Leucoagaricus barsii oder fuligineodiffractus?

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  • Hallo allerseits,


    hier bräuchte ich mal wieder eure Hilfe. Der Pilz ist mir zu exotisch, um ihn allein bestimmen zu können/ wollen. Leucocoprinus scheidet aus wegen ungerieftem Hut; ebenso Lepiota, da keine Schnallen.
    Habe ihn bei uns im Stadtpark Werder/ Potsdam an 2 Standorten innerhalb von 14 Tagen Ende August/ Mitte September 2010 gefunden:
    bei Buche/ Hainbuche bzw. Eiche, Robinie, Schneebeere, Ahorn
    Hut 4-6cm, jung tönnchenförmig, dann flach konvex, angedrückt fein fransig grauschwarzschuppig (rußig) mit durchschimmerndem weißen Fleisch, Mitte glatt, rußig-ockerfarben & feucht schmierig, trocken seidig glänzend, Rand eingerissen, fransig, auch alt oder feucht nicht gerieft
    Lamellen ca. 60...70 Stck., etwas eng, glatte Schneide, frei, weiß
    Stiel 5-6 x 0,7-1,0cm, Basis bis 1,8cm, glatt, keulig, hohl, Basis auch mit ockerlichem Ton, Ring hängend (!), häutig, weiß, Rand grauschwärzlich
    Fleisch sehr brüchig, weich, weiß, in Stielbasis an Fraßstelle orangeockerlich, sonst in Basis wäßrig grau
    Geruch fade, pilzig, Geschmack fade, mild
    Spp weiß, dextrinoid
    Sp. 6,2-7,4 x 3,6-3,8 µ, Q=1,60-1,95, glatt, dickwandig, mandelförmig, z.T. ellipsoid, apikal meist etwas ausgezogen, ohne Kp
    Basidien 17-21 (24) x 7...7,5 µ, 4sporig
    Cheilozystiden 7-12 µ breit, spindelig, lageniform, utriform, selten keulig, ohne Kristalle
    HDS liegende zylindrische bis spindelige Hyphen ohne Schnallen, in den Schuppen dunkelbraune Endglieder bis 260 x 5-8 µ, nicht inkrustiert.


    Auch L.melanotrichus sollte ausscheiden wegen anderer HDS-Struktur (kurzkettige Hyphen). L. barsii sollte einen spindeligen Stiel haben (was lt. Ludwig selten sein kann, passt ansonsten bis auf die Sporen, diese sollten elliptisch sein; meine mit eher spitzem Ende). L. fuligineodiffractus ist eine mediterrane Art, ansonsten passend (Sporen evtl. nicht so stark ausgestülpt wie im Ludwig dargestellt).
    Allesamt wohl äußerst selten. Was meint ihr?



    Sporen und Cheilozystiden


    HDS

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Achim!


    Die Gattung hat aber auch die Angewohnheit jenseits von zwei drei trivialen Arten unerhört abgefeimt zu werden. ;)
    Ahn Leucoagaricus barsii glaube ich nicht, da spricht makroskopisch der Habitus dagegen, sowie die Stielbasis. Zudem erscheinen mir die Sporen zu schlank für die Art.
    Was mir noch so in den Sinn kommt wäre Leucoagaricus sublittoralis mit etwas seltsam verwitterter Hutoberfläche (also fehlenden altrosa - Tönen). Wenn die Sporen nicht ein wenig zu klein wären, könnte das wenigstens mikroskopisch hinkommen. Und würde auch makroskopisch zu Habitus, Ring und Stielbasis passen.


    Hast du den Gröger II ?
    Da ist ein ordentlicher Leucoagaricus - Schlüssel drin. Nichts für schwache Nerven, aber anders geht's in der Gattung wohl auch nicht.


    PS.:
    >Bei Hans Bender<
    >auf Asturnatura mit Mikros<



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo, wenn die Ruß-Farbe nicht wäre... Der Hut meiner Funde ist eher von rußfarbenen haarigen Fasern, teils als Schuppen angeordnet, bedeckt. Und Farbe scheint in dieser Gattung eine nicht unerhebliche Rolle bei der Zuordnung zu spielen.
    Für L.sublittoralis passt allerdings ansonsten wirklich ganz ordentlich (Sporen an der untersten Grenze). Auch die Lamellentrama mit Hyphenbreiten bis 30 µ passt. Aber CZ sind deutlich größer mit 55 (70) x 16 (20) µ. Habe die CZ noch mal nachgemessen: 20-40 x 7-13 µ. Auch andere Arten (Gröger ab 21b, S.198) wie L. roseilivadus würden mikroskopisch z.T. gut passen.
    Fazit: nichts passt wirklich 100%ig. Nur L. fuligineodiffractus würde mikroskopisch und makroskopisch wie gesagt ganz gut passen, wenn da nicht Sardinien/ Spanien als Standorte für diese Art angegeben wären.
    Kennst Du evtl. einen Spezialisten für diese Gattung, dem ich meine Funde schicken könnte?
    LG Achim

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Achim.


    Du wirst da wohl recht haben: Die Hutoberfläche passt einfach nicht ins Bild. Weder in Struktur noch in der Färbung.
    Wenn es L. fuligineodiffractus wäre, dann wäre es eben ein Erstnachweis für Deutschland und Mitteleuropa. Kann passieren (Klimawandel, generell mangelhafte Daten bei seltenen und schwer bestimmbaren Arten).
    Frag doch mal Harald Zuehlsdorf ("Zuehli" im Forum): Von ihm habe ich zumindest schon mal den einen oder anderen Artikel über Egerlingsschirmlinge gelesen. Selbst wenn er persönlich zu keiner Einschätzung kommt, dann weiß er, an wen du dich wenden musst.
    Ansonsten wäre die Chefin auf dem Gebiet derzeit wohl Else Vellinga. Ist halt die Frage, ob du so weit gehen willst.



    LG, Pablo.

  • Achje, die Leucoagaricüsse. Auch eine dankbare Gattung um sich den Frust zu holen. Nach meinen letzten Bestimmungsversuchen war ich geneigt, die Gattung auch bei den Schlauchpilzen einzuordnen - man steht halt manchmal auf dem Schlauch.
    Bis jetzt gefällt mir von dem was zur Disposition steht noch nichts so richtig, obwohl ich dazu tendiere L. barssii nicht kategorisch ausschließen zu wollen. Von der Art ist zumindest im letzten Jahr häufiger berichtet worden. Gabs denn da nicht den Ansatz einer Wurzel, die kann ja auch beim Rauszupfen abgebrochen sein?
    Interpretiere ich das richtig, dass der Ring farblich gesäumt ist?


    Beste Grüße
    Harald

  • Makroskopisch passt der dort abgebildete Pilz ja 100%ig!!! (obwohl er lt. Gröger und Ludwig (als L.gauguei) irgendwie rosa oder lia getönt sein sollte) Auch Sporen (vielleicht nicht ganz zu papilliert) und HDS passen, aber leider die CZ nicht. Die sind halt spindelig oder utriform und nur manchmal keulig. Bei L.griseodiscus sind die ja fast alle zyl.-keulig....muss das sein? Denn als ich den Pilz mir anschaute, dachte ich sofort, das isser.


    beste Grüße
    Achim