Pilze übernehmen meinen Garten !

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  • Hallo,
    mein Garten wird seit ca. 10 Wochen von einem Pilz besiedelt.
    Zunächst waren die noch kleinen Büschel mit den gut riechenden 1..2 cm breiten Hütchen nett anzusehen –“ inzwischen überwuchern die riesen Büschel fast 20 % meines kleinen Gartens in der Nähe von HH.
    Seit ein paar Tagen zerfallen einige der Büschel zu einem unappetitlichen dunkelbraunen bis schwarzen Matsch –“ und es stinkt schlimm nach totem Fisch.
    Nun noch ein paar –žtechnische Daten–œ


    - Hutdurchmesser : 4..12 cm
    - Hutfarbe : hellbraun / braun
    - Lamellen : hell
    - Länge des Stiels : 5..14 cm
    - Stielfarbe : hell / weiss
    - Wuchs : im Büscheln von 30 ..100 cm
    es scheint als ob alle Stiele aus einem Zentrum wachsen.
    - Beschaffenheit des Hutes : schleimig
    - Geruch : jung= angenehm pilzig ; heute= sehr unangenehm fischig
    - Standort : wächst auf/ um einem Baumstrunk (Esche vor 3 Jahren
    gefällt)und anscheinend überall über den toten Wurzeln d.Esche.
    - Sporen : milchig weiss


    Was könnte das für ein Pilz sein, und wie wird man ihn wieder los?


    Ich hoffe die Fotos geben weitern Aufschluß.


    Gruß HeMag2


  • Was könnte das für ein Pilz sein, und wie wird man ihn wieder los?


    - Das ist eine der [b]Hallimasch-Arten (Armillaria mellea s.l.), die gerade dabei ist den Stumpf inkl. Wurzelwerk der Esche zu zersetzen.


    - Los wirst du den nicht, solange das Holz noch nicht zersetzt ist. Es sei denn du erntfernst den Stumpf inkl. der gesamten Wurzel!


    ---> Und wenn du Pech hast, infiziert er Wurzeln von anderen Bäumen in der Nachbarschaft.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo!


    Ich bin neu hier und habe ein vielleicht etwas ungewöhnliches Anliegen. Wenn hier eventuell sogar öfter Hallimasch aufgetaucht ist, habe ich die Hoffnung, dass irgendwo die Myzele des Hallimasch im Dunkeln leuchten. Das tut manche, aber nicht alle Hallimaschbestände laut Büchern über Biolumineszenz. Wenn irgendjemand an seinem Fundort oder Befallsort sowas beobachtet hat und die Pilze noch nicht ausgerottet sind, würde ich mich über die Chance, an Proben zu kommen wirklich ganz riesig freuen.


    Für Baumfreunde: ich will die Proben nicht im Freien verbreiten, sondern versuchen ein verschlossenes "Leuchtpilzarium" einzurichten.


    Vielen Dank schon jetzt für jeden Hinweis!!!


    Stefan Köllner

  • Hi Mycelio,


    danke für den Link. Da waren dann weitere drin bis zu einer Bestellseite. 100 Impfdübel für 22 Euronen plus Spende an die Deutsche Post AG. Da sind Kulturableger aus Mikrobiologischen Sammlungen wesentlich teurer (wenn die einem Privaten denn was geben). Das überlege ich mir auch noch!! Der Pilz kommt in Europa zwar wohl auch vor, soll hier aber nur strains ohne das Leuchtgen bilden. Ich strebe auf jeden Fall nach mehreren Objekten.
    Der Hallimasch hat aber drei spezielle Gründe:
    1. suche ich den in leuchtend eigentlich seit mir als Kind mal erzählt wurde dass die (manchmal) leuchten.
    2. habe ich meinem Sohn (jetzt 10) von meiner Begeisterung erzählt und Belegfotos von DEM Pilz gezeigt. Also muss ich jetzt auch DEN für ihn jagen. Bis jetzt waren aber alle meine Hallimasche "lichttaub".
    3. hat der Hallimasch angeblich einen etwas ins Bläulichere verschobenen Lumineszenzton. Wie die ollen Römer schon wussten: Vielfalt erfreut. Also wenn ich tatsächlich so eine Probe zum Leuchthallimaschzüchten bekäme wär das echt toll.


    Freundliche Grüsse,


    Stefan Köllner


  • Hallo Stefan - Liebes Forum !


    ...hoffe Ihr nehmt es mir nicht übel , wenn ich meinen ersten Beitrag gleich mit einer Kurzvorstellung verknüpfe...also ... bin der Walter aus Wien u. leidenschaftlicher Pilzzüchter...war`s schon ;) !


    Zum Hallimasch als Leuchtpilz , habe voriges Jahr ein Exemplar aus unseren Garten geklont , um zu sehen ob der nun wirklich leuchtet...war natürlich hocherfreut als ich folgendes zu sehen bekam...Detail aus einer Petrischale mit Hallimaschmycel....


    am.JPG


    Hatte mir die Petrischale aus der Arbeit mitgenommen u. abends gleich fotografiert u. mir nach Ansicht des Bildes für den nächsten Tag eine ausgiebige Fotosession vorgenommen....nur......da hat nichts mehr geleuchtet :( ! Absolute rätselhafte Finsternis !


    Mein Rat Stefan u. wie es Carsten schon geschrieben hat , ist die nordamerikanische Variante von Panellus stipticus (nur die leuchtet !) die bessere Alternative , wenn Du so etwas wie ein Leuchtpilzarium anlegen möchtest , hier leuchten auch die Fruchtkörper u. nicht nur das Mycel !


    Gruß
    Walter

    We must be mushrooms , for they keep us in the dark and feed us dung :D !

  • Hallo Pilz-Kultur,


    tolles Foto das!!
    Wie gesagt spucken bei mir da mehrere Motive mit rein. Einen leuchtenden Hallimasch will ich auf jeden Fall. Vor Jahren habe ich mal ein Bild aus einer mycologischen Zeitschrift gesehen, das zeigte einen 5-Liter Erlenmeyerkolben mit Hallimaschmycelsuspension im Dunkeln. Da konnte man das Namensschild des Laboranten (?) lesen, der den Kolben vor die Kamera hielt. Ich vermute mal, das Leuchten ist je nach genetischer Herkunft und auch Stoffwechselaktivität/Vitalität des einzelnen Stammes verschieden. Gefunden habe ich da noch nichts. Eventuell bin ich ja zu blöd zum suchen.....
    Wenn dein Hallimasch noch lebt, könntest Du mir ja ein kleines flaches Plastiktütchen voll Mycelstücke zusenden im kommenden Herbst. Oder einen Sporenabdruck?
    Sowas ist übrigens generell von jedem anderen auch willkommen!
    Welches Kulturmedium hast Du denn für deine Leuchtkultur verwendet?


    An alle Anderen: Ich bin mir nicht sicher, ob ich inzwischen sowas wie eine neue Diskussion aufmachen sollte. Ich will keinen nerven. Wenn ja, sagt bescheid und ich sehe mal nach wie das geht (bin ein Computer-DAU).


    Liebe Grüsse,


    Stefan Köllner

  • Hallo Gerd, hallo HeMag2,



    - Das ist eine der Hallimasch-Arten (Armillaria mellea s.l.), die gerade dabei ist den Stumpf inkl. Wurzelwerk der Esche zu zersetzen.


    die ockerfarbenen Hüte mit den abgegrenzten, dunkleren Zentren und der büschelige Wuchs sprechen für den Honiggelben Hallimasch im engeren Sinne (Armillaria mellea ss.str.). Gewissheit würde eine Perspektive auf die Unterseite der Fruchtkörper bringen: An den Stielen müssten sich häutige, dauerhafte Ringe befinden.


    Mikroskopisch lässt sich die Art gut von den übrigen Hallimasch-Arten unterscheiden: Die Frk. sind in allen Teilen, also auch an den Basidien und Basidiolen, schnallenlos. Ferner gibt GRÖGER in seinem Schlüsselwerk an, dass die Endzellen der Hutschüppchen ein intrazelluläres und kein membranäres Pigment beinhalten.


    Zitat

    - Los wirst du den nicht, solange das Holz noch nicht zersetzt ist. Es sei denn du erntfernst den Stumpf inkl. der gesamten Wurzel!


    ---> Und wenn du Pech hast, infiziert er Wurzeln von anderen Bäumen in der Nachbarschaft.


    Gerds Ausführungen kann ich nur unterstreichen: Der Honiggelbe Hallimasch im engeren Sinne zählt zusammen mit dem Dunklen Hallimasch zu den aggressivsten Parasiten innerhalb der Gattung. Kann gleichfalls nur empfehlen, den Baumstumpf und sämtliche Wurzelreste zu entfernen.


    Denn Hallimasche können schwarze, wurzelartige Hyphenstränge (Rhizomorphen) ausbilden, die dem Pilz sozusagen als Nährstoffautobahn dienen, während der Pilz versucht, das Wurzelwerk von Bäumen in der Umgebung zu infizieren. Die Art hat es vor allem auf z.b. durch Staunässe oder längere Trockenheit geschwächte Bäume abgesehen, die sich nicht ausreichend gegen einen Angriff wehren können. Hat es der Pilz geschafft, in die Baumwurzeln einzudringen, hat der Baum keine Chance mehr: Im Kambium unter der Rinde wächst ein fächerförmiges, weißes Myzelgeflecht, das dem Baum die Nährstoff- und insbesondere die Wasserzufuhr abschneidet, d.h. der Baum verdurstet bzw. verhungert bei lebendigem "Leib".


    In Erics Forum wurde vor einiger Zeit das Ende eines Nussbaums u.a. durch Gerd ausführlich diskutiert und zählt deshalb fast schon zur Pflichtlektüre im Netz:
    index.php?topic=122.0


    Gruß, Andreas