Erste Dungpilze 2016

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.954 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tuppie.

  • Hallo zusammen,


    leider habe ich in letzter Zeit wenig Zeit für's Forum gefunden. Für das Untersuchen einiger spannender Pilze habe ich aber natürlich immer genug Zeit. ;)
    Da auf Elchdung, den Nobi mir geschickt hat, immer noch nichts reifes zu finden war, beschränken sich die Funde hier auf einheimische Arten, die aber keineswegs weniger spannend sind. Die meisten Arten hatte ich zwar schon mehrfach, aber ich habe nun wieder versucht, die Bildqualität am Mikro zu optimieren und ausführlichere Portraits zu erstellen als bisher.
    Kultiviert habe ich relativ frischen Rehdung und älteren und (wohl noch zu frischen) Pferdedung. War in gefrorenen und zum Teil verschneiten Wäldern nicht besonders einfach Dung zu finden, aber Reitwege und Futterkrippen sind da zuverlässige Lieferanten. :evil:


    Ascozonus woolhopensis an frischem Rehdung, gemeinsam mit Mucor sp. Noch keine freien Sporen, die Maße stammen noch von einer anderen Aufsammlung.


    Podospora intestinacea, wie immer an altem Pferdedung, endlich hab ich davon auch brauchbare Bilder:


    Thelebolus stercoreus, (fast) auf jedem frischen Rehköttel zu finden:


    Oedocephalum sp. Bislang hatte ich nur O. pallidum, an den ich hier wegen der deutlich größeren Sporen und dafür kleineren Fruchtkörper nicht glauben mag. Zu weiteren Arten in der Gattung habe ich leider keine Detailbeschreibung. Werde hierzu bei Gelegenheit nochmals recherchieren. An Rehdung. Die Pilzchen ordentlich auf einen Objektträger zu bekommen ist äußerst grenzwertig.
    Update: Oedocephalum argillaceum Danke Nobi, für den Literaturhinweis.


    Pilobolus kleinii. Ansich ja häufig, aber die Sporenmaße tanzen hier wieder ordentlich aus der Reihe. Habe an zwei Tagen je Sporen von einem Sporangium gemessen, für mehr reichte die Zeit nicht, da die Dinger immer früh erscheinen und ich die Bilder im Halbschlaf vor der Arbeit machen musste.
    Die Messung am ersten Tag ergab Sporen von 9-12 x 6-7 µm, was nach meiner Meinung vollkommen normal für die Art ist. Die zweite Messung einen Tag danach am gleichen Köttel ergab 8-9 x 5-6 µm, was locker für crystallinus durchgehen würde und für kleinii eigentlich deutlich zu klein ist. Dennoch bestimme ich wegen der jeweils deutlichen Gelbfärbung als P. kleinii, wobei hier dann die Frage wäre, was für die Trennung von kleinii und crystallinus wichtiger ist: Farbe oder Maße der Sporen. Für mich aktuell die Färbung. So langsam kann ich verstehen, warum die Arten manchmal nur als Varietäten aufgefasst werden, dennoch halte ich eine Arttrennung für sinnvoll.
    Was an beiden Tagen noch auffiel: den Exemplaren - und zwar allen - fehlt die orange pigmentierte Zone völlig und die Fruchtkörper sind inkl. der auffallend dünnen Blase sehr klein und zierlich. Sowas kenne ich bislang vor allem von P. roridus, der hier aber wegen der Sporen sicher auszuschließen ist. Für roridus kann ich also feststellen: Wenn die orange Zone fehlt und die Sporangien klein sind, heißt das noch nicht, dass es roridus ist. Umgekehrt hab ich aber noch keinen roridus gefunden, der groß und mit deutlich oranger Zone erschienen wäre.


    So, nach viel Gelaber hier die Bilder von dem, was ich für P. kleinii halte:


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Matthias!

    Zitat


    .....da die Dinger immer früh erscheinen und ich die Bilder im Halbschlaf vor der Arbeit machen musste.


    So schöne Bilder wie du im Halbschlaf machst, möchte ich mal ausgeschlafen hinkriegen.
    Irgendwann kriege ich wohl mal den Staune-Mund nicht mehr zu.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen 2024

    Link: Einladung APR 2024

  • Hallo Matthias,


    das sind keine Mikrobilder mehr, das sind Kunstwerke!
    Toll!

    Liebe Grüße
    Claudi


    100 Chips + 3 von Abeja (imaginäres BRätzel) - 5 APR-Kasse + 5 Antiquengelbonus + 15 größte Punktesteigerung zu Vorjahren beim APR = 118

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Matthias,


    jaaa ich schließ mich meinen Vorrednern an. Beindruckende Bilder. :thumbup:


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Du solltest das als Buch rausbringen.
    Oder die Bilder jemandem zur Verfügung stellen, der gerade ein Asco - Buch schreibt. Weil das sind so die Bilder, die man sich in einem richtig guten Buch wünschen würde.
    Da passt alles, und es sind genau die Dinge zu sehen, die zu sehen sein sollen.
    Vom ästhetischen Niveau mal ganz zu schweigen (das ist überragend).



    LG, Pablo.

  • Zur Qualität deiner Bilder wurde ja bereits alles gesagt, Matthias! :thumbup::thumbup::thumbup:


    Ich versuche mal, noch etwas zu zwei Arten beizusteuern.



    Oedocephalum sp.
    Bislang hatte ich nur O. pallidum, an den ich hier wegen der deutlich größeren Sporen und dafür kleineren Fruchtkörper nicht glauben mag. Zu weiteren Arten in der Gattung habe ich leider keine Detailbeschreibung.


    O. pallidum würde ich wegen der kleinen Sporen ebenfalls ausschließen.
    Peter hat mit O. nayoroense eine Art ins Spiel gebracht, die es allerdings auch nicht sein wird. Diese hätte nur 1-16 Conidien pro Sterigma und sieht auch ganz anders aus.
    Am wahrscheinlichsten scheint mir Oedocephalum argillaceum zu sein.
    Für diese werden Sporen von 13-16,5 x 5-7 µm angegeben. Die Warzen an den apikalen und baselen Sporenenden sind recht kräftig und können bis 2 µm betragen.
    Ich glaube das auf deinem stark vergrößerten Sporenfoto gut zu erkennen. Das Vesikel dieser Art wäre nicht durch eine Septe vom Stiel abgetrennt.
    Ähnliche Sporenmaße hat O. elegans (8-14 x 3,5-5). Diese erscheinen mir allerdings zu schmal, außerdem sind die Sporen nur feinst warzig (Warzen < 0,3 µm).
    Hier gäbe es eine Septe zwischen Stiel und Vesikel.


    Diese Angaben findest du in Stalpers "A revision of Oedocephalum", 1974
    Oedocephalum, revision_Stalpers, 1974.pdf



    Pilobolus kleinii.
    Dennoch bestimme ich wegen der jeweils deutlichen Gelbfärbung als P. kleinii, wobei hier dann die Frage wäre, was für die Trennung von kleinii und crystallinus wichtiger ist: Farbe oder Maße der Sporen. Für mich aktuell die Färbung. So langsam kann ich verstehen, warum die Arten manchmal nur als Varietäten aufgefasst werden, dennoch halte ich eine Arttrennung für sinnvoll.


    Ich bin ebenfalls für eine Artentrennung von P. crystallinus und P. kleinii, auch wenn es mitunter schwierig ist.
    Viriato nennt noch zwei Trennmerkmale, aber ob das "gute" Merkmale sind, habe ich selbst noch nicht geprüft.
    So soll die Columella bei crystallinus mammiform, also brustartig sein, bei kleinii konisch.
    Außerdem nennt er verschiedene Maße für die Trophocysten, also die wurzelähnlichen Verdickungen, denen die Stielchen entspringen.
    Für crystallinus betragen sie demnach 350-400 µm, für kleinii 500-700.


    Vielleicht hat es dir ja weitergeholfen.


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Hallo alle miteinander,


    freut mich sehr, dass euch die Bilder so gefallen. :) Die Bearbeitung wird zwar immer länger und aufwändiger, aber es lohnt sich.


    Hallo Pablo,


    Kernpilz-Dokus schicke ich oft an Björn weiter.
    Mit dem Material, das ich hier habe, wäre es locker möglich ein Buch zu schreiben, doch in meiner aktuellen Zeitsituation ist das nicht machbar. Ich schreibe wegen Anthostomella noch an einer Publikation, alleine das ist schon manchmal eng hinzukriegen. Im Moment untersuche ich lieber weiter neue Arten. Aber später, irgendwann...


    Hallo Peter & Nobi,


    die Arbeit von Stalpers hab ich in der Zwischenzeit auch schon zu rate gezogen und bin auch überzeugt, dass es O. argillaceum sein muss. Danke für die Hinweise. :thumbup:


    Bei den Pillenwerfern tue ich mich meist recht schwer Columella und Trophozysten gescheit zu sehen, da muss ich noch an der Präpariertechnik arbeiten.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias!
    Auch ich kann immer wieder nur staunen. Die kleinen Schneeflöckchen auf Stiel (Oedocephalum) sind wirklich hübsch. Und Du hast wieder super Bilder von meinen "Lieblingsdungis" gemacht, den Pilobolus'.
    Du weißt ja, dass ich ein sehr visuell veranlagter Mensch bin, die sind einfach wunderhübsch, mit ihren Wassertröpfchen, der glasartigen Erscheinung. Danke für die tollen Bilder!