Hallo Pilzgemeinde,
kurzum, das war das schlimmste Jahr seit ich mit der Kamera durch den Wald laufe. Im Frühjahr hatte ich schon Angst, die Spitzmorcheln würden mich im Stich lassen, aber selbst bei trockenstem Wetter schaffen sie es mit einzelnen Fruchtkörpern sich der Sonne entgegenzustrecken, zumindest bis jetzt. Nach einem warmen Frühlingsregen kamen dann auch die Speisemorcheln (ich berichtete). Dann ging's bergauf mit den Temperaturen und bergab mit den Pilzen. Rekordhitze und Rekordtrockenheit machten das Pilze suchen zu einer Jagd nach "El Chupacabra". Hin und wieder mal ein kleines Schäuerchen, das gerade mal die Blätter der Bäume anzufeuchten in der Lage war. Nicht mal die üblichen sommerfesten Täublinge ließen sich blicken - nur Staub und Hitze. Dann jagte ein Schicksalsschlag den anderen: Ende Juli erlag Drieschling-Mitbegründer Hans-Werner seinem Leiden. Sein Wunsch, noch die kommende Pilzausstellung mitzuerleben, konnte ihm leider nicht mehr erfüllt werden. Bei unserem Jahresausflug der Drieschlinge rissen wir dann bei der Rückfahrt zum Sammellplatz einen Motorradfahrer mit, der bei dem Unfall alle Schutzengel aufgebraucht hat. Vollbremsung bei geschätztem Tempo 60, einen Augenblick später der Aufprall und noch etliche Meter unter dem Auto mit den Füßen voran mitgeschleift (Bericht). Gegen Ende November starb dann überraschend auch noch die Lebensgefährtin von Drieschligskollege Gerald. Nein, solche Jahre gehören verboten!
Aber nun zu den Pilzfunden in chronologischer Reihenfolge.
1. Eine der ersten Arten waren die Samtfußrüblinge (Flammulina velutipes). Wider meinen Erwartungen fand ich dieses Jahr an einem neuen Standort so viele wie nie.
2. Im März fand ich zwischen achtlos entsorgtem Müll den Jura-Kelchbecherling (Sarcoscypha jurana), der nach einem harten Bestimmungsmarathon als solcher benamst werden konnte.
3. Die Spitzmorcheln trotzten dem trockenen Frühling.
4. Anemonenbecherlinge (Dumontinia tuberosa)
5. Die Maipilze kamen spärlich - aber sie kamen.
6. Ein unbekannter Überraschungstäubling im Juli
7. Weißflockiger Sumpfhäubling (Galerina paludosa)
8. Blaugraugetönter Scheidling (Volvariella caesiotincta)
9. Ein nicht ganz so riesiger Riesenbovist
10. Mitte September. Es wird langsam etwas feuchter. Endlich stellen sich ein paar länger anhaltende Regenfälle ein. Zimtfarbener Weichporling (Hapalopilus nidulans)
11. Goldflüssiger Milchling
Die Verfärbung der Milch läßt nicht lange auf sich warten.
12. Kleinsporiger Mehltrichterling (Clitocybe ditopa). Ja, DAS ist Mehlgeruch.
Genau 1 1/2 Wochen vor der Ausstellung regnete es dann eine Woche lang fast durchgehend. Die Funde ließen nicht lange auf sich warten.
13. Ein Bilderbuch-Parasol
14. Fuchsiger Klumpfuß (Cortinarius fulmineus), vielleicht auch Leoparden-Klumpfuß (Cortinarius alcalinophilus), vielleicht auch beides.
15. Bittermandel-Rißpilz (Inocybe hirtella)
16. Orangefarbener Saftporling (Tyromyces kmetii)
Kurz vor der Ausstellung kam mal wieder Ostwind auf .
17. Buntstielige Helmlinge (Mycena inclinata)
18. Die Pilzausstellung der Drieschlinge 2015. Trotz der letzten trockenen und warmen Tage konnten wir einiges präsentieren. Nur mit Helmlingen, Faserlingen und ähnlich schmächtigen Pilzen sah es ziehmlich mau aus, die konnten dem Wetter nicht trotzen und verdorrten schon in der Wildnis größtenteils dahin.
19. Zu bewundern waren seltene Exemplare wie der Pfahlwurzel-Staubschwamm (Lycoperdon radicatum)
20. ...und auch eher bestimmungsresistente Arten .
21. Daß aus diesem fleischigen Ding irgendwann ein Gerippter Ritterling heranwächst, hätte ich zum Zeitpunkt des Fundes nie erahnt.
22. Natternstieliger Schleimfuß (Cortinarius trivialis)
23. Einer der X-Pilze 2015.
24. Erlenkremplinge (Paxillus rubicundulus)
25. Schmächtiger Birkenschleimfuß (Cortinarius betulinus)
26. Goldfellschüpplinge
27. Ein Schuppiger Träuschling (Stropharia squamosa)
28. Erdigriechender Wasserkopf (Cortinarius hinnuleus)
29. Ein unbekannter Schwindling (?) mit strähnigem Haar.
30. Gar nicht häufig: Schwarzfuß-Stielporling (Polyporus melanopus)
31. Hier traute ich meinen Augen nicht. Benutzen Erdritterlinge jetzt schon Lippenstift? Rosafüßiger Ritterling (Tricholoma basirubens)
32. Orangefalber Schneckling (Hygrophorus unicolor)
33. November: Weißflockiger Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus)
34. Kinderstube eines Insektes oder ausgedienter Schleimer? Keine Ahnung...
35. Meine ersten Kackapilze, hab' sie aber nicht näher untersucht.
36. Seifenritterlinge, der Geruch nach "Waschküche" paßt perfekt.
37. Ha, von wegen Schnitzling. Trockener Kahlkopf (Psilocybe montana). Mein erster "Psilo". Es ist Dezember.
38. Vom Schleimpilz überwucherte Kohlenbeere. Diese Kombi durfte ich bisher noch nicht bewundern.
Im letzten Jahresviertel ist doch noch so einiges aus dem Boden gekommen. Eigentlich kann ich mich was Neufunde angeht nicht beschweren, auch wenn mir die üblichen Verdächtigen schon etwas gefehlt haben.