Mein bayerischer Pilzfreund Bernd F. fragte kürzlich wegen eines Saccobolus bei mir an, der sich aufgrund seiner besonderen Sporenanordnung einer Bestimmung hartnäckig verweigert.
Da Bernd aktuell ein Problem mit der Anmeldung im Forum hat, möchte ich mit seiner Zustimmung die Art an dieser Stelle kurz vorstellen.
Fotos, Artbeschreibung und erste Diskussion sind von Bernd.
Fundbeschreibung:
Apothecien 0,1-0,2 mm, weißlich mit leichtem rosahauch, linsenförmig mit hervortretenden Asci.
Asci: 70-90 x 20 µ, IKI +, Wände verfärben sich deutlich blau, apikal keine Reaktion, Paraphysen rotbraun.
Sporenpaket: 40 x 15-17 µ, Sporen meist in 2 x 4 Reihen angeordnet aber auch teils paarweise ungleichmäßig.
Einzelsporen: 14-15 x 8 µ, ungleichseitig elliptisch/spindelig, erst hyalin, dann violett später dunkelbraun, mit isoliert-warzigem Ornament.
Paraphysen: gegabelt, relativ dick/ stabil mit teils homogenen schwach gelb-grünlichen Inhalt Apikal nicht keulig, verbogen, gekrümmt bis 5 µ breit.
Excipulum T.globulosa/ angularis ? mit intrazellulärem Pigment ? ( in IKI dunkelschwarzviolettes Granulat in den Zellen)
Nach van Brummelen scheint auf diesen Fund gar nichts so richtig zu passen.
Der Sporenanordnug nach kommen anscheinend nur 2 Arten in Frage:
- Saccobolus infestans (hat zwar die selben Cluster, jedoch nur 9-11 x 5-6,5 große Sporen
- Saccobolus geminatus ( hat leicht andere Anordnungsreihen und paarweise liegende ( quer/läng/quer/längs) Sporen mit annähernden Sporenlänge ( nicht Breite!) und Form ( 10,7 -13,1 x 5,2-6.5 µ, Ungleichseitig)
- Saccobolus dilutellus und Saccobolus globuliferella kann man auf Grund der Sporenanordnug im Ascus ausschließen.
Am ehesten kommt also S. geminatus in Frage, der ja auf Opossum-Dung wächst.
Da bei mir im Wald/Kieswerk so eine Opossum-Plage (die sitzen fast auf jedem Baum und hinter jedem Strauch) herrscht, stellt sich mir die Frage:
Gibt es noch was????
Soweit Bernd. Genau die Frage habe ich mir auch gestellt und in der Gattung noch ein wenig recherchiert.
Sicher ist, dass wir es mit einem Vertreter der Sektion Eriobolus zu tun haben und einer Sporenanordnung, die vom üblichen Schema abweicht.
Zwar sind nach Doveri (2004) seit der Monografie von van Brummelen 23 neue Species in der Gattung beschrieben worden (allein 14 in der Sektion Eriobolus), jedoch keine einzige mit dieser speziellen Anordnung.
Die Möglichkeit, dass es sich um einige fehlentwickelte Asci handelt, konnte Bernd meiner Meinung nach widerlegen, indem er mir mitteilte, dass er drei weitere Apothecien mit der gleichen Sporengröße und Sporenanordnung mikroskopiert hat.
Ich denke, S. infestans mit deutlich kleineren Asci und Sporen kann man aussschließen.
Da bleibt tatsächlich nur S. geminatus übrig, dessen Variabilität größer sein könnte als von van Brummelen anhand eines Einzelfundes beschrieben.
Für diesen spricht auch die beschriebene und auf den Bildern zu sehende warzige Sporenoberfläche.
Also würde ich dem Pilz erstmal das Etikett Saccobolus cf. geminatus aufkleben.
Oder sollte es doch eine noch unbeschriebene Art sein?
Hat jemand von euch eine bessere Idee?
LG Nobi