Hallo und ein gutes neues Jahr!
Kleinere Bahnhaltestellen und Bahnhöfe sind oft interessante Standorte für Ruderalpflanzen und für Flechten. Auf der Suche nach Pflanzen, die bei dieser Wärme im Januar blühen, bin ich wieder einmal zu einer Bahnhaltestelle gefahren, die im Sommer immer sehr schöne Bestände von Gewöhnlichem Natternkopf (Echium vulgare) und dem Doldigen Habichtskraut (Hieracium umbellatum) hat.
An blühenden Pflanzen gab es nicht so viele Arten, am zahlreichsten war die Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana). Aber völlig überraschend stand ein mehr oder minder violetter Pilz im Bereich zwischen dem Betonsteinpflaster und dem Hang. Da hätte ich keinen so großen Pilz vermutet, jedenfalls nicht um diese Jahreszeit.
(2) Bei den roten (und schwarzen) Früchten handelt es sich um Früchte des Weißdorns.
(3) Rötelritterling war mein erster Verdacht. Aber Lepista nuda konnte das bei diesem Standort nicht sein.
Mangels Gattungskenntnis habe ich den Pilz erst mal stehen gelassen, weil ich auch noch mal ein Stück spazieren gehen wollte.
Zwei Tage später war ich noch mal da. Inzwischen wusste ich, dass es gar nicht so viele Rötelritterlinge gibt, die an Hut oder Stiel violett aussehen.
Bilder vom 12.1.2016
(5) Inzwischen hat es öfters geregnet, der Hut ist jetzt einheitlich gefärbt. Durchmesser: ca 5 cm.
(6) Der Hut war leicht zerbrechlich, der Stiel nicht sonderlich robust
(7) Der Stiel ist längsfaserig, etwa 4 cm lang.
(8) Zwischendurch hat es etwas geregnet. Belohnung war ein Regenbogen.
Zu den optisch nicht zu klärenden Eigenschaften:
Geruch: keiner (für meine Nase)
Geschmack: im Mund lange Zeit nichts, erst beim Ausspucken "Pilzgeschmack", evtl. etwas streng.
Auf Grund des Standorts, der zierlichen Gestalt, dem brüchigen Hut und dem längsfaserigen Stiel bin ich bei Gröger und GPBW zur Art
Schmutziger Rötelritterling (Lepista sordida)
gekommen.
Interessant ist ein Vergleich der Angaben in der Literatur zu Gruch und Geschmack:
Gröger: Geruch 0, Geschmack unangenehm,
GPBW: Geruch krautig-herb,
Bon (Pareys Buch der Pilze): Fleisch blass mit würzigem Geruch und süßlichem bis bitterlichem Geschmack,
Handbuch für Pilzfreunde Bd 3 2.Aufl 1977: Geruch mitunter etwas unangenehm, Geschmack mild,
Gerhardt, Der große BLV Pilzführer: Geruch etwas muffig-erdig
Ludwig Bd 1: Geruch und Geschmack pilzig-würzig [auch etwas bitter], alt etwas unangenehm.
Man kann davon ausgehen, dass alle Autoren die Art aus eigener Erfahrung kennen bzw. gekannt haben. Trotzdem unterscheiden sich die Beschreibungen deutlich.
Wie heißt es so schön: eine sehr variable Art.
Da ich bei vermeintlich sicheren Artbestimmungen deutlich daneben gelegen habe :shy: , habe ich dieses Unterforum gewählt und frage:
ist die Bestimmung ok?
Viele Grüße
Lothar