Jahresrückblick 2015

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.241 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mykovino.

  • Hallo Pilzgemeinde,


    kurzum, das war das schlimmste Jahr seit ich mit der Kamera durch den Wald laufe. Im Frühjahr hatte ich schon Angst, die Spitzmorcheln würden mich im Stich lassen, aber selbst bei trockenstem Wetter schaffen sie es mit einzelnen Fruchtkörpern sich der Sonne entgegenzustrecken, zumindest bis jetzt. Nach einem warmen Frühlingsregen kamen dann auch die Speisemorcheln (ich berichtete). Dann ging's bergauf mit den Temperaturen und bergab mit den Pilzen. Rekordhitze und Rekordtrockenheit machten das Pilze suchen zu einer Jagd nach "El Chupacabra". Hin und wieder mal ein kleines Schäuerchen, das gerade mal die Blätter der Bäume anzufeuchten in der Lage war. Nicht mal die üblichen sommerfesten Täublinge ließen sich blicken - nur Staub und Hitze. Dann jagte ein Schicksalsschlag den anderen: Ende Juli erlag Drieschling-Mitbegründer Hans-Werner seinem Leiden. Sein Wunsch, noch die kommende Pilzausstellung mitzuerleben, konnte ihm leider nicht mehr erfüllt werden. Bei unserem Jahresausflug der Drieschlinge rissen wir dann bei der Rückfahrt zum Sammellplatz einen Motorradfahrer mit, der bei dem Unfall alle Schutzengel aufgebraucht hat. Vollbremsung bei geschätztem Tempo 60, einen Augenblick später der Aufprall und noch etliche Meter unter dem Auto mit den Füßen voran mitgeschleift (Bericht). Gegen Ende November starb dann überraschend auch noch die Lebensgefährtin von Drieschligskollege Gerald. Nein, solche Jahre gehören verboten!


    Aber nun zu den Pilzfunden in chronologischer Reihenfolge.


    1. Eine der ersten Arten waren die Samtfußrüblinge (Flammulina velutipes). Wider meinen Erwartungen fand ich dieses Jahr an einem neuen Standort so viele wie nie.


    2. Im März fand ich zwischen achtlos entsorgtem Müll den Jura-Kelchbecherling (Sarcoscypha jurana), der nach einem harten Bestimmungsmarathon als solcher benamst werden konnte.


    3. Die Spitzmorcheln trotzten dem trockenen Frühling.


    4. Anemonenbecherlinge (Dumontinia tuberosa)


    5. Die Maipilze kamen spärlich - aber sie kamen.


    6. Ein unbekannter Überraschungstäubling im Juli


    7. Weißflockiger Sumpfhäubling (Galerina paludosa)


    8. Blaugraugetönter Scheidling (Volvariella caesiotincta)


    9. Ein nicht ganz so riesiger Riesenbovist


    10. Mitte September. Es wird langsam etwas feuchter. Endlich stellen sich ein paar länger anhaltende Regenfälle ein. Zimtfarbener Weichporling (Hapalopilus nidulans)


    11. Goldflüssiger Milchling


    Die Verfärbung der Milch läßt nicht lange auf sich warten.


    12. Kleinsporiger Mehltrichterling (Clitocybe ditopa). Ja, DAS ist Mehlgeruch.


    Genau 1 1/2 Wochen vor der Ausstellung regnete es dann eine Woche lang fast durchgehend. Die Funde ließen nicht lange auf sich warten.


    13. Ein Bilderbuch-Parasol


    14. Fuchsiger Klumpfuß (Cortinarius fulmineus), vielleicht auch Leoparden-Klumpfuß (Cortinarius alcalinophilus), vielleicht auch beides.


    15. Bittermandel-Rißpilz (Inocybe hirtella)


    16. Orangefarbener Saftporling (Tyromyces kmetii)


    Kurz vor der Ausstellung kam mal wieder Ostwind auf :cursing: .


    17. Buntstielige Helmlinge (Mycena inclinata)


    18. Die Pilzausstellung der Drieschlinge 2015. Trotz der letzten trockenen und warmen Tage konnten wir einiges präsentieren. Nur mit Helmlingen, Faserlingen und ähnlich schmächtigen Pilzen sah es ziehmlich mau aus, die konnten dem Wetter nicht trotzen und verdorrten schon in der Wildnis größtenteils dahin.


    19. Zu bewundern waren seltene Exemplare wie der Pfahlwurzel-Staubschwamm (Lycoperdon radicatum)


    20. ...und auch eher bestimmungsresistente Arten ;) .


    21. Daß aus diesem fleischigen Ding irgendwann ein Gerippter Ritterling heranwächst, hätte ich zum Zeitpunkt des Fundes nie erahnt.


    22. Natternstieliger Schleimfuß (Cortinarius trivialis)


    23. Einer der X-Pilze 2015.


    24. Erlenkremplinge (Paxillus rubicundulus)


    25. Schmächtiger Birkenschleimfuß (Cortinarius betulinus)


    26. Goldfellschüpplinge


    27. Ein Schuppiger Träuschling (Stropharia squamosa)


    28. Erdigriechender Wasserkopf (Cortinarius hinnuleus)


    29. Ein unbekannter Schwindling (?) mit strähnigem Haar.


    30. Gar nicht häufig: Schwarzfuß-Stielporling (Polyporus melanopus)


    31. Hier traute ich meinen Augen nicht. Benutzen Erdritterlinge jetzt schon Lippenstift? Rosafüßiger Ritterling (Tricholoma basirubens)


    32. Orangefalber Schneckling (Hygrophorus unicolor)


    33. November: Weißflockiger Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus)


    34. Kinderstube eines Insektes oder ausgedienter Schleimer? Keine Ahnung...


    35. Meine ersten Kackapilze, hab' sie aber nicht näher untersucht.


    36. Seifenritterlinge, der Geruch nach "Waschküche" paßt perfekt.


    37. Ha, von wegen Schnitzling. Trockener Kahlkopf (Psilocybe montana). Mein erster "Psilo". Es ist Dezember.


    38. Vom Schleimpilz überwucherte Kohlenbeere. Diese Kombi durfte ich bisher noch nicht bewundern.


    Im letzten Jahresviertel ist doch noch so einiges aus dem Boden gekommen. Eigentlich kann ich mich was Neufunde angeht nicht beschweren, auch wenn mir die üblichen Verdächtigen schon etwas gefehlt haben.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Hallo Holger!


    Zitat


    29. Ein unbekannter Schwindling (?) mit strähnigem Haar.


    Naja, im Prinzip habt ihr den ja trotzdem raus, ihr wisst es bloß nicht!
    Schwindling + Haar = Haarschwindling:
    Ist eine Crinipellis-Art. Die häufigste ist wohl Crinipellis stipitaria:
    http://www.photaki.com/picture…taria-mushrooms_59102.htm


    Wächst in der Regel am Rand von Wegen, im nährstoffarmen Bewuchs, also nicht weit weg von der Saftlingswiese oder den kargen Flächen der kleinen Miniboviste.


    Hast du von der 30 (Schwarzfußporling) noch mehr Fotos. Ich denke, der ist recht selten.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Holger!
    Ein tragisch-schöner Rückblick... es tut mir natürlich sehr leid, dass Menschen aus Eurer Mitte starben, und die Geschichte mit dem Unfall ist auch heftig.
    Aber pilzlich war doch noch einiges zusammengekommen, und ich muss sagen, dass die Bilder von Eurer Ausstellung doch sehr umfangreiche Funde zeigen.


    Danke fürs Mitnehmen durch Dein Pilzjahr!

  • Mein Gott Holger,


    das ist aber ein schaurig-schöner Bericht 8|


    Die Pilzfunde sind mal wieder vom Feinsten :thumbup:
    Aber gedanklich hängen bleibe ich am meisten am Motorradfahrer. Wenn er alle seine Schutzengel aufgebraucht hat, ist er wohl seinen schweren Verletzungen erlegen, hm? :(

  • Hallo, nein, da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Der Motorradfahrer hat sich weitestgehend erholt. Ich wollte nur sagen, daß von seinen Schutzengeln keiner mehr übrig ist. Ein zweites mal überlebt der so was nicht, der hatte Glück ohne Ende.


    @ Ingo: man könnte glauben, Du wärst dabei gewesen 8| . In der Tat standen die Haarschwindlinge am Rand einer Saftlingswiese. Knapp 30 Meter weiter wachsen Zitzen-Stielboviste. Hier ist noch ein Bild vom Schwarzfuß-Porling, das ich Wochen später mit den Smartphone gemacht habe. Der Fruchtkörper ist schon ziemlich vergangen, das war wohl der letzte für dieses Jahr. Man erkennt bei zwei Fotos schön die scharfe Grenze zwischen der hellen Porenschicht und dem dunklen Stiel. Beide Funde (Haarschwindling und Porling) stammen von NSG Birzberg, einem ehemaligen Kalksteinbruch. Es macht immer Spaß, dort herumzulaufen. Das Gebiet ist immer für Überraschungen gut.



    Mir kommt gerade die Idee, daß der Pilz auf der Kohlenbeere auch ein Porling sein könnte. Ich will da aber nicht spekulieren, dazu fehlt mir die Erfahrung.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Hallo Holger,


    da hast Du aber viel Interessantes an Pilzen zusammengetragen in diesem Jahr - tolle Pilze (um manche beneide ich Dich ja richtig) und sehr gute Fotos :thumbup:
    Um die übrigen Erfahrungen beneide ich Dich weniger.


    Hängengeblieben bin ich am Goldflüssigen Milchling. Ich welchem Habitat hast Du den gefunden? Der fehlt mir nämlich u.a. noch in meiner Sammlung.


    Viele Grüße und alle guten Wünsche für ein gutes (besseres?) 2016
    Gerd

  • Hallo Gerd, der Goldflüssige Milchling wächst hier in einem alten Wald mit Rotbuchen, Eichen und Hainbuchen, wobei er laut Literatur meist mit den Eichen liebäugelt. Auf einer Strecke von 200 Metern findet man dort immer wieder welche. Sonst habe ich den aber hier noch nirgends gesehen.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Holger,


    ein Schicksalsjahr könnte man es wohl nennen, wenn man deinen Bericht liest. Ein schlechtes Pilzjahr ist das eine, kann doch im nächsten Jahr schon wieder alles besser sein. Aber einen lieben Menschen zu verlieren, das ist was anderes, der kommt auch im nächsten Jahr nicht zurück X/


    Deine Fotos sind sehr schön geworden und die Funde sind vielleicht nicht reichlich, dafür aber klasse! Da ist so einiges dabei, das ich gern selber einmal finden würde! :thumbup:


    liebe Grüße und auf ein besseres Jahr 2016!


    Melanie

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
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  • Hallo Holger,


    ich bin zur Zeit hin und wieder in der Eifel unterwegs, um nach potentiell interessanten Wäldern Ausschau zu halten. Dabei bin ich auf schöne Eichenwälder gestoßen.
    Da werde ich mich im Sommer und Herbst mal nach dem Goldflüssigen umsehen.


    Danke und viele Grüße
    Gerd