Das Crepidotus - calolepis - Problem

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.535 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Vor einiger Zeit (zwei, drei Wochen oder so) gab's am Rhein im auwald wieder ein paar Kollektionen Stummelfüßchen mit gelatinöser, abziehbarer Huthaut. Das lustige dabei: Am einen Ende gab es Fruchtkörper mit schuppigen Hüten, am anderen Ende waren die Hüte völlig glatt.
    Die zweite Auffälligkeit: Frisch und nass ist die Schuppung gar nicht mal so deutlich, aber beim Antrocknen... Wow. 8|


    Hier mal ein paar Bilder einer Kollektion:



    Gar nicht mal so doll schuppig, oder?
    Lässt man nun aber die Fruchtköper mal ein paar Stunden bei Raumluft liegen, sehen die so aus:


    Das gehört alles zur selben Kollektion.
    Der Vollständigkeit noch ein paar Mikros dieser Kollektion;
    HDS mit unterschiedlich stark inkrustierten (hyalin bis bräunlich) Hyphen, gelatinöse Schicht kräftig, gut ausgeprägt:


    Sporen aus Abwurf (1 Hut) recht variabel:


    Basidien 4-sporig, ohen Basalschnalle, Cheilos unregelmäßig zylindrisch:


    2014 hatte ich auch so was mit abziehbarer Huthaut und Schuppen gefunden, ebenfalls ein Auwald am Rhein. Die waren aber viel heller:


    Was aber auch daran liegen kann, daß die in der Trockenzeit wuchsen (Gesamtmenge an Niederschlag in den Monaten März, April und Mai in Mannheim etwa 0,00...001 mm).
    Mikroskopisch konnte ich damals sehen, daß die Hyphen der Hutschuppen wohl irgendwie inkrustiert waren, es keine Schnallen gab und die Sporen möglicherweise glatt gewesen sein könnten (Spielzeugmikro).


    Übrigens hatte Rainer neulich >auch so eine Kollektion< mit ganz schön variabel ausgeprägter Hutschuppung.
    Von denen liegt auch Material bei mir, das zeigt sich aber im Exsikat recht unschuppig.


    Was mich nun mal interessieren würde: Wie handhabt ihr da die Unterscheidung?
    Ab wievielen Schuppen auf dem Hut macht ihr da Crepidotus calolepis draus? Und berücksichtigt ihr auch die Hutfarbe?
    Oder geht ihr mikroskopisch vor? Also über die Inkrustierungen? Oder über die Sporen? Wobei ich da bei beiden Punkten skeptisch bin, da auch die HDS - Hyphen von C. mollis als zumindest fein inkrustiert beschrieben werden und bei den Sporen...
    Nunja, ich bin immer skeptisch, wenn ich da anhand von einem minimal abweichenden Durchschnittwert her urteilen soll.
    Mit der Methode habe ich es im letzten Jahr geschafft, mit nur einem einzigen Fruchtkörper Xerocomus communis und Xerocomus bubalinus nachzuweisen. Und das gleiche Spiel bei einem Einzelfruchtkörper, der gleichzeitig Boletus luridus und Boletus mendax war. Man muss nur halt nochmal 30 andere Sporen vermessen, dann ist das kein Problem.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Mit der Methode habe ich es im letzten Jahr geschafft, mit nur einem einzigen Fruchtkörper Xerocomus communis und Xerocomus bubalinus nachzuweisen. Und das gleiche Spiel bei einem Einzelfruchtkörper, der gleichzeitig Boletus luridus und Boletus mendax war. Man muss nur halt nochmal 30 andere Sporen vermessen, dann ist das kein Problem.


    Jo, das Problem kenne ich auch. Sollte es beim ersten Mal nicht gleich klappen, dass man aus einem Fruchtkörper/Apothezium 2 Arten schafft, kann man die auch mal etwas liegenlassen. Manchmal ist die Entwicklung von jungreif über reif zu altreif oder gar kränkelnd reif schon beachtlich.


    Beim speziellen Crepidotus-Problem kann ich nicht helfen, glaube nicht, dass ich sowas schon mal gesehen habe.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


    Link: Gnolmengalerie

    Link: Auflösung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo Pablo,


    im ersten Augenblick dachte ich Du machst einen Kommentar zu meinen Fotos, so ähnlich sehen die sich die Bilder rein habituell. Aber unten ist ja dann der Beitrag verlinkt. Übrigens bin ich Sonntag wieder an der Stelle, ich schau mal was an dem Stamm jetzt dran ist.


    Gruß Rainer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ich bin auch recht sicher, daß du das Gleiche gefunden hast, Rainer. Die Schüppchen mögen bei den fruchtkörpern von dir beim Exsikat vielleicht abgegriffen sein; du hattest die ja auch mal gewässter, wenn ich richtig erinnere.
    Inkrustierte HDS - Hyphen gibt es da trotzdem, wenn auch nicht ganz einfach zu finden.


    Momentan tendiere ich dazu, das alles einfach für +/- schwach schuppige Formen von C. calolepis zu halten.


    Was man übriegns auch gut machen kann: "Zystiden" züchten. Klappt gut bei Nabelingen und Adermooslingen, auch bei Seitlingen und wohl auch bei Räslingen. Einfach mal einen tag im Döschen im Kühlschrank lassen, dann wachsen Basidien irgendwie lang fädig aus.
    Sowas soll auch schon zu neuen Artbeschreibungen geführt haben. ;)



    LG; pablo.

  • Hallo Pablo!


    Jawohl, unnatürliche Umgebung oder zerstörerische Einflüsse können Formen hervorbringen, die manchen Mykologen genötigt haben, neue Arten zu beschreiben.


    Für Ascomyceten hatte ich mir solche Beispiele mal aufgehoben:
    http://asco-sonneberg.de/pages…140503-mcol-01jj37492.php
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=26111&position=22
    http://asco-sonneberg.de/pages…mierung-151112jj38648.php


    Eine KOH-reaktive Mollisia wurde auch schon neu beschrieben, weil KOH den Paraphyseninhalt gelb/orange färbte.
    Nun, ich denke, das war einfach eine steckengebliebene Positiv-Reaktion wie hier:
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=28541&position=21


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


    Link: Gnolmengalerie

    Link: Auflösung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Wobei ja viele Becherchen offenbar noch tolerant sind, wenn man die Döschen nicht zu feucht und nicht zu trocken hat, die Lagertemperatur ungefähr den vorherrschenden Außentemperaturen entspricht und man ab und an etwas Lufft dran lässt. Oder noch besser: Kleine Löcher in den Dosendeckel bohrt.


    Aber um noch mal auf den Crepidotus zurück zu kommen:
    Die Mikromerkmale sind ja von ganz frischen Fruchtkörpern, kaum ein paar Stunden gelagert (nach oben beschriebenem System).
    Die Sporen aus einem Abwurf (wie macht man den eigentlich bei Becherchen? Bei Peziza klappt es recht gut, aber bei so kleinen Mollisien und so?). Die Hutoberfläche sieht halt je nach Durchfeuchtungsgrad unterschiedlich aus, ich habe nicht das Gefühl , daß da Haare oder Schuppen nachgewachsen sind. Vorhanden waren die haarigen Schuppen ja auch beim Auffinden schon, nur eben schwach ausgeprägt und nicht bei allen Fruchtkörpern konstant entwickelt.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo


    Ich habe C. mollis schon oft und in allen Altersstadien gefunden und nie Schüppchen beobachte.
    Leider hatte ich C. calolepis noch nicht, um die Inkrustationen im direkten Vergleich zu beobachten. Wenn ich mir Die Aufnahme von Dir ansehe, würde ich von sehr starken Inkrustationen sprechen, was für C. calolepis spricht. Wenn auf Deinem Bild 4 tatsächlich Schuppen und kein eingetrockneter Schleim zu sehen ist, kann das nicht C. mollis sein.


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Danke dir für die Einschätzung! :thumbup:
    Angetrockneter Schleim ist das sicher nicht. Die "Schleimschicht" liegt darunter, obenauf eben diese Fasern, Haare oder Schuppen. Im grunde würde mir die Bezeichnung "Faserschuppen" am besten gefallen.
    Was mich nur wundert, ist die nicht konstante Ausprägung bei den Fruchtkörpern einer einzigen Kollektion.
    Aber so wie du das beschreibst, kenne ich auch "typische" C. mollis: Eben mit glatter, glänziger Hutoberfläche ohne irgendwelche "faserschuppenartigen Elemente".


    Es wäre ja aber auch vorstellbar, daß da teilweise Fruchtkörper beider Arten durcheinanderwuchsen. Wenn da irgendwelche Standard - C. mollis dazwischensaßen, dann habe ich die allerdings nicht eingepackt.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Die Sporen aus einem Abwurf (wie macht man den eigentlich bei Becherchen?


    Es geht ja beim Abwurf darum, wirklich reife Sporen zu werten und die Farbe zu bestimmen.
    Bei der Sporenpulverfarbe sieht es etwas schlecht aus bei den Winzbechern.
    Und wegen der Reife hat man eben Glück, wenn die Fruchtschicht so weit ist, dass man beim Mikroskopieren das Abschießen mitverfolgen kann.
    Solche gemessene Sporen sind der Idealfall. Ansonsten gehört wohl etwas Erfahrung dazu und man kann sich da auch irren, z.B. bei Exsikkaten oder reifemäßig falsch eingeschätzten Becherchen. Nicht wenige beschriebene Arten sind wahrscheinlich Ergebnis von falsch eingeschätzter Reife.


    Meine Deformierungsbeispiele bezogen sich nur auf dieses angerissene Teilthema......

    Zitat


    Was man übriegns auch gut machen kann: "Zystiden" züchten.


    ......nicht auf die eventuelle Schuppenbildung beim Stummelfüßchen.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


    Link: Gnolmengalerie

    Link: Auflösung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Die Farbe war gar nicht so das Entscheidende. Die Sporen sind ja in den allermeisten Fällen hyalin, da wird dann im Abwurf wohl weiß rauskommen.
    Es ging schon um den "richtigen" Reifegrad.
    Wenn man Abschüsse beobachtet, ist das ideal. Aber manchmal gehen ja auch unreife Asci beim Präparieren kaputt, deren Sporen schwimmen ja auch durchs Medium.
    Wenn ich Abschüses beobachte, habe ich meist erstmal ein Problem mit der Dynamik der Sporen: Die haben meist das Bedürfnis, irgendwo hin zu schwimmen, wo sie mir aus dem Blickfeld sind.
    Idealerweise hat man da ein Präparat, das sich schon gut beruhigt hat, also mit wenig Wasser unterm Deckgläschen, aber noch so ausreichend, daß da keine Wanderblasen unterwegs sind. Kurz nach dem Zusammeschrauben ist unterm Deckgläschen ja erstmal ein par Minuten alles im Fluss, was nicht irgendwo festgepinnt ist (zB mit Haken).


    Das ist bei größeren Pilzen halt viel entspannter, da macht man einen Abwurf, tropft da Wasser oder KOH3% drauf, Deckgläschen rüber, andrücken, überschüssige Flüssigkeit gleichmäßig wegtupfen, fertig. Da ist bei mir dann meist nicht mehr viel Bewegung im Präparat.



    LG; pablo.

  • Hallo Pablo!


    Naja, gehört ja nicht so richtig hier ins Thema.

    Zitat


    Wenn ich Abschüses beobachte, habe ich meist erstmal ein Problem mit der Dynamik der Sporen:


    Da geht es ja auch nicht unbedingt darum, jetzt gerade nach diesen davonschwimmenden 8 Sporen auf die Jagd zu gehen (was dann beim Einfangen natürlich noch idealer ist), sondern mehr darum, ein Gefühl für die Größe der reifen Sporen zu bekommen.
    Wenn man einen Ascus abschießen sieht, dann sind natürlich auch andere voll aufgebläht (turgeszent) und bereit und für gewöhnlich ist dann auch das Umfeld reichlich mit freischwimmenden Sporen besetzt.


    Schlechter ist es halt ohne diesen Effekt, denn dann kann das Sporenmaß stimmen oder größer sein.


    Übrigens, damit es nicht zu einfach bleibt, es gibt ein unterschätztes Gegenteil: man kann auch zu groß messen, nämlich dann, wenn man ein altreifes Apothezium vor sich hat, bei dem sich die Sporen im Vorkeimstadium befinden.
    Aber das passt alles nicht wirklich hierher.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


    Link: Gnolmengalerie

    Link: Auflösung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    In der Tat, da sind einige Punkte, die ich nicht bedacht hatte. :thumbup:
    Aber wohl war, das ist an dieser Stelle nicht die Thematik. Wir kommen aber sicher irgendwann drauf zurück. Die Welt ist voller Sporen, die noch zu untersuchen sind. ;)



    LG, Pablo.