Rostflecken." Kein Geruch, Geschmack stark bitter.


    Ich tippe auf Getropfter Ritterling (Tricholoma pessundatum)


    2. Eine Gruppe von diesen rotbraunen Ritterlingen stand mitten auf einem Weg im Eukalyptuswald. Der Hut war bis zu 12 cm breit und der Stiel ca. 3 bis 4 cm lang. Das Fleisch, der Stiel und die Lamellen waren weiss. Die Lamellen hatten "Rostflecken" und nahmen bei ganz alten Exemplaren die Farbe des Hutes an. Die Huthaut liess sich leicht abziehen. Das Fleisch im Stiel war sehr faserig und zaeh. Kein Geruch, der Geschmack war zuerst mild und spaeter ganz leicht bitter.


    Ich hab an den Weissbraunen Ritterling (Tricholoma albobrunneum) gedacht, aber der sollte doch im Alter einen braunen Stiel haben.


    3. Dieser Stand auf einer Wiese am Waldrand (Erdbeerbaeume). Ich hab den gleich als Echten Ritterling (Tricholoma equestre) eingeordnet. Deshalb hab ich keine Geschmacksprobe gemacht und auch sonst nichts festgehalten. Erst auf den Bildern ist mir aufgefallen, dass der Stiel nicht so gelb ist, wie das bei T. equestre sein sollte. Deutet das auf eine ander Art hin, oder ist das T. equestre?


    lg. Dieter


    1. Ritterling


    2. Ritterling


    3. Ritterling

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    Wieder keinerlei Kiefern oder Pinien anwesend bei allen Funden?
    In dem Fall muss man sich echt mal ein paar gedanken machen:
    - Haben die ansonsten überall in Europa nur bei Piniengewächsen vorkommenden Ritterlinge im extremen Südwesten möglicherweise eine andere Variationsbreite was die Möglichkeiten bei der Wahl des Symbiosepartners betrifft?
    - Sind die möglichen Amplituden einfach nicht ausreichend erforscht?
    - Sind das dann überhaupt noch die entsprechenden Arten, oder ist das etwas eigenes / unbeschriebenes, mit eigener Sequenz und mit den originalen Kiefernbegleitern nicht mehr kreuzbar?


    Den ersten würde ich ja gerne für >Tricholoma batschii< halten.
    Allerdings kann Tricholoma albobrunneum (im Sinne von Tricholoma striatum) wohl auch mal so eine Ringzone bilden. Habe ich aber so noch nie gesehen.
    T. batschii sollte allerdings auch (wie die meisten braunen Ritterlinge) mehlgurkig riechen.


    Der zweite ist mir völlig fremd, an T. albobrunneum glaube ich nicht, da ist der Hut zu wenig radialfaserig und auch die Wuchsform will nicht passen (zu kräftig).


    Beim dritten stören mich weniger die Stielfarben. Das mag auch mal ausgeblasst sein.
    Auch hier müsste es aber einen mehlgurkigen Geruch gegeben haben, das ist bei allen Arten aus der Gruppe um tricholoma equestre und Tricholoma frondosae so. Eine Art aus der Gruppe ist das auf jeden fall. Ausgehend von der Wuchsform würde ich eher an tricholoma frondosae denken, aber die Farben (insbesondere das nirgendwo gelbliche Fleisch) wären eher Indizien für T. equestre. Beide Arten sollte man aber eher als "Artkomplexe" verstehen, da stecken wohl noch ein paar mehr Sippen drin, die sich aber bislang nicht oder kaum morphologisch identifizieren lassen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Dieter,


    da kann man ja mal richtig neidisch werden. Wie Pablo schon anmerkte - das Fehlen von Kiefern bzw. Nadelgewächsen kann einem schon seltsam vorkommen. Es sei denn, es handelt sich um Arten, die auch bei Laubbäumen vorkommen können.


    Nummer 1 scheint schon einer der braunen Ritterlinge aus der guten, alten albobrunnea Sektion zu sein. Und zwar aus der Subsektion subannulata (fastberingte). Lassen wir mal den nicht erkannten Geruch außer acht, gibt es (mit solchem Aussehen) nur die beiden Arten T. batschii/fracticum (Nadelbäume) und T. ustaloides (Laubbäume), auf basischen oder kalkhaltigen Böden. Alles andere wäre reine Spekulation. T. albobrunneum selbst zählt nicht zu den fastberingten Arten.



    Nummer 2 hat zwar Brauntöne, muss aber nicht zwangsmäßig zur albobrunnea gehören. Leider kenne ich mich mit den südlichen Arten nicht so aus. Aber vom Aussehen und vom Standort her wäre vielleicht T. roseoacerbum in Betracht zu ziehen.


    Zu Nummer 3 hatte Pablo eigentlich schon alles geschrieben. Eher T. equestre als T. frondosae. Auf keine Fall aber T. joachimii. Den kenne ich persönlich ganz gut.


    Ansonsten wünsche ich allen hier noch eine fröhliche Adventsrätselrunde


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Genau, Willy: Grünling. :thumbup:
    Und zwar der, der normalerweise unter Kiefern wächst und satt gelbe Lamellen (auch jung schon) und einen ungeschuppten (oder höchstens schwach geschuppten) Stiel hat.


    Mensch, an Tricholoma ustaloides hatte ich gar nicht gedacht, Ingo. Ich hatte mir den irgendwie glatthütiger vorgestellt, bevorzugt auch schön schmierig, also ähnlich wie Tricholoma ustale (Brandiger Ritterling), nur eben mit Ringzone oder Pseudoringzone, etwas dunkler und gedrungener.



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    bitte entschuldigt, dass ich mich erst jetzt bedanke. Es hat einige Zeit gedauert, die verschiedenen Moeglichkeiten mit Dokumenten im Netz zu vergleichen, und ich war in letzter Zeit mit anderen Dingen beschaeftigt.


    Zur Nummer 3, es handelt sich wohl wirklich um T. equestre. Die merkwuerdige Faerbung am Stiel ist wohl auf Umwelt-Einfluesse zurueckzufuehren.


    Bei der Nummer 2 folge ich auch Ingo's Vorschlag. Ich hab einige spanische und italienische Webseiten entdeckt, die fuer T. roseoacerbum Bilder und Beschreibungen wiedergeben, die zu meinem Pilz passen koennten. Dort wird auch erwaehnt, dass T. roseocerbum vorzugsweise im Zusammenhang mit Eichen vorkommt. Ich hab die Pilze zwar in einer Eukalyptus-Plantage gefunden, aber hier gab es frueher ueberall Korkeichen. Die sind fester Bestandteil der heimischen Flora. Viele Pilze sind in den Plantagen verschwunden, aber manche haben sich den Eukalyptusbaeumen angepasst.


    Die Nummer 1 hab ich vorlaeufig als T. ustaloides gespeicher, obwohl ich noch nicht ganz sicher bin. Ich hatte gehofft, dass der konzentrische Ring von Flecken auf der Hutoberflaeche zur Bestimmung dient. Ich kann aber keine Beispiele fuer T. ustaloides finden, die solche Flecken haben.



    Vielen Dank fuer die Bestimmungshilfe.



    Ich wuensche allen ein gutes Pilzjahr mit vielen schoenen Erstfunden.



    lg. Dieter